Wochenlang lese ich hier bereits mit und staune und bin ergriffen, was Geschriebenes in einem auslösen kann und vor allem: Wie es helfen und was es einem klar machen kann.
Vor allem die persönlichen Geschichten haben mich berührt; teilweise habe ich meine eigene Geschichte wieder erkannt! Und obwohl Biografien so unterschiedlich sind, wie die Menschen selbst, scheint es so zu sein, dass sich bestimmte Dinge wiederholen.
Um mich kurz vorzustellen: Ich bin Mitte vierzig, habe eine erwachsene Tochter, die Ende letzten Jahres in ihre eigene Wohnung gezogen ist. Ich war zehn Jahre verheiratet und habe (nach vielen und unerquicklichen Männer-Beziehungs-Erfahrungen) mit Mitte dreißig festgestellt, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle! Nicht zu FrauEN (Plural), sondern zu einer, in die ich mich verliebte! Die Beziehung dauerte fünf Jahre! Die Liebe ging irgendwann verloren, die Freundschaft aber blieb!
Seit wiederum fünf Jahren lebe ich in einer Beziehung, die abwechelnd glücklich-schmerzhaft ist, denn es ist eine Fernbeziehung. Meine Freundin wird aber nun in hoffentlich absehbarer Zeit zu mir ziehen und DAS ist gut so!!!!!!!
Um zum Thema zu kommen (Entschuldigung): Ich bin seit vielen Jahren Alkoholikerin, scheine eine ausgeprägte Suchtstruktur zu haben (zusätzlich starke Rauchewrin seit 30 Jahren :traurig1 und bin Meisterin im Verdrängen! Und wie! DASS ich ein erhebliches Sucht-Problem habe, war mir schon lange klar! Mindestens drei Liter Bier am Tag oder 2 Flaschen Wein! Dem Internet sei Dank konnte ich recherchieren und siehe da- mein Problem war quasi keines! Ich war weder asozial, noch hatte ich je Probleme mit Polizei oder Justiz, kochte mir und dem Kind jeden Tag gesunde Mahlzeiten, versorgte mich mit (Pillen)Vitaminen und überhaupt- andere soffen viel viel mehr als ich! Dass Maffay 3 Flaschen Whisky am Tag soff oder andere einen Kasten Bier PLUS Schnaps war für mich ein Zeichen, dass ich kein Problem habe! Dass ich langsam aber sicher Schwierigkeiten hatte, mein Leergut zu entsorgen und die Geschäfte wechseln musste, damit es mir nicht peinlich war, jeden Tag Mengen an Alkohol zu besorgen, das habe ich verdrängt! Abendliche Verabredungen waren fast unmöglich; da hatte ich bereits einiges intus! Geld war auch keines da, also saß ich allein zu Hause und trank mich vor dem Fernseher in den Schlaf! Irgendwann wurde mir die Schlepperei zu anstrengend und ich stieg von Bier (bzw. Wein) auf Schnaps um. Eine Flasche Rum und eine Packung Tee trägt sich leichter als vier Bier und eine Flasche Wein. Gin und Orangensaft fällt im Einkaufwagen nicht auf Vor ein paar Wochen dann habe ich mich (mal wieder) mehr mit dem Thema Sucht/Alkoholismus beschäftigt und bin auf dieses Forum gestoßen. Und ich habe mal in den Spiegel gesehen. Und was ich gesehen habe, hat mich erschreckt! Aufgedunsen und mit rotem Gesicht, Tränensäcke und geplatzte Adern. Auch ohne Arztbesuch war mir klar, dass mein Trinken meine Leber nachhaltig geschädigt hatte, zumal ich mehrmals beim einschlafen dieses Organ störend am Rippenbogen spürte. Ich habe es verdrängt! Wie immer! Am nächsten Morgen, als ich aus meinem Halb-Koma wie immer nicht erfrischt aufgewacht bin, hatte ich meine nächtlichen Sorgen wieder vergessen und nach dem ersten Kaffee stellte sich die Frage: WO gehst Du heute Deine Vorräte einkaufen? Das (vermeintlich) gelbe Auge war der Ausschlag! Ich sah in den Spiegel und es war