Am Donnerstag vor Sylvester habe ich festgestellt: Ich bin Alkoholiker. Es gibt eine Stammkneipe, in die ich schon seit Jahren gehe, und dort habe ich Mittwochs Abends 3 Bier getrunken. Ich dachte noch, ok, 3 Bier, und dabei bleibts. Meine Freundin, welche nicht bei mir wohnt, ist dann zu sich nach Hause gegangen, und ich zu mir (ohne streit oder so, sie hat eine Tochter und wollte halt dort übernachten). Und was hab ich gemacht? Klar, noch zur Tanke und nochmal 3 Bier (es war schon ca. 3 Uhr)! Am nächsten Tag (der Donnerstag) fühlte ich mich so schlecht, das ich mir erstmal darüber klar wurde : "Stop Drinkin' ". Und da wurde mir erst richtig klar, ich bin Alkoholiker.
Seit etwa 2 Monaten habe ich bemerkt, das ich , wenn ich getrunken habe, Panikattaken sowie Schweisausbrüche und Herzrasen bekomme. Deshalb bin ich drauf gekommen, mal im Internet zu surfen. Vorher hatte ich nie Probleme, wenn ich getrunken hatte.
Ich drinke jeden Abend ca. 4 Bier, wenns krass kommt dann 6, ist aber eher selten. Das schon seit ungefähr 3 Jahren. Meine Freundin denkt nur, ich bin ein Party-Typ und habe halt gelegentlich meinen Suff. Ich will damit aufhören, und hab dann einfach mal nach "Entzug" gesurft, und bin dann in euerem Forum gelandet. Die letzten 4 Tage habe ich nach dem "Augenöffnen" durch euer Forum dann trocken verbracht (Sylvester Party war kein Problem! Trotzdem das ich unter einer saufenden Meute war, hatte ich meinen Spaß und den ganzen Abend lang Mineralwasser pur!), hatte keine nennenswerten Entzugserscheinungen, außer Schlafmangel. Auch die Panikattaken wurden weniger, ich spürte es "kribbeln" aber es war kontrollierbar. War eine SUPER Erfahrung!!!
Leider hab ich heute versagt. Wir hatten einen Film angeschaut, und als ich sie dann heimgefahren hatte, fuhr ich danach noch bei der Tanke vorbei und holte mir drei. Jetzt sitz ich hier, das dritte ist leer, und ich denk ich werd jetzt dann ins Bett gehen.
An dieser Stelle, euch allen ein echtes Lob! Unglaublich was ich hier lesen konnte. Das war sooo wichtig für mich. Endlich die Augen geöffnet, und endlich nicht mehr das "ich bin allein" Gefühl.
Heute habe ich das Gefühl, mein Wille war nicht stark genug. Ich denke "ich kann das aber!"
Was denkt ihr, soll ich nochmal einen Entziehungsversuch "nebenbei" starten? Ich denke schon.
Oder soll ich einen kontrollierten Entzug machen?
Was mir aufgefallen ist: das heute ist passiert, weil ich allein war. Währe jemand da gewesen, hätte ich nichts getrunken.
> Da wäre professionelle Hilfe sicher angebracht. Hast du das > nur wenn du Alkohol getrunken hast? Beim Entzug?
Hallo Ralf, vielen Dank für die Reaktion!
Ich habe es scheinbar nur am Folgetag nach Alkoholgenuss. Wenn ich z.B. einen Tag Pause einlege wird es spürbar besser, und heute (der 4. Tag Pause), konnte ich es nicht mehr wahrnehmen, sprich hatte keine Probleme.
> Was sagt deine Freundin zu deinem Trinkverhalten?
Meine Freundin denkt: "er trinkt zwar ein bisschen viel ...". Da wir (noch) getrennt wohnen, habe ich oft die Chance, heimlich zu trinken. Und am nächsten Tag (wir sind beide berufstätig) sind die Beschwerden am Abend schon halbwegs weg, so das sie es nicht merkt. Manchmal bin ich halt "ein wenig Müde" oder "fühl mich nicht gut".
Ich weiss, das dies ein todsicheres Alkoholikerverhalten ist. Ich belüge mich selbst.
> Welches Gefühl treibt dich zum Großdealer (Tanke)?
Sobald ich alleine bin, verspüre ich den Drang zu trinken.
nimmst du irgendwelche Medikamente oder Drogen? Hast du früher mehr getrunken? Irgendwie sind deine Symptome für deine Trinkmenge und Trinklänge etwas untypisch.
Übrigens mit Wille hast du keine Chance gegen Sucht. Das ist wie wenn ein gelähmter Laufen will. Das klappt einfach nicht.
Wenn du hier schon länger gelesen hast weißt du ja das die nächsten Wege zum Suchtberater und zu einer SHG sein sollten.
