eine partnerschaft lebt vom gegenseitigen vertrauen. denunziation ist mit sicherheit keine vertrauensbildende massnahme.
eine "aussprache" bei dritten, auch aus "hilflosigkeit", kann ich mir sehr gut als einen vertrauensbruch vorstellen. solche dinge fallen klar in die kategorie "den partner zu seinem glück zwingen". nicht jede aussprache bei jedwedem fällt darunter, ich denke da an geschützte gesprächsräume wie bei selbsthilfegruppen, schweigepflichtigen professionellen u. a.
alkoholismus ist eine krankheit. kein kranker ist verpflichtet, seine krankheit publik zu machen, wenn es sich nicht um bestimmte gefährliche ansteckungskrankheiten handelt. ich kann als alkoholkranker von meinem partner erwarten, dass er es respektiert, wenn ich meine krankheit nicht publik machen will.
dass ich persönlich den (allerdings nicht bedingungslos) offenen umgang mit meinem alkoholismus für den richtigen weg halte, erscheint mir in dieser sache nicht als ein widerspruch, es unterstreicht im gegenteil die notwendigkeit, dass der alkoholiker aus eigenen stücken die abstinenz anstreben sollte.
hallo Wilma, also bei mir ist das so: wenn ich ein ernsthaftes Problem habe, dann gucke ich doch wo der Hund begraben liegt. Aha, er säuft zuviel (der Hund:grins2, mit den bewussten Folgen. Daher spreche ich mit ihm darüber. Und zwar damit "es" besser wird, d.h. unser Verhältnis und auch mein eigener Zustand. Nun stelle ich fest, dass er nicht mit sich reden lässt. Mache ich jetzt weiter gar nichts, dann bleibt der Frust in mir stecken und der ganze Zustand stagniert. Was tun spricht Zeus die Götter sind besoffen und der Olymp ist vollgekotzt?! Hole ich mir Rat, z.B. hier im Bord, z.B. bei meiner Freundin, auch bei Bekannten. Nun unterstelle ich mal, dass du dein Sprechen a) aus echter Not und b) mit Pietät und Takt getan hst. Ich kann nicht bemerken was daran falsch sein sollte. Wenn es denn eine Co-Krankheit gibt, dann muss diese ja wohl auch zur Sprache kommen. Für mich lakonisch: damit muss er jetzt leben. Oder "eure" Freunde und Bekannten sortieren sich neu.
Bei mir gehören zu einem echten Verhältnis zwei Menschen. Dazu sollten beide auf ihren eigenen Beinen stehen können. Sie sollten sich daher auch wechselseitig beachten und achten können. Und wenn dieses nicht (mehr?) geht, weil einer der beiden - egal aus welchen Gründen - aussteigt, aus der funktionierenden Gemeinschaft, dann ist das zwar doof für ihn vielleicht, aber erstmal nicht zu ändern. Und deswegen ist er auch kein schlechterer Mensch als ich.
Nun sollte der Deine vielleicht mal sich bemühen, besinnen, möglicherweise auch abändern usw. Da könnte ich mir auch vorstellen, dass er einstens einsieht selber zur Misere beigetragen zu haben. Aber nur falls du mit Anstand geredet hattest. Gruß Max
hallo soyyo, "eine "aussprache" bei dritten, auch aus "hilflosigkeit", kann ich mir sehr gut als einen vertrauensbruch vorstellen" // Wenn ein Alkoholiker sich (endlich!) als solcher bekennt, dann bekommt er Lob und endlich ist große Freude weil er kann ja jetzt. Und die/der Co? Muss solange warten bis der ganze Anfall vorbei ist? Un die Bezeichnung Denunzioation finde ich schräg bis indiskutabel, für ein Ding was mich selber für Jahre umdreht und in die falsche Ecke treibt. Gruß Max
ZitatGepostet von Max mX hallo Wilma, Aber nur falls du mit Anstand geredet hattest. Max
Hallo Max, danke dir für deinen Beitrag! ich denke ich hab...das war meine Art etwas zu tun..für ihn/uns zu kämpfen... damit diese Zerstörung aufhört...war richtig gefährlich .. wenn jemand nicht mehr weiß was er tut, passieren u.a. schlimme Unfälle und was weiß ich noch.. er hat ja selbst bescheuerte öffentliche Auftritte hingelegt, die ihm und mir peinlich sind.. jetzt weiß ich viel mehr und das es krankhaft ist..aber da mußte ich erstmal hinkommen.. Danke auch den anderen, ihr helft mir sehr!