da! UND: Ich konnte nicht entscheiden, ob es wie gewöhnlich gerötet war oder war es gelb? Leberschaden? Fettleber sicher- aber Gelbsucht?????? Ich forschte an diesem Tag weniger selektiv im Internet und habe mich über körperliche Folgeschäden von Alkoholismus informiert. Und ich habe es geschafft, dass ich meine Schäden erkenne! Zum ersten Mal wirklich klar sehe! Und...dem Forum hier und diversen Homepages sei Dank habe ich begriffen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist (keine Schwäche), die ALLES, also die gesamte Persönlichkeit, erfasst. An diesem Tag..es war der 21.1.06, habe ich beschlossen, dass ich künftig keinen Alkohol mehr trinken möchte! Das habe ich zehn Tage durchgehalten und bis auf ein bisschen nächtliches Schwitzen und etwas Unruhe ging es relativ gut. (und ich hatte solche Angst davor!!!!!!) Zum ersten Mal seit etwa 20 Jahren war ich eine solche Zeit )also mehr als drei Tage) alkoholfrei! Bis auf eine heftige Lungenentzündung und eine Magen-Darm-Geschichte hat mich sonst nichts vom Sprit fernhalten können! Dann habe ich bei einem Treffen mit Freundinnen wieder angefangen Bier zu trinken. Dann Wein! Immer sehr viel weniger, als es sonst meine "Art" ist. Das ist jetzt eine knappe Woche her und mein Denken kreist um den Alkohol! Aber nun anders!! Die zehn Tage haben mir gezeigt, dass ich auch ohne Bier/Wein/Schnaps schlafen kann. Dass ich aufwache und weiss, was ich gestern vorher gemacht habe und wann ich ins Bett gegangen bin!
Wer jemals wirlich krank war, wird wissen, wie abstoßend Alkohol in dieser Zeit ist. Nach ein paar Tagen schmeckt Bier ziemlich eklig und Wein haut einen fast um! Von Schnaps mag ich gar nicht schreiben!! Wasser...in Massen (hier im Forumgelesen!!! :zwinker1 und für MICH Literweise Fencheltee..ich liebe Fencheltee Daher mein Name Danke für eure Aufmerksamkeit! Viele Grüße vom Fenchelchen
Hallo Maja :-) Danke für Dein "Willkommen" und Deine guten Wünsche! Fencheltee mag nicht jeder- das stimmt! Aber ich mag ihn (nach Auskunft meiner Mutter seit ich sechs Wochen alt bin!!) Also dann- Prost Fencheltee Maja Viele Grüße Fenchelchen
Wer jemals wirlich krank war, wird wissen, wie abstoßend Alkohol in dieser Zeit ist. Nach ein paar Tagen schmeckt Bier ziemlich eklig und Wein haut einen fast um! Von Schnaps mag ich gar nicht schreiben!!
Hallo Fenchelchen,
schön das du hergefunden hast. ich würde dir empfehlen, bei dem was du da schon an körperlichen Anzeichen beschreibst, durchaus mal einen Arzt aufzusuchen. Dich gründlich untersuchen lassen und dann vieleicht eine Suchtberatung aufzusuchen.
Denn allein, du hast es selbst schon gemerkt beim letzten Treffen mit Freundinnen, ist es schwer aus eingefahrenen Verhaltensmustern herauszufinden.
Für Veränderungen braucht man auch neue Orientierungen und da kann man sich durchaus Anregungen in einer Gruppe holen.
ich find's auch prima, dass du hergefunden hast! you are welcome!
du bist schon gut unterwegs, wenn du die krankheit als solche erkannt hast. das ist ein wichtiger schritt!
was die nächsten schritte angeht, schließe ich mich frau miezegelb an: hol' dir hilfe, denn:
wir haben alleine getrunken - aber wir heilen nicht allein!
für mich war das damals mit das schwierigste: mir einzugestehen, dass ich es alleine nicht schaffen kann. oh diese schmach! diese scham!
und diese große große angst, dann schräg angesehen und verachtet zu werden, weil ich eine von 'denen' bin...
