als ich 2003 mich so richtig in der Scheiße fühlte und fast dem Alk ergeben hatte, hab ich tagelang nicht mal den Briefkasten geleert... Unter anderen "Fehlleistungen" passierte es mir dann einmal, daß ich Freitagnachmittag(Brückentag!) einen Brief vom Arbeitslosenamt vom Dienstag fand, ich solle mich selbigen Freitags 10(?)Uhr zwecks Meldekontrolle einfinden...Hätte mich fast bis 6 Wochen Sperre gekostet. Seit ich "trocken" bin, sag ich mir immer "'Es' geht ja 'davon' nicht weg!" Wobei dieses "davon" Saufen oder eben Post-nicht-lesen oder sonstwas ist Ich leere jetzt (fast) jeden Tag "ordentlich" meinen Briefkasten, schmeiß die Reklame weg und beantworte das, was ich muß, abgeheftet... Den Rest, gelesen&schulter-gezuckt, leg ich beiseite aufn Haufen.
Als mir meine Unsicherheit über dem Kopf zusammenschlug, bin ich zur Arbeitslosenhilfe gegangen. Ergebnis: "Schön, daß wir mal drüber geredet haben..." War wirklich schön, für paar Stunden...oder Tage? Aber dann wars wieder wie vorher...
Find ich gut, daß du dich an jemand um Hilfe gewandt hast! Viel hängt von der Kompetenz des Helfers ab, IMHO...
Hallo ihr, ich kenn das auch. Keinen Mut haben. Sich selber (meint ich mir) nix mehr zutrauen können. Hatte in nassen Phasen auch immer Angst, den Briefkasten zu leeren. Jetzt bin ich 1 1/2 Jahre trocken. Gestern hab ich auch wieder Angst vor einem Brief gehabt. War von den Verkehrsbetrieben.. bin doch gar nicht schwarz gefahren! Ne Antwort auf eine uralte Bewerbung.
Es ist aber mit jeden Tag ohne besser geworden! Wird alles schon.. vertraue.
sooo, die sozialarbeiterin war da, die briefe sind auf und nirgendwo war ein springteufel drin, der mich in die nase gebissen hätte....
morgen geht es dann zur hartz IV-antragsstelle, damit meine brötchen und das katzenfutter gesichert sind. ja, und dann heißt es fleißig weiter bewerben.
wähh, fühle mich heute schrecklich nutzlos, furchtbar unruhig, zerfahren und gelangweilt. Nachdem ich jetzt die letzten 2 tage auf diversen Ämtern rumgerannt bin und alles auf den Weg gebracht habe, halte ich anscheinend dieses neue Gefühl „ohne- schlechtes-.Gewissen-sein“ nur schwer aus.
Ja, im Grunde genommen könnte ich mich jetzt so richtig schön zurücklehnen und mir was Nettes gönnen... - aber diesen Gedanken will ich gar nicht weiter ausspinnen, weil meine Gedanken dann wieselflink beim Alk landen könnten.
Naja, putze ich halt meine Wohnung weiter und vielleicht fällt mir ja by-the-way doch noch eine angenehme Belohnung ein...
und wieder sind bei mir 10 alk-freie tage in´s land gegangen. ich merke, dass ich gelassener werde, dass ich meine ansprüche an mich selbst ein wenig herunterschraube. fällt des öfteren noch schwer, aber immerhin "erwische" mich dabei und kann versuchen, gegenzusteuern. ebenfalls merke ich, dass mir das alleinsein im moment recht gut tut. im moment ist zwar meine schwester auf besuch, das finde ich auch ganz nett und unterhalte mich gerne mit ihr, aber irgendwann finde ich es auch dann ok wieder meine bude für mich zu haben.
vor meiner ganzen depri-alk-geschichte bin ich zimlich draußen rumgewirbelt: in einen chor, eine theaterguppe, auftritte am wochenende, meine arbeit, die auch viel mit menschen zu tun hatte....