> nimmst du irgendwelche Medikamente oder Drogen? Hast du > früher mehr getrunken? Irgendwie sind deine Symptome für > deine Trinkmenge und Trinklänge etwas untypisch.
Nein, keine Medis sowie andere Drogen. Ich hatte früher auch nicht mehr getrunken. Früher war es so, das ich nicht unter der Woche getrunken hatte, dafür nur am Wochenende, und da dann meistens viel (ca. 8 Bier). Heutzutage ist es mehr regelmäsig, dafür aber bleibt es meist bei 4 Bier. Schätze mich als Spiegeltrinker ein.
> Übrigens mit Wille hast du keine Chance gegen Sucht. Das > ist wie wenn ein gelähmter Laufen will. Das klappt einfach > nicht.
Wieso konnte ich dann mit meinem Willen das Rauchen aufhören? Ist das keine Sucht?
> Wenn du hier schon länger gelesen hast weißt du ja das die > nächsten Wege zum Suchtberater und zu einer SHG sein > sollten.
Ja, danke für den Tipp. Ich denke auch, das das mein nächster Schritt ist.
Trotzdem möchte ich gleich morgen wieder einen neuen Versuch starten - rein in eine alkfreie Welt!!!
das Du es wieder versuchen willst, ist ein guter Ansatz. Nur es als "Versuch" zu bezeichnen, ist eigentlich schon zum scheitern verurteilt. Du mußt es wollen. Der Wille allein reicht zwar aucht nicht, aber er hilft Dir. Versuche Dich einfach mal anders zu verhalten, damit Du die Gefahrensituationen verringerst. Nur nicht trinken reicht nicht, Du mußt auch was an Deinem Leben verändern.
warum glaubst du ,du bist alkoholiker? wegen den paar bierchen.ich würde da erst noch mal weiter probieren bis ich das genau weiß. ein gut gemeinter rat von mir als gast.
Hallo Gast, auf Deinen "gutgemeinter Rat" kannst ja wahrlich stolz sein, so ein hilfsbereiter Zeitgenosse! - kann es sein, dass Du selbst einfach noch eine Absolution und einen Freibrief für eigenen fragwürdigen Konsum brauchst, oder warum gibst Du einem ernstzunehmenden Ratsuchenden solch eine ignorante Antwort? Spricht da einfach der Neid, weil es jemandem erpart bleiben könnte, noch mehr durchzumachen bis er in Deinen Augen auch mengenmässig "so weit" ist, von jedem als Alkoholiker ? Reicht es nicht aus, wenn jemand für sich ganz persönlich erkennt, dass da was nicht stimmt und tatsächlich Initiative ergreift, was an dieser beginnenden oder bereits bestehenden Schieflage zu ändern? Ausserdem hätte ich z.B. in dieser Phase die wahren Mengen bereits kosmetisch nach unten korrigiert, mal nebenbei bemerkt. vielleicht also auch nur die spitze des Eisbergs, ich könnts verstehen. Verstehst Du das unter Hilfe? Ausserdem: Nicht die Menge allein (obwohl die auch hier m.E. durchaus äusserst kritisch ist!!!) ist entscheidend dafür dass Alkohol ein Leben und eine Persönlichkeit zerstören kann. , Wenn einer das schon erkennt, bevor er erst soweit ist dass er auch morgens die Wodkaflasche ansetzt die dann bis Mittags leer ist (oder welche "Rahmenbedingungen" er sonst so erfüllen muss um auch für Dich die Legitimation als Alkoholiker zu erhalten) , dann erspart er sich viel Leid, das unweigerlich folgen wird, wenn er einfach so weitermacht wie bisher. Genau das will und tut er nicht, und ich bewundere diese Fähigkeit zur frühen Selbsterkenntnis. Es beweist dass da jemand in der Lage ist, ehrlich zu sich selbst zu sein, und sowas verdient Respekt und kein lapidares Abtun durch andere, die dazu (noch?) nicht in der Lage sind.
Der Beitrag als "Hallo Gast" war von mir. *erröt* So nun werd ich mich wohl besser endlich "ordentlich" hier anmelden, damit mir das nicht nochmal passiert. Ingrid
Finde ich toll das Du eine Kurskorrektur machst bevor es zum Schiffsbruch kommt.
Da Du denn Willen angesprochen hast und deinen Erfolg das Rauchen aufgegeben zu haben, möchte ich Dir doch ein paar Sätze dazu sagen.
Also grundsätzlich kann man die Nikotin Sucht nicht mit der Alkohol Sucht vergleichen da Nikotin nicht Bewusstseins verändernd wirkt.
