ich lese hier schon längere Zeit und habe mich heute entschlossen - frei von der Seele weg - meine Geschichte zu erzählen.
Ich werde im Februar 31. Jahre, bin ziemlich genau 5 Jahre verheiratet und habe 2 Kinder ( ein Mädchen drei Jahre, ein Sohn fast ein Jahr ) Ich bin in der Firma, in der ich arbeite, eine Führungskraft und leite 2 Abteilungen.
So, wo soll ich anfangen. Die ersten 24 Jahre meines Lebens spielte der Alkohol keine Rolle. Mal ne Party aber sehr selten.
Dann gings los. Mit 25 Jahren habe ich meine Traumfrau geheiratet und sie wurde auch prompt schwanger. Alles super: ein Mädchen, alles lief wie am Schnürchen - Kinderzimmer eigerichtet, Kinderwagen gekauft, im Job die Karriereleiter eine Stufe nach oben.... Diese Entwicklung nahm ein plötzliches Ende als bei meinem Töchterchen am Tag der errechneten Geburt ( sie war ausgezählt ) keine Herztöne mehr zu vernehmen waren. Diese Nachricht traf mich wie der Schlag und die eingeleitete natürliche Geburt unseres toten Kindes war die mit Abstand schlimmste Erfahrung meines Lebens.
Ich denke das war auch der Anfangspunkt meiner Alkoholprobleme. Nach aussen hin konnte ich nach einiger Zeit wieder der "Alte" sein und alle bewunderten uns wie stark meine Frau ( das stimmt auch ) und ich sind und wie toll wir diesen Schicksalsschlag wegstecken aber ich kam nicht damit klar.
Ich fraß den Schmerz in mich hinein und tue es bist heute. Ich begann abends nen Bierchen zu trinken ( 2 - 3 am Tag ) Dabei blieb es eine Weile und meine Frau wurde ein halbes Jahr später wieder schwanger. Die Sorge und ewige Angst das uns sowas nochmal passiert war sehr gross und ich hatte nichts besseres zu tun als diese Sorge täglich zu ertränken. Ich trank jetzt 4 - 5 Flaschen pro Tag auch heimlich in der Garage und stürzte auf diversen Partys regelmaßig ab.
Gott sei Dank kam meine zweite Tochter und 1,5 Jahre danach mein Sohn gesund und munter zur Welt. Nur mit dem Trinken kann ich nicht aufhören.
Ich habe große Angst mein Leben durch diese Scheiss-Zeug zu versauen. Ich habe alles was man sich wünscht super Job, tolle Frau uns süsse Kinder und ich sauf jeden Abend
Ich habe mich also entschlossen ( am Silvesterabend ) aufzuhören und jetzt 2 Tage keinen Tropfen mehr getrunken. Die erste Nacht war hart, ich konnte kaum schlafen und habe stark geschwitzt und tagsüber leide ich unter Stimmungsschwankungen - aber es geht.
Ich bin fest entschlossen die Sache jetzt durchzuziehen. Ich habe mich im Fitness-Studio angemeldet um mich abends abzulenken. Ich glaube, es ist reine Willenssache wieder ein normales Verhältnis zum Alkohol zu bekommen. Alkohol nimmt mir ein grosses Stück Lebensqualität: ich bin morgens während der Arbeit unkonzentriert und ich kümmere mich um Frau und Kinder nicht so, wie es sein soll. Wenn ich nach Hause komme denk ich nur daran, schnell ein Bier zu kippen anstatt die kurze Zeit mit meiner Familie zu nutzen.
Ich hoffe ich schaffe es. Es hilft mir hier zu lesen und ab jetzt auch zu schreiben. Ich meld mich wieder und hoffe ich hab Euch nicht gelangweilt.
ZitatIch glaube, es ist reine Willenssache wieder ein normales Verhältnis zum Alkohol zu bekommen.
.. heißt das, du willst "nur" einfach nicht mehr soviel trinken ? Nicht ganz aufhören damit ? Wenn ja, warum ? Was hat der Alkohol weiterhin Positives für dich auf das du nicht verzichten willst ?
Und nein, wenn man abhängig trinkt, kann man nie wieder ein normales Verhältnis zum Alkohol bekommen. Sonst würde man ja nicht alkoholabhängig sein.
Du hast sicherlich recht. Ich seh mich nur noch nicht soweit, wie zum Beispiel mein Opa der nur nicht einmal mehr Kuchen, Saucen etc. mit Alkohol essen darf ohne Rückfallig zu werden.
Der Verstand sollte es nach längerer trockener Zeit schaffen, nach einem Sekt oder Wein nicht wieder ins alte Trinkerschema zu fallen.
Diese Erfahrung habe ich noch nicht gemacht, vielleicht unterschätze ich mein persönliches Problem sogar obwohl ich weiss, dass mein Verhalten nicht normal ist.
Dann frage ich nochmal, du versuchst jetzt also, dein "Verhalten" zu ändern, und mit dem Verstand willentlich irgndwann mal - später - einfach wieder "normal" trinken ?
Tipp von mir : das klappt nicht. Aber vielleicht gestehst du dir dann ein, alkoholabhängig zu sein.