als ich aus der lzt raus bin, hatte ich auch den anspruch da voll wieder einzusteigen - aber im moment bin ich am überlegen, ob mir das wirklich soooo viel gebracht hat. andererseits will ich ja auch nicht zur sofakartoffel verkommen, oder ist das schon wieder druck, den ich mir mache?
naja, was ich auf jeden fall gemerkt habe ist, dass sich trotz der äußerlichen untätigkeit in meinem denken und fühlen sehr viel tut, einfach nur durch die trockene zeit, die vergeht. ja, und dass ich da bewußt mit "gewalt" bei vielen dingen garnichts ändern kann oder muss. einfach ein bischen geduldiger sein und die zeit wirken lassen...
@biene: danke für die blumen... du hast mir in meiner anfangszeit ganzschön geholfen und viele denkanstöße gegeben. so. das war ein blumensträußchen zurück
irgendwie scheine ich dieses schlechte-gewissen-gefühl dringenst zu brauchen... wenn ich mir nicht gerade mal sorgen um's liebe geld mache, dann darum, dass ich mich immer noch in bezug auf mein altes umfeld auf tauchstation befinde.
da tobt dann die trübe, graue nordsee in meinem hirn herum und flüstert oder droht mit diversen "du müsstest, du solltest, ect". naja und dann das rumgrübeln ob ich denn WIRKLICH muss und soll.
im grunde genommen reichen mir die kontakte, die ich im moment habe. ein paar nette leute in der nachsorgegruppe, eine davon ist sogar aus der LZT-klinik, neue bekannte aus der shg, ein paar saufnixer live in stuttgart geseehen und meine psychotherapie fängt auch bald an.
ich empfinde es im moment noch als zu anstrengend nach einem 3/4 jahr meinen alten bekannten die neue, verbesserte leona zu präsentieren.
blöde grübelei, blöde!
sooo, mal wieder müll abgeladen, schön, dass dieses board so geduldig ist...
ohhhh, menno, so langsam verstehe ich den spruch mit dem trockenen alkoholiker, der ein held ist. für die letzte woche würde ich mir am liebsten selbst das eiserne kreuz oder so verleihen. ständig gebeutelt von saufdruckattacken, die ich dann mit (fast) allen hier genannten mittelchen bewältige - bis zum nächsten mal.
und dann das ständige grübeln warum und wieso mich der gollum anfällt. WOMIT habe ich noch nicht abgeschlossen, WAS ist der tiefere grund, WO liegt denn nun mein eigentliches problem... und dazu die schuldgefühle, weil wenn ich WIRKLICH und ERNSTHAFT mit dem alk abgeschlossen hätte, würden diese blöden attacken ja nicht kommen - oder?
na, und so grabe und grabe ich mit schaufel und spitzhacke mein hirn um, auf der suche nach einer lösung. anstrengend, sowas.
immerhin habe ich meine verkalkte espresso-maschine in die gänge gebracht und mache mir jetzt zur stärkung einen lecker cappucino. so.
weil wenn ich WIRKLICH und ERNSTHAFT mit dem alk abgeschlossen hätte, würden diese blöden attacken ja nicht kommen - oder?
Hi Leona,
kann sein...kann nicht sein...weiß ich nicht.
Aber zum Aufhören muss man auch nicht unbedingt komplett mit dem alkohol abgeschlossen haben....das kann man sich auch im Laufe der Abstinenz angewöhnen...
Geh weiter Deinen (trockenen) Weg....dann lassen diese Attacken auch nach und viele Deiner Pseudo-Probleme lösen sich auf.
Einfach nicht beirren lassen....glaub mir,ich hab am Anfang auch manches Mal die Zähne zusammengebissen wenn mein Sauf-Turnus mal wieder da war...und urplötzlich wie von Zauberhand irgendwo "Probleme" auftauchten...
Auch "Trockensein" ist eine Gewohnheit.... genauso wie vorher der Griff zur Flasche.
Halt die Ohren steif...und mach keine Dummheiten ..sonst sitzt Du bald wieder im Bdemantel auf dem Sofa und schwelgst in Depressionen ..und das wollen wir alle doch nich...odda?