Zitateine partnerschaft lebt vom gegenseitigen vertrauen.
Hallo Soyyo,
Wer verweigert sich denn dieser Gegenseitigkeit zuerst ??
Der Partner ? Oder der Alkoholiker ?
wenn gegenseitiges vertrauen da wäre, müsste da nicht der Alkoholiker auf den Partner zugehen ? Hör mal ich hab da ein Problem ?
Nein der Alkoholiker ist nun mal süchtig und solange seine Sucht verheimlicht werden kann, solange kann er bedenkenlos weiter trinken.
Nein Wilma du bist nicht die die zuerst das Vertrauen missbraucht hat... das ist dein Mann und die beste Hilfe ist, das er von so vielen wie möglich darauf aufmerksam gemacht wird das er ein Problem hat.
der Alkoholiker lebt von der Heimlichkeit und er isoliert sich deshalb aus der Gesellschaft um weitertrinken zu können. das solange wie möglich niemand etwas von seinem Problem mitbekommt.
Er braucht diesen öffentlichenh Druck, das sein verhalten nicht akzeptabel ist.
Also ehrlich gesagt, bin ich ein bisschen zwiegespalten
Einerseits finde ich es verständlich, wenn man (also in diesem Fall Du) in seiner "Not" Rat und Verständnis bei (guten!!!) Freunden oder auch bei Verwandten sucht. Ich finde es auch ein Stück weit legitim, sich bei anderen auszuweinen, sich trösten und aufbauen zu lassen.
Andererseits ist es natürlich unfair, denn Dein Mann wurde ja nicht gefragt, ob er sich outen möchte! (vermutlich hätte er das strikt verweigert) Und so wie er sonst selbst für sich verantwortlich ist (zB trinken oder es sein lassen), sollte er über das Öffentlich-machen auch selbst bestimmen können.
In dem Zusammenhang fällt mir aber noch etwas ganz anderes und genauso zwiespältiges ein: Einerseits ist Alkoholismus eine Krankheit und wird als solche auch anerkannt. Andererseits scheint diese Krankheit mit einem "Makel" behaftet zu sein; wer Mumps oder ein Magengeschwür hat, wird keinen Grund sehen, das zu verheimlichen. Andere Krankheiten, wie Aids oder Süchte werden eher "versteckt". Und für meine Begriffe passiert das deswegen, weil diesen Krankheiten ein Stigma anhaftet; hinterher bist Du bei vielen Leuten abgestempelt. Auch die so genannten besten Freunde haben oft von Alkoholismus keine Ahnung (wieso sollten sie auch, wenn sie nie Grund hatten, sich damit zu beschäftigen?), aber sicher ähnlich viele Vorurteile, wie der Rest der Menschheit!
Einen Vorteil hat die Angelegenheit aber: Ihr könnt irgendwann zwischen guten Freunden und lockeren (oder ehemaligen) Bekannten unterscheiden!
Klar ist, dass ich als Alkoholiker nicht begeistert bin, wenn's - wo auch immer, öffentlich gemacht wird.
Aber glaubt denn jemand im Ernst, die Umwelt hat's bis dato noch nicht mitbekommen? Es ist doch nur deshalb ein Tabu - weil's überall so nah ist... Nach wie vor ist mehr Schein als Sein ein bestimmendes Element dieser Gesellschaft - leider.
