Ich wollte dir zu deinem Posting von Sonntag abend noch was schreiben. Das tue ich hiermit, wenn auch etwas spät.
Ich war erst mal "platt", so eine Reaktion von dir hatte ich nicht erwartet. Aber sie hat mich sehr gefreut. Auch weil ich dich jetzt ein wenig besser verstehen kann, denn einer verzwickten Lage bist du wirklich. Bei mir kam beim Lesen zwischen den Zeilen irgendwie Gefühlsverwirrung und ein bißchen Verzweiflung an. Aber das ist nur mein subjektiver Eindruck. Ich wünsche dir und deinem Mann wirklich sehr, daß ihr das Ganze doch ein bißchen entwirren könnt.
Zitat: "Ich denke keiner kann sagen ob Trinkpause oder nicht"
Sehe ich auch so. Nur: wenn ich die Möglichkeit der Trinkpause schon vorher DENKE, finde ich das für MICH gefährlich. Ich versuch’s mal mit `nem Vergleich: Wenn ich Abgrund stehe, besteht die Gefahr, dass ich Abstürze. Das ist Fakt. Wenn ich außerdem weiß, dass ich Höhenangst habe, wie verhalte ich mich dann? Ich schaue NICHT in den Abgrund, weil ich WEISS, dass mir dann schwindlig wird und ich DANN sehr leicht die Balance verlieren kannn. Stattdessen konzentriere ich mich auf den festen Boden unter meinen Füßen und den Weg, der vor mir liegt. Natürlich weiß ich trotzdem, dass der Abgrund noch da ist und immer da sein wird.
Zum Thema “Endgültigkeit“
Du hattest ein ungutes Gefühl bei meiner Formulierung "diesmal weiß ich es". Damit meinte ich aber keineswegs irgendeine "Endgültigkeit", sondern hauptsächlich, dass ich weiß, dass es diesmal anders ist. Ich denke diesbezüglich überhaupt nicht in Zeiträumen, sondern in "Zuständen". Aber das ist eine Frage der persönlichen Interpretation und ich will auch nicht schon wieder anfangen zu "philosophieren"…
Zitat: “ Ich habe einfach das angenommen, was die mir sagten und schlicht und einfach ihnen (den alten Hasen - zu denen ich mich nicht zähle)geglaubt.“
Treffer. Punkt für dich. Da hast du nämlich einen meiner “wunden Punkte“ getroffen. Genau das kann ich nicht und konnte ich nie. Sobald jemand von mir verlangt, einfach mal irgendwas erst mal zu anzunehmen (also auf den Erfahrungsschatz des anderen zu vertrauen), setzt bei mir das ganze Programm innerlicher Abwehrreaktionen ein, da stellen sich die Nackenhaare auf und mein Blutdruck schießt innerhalb von Millisekunden in wahrscheinlich astronomische Höhen. Das ist die totale Überreaktion. Selbst wenn ich etwas nicht annehmen will, könnte ich ja einfach ganz gelassen bleiben. Genau das kann ich aber nicht. Und ich habe keine Ahnung wieso, nicht den allerblassesten Schimmer…
"Sobald jemand von mir verlangt, einfach mal irgendwas erst mal zu anzunehmen (also auf den Erfahrungsschatz des anderen zu vertrauen), setzt bei mir das ganze Programm innerlicher Abwehrreaktionen ein, da stellen sich die Nackenhaare auf und mein Blutdruck schießt innerhalb von Millisekunden in wahrscheinlich astronomische Höhen. Das ist die totale Überreaktion. Selbst wenn ich etwas nicht annehmen will, könnte ich ja einfach ganz gelassen bleiben. Genau das kann ich aber nicht. Und ich habe keine Ahnung wieso, nicht den allerblassesten Schimmer…
kenn ich, kenne ich sogar verdammt gut. Durch das, was ich im letzten halben jahr erlebt und auch gelesen habe, hat sich dieses " ich verbrenne mir lieber die pfoten, als jemanden zu glauben der herd ist heiß", verändert. Das hat bei mir einen ganz einfachen grund: Ich kannte zwar die morgendliche, verkaterte absicht heute nichts zu trinken, da es mir aber im laufe des tages immer besser ging habe ich abends eben doch getrunken. Will sagen, ich habe getrunken und dann silvester letzten jahres aufgehört. Ich weiß nicht wie es ist einen rückfall zu haben, aber ich lausche den berichten derjenigen die diese erfahrung gemacht haben, ganz besonders aufmerksam. Eins haben diese alle gemein, eine absolut unschöne erfahrung zu sein. Eben weil ich diese nicht machen will, glaube ich den vielen berichten. Ich glaube, dass ich ein suchtgedächnis habe ( vor einem halben jahr wusste ich nicht einmal das es sowas gibt.....) und die finger vom alkohol