Biene2, da muss ich dir voll recht geben, dass Trockensein auch eine Gewohnheit ist. Für mich war es schon nach kurzer Zeit "der Normalstatus", was aber nicht heißen soll, dass ich nie an das Trinken denke. Es gibt immer wieder diese "Momente", aber die vergehen wieder und werden auch seltener, also kann ich ganz normal weiterleben. Hauptsache ohne Alk. Da bin ich schon entschlossen.
Ich glaube, eine große Hürde ist, wenn man diese Vorstellung von diesem "nie wieder" hat. Man hat das Gefühl, dass man durch das "Alkoholverbot" lebenslängliche Entbehrung leiden würde. Viele ertragen den Gedanken nicht und fangen deswegen wieder zu trinken an oder hören erst gar nicht damit auf. Erst nach längerer Zeit ohne Alkohol erlebt man, dass es eine falsche Vorstellung war und dass man ganz und gar keine Entbehrung leidet, im Gegenteil.
danke für die posts. war ganz tapfer die letzten tage, habe mich viel abgelenkt und es geht mir auch wieder besser. keine blöden attacken mehr bisher - göttinseidank.
es ist nicht so, dass ich dem alk jetzt generell hinterherheule, wirklich nicht. bin absolut froh, mir dieses gesöff vom hals geschafft zu haben. ich hoffe jetzt einfach mal, dass die attacken seltener werden mit der zeit. soll ja auch 6-8 monate dauern, bis das gehirn seinen endorphin-spiegel wieder einigermaßen selbst regulieren kann...
werde heute mal ins schwimmbad gehen, das kurbelt ja auch ein bischen an.
Es sind nun erst einige Wochen her, dass Du aus der LZT zurück bist. Es ist normal, dass in der ersten Zeit schon noch öfter der Wunsch nach Alk. entsteht. Halte durch. Je länger du ohne Stoff lebst um so seltener wird dieser Wunsch. Irgendwann wir das, was Du jetzt noch als Belastung empfindest das normalste auf der Welt für Dich sein. Ein Leben ohne Alkohol.
hallo Leona, du schreibst es ja selber: " . . einfach ein bischen geduldiger sein und die zeit wirken lassen..." Jaja, olle Maxe kann gut reden. Weiß ich. Aber auch ich habe mal mit solch blöden Gedanken und Ängsten und dann auch noch Krisen angefangen, mein neues Leben bange bange zu gestalten. Und darum tue ein gleiches!! Wäre doch gelacht, und schade um dich liebe Person (hat Ellen2 eben auch gesagt), Max
Wie geht es dir denn inzwischen- wir haben uns ja leider auch auf Saufnix-Stuttgart gar net unterhalten können... Hoffe, dein Gollum springt net mehr soviel im 5-Eck bzw. versucht dich springen zu lassen, wie noch vor 2 Wochen
Hallo schneeflocke, max, ellen und die anderen lieben,
haaach, es tut einfach gut zu wissen, dass ich hier auf dem board immer die möglichkeit habe, zu schreiben, wenn es mir schlecht geht und es mitleser/innen gibt, die aufmunternde worte parat haben... Das ist ein total wichtiges Gefühl für mich.
Jaaa, anderseits muss ich zugeben, dass ich im moment auch nur hier reinschreibe, wenn ich etwas zu quengeln habe. Ist so ein bischen wohl auch eine schreibblockade. Wenn ich was getrunken hatte, habe ich im internet geschrieben wie ein weltmeister und so nüchtern meine ich nun, ich könnte nur dann was schreiben, wenns wirklich unter den nägeln brennt.
Der blöde gollum, der blöde, gibt im moment ruhe und den bademantel mag ich auch nicht mehr leiden. Hatte letzte woche ein gespräch mit meiner fallmanagerin, mein berufliches selbstbewußtsein ist noch ziemlich am boden, aber das wird jetzt auch aufgepäppelt.