'denen' - das waren in meinen augen die versoffenen schlampen unter der brücke. das allgemeine klischee halt. dabei ist das doch nur die spitze des eisbergs, denn die meisten von uns säuferinnen funktionieren ganz fantastisch bis zum schluss. zumindest die für die gesellschaft so wichtige fassade ist in den meisten fällen noch intakt.
deswegen ist es ja so schwer, einzusehen, dass wir krank sind, weil 'so weit' ist es mit uns ja noch nicht gekommen...
als ich in die klinik ging zur entgiftung, da war ich fest davon überzeugt, dass die mich nur irrtümlicherweise aufgenommen hatten. weil ich ja 'nur' eine gute flasche wein trank. am tag. im schnitt. und dass sie mich wieder nach hause schicken würden, wenn sie erst rauskriegten, wie gut ich noch funktioniere, wie sauber meine wohnung ist, was ich für tolle arbeit mache, mit einem wunderbaren liebhaber mein kopfkissen teile ....
aber sie haben mich nicht wieder nach hause geschickt. ich war sehr gekränkt, oh ja.
das ist jetzt sechs jahre her, und heute weiß ich, warum!
Hallo Miezegelb Danke auch für Dein Willkommen!! Und danke für das Geschriebene! Ich weiss, dass ich langsam aber sicher Hilfe suchen muss! Vor dem Ergenbis von irgendwelchen körperlichen Untersuchungen habe ich Angst- auch wenn es blöd ist, weil ich ja schließlich weiss, was ich meinem Körper (und meiner Seele) über Jahrzehnte angetan habe! Der erste Schritt ist das Eingeständnis sich selbst gegenüber..er ist schwer..verdammt schwer! Das habe ich geschafft. Alles andere wird kommen..ich kann es nur in meiner Geschwindigkeit- eigene Grenzen erkennen ist auch wichtig! Oder? Viele Grüße von Fenchelchen
moin Fenchelchen, auch von mir willkommen im Forum Schwester. Du hast recht wenn du sagst, dass wir uns alle ein wenig oder auch mehr in den Geschichten der anderen wiederfinden. Ich war auch mal genau an der Stelle an der du jetzt bist. Habe vor mir selber zugegeben dass ich Alkoholikerin bin und hatte Angst. Furchtbare Angst vor dem was danach kommt. Kann dir wirklich nur raten, hole dir Hilfe. Ich bin hier zur Suchtberatung für Frauen gegangen und habe später da auch eine ambulante Therapie gemacht. Nie im Leben hätte ich es allein hinbekommen. Schau nach vorn es lohnt sich wirklich Wünsche dir ganz viel Mut und Kraft Gruß Ruby
Hallo Amethysmena.. hab Dank für Dein Schreiben! Von deiner Offenheit war ich tatsächlich ergriffen. Was Du geschrieben hast, war unter anderem Anlass, hier zu posten! Ja...auch ich erhebe mich (noch) über die anderen, die ja "wirklich" Säufer(innen) sind! Man sieht mir meinen jahrzehntelangen Alkoholmissbrauch zwar an, aber ich funktioniere perfekt und meine Tochter ist gut erzogen und völlig alkohol- und rauchfrei (dem HIMMEL sei es gedankt!!!!!!!!!) Aber ich habe es begriffen. Ich BIN abhängig und krank - süchtig - und werde es vielleicht nicht alleine schaffen. Für mich war es da wichtigste, es erst einmal zu begreifen. Das sind nicht die..das bist DU! Wenn ich es nicht allein schaffe, werd ich mir Hilfe holen. Einsicht ist der erste Schritt!