lassen sollte wenn ich dieses nicht aktivieren will. Zum ersten mal in meinem leben muss ich eine erfahrung nicht selber machen, schlicht weil es mir zu gefährlich ist. Mittlerweile habe ich auch den eindruck, dass eben gerade fehlende geduld und gelassenheit meinerseits mit gründe dafür sind, dass ich getrunken habe. Nicht immer, aber immer mal wieder merke ich, dass ich gelassener werde- klar kann ich noch immer abgehen wie eine rakete, aber es gibt mittlerweile situationen, wo ich mich entspannt zurücklehne und denke- nö, dass regt mich jetzt nicht auf, verwundert guck, bin ich das? Und dann feststelle, ja das bin ich. Bin mal gespannt was da noch so an verschütteten wesenszügen ans tageslicht kommt. Keine ahnung warum ich dich hier zutexte, kam bei mir so hoch, als ich obriges zitat las. Mit lieben gruß Hermine
hi ihrs, "Zum Thema “Endgültigkeit“ Du hattest ein ungutes Gefühl bei meiner Formulierung "diesmal weiß ich es". Damit meinte ich aber keineswegs irgendeine "Endgültigkeit", ""sondern hauptsächlich, dass ich weiß, dass es diesmal anders ist."" Wunderbar getroffen!! Und genau dieses kann man jemandem, der das nicht erlebt hat, kaum vermitteln. Das hat mit Gewissheit zu tun, nicht Wissen, trotz allgegenwärtigem "Abgrund". ich grüße euch, Max
Hermine, dein Beitrag spricht mir aus der Seele. Ich verändere mich auch laufend, und bin jetzt erst seit 5 Wochen trocken. Ich merke richtig, wie ich ruhig und ausgeglichen werde, ich ewiges Nervenbündel. Ich weiß auch nicht, ob das vom Nichttrinken kommt oder von der Arbeit an meinen Problemen. Es ist einfach schön, es zu beobachten. Du sagst es, wer weiß, was da noch kommt an verschütteten Eigenschaften.
Zum Thema Rückfall hab ich mittlerweile dieselbe Einstellung wie du: Die hier beschriebenen waren allesamt nicht schön und MEINER nach Woche 2 auch nicht. Muss ich nicht mehr haben .
Ich weiß auch, dass ich noch nicht über den Berg bin. Aber darüber lesen, das darüber schreiben und das daran erinnern tut unendlich gut und hindert mich, leichtsinnig zu werden!
Zitat Max zu dieser Gewissheit, "dass es diesmal anders ist": "Und genau dieses kann man jemandem, der das nicht erlebt hat, kaum vermitteln."
Wie wahr! Ich hätte mir das vorher selbst nicht vorstellen können. Da ist eine so tiefe Veränderung... Vielleicht kommt Metamorphose der Sache am nächsten: Die Phoenixa, die in die Katastrophe reingerannt ist, war eine andere als die, die nach 1-2 Tagen wieder langsam zu Bewusstsein gekommen ist. Ich empfinde das so. Und ohne dieses "Klick"-Erlebnis, wie ich es auch nennen könnte, hätte ich nie im Leben den Wunsch zu trinken aufgeben können.
@Hermine: Zitat:"Zum ersten mal in meinem leben muss ich eine erfahrung nicht selber machen, schlicht weil es mir zu gefährlich ist."
Zu spät. Die Erfahrung, die für MICH leider nötig war, habe ich schon gemacht. Doch obwohl diese sehr bitter war, bin ich gerade dieser Erfahrung auch dankbar. Und keine Erzählung, keine Erfahrung, kein "abschreckendes Beispiel" irgend eines anderen Wesens in diesem Universum hätten mich jemals vom Trinken abhalten können, solange ich es im Grunde meines Herzens noch wollte.
Zitat Hermine:" aber es gibt mittlerweile situationen, wo ich mich entspannt zurücklehne und denke- nö, dass regt mich jetzt nicht auf, verwundert guck, bin ich das? Und dann feststelle, ja das bin ich."
Ja, das kenne ich und das ist ein tolles Gefühl. Aber auch gerade umgekehrt. Ich stehe auf und sage meine Meinung, wo ich früher meine Klappe gehalten hätte. Für mich noch wichtiger. Ich nehme mich und meine Meinung selber ernst und stehe auch dazu. Ganz neuer Wesenszug. Und auf das, was da sonst noch so zum Vorschein kommt, bin ich genauso gespannt wie Patrizia und du.
Und auf das, was da sonst noch so zum Vorschein kommt, bin ich genauso gespannt wie Patrizia und du.
Und glaub mir, es dauert. Bin jetzt schon fast 2 Monate dabei. Irre, was der Alk alles verschüttete. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich hätte das zu trinkenden Zeiten NIE-NIE-NIE geglaubt.