Du kannst mit Alkohol nicht umgehen, auf was willst du warten ? Bis dein Führerschein weg ist, deine Frau weg ist, dein guter Job weg ist ?
ich denke für mich war es auch das Schlimmste, mir selber einzugestehen, dass ich Alkoholikerin bin...kann das schon bei dir verstehen, nützt aber nichts. Ich kenne auch diese Phasen der kurzen Trockenheit in denen ich immer glaubte, ich bekomme das in den Griff... vor allem ganz sicher ohne Hilfe
nun gut, ich weiß aber auch, ich musste erst die Erfahrung machen, dass es nicht geklappt hat.Erst dann konnte ich trocken werden. Hoffe einfach für dich, dass dein Weg nicht zu steil bergab geht und du vorher Halt sagen kannst und dir Hilfe holst.
Deine Tendenz, dich in Konfliktsituationen wegzubeamen war bereits vor dem Tod deiner Tochter vorhanden.
Ich denk Marianne will schlicht und einfach damit sagen dass...vereinfacht ausgedrückt , du das Gen Alkoholiker bereits in dir hattest. Oder ?
Respekt für deine ehrliche und offene Vorstellung hier am Board , Rambo75.Du bist sehr ehrlich zu dir selbst und ich denke das kann Menschen wie dir beim ersten Schritt in die Abstinenz gut helfen. Ob du die nun wirklich willst musst du allein entscheiden.
Ich kann mich nur den Worten anpassen, die meine Vorredner gemacht haben. Ich selber habe wegen meiner Sucht zum 2. Mal den Lappen wech, mein Job bin ich auch fast los, wie solls da denn noch weitergehen? Überleg Dir mal, noch hast Du eine Führeschein, eine (wahrscheinlich) liebe Frau und zwei süße Kiddies. Wenn eins von den Dingen nicht mehr da ist, dann ist das Loch noch größer zurückzufallen. Ich habe durch den Scheiß eine sehr liebe Freundin verloren, gut wir verstehen uns mittlerweile wieder. Ich werde jetzt eine Therapie machen, antrag ist gestellt, zur Suchtsberatung gehe ich auch, weil ich angst habe, das der Kreislauf immer schlimmer wird. Und ich brauche meinen Führerschein wieder.
Ich bitte Dich, besuche eine Psychologische Stelle, um dne Stress auch abbauen zu können, mit Gesprächen kommt man oft weiter. Ich bin mir sicher, das auch Du es packen wirst, Du musst nur richtig wollen.
Kopf hoch, das Leben geht auch ohne Stoff weiter gehen.
ZitatGepostet von Rambo75 Ich glaube, es ist reine Willenssache wieder ein normales Verhältnis zum Alkohol zu bekommen.
Hallo Rambo
ein normales Verhältnis - für einen der nicht alkoholabhängig oder -süchtig ist, ok.
Ich glaube dass es für einen Alkoholiker nur 1 gesundes Verhältnis zum Alkohol gibt: die Scheidung. Das ungesunde Verhältnis ginge dann in die Richtung ..."bis dass der Tod euch scheidet"...
Hallo Rambo,so wie Du das schilderst mit dem heimlichen Bier in der Garage,und dem schnell nach Hause zum Bier ist die Sache eigentlich klar. Das kenne ich auch alles,und ich habe auch viele Jahre versucht kontrolliert zu Trinken.Das ging immer eine Zeit lang gut,bis es immer mehr wurde und ich abstürzte.Kannste alles vergessen,wenn Du Alki bist ist nichts mehr mit einem kleinen Bierchen(Alster,Alkoholfreies Bier).Du wirst das Spiel immer verlieren,so wie ich es immer verloren habe. Und vielleicht wirst du so lange probieren wie ich es gemacht habe,heute habe ich keine Arbeit mehr,keine Familie,Schulden usw usw. Ich habe auch 1998 meinen Sohn verloren,er war ein Frühchen und ist nur 6 Wochen alt geworden.Jeden Tag Intensivstation,das Kind voller Schläuche usw,es war die Hölle.Danach war ich 6x in 4 Monaten im Krankenhaus zur Entgiftung,aber das Alkoholproblem hatte ich schon vorher. Ich drücke dir ganz fest die Daumen das Du nicht auch alles verlierst,gruß Mirko
zumindest ich meinte das sicherlich nicht so, mit dem Gen.
Klar gibt es eine Tendenz zum Alkoholismus....Hilfe klingt das streng... aber es gibt auch immer einen Ausweg, und der führt meines Erachtens immer über das Bewußtsein und den ganz simplen Weg der Enthaltsamkeit. Ich glaube ganz fest daran, dass jeder Süchtige eine Chance hat, sich über seinen Weg auf eine ganz besondere Weise zu entfalten. Es ist eine ganz besondere Erfahrung sich von einer völlig überflüssigen Sache abhängig zu machen, das zu erkennen und da raus zu finden...
Nein in der Tat meinte ich das sicherlich nicht so , eher wie "Tendenz zum Alkoholismus".
Ich denke dass ich der deutschen Sprache relativ mächtig bin , aber es immer so zu übersetzen dass es auch so ankommt wie ich es denke ...sorry ! Geb mir mehr Mühe in Zukunft