Vor lauter Scham werde ich im Boden versinken! Ich weiss vom Verstand her, dass ich mich nicht schämen muss- mein Kopf allerdings läuft schamviolett an und ich habe enorme Schwierigkeiten, mich zu äußern! Vor vielen jahren war ich mal bei einem Arzt, sagte ihm dass ich Probleme mit dem Alkohol habe. Der Ärmste (Psychiater/Neurologe und hatte seine Praxis grad eröffnet) war vollkommen überfordert und ich hatte den Weg frei, die nächsten 15 Jahre weiter zu trinken. Meine Hausarztpraxis hat laut HP auch einen Suchtschwerpunkt. Sie haben sogar einen Suchtberater eingestellt. Nur mich hat niemand auf mein offensichtliches Problem angesprochen. Nun- vielleicht ist das Wunschdenken. Vielleicht muss man wirklich selbst darauf kommen, dass es so nicht weiter geht! Ich hätte es mir anders gewünscht und wäre sicher dankbar für ein Ansprechen gewesen.
Dir wünsche ich weiterhin genauso viel Kraft, wie Du bisher hattest!! Hut ab!! Viele Grüße Fenchelchen
bin zwar ganz neu hier, aber ich darf dich trotzdem schon begrüßen. Deine Signatur gefällt mir. Ich seh da richtig einen kleinen Film, wenn ich die Zeilen les.
Hallo Schwester Ruby Naja also: Hallo Ruby :-) Danke auch für Deine Antwort! Auch Du hast mir Mut gemacht, hier zu posten und mich zu outen.. im doppelten Sinn! Ich lese ja- wie geschrieben- schon einige Zeit mit. Was mich mal interessieren würde: Viele schreiben hier von einem typischen Abkauf: Entgiftung- Langzeittherapie-SHG etc. Mich persönlich würden meine Gründe für meine Saufkarriere interessieren (ich ahne sie: Opa Alkoholiker; Vater bis zum Tod Biertrinker (Alkoholiker????); Mutter (nach ihrer Aussage Alkoholikerin); Onkel (Alkoholiker)) Tante: (Alkoholikerin); Tante (fast-Alkoholikerin nach eigener Ausage) Probleme wurden nieeeeeee geklärt..es wurde nicht MITeinander geredet...wichtig war immer Schein- nie das Sein etc. Problem erkannt..aber leider nicht gebannt! Ich bin nicht besser, als meine Familie!!
Was bitte heisst, dass Du es aus eigener Kraft nicht allein hinbekommen hättest? Das aufhören? Das trocken bleiben? Warum kann man/ich das nicht allein schaffen??
Danke..für Deine Antwort:-) Also..der Spruch gefällt mir selbst auch sehr gut. Filmtechnisch habe ich das noch nie gesehen...aber auch das könnte mir gefallen! Viele Grüße ans Nachbarland!! Fenchelchen
Hallo Schwester Ruby Naja also: Hallo Ruby :-) Danke auch für Deine Antwort! Auch Du hast mir Mut gemacht, hier zu posten und mich zu outen.. im doppelten Sinn! Ich lese ja- wie geschrieben- schon einige Zeit mit. Was mich mal interessieren würde: Viele schreiben hier von einem typischen Abkauf: Entgiftung- Langzeittherapie-SHG etc. Mich persönlich würden meine Gründe für meine Saufkarriere interessieren (ich ahne sie: Opa Alkoholiker; Vater bis zum Tod Biertrinker (Alkoholiker????); Mutter (nach ihrer Aussage Alkoholikerin); Onkel (Alkoholiker)) Tante: (Alkoholikerin); Tante (fast-Alkoholikerin nach eigener Ausage) Probleme wurden nieeeeeee geklärt..es wurde nicht MITeinander geredet...wichtig war immer Schein- nie das Sein etc. Problem erkannt..aber leider nicht gebannt! Ich bin nicht besser, als meine Familie!!
Was bitte heisst, dass Du es aus eigener Kraft nicht allein hinbekommen hättest? Das aufhören? Das trocken bleiben? Warum kann man/ich das nicht allein schaffen??
Hallo Faust.. danke auch für Dein Willkommen :-) Das Resultat stimmt...die Frage bleibt trotzdem! So wichtig es ist, dass ich mich um mich kümmere und zusehe, dass ich meine Sucht besiege, so wichtig ist es für MICH auch, warum ich dieses Suchtverhalten zeige. Ich würde es gern wissen. Auch um es zu bekämpfen!!