Weiters ist der Sitzt unseres Willens im Großhirn gelagert und der der Emotionen im Limbischen System und das teuflische am Alkohol ist das er um ins Limbische System zu gelangen nicht erst die Großhirn Schranke passieren muss sondern direkt wirkt, dh. er kann ohne Hindernisse die Gefühle verändern, ohne das der Wille dazu "gefragt" wurde.(und das passiert sogar schon wenn "nur" der Saufdruck einsetzt, man weiß das man im Begriff ist eine Dummheit zu machen und hat trotzdem damit zu kämpfen ,eine ziemlich paradoxe Angelegenheit. Weil auf eine heiße Herdplatte greif ich ja auch nicht hin da mir die Folgen bewusst sind, beim Alkohol ists wie schon gesagt anders.
Daher kann man Alkoholiker auch nicht als Willensschwach bezeichnen da der ja erst gar nicht zum Einsatz kommt, und gefolgert von diesen Dingen ists jetzt auch klar warum man es mit dem Willen allein gar nicht schaffen kann da es sich bei der Konsumption um eine reine Gefühls Angelegenheit handelt.
Ich habe gelernt mich meinen Gefühlen zu stellen und viele unangenehme Situationen einfach auszuhalten ohne mich sofort wieder in meine Fantasie Welt zu stürzen.
Und was die Menge betrifft, die ist glaube ich von Fall zu Fall verschieden, es kommt halt drauf an was mit einem passiert wenn man trinkt, und wenn Du Dich nicht wohl fühlst dabei dann ists allemal die richtige Entscheidung aufzuhören.
> Ausserdem: Nicht die Menge allein (obwohl die auch hier m.E. > durchaus äusserst kritisch ist!!!) ist entscheidend dafür > dass Alkohol ein Leben und eine Persönlichkeit zerstören > kann. , Wenn einer das schon erkennt, bevor er erst soweit > ist dass er auch morgens die Wodkaflasche ansetzt die dann > bis Mittags leer ist (oder welche "Rahmenbedingungen" er > sonst so erfüllen muss um auch für Dich die Legitimation als > Alkoholiker zu erhalten) , dann erspart er sich viel Leid, > das unweigerlich folgen wird, wenn er einfach so weitermacht > wie bisher. Genau das will und tut er nicht, und ich > bewundere diese Fähigkeit zur frühen Selbsterkenntnis. Es > beweist dass da jemand in der Lage ist, ehrlich zu sich > selbst zu sein, und sowas verdient Respekt und kein > lapidares Abtun durch andere, die dazu (noch?) nicht in der > Lage sind.
Hallo Ingrid, vielen Dank für den Kommentar. Bin heute sehr früh aufgestanden, und es geht mir so naja. Auf alle Fälle geh ichs jetzt wieder an!
Zu deinem Kommentar: Ich denke auch das die Menge fast völlig uninteressant ist, abgesehen vom körperlichen Schadenspotiential. Ich habe zum Beispiel Wein in der Wohnung, schon seit Jahren, und ich rühr ihn nicht an, weil ich eben nur Bier trinke. Ich denke ich bin auch noch weit entfernt davon, ein Bier z.B. gleich früh anzusetzen. Aber das ist nicht der Punkt. Ich sage, ich bin Alkoholiker, weil: -> es meine Persönlichkeit verändert, und ich das merke! Heimlichtuerei vor dem Lebenspartner, Selbstbetrug ("du kannst doch ein paar trinken, kannst ja ausschlafen), Tote Punkte auf der Arbeit. Ich merke es, und schiebe es vor mir her. In dem Moment verändere ich meine Psyche. -> ich es an den Schicksalen anderer schon gesehen habe, was Alkohol anrichten kann. Der Deliertod eines Bekannten aus der Jugend hat mir schwerstens zu denken gegeben. Aber auch laufende Alkoholikerkarrieren in der Bekanntschaft gehören dazu. Ich erkenne mich selbst bei so manchen Typen, und dann wird es mir bewusst! -> ich schlicht Angst vor einer Alkoholkarriere habe! -> ich genau weiß, das die Trinkmenge, obwohl das hier einige als "nicht soviel" abtuen, abnormal hoch ist!
Ich glaube ich habe einen anderen Lebenssinn, als rumzuhängen und Alk in mich zu schütten. Ich möchte die wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht verlieren. Ich werd jetzt wieder all meine Motivation zusammennehmen, und ab heute wieder anfangen.
> Also grundsätzlich kann man die Nikotin Sucht nicht mit > der Alkohol Sucht vergleichen da Nikotin nicht > Bewusstseins verändernd wirkt.
Hallo Harald! Ja, das glaube ich.
