Doch die meisten Taxifahrer sind doch einfach nur super nett! Ich hatte schon viel spaß im Taxi, besonders wenn sie von ihren Erlebnissen mit Fahrgästen berichten, wie F 10 2 es hier tut.
Ein Kaff in the middle of nowhere. Die nette Dame am Empfang des Krankenhauses bestellt mir freundlicherweise das Taxi für den frühen Nachmittag: "Ja, alles klar dann, Herr XYZ. Um 15.30h dann hier am Empfang."
Noch einige Stunden bis dahin. Ein langer Spaziergang. Noch knapp 2 Stunden - Einkehr im Gasthaus "Zum Stern". Unglaublich schlechter Milchkaffee aus dreckigen Tassen. Das Telefon hinter der Theke klingelt, der bierchenzischende Wirt geht ran und meldet sich mit Namen: "Gasthaus zum Stern. XYZ (!) am Apparat."
Ich witzele noch: "Wird ja wohl hoffentlich nicht mein Taxifahrer sein. Ist ja klein und inzestuös hier. Wahrscheinlich heißen die alle so... ."
15.30h. Das Taxi fährt vor. Der Wirt steigt aus. Ich begrüße ihn mit "Na, wir haben uns ja vorhin schon gesehen." Es ist ihm peinlich. Und ich find's scheiße, dass er Bier trinkt und dann noch Leute kutschiert.
Glück im Unglück: ist ja noch nachmittag. Abends wären meine Überlebenschancen sicher geringer gewesen.
meine Erlebnisse bezogen sich nicht nur auf die Münchner Fiaker. Obwohl, da kenne ich ein paar aus meiner Stüberlzeit, die kommen mit ihren Geschichten fast an die von Uwe ran.
Z.B. folgende nette Begebenheit: Wiesnzeit - für hartgesottene, nichts und niemand fürchtende Taxler eine Goldgrube. Nachts 23 Uhr, die Bierzelte sind dicht, der Fahrgast auch. Als Ziel nennt er ein Kaff im tiefsten Allgäu und schläft ein. Zwei Stunden später: he Fahrgast wach auf - wir sind da, wo ist jetzt deine Wohnung? Endlich haben sie das Reihenhaus gefunden, der Taxler steigt aus, klingelt und klingelt und ... Endlich geht ein Licht an, eine Frauenstimme ertönt: Was ist da los? ja spinnst denn ihr, es ist mitten in der Nacht! Der Taxler: Ja gute Frau, ich hab' da im Auto ihren Mann; können sie mir mal helfen, ihn rauszuziehen? Die Frau darauf: Wieso mein Mann? Der ist doch in München auf Montage...
ich muss hier auch nochmal was zum besten geben, zwar keine ankedote, aber es passt gerade zum thema.
ich habe meine ersten schritte in die "halbwelt" des droschkenbusiness in jungen jahren getan. eigentlich schlitterte ich da so hinein. diejenigen unter euch, die sich die mühe machen meine beiträge nicht nur zu lesen, sondern auch zu erinneren, wissen vielleicht noch, dass ich mir den namen bremser nicht von ungefähr gegeben habe. auch werden einige vermutlich noch grübeln, dass da doch mal die rede von einer "autobahnphobie" war ,und wie passt das professionelle lenken einer mercedes e-klasse eigentlich mit saufen zusammen....?
aber der reihe nach.
mein erster, unglückseliger kontakt mit einem fahrzeug der firma daimler und benz, war während meines zivildienstes beim arbeitersamariterbund (asb) (abs sollte sich erst später , blockierend auf meine laufbahn auswirken) behindertenfahrdienst. das war cool , weil vom arbeiten war bei den arbeiter-samaritern nicht so sehr die rede. was lag da näher, als sich die angeeigneten ortskenntnisse und die ungenutzte zet, noch einmal in einem seitenzweig versilbern zu lassen. so machten es jedenfalls die anderen auch. damlas konnte man auf diese weise noch ganz schön gutes geld verdienen. besonders wenn man in einer "messestadt" zu hause war, in der computerfuzzies, landwirte (die mal die sau rauslassen wollten), und die auf allen messen gefürchteten finnen in die stadt einfielen und mit den d-marks, mangelds fehlender umrechnungskenntnisse, nur so um sich schmissen.
schwanzgeld nannte sich das, was diese klientel an den türen der puffs als eintritt ablatzte, und was dann als kleines dankeschön sofort in unsere dicken protemonnaies wanderte.
ich war von anfang an fasziniert von den arbeitsbedingungen: schlafen bis in die puppen.
das war mein fall. (das war mein fall.)