In eigener Not und Sorge das Kind beim Namen nennen ist Verrat?
Möglicherweise nicht der erste und beste Weg, aber plausibel schon, so eine Reaktion.
Ich arbeite zur Zeit auf der Feuer- und Rettungswache. Wenn ich manches Fahrziel der Alarmierung im Lautsprecher höre, kann ich schon den Namen und den Grund dazu sagen.
Muß es erst so weit kommen? Es könnte auch jedes mal zu spät sein...
Dezenter wär's natürlich in dunklen Limousinen mit dunklen Scheiben...
Es kommt wohl immer auf die Richtung an, aus der oder in die geblickt wird.
LG Bernd
Völlig anders ist die Geschichte, wenn's vorbei ist mit dem Saufen, und jemand versucht, sich wieder zu integrieren. Das sollte jede/r dann doch selbst entscheiden, wo, wann und wie das Sinn macht.
ich finde es völlig in Ordnung mit Verwandten und Freunde über seine Probleme zu reden. Mit wem denn sonst? Die Alkohlsucht Deines Mannes war ein großes Problem für Dich. Natürlich konntest Du damit nicht allein umgehen. Wer kann das denn schon?
Co-Abhängigen wird immer wieder vorgeworfen, dass sie zulange díe Alkoholsucht des Betroffenes decken. Ja, sogar für ihn Lügen und damit verhindern, dass der Betroffene endlich die Konsequenzen zieht und versucht seine Krankheit zu stoppen und in den Griff zu bekommen.
Wenn Freunde und Bekannte mit der Krankheit des Betroffenen ein Problem haben, sind es sowieso nicht die Richtigen. Hört sich simpel an, ist aber so.
Wilma, ich finde Du hast das völlig richtig gemacht. Schließlich geht es doch auch vor allen Dingen um Dein Leben. Wenn es Dir gut getan hat, mit anderen darüber zu reden, dann war das völlig in Ordnung.
Ihr Lieben! Ich hab jetzt ganz viel zum Nachdenken und überdenken und ganz viele verschiedene Ansichten zu der Sache...puh...aber gut und hat mir viel gebracht...
gehe gleich mal von board...habe viel geheult hier beim Lesen und Schreiben und fühle mich ein wenig "gereinigt"... Schaue später nochmal rein!
...daß es für einen nassen Alkoholiker,mit geringem Selbstwertgefühl durchaus als Hochverrat gilt,wenn der Partner die vermeintlichen "Schwächen" nach aussen trägt.
So hätte und habe ich auch empfunden. Ich konnte es zum Tod nicht ab,wenn sich über mich und meinen Alkoholkonsum das Maul zerrissen wurde. Ob mein Partner es damals auch gemacht hat,sprich darüber geredet hat,weiß ich nicht. Wäre mir damals sowas zu Ohren gekommen,wäre ich auch ausgeflippt. Zumindest in der Partnerschaft möchte ich mich und meine Fehler doch in Sicherheit wiegen können.
Heute sehe ich das auch anders...logisch...ich fühle mich ja mittlerweile auch gestärkt genug,um mit meiner Krankheit offen umzugehen.Und mittlerweile hab ich ja selber auch begriffen,was da wirklich mit mir los ist.Ich bin zwar nicht sonderlich stolz auf meine Trinkerkarriere...aber schämen tu ich mich deswegen auch nicht mehr. Und falls ich heute erfahren würde,daß mein Mann sich des Öfteren mal ausgeheult hat...shit drupp...das wäre sein gutes Recht gewesen.
Aber,liebe Wilma...auch Du kannst nicht wissen,wie beschissen sich ein Alkoholiker sowieso fühlt und wie es wirklich in so einem Menschen aussieht...die meisten sind ja (lange Zeit)die Selbstherrlichkeit in Person.
...deswegen ist dir auch kein Vorwurf zu machen.
Versuch ihm das doch irgendwie klar zu machen.
Daß es nicht gegen ihn,sondern nur um Dich ging...vielleicht versteht er das ja.
..vielleicht blättert mal die/der eine oder andere nen paar Seiten zurück, das Thema "Outing" hatten wir schon einige male, wie sich die "Meinungen" doch ändern.
Sorry Wilma, ich finds Mist.
Ersmal denke ich wennste es zumindestens in deinem "engsten Familienkreis" gelassen hättest, hätte ichs noch verstanden. Aber ne Art "Werbekampanie" loszutreten und jeden (dens Interessiert) mit "Guten Tag mein Name ist Wilma und mein Mann säuft" zu Begrüssen find ich ein wenig daneben.
(Edit) OK, war zu faul zum lesen. Trotzdem, selbst wenn er noch nass is find ichs nich OK.
@Jörg
zitat
"Vielleicht kann er ja helfen "
..könnte man ja noch durch ne Kleinanzeige optimieren.
Mein Mann der Jörg kriegt nach exzessiver Sauferei keinen mehr hoch, Urologe und Viagra haben nix gebracht, vernachlässigte Hausfrau wartet dringend auf deinen Anruf. RUF MICH AN UNTER:xxxxxxxxx
..denke das geht so in die Richtung Outing die du dir immer gewünscht hast, odda ?
ich habe auch lange die Alkoholkrankheit meines Partners vertuscht und verschwiegen, aus sogenannter Loyalitär zu meinem Partner...
Irgendwann mal konnte ich nicht mehr, da er sich dann irgendwann ständig das Leben nehmen wollte, und ich solche Angst um ihn hatte, und selber nicht wußte, wie ich damit umgehen sollte, total hilflos war, brach es aus mir heraus, all der Schmerz und die Wut darüber...
erst da registrierte ich auch, wie viele Jahre ich ihn gedeckt, oder in Schutz genommen hatte und alles vertuscht und verheimlicht hatte...
Irgendwann blieb ich selbst da auf der Strecke, bei all dem in mich Hineinfressen...
Klar hat er getobt, als ich anfing den Mund aufzumachen... und sich gewunden, wie ein verletztes Tier...und gelogen, daß sich die Balken biegen, daß alles gar nicht wahr und erfunden wäre...
Für mich war jedoch mit dem Reden das Eis in mir gebrochen und ich konnte überhaupt erstmal Hilfe von anderen annehmen, vorher dachte ich, ich muß da *ganz allein durch*...
Das einzige, was mir an Deinen Zeilen etwas merkwürdig klingt, ist, daß Du Dich so anhörst für mich, als ob Du es offenbart hast, damit Du Unterstützung dabei bekommst, ihn trocken zu legen... und nicht, weil Du selbst mit seinem Alkoholkonsum nicht mehr klar gekommen bist...
jedoch kannst nur Du das wissen, wie es für Dich ist/war...
Es lohnt sich da vielleicht für Dich mal genauer hinzuschauen, wieviel von dem Reden Dein persönlicher Schmerz war und wieviel von dem Reden über ihn mit dem Ziel war, daß andere Dir dabei helfen ihn vom Alkohol wegzubringen... so nach dem Motto: Zusammen sind wir stärker... oder alle auf einen...
Ich bin ja auch ein sehr offener Mensch. Jedoch manche Menschen finden eine übersteigernde Art von Offenheit verletzend. Ich habe durch meine Offenheit schon eine sehr gute Freundin verloren... und das tut bis heute weh. Jedoch weiß ich, daß ich diese Freundschaft durch meine zu große Offenheit, aus einer simplen Laune heraus von mir, kaputt gemacht habe und sie mir deswegen nicht mehr vertrauen kann und sich seit Jahren, trotz vieler Kontaktbemühungen meinerseits, weigert mit mir ein Wort zu wechseln... Darüber bin ich heute noch traurig... und ich vermisse sie sehr... Jedoch habe ich es akzeptiert und viel in der Richtung an mir selbst verändert...