> Weiters ist der Sitzt unseres Willens im Großhirn gelagert > und der der Emotionen im Limbischen System und das > teuflische am Alkohol ist das er um ins Limbische System > zu gelangen nicht erst die Großhirn Schranke passieren > muss sondern direkt wirkt, dh. er kann ohne Hindernisse > die Gefühle verändern, ohne das der Wille dazu "gefragt" > wurde.(und das passiert sogar schon wenn "nur" der > Saufdruck einsetzt, man weiß das man im Begriff ist eine > Dummheit zu machen und hat trotzdem damit zu kämpfen ,eine > ziemlich paradoxe Angelegenheit. Weil auf eine heiße
Genau DAS ist mir gestern passiert! Als ich die drei kaufte, war mir schon klar, wie bescheuert das wieder ist. Man macht es aber trotzdem!
> Daher kann man Alkoholiker auch nicht als Willensschwach > bezeichnen da der ja erst gar nicht zum Einsatz kommt, und
Jou.
> Ich habe gelernt mich meinen Gefühlen zu stellen und viele > unangenehme Situationen einfach auszuhalten ohne mich > sofort wieder in meine Fantasie Welt zu stürzen.
Nun, für mich heisst das, ich könnte versuchen, möglichst viele "Standartsituationen" zu ändern. Nach dem Motte, tue einfach etwas anderes an der Stelle, wo du normalerweise trinken würdest. Ich habe gemerkt, das Gewohnheit das Verlangen fördert. Es ist wie: "ahhh da bin ich im sicheren Hafen, jetzt erstmal abschalten.". Irgendwie muss ich das ändern, ich brauch mehr Abwechslung.
bin selber erst ein paar Tage im Forum und habe Deinen Bericht "mit wachsender Begeisterung" gelesen.
Mir geht es genauso wie Dir nur mit Wein. Bei einigen Berichten hier, habe ich mich auch schon gefragt: "Hmmm...die haben ja Alle viel mehr getrunken und schon morgens usww....vieleicht habe ich ja gar kein Problem??" Bin aber auch zu dem Entschluß gekommen (auch aufgrund von meiner Eßstörung in meiner Vorgeschichte), das Alarm angesagt ist. Ich denke Du hast eine sehr gute Wahrnehmung von Dir und erkennst die Zeichen früh genug. Herzlichen Glückwunsch!!! Bei mir hat es über 10 Jahre Therapie gebraucht um da hin zu kommen. Also...mach weiter so...Du schaffst das!!!
Also ich hatte zu Weihnachten ein bißchen zu kämpfen,da dauerte der Saufdruck so ca 1 Stunde an, nachdem ich das aber dann ausgehalten habe hab ich mir gleich mal selbst gesagt ,gut gemacht damit hast Du schon mal ein bißchen Training für Silvester absolviert und das ist dann auch gut gegangen.
Ich muß aber auch zugeben das ich Silvester zuhause verbracht habe und bis auf ein gutes Essen und ein bißchen Bleigießen mit den Kindern nicht viel gemacht habe da ich mich bewußt keinen Risiko Situationen aussezten wollte.
Wenn der Saufdruck kommt, kommts oft zu so einem Tunnelblick,alles andere um einen herum verschwindet und man denk nur noch an Alkohol,...ich zwing mich dann an meine Familie zu denken oder an meinen Hund für dessen Morgenspaziergang ich verantwortlich bin und wenn ich was trinken würde dann würde ich am nächsten Tag wortwörtlich in der Sch... sitzen.
Da hilft auch so ein Notfallzettel mit Dingen auf die man sich konzentrieren sollte wenns kritisch wird,...1 Liter Wasser in der Akut Phase und natürlich Schokolade.
Ich war nie ein Süssigkeiten Esser, aber für solche Momente gehört so eine Tafel zu meinem Standard Repertoir.
ZitatGepostet von Wildatheart Also grundsätzlich kann man die Nikotin Sucht nicht mit der Alkohol Sucht vergleichen da Nikotin nicht Bewusstseins verändernd wirkt.
Einspruch.
Nikotin macht zwar keine direkten Rauschzustand. Aber es spricht genauso das Belohnungssystem an, und es verändert das Bewusstsein dergestalt, dass man glaubt, dass es ohne Nikotin nicht mehr geht.
Das ist zweifelsohne eine Bewusstseinsveränderung. Die tritt beim Nikotin übrigens schneller ein als bei jeder anderen Droge. Nikotin ist die Droge, bei der prozentual die meisten, die es probieren , auch abhängig werden. Selbst Heroin ist da vergleichsweise harmlos.
Und auch beim Vergleich der langfristigen Schäden und dem Verlust an Lebensqualität hält Nikotin dem Vergleich mit dem Alkohol ohne weiteres stand. Braucht ja nicht Lungenkrebs sein, ne obstruktive Bronchitis tuts auch, wenn man nach 5 Schritten keine Luft mehr kriegt. Ist übrigens auch für die Angehörigen nicht schön.