ich weiss noch, bei meinem ersten unternehmer, (ablöse 17.00), da war ein fahrer, der tauchte nie vor 20.oo uhr auf. schwarzgeränderte augen, völlig verpennt und man dachte immer: darf der eigntlich fahren? klar, passt schon... hätte ich damals schon gehant, dass ich 15 jahre später genauso aussehe,und noch eine stunde später auflaufe, dann hätte ich gleich die finger von dieser verdammten sucht (das taxifahren, nicht das saufen) gelassen. und zu einer art sucht wurde es schnell.
am anfang war alles nur schön. was gibt es schöneres, als mit einem dicken auto nachts, durch menschenleere strassen zu fahren? (mit einem dicken auto, nachts durch menschenleere strassen fahren, wenn es schneit -und weihnachten ist.) das alleine arbeiten gefiel mir. lesen ohne ende. ortswechsel. zombies die dir ihr ganzes leben in 5 minuten auf die lederjacke kotzen. ein plausch mit wolfgang dauner. ein schlag auf die fresse. ein messer vor der nase. alles viel bunter als im fernsehen.
gleichzeitig war ich in einer familie. jeden abend essen im lokal. nachts dann flippern ,bier , billard und vor allem schach. so konnte das ewig weiter gehen.
so ging das auch ewig weiter.... nur die familie wurde immer kleiner, denn viele merkten viel früher, wofür ich noch jahre brauchen sollte. nebenher experimentierte ich noch mit allerlei studien, (so wie es sich für einen ordentlichen kutscher gehört) mit der folge, dass bald weder das eine , noch das andere klappte.
das bier am morgen (zum einschlafen) war bald nicht nur gewohnheit, sondern unbedingtes medikament. auch bedurfte es eines mittels, gegen den immer stärker werdenden frust, denn die geschäfte liefen mit jedem jahr schlechter,( das nervtötende gebrabbel der fahrgäste blieb aber immer gleich) und als dann der euro kam , brach es völlig weg.(das geschäft, nicht das gebrabbel) ich dann aber auch bald, denn ich kam gar nicht mehr aus dem bett, so gut klappte das mit dem bier.
die nerven wurden immer schlechter. "welche fahrgäste hast du am liebsten"? "pakete".
das nachts-fahren strengte mich immer mehr an. die autobahn machte mir erst nasse hände , und später panik. manchmal lehnte ich richtig fette touren ab, einfach weil ich nur noch angst hatte.
irgendwann ging gar nichts mehr. als ich mit einem fahrgast, mit 50 km/h(mehr erlaubten meine nerven nicht) morgens um 4.00 über einen leeren messeschnellweg jagte, da sagte ich mir:
es reicht.
das war genau an meinem geburtstag. ich blieb dann einfach zu hause. nach zwei monaten schmiss mein chef (philosophiestudent) mich raus. ich trank ein halbes jahr am stück. (vorher musste ich ja immer promillebedingte pausen einlegen) und bedenkenlos.
und irgendwie bin ich den alkohol dann genauso losgeworden wie das taxifahren:
hab dank für deine geschichte. hat mich sehr angerührt - obwohl ich selbst im taxi immer nur als gast gefahren bin.
vielleicht war es das bier, das du morgens zum einschlafen brauchtest:
ging mir ähnlich, wenn ich in der mittagszeit aus der nachrichtenfrühschicht im funkhaus kam, die um vier begonnen hatte - mir die katastrophenmeldungen im dreisatztakt noch nachhingen und mich um den mittagsschlaf bringen wollten...
@ F10zwo:
ich finde deine arbeitsplatzbeschreibung sehr gelungen und freue mich auf den zweiten teil!
Ich bin echt platt. Aber Ihr habt zu teil Recht, aber nur zum teil.
Das sind ja sehr krasse behauptungen. Eine Dose Bier wehrend der Fahrt, als Taxifahrer.
Vielleicht ist es gerade die Stadt, in der ich fahre, wo ich mit einigen behauptungen nicht einverstanden wär, aber glauben tue ich es durchaus.
Einen Fahrgast durch umwege zur kutschieren, um an Sein Geld leichter ran zukommen, würde mir nicht im Traum einfallen. Muss zugeben das es mir auch schon passiert ist, aber bestimmt nicht absichtig.
Mensch Uwe, was machen wir denn nur???
So viel negatives über die bösen Taxifahrer, werd ich die nächste Nacht überhaupt einschlafen können???
jo Ben.....schöne Geschichte...hab auch überlegt ob ich bei diesem suchtfördenden und suchtverlängerden Gewerbe bleiben soll....hat ja aber auch süchtig machende Anteile....
...wenn man samstag am späten nachmittag ins Auto steigt, die Stimmung auffängt, die ersten Vibes der noch Tagesluft atmenden Stadt aufnimmt, den abnehmenden Verkehr beobachtet und eintaucht in die "SAMSTAGNACHTSCHICHT",normale Fahrgäste zu "normalen" Zielen...mit normalen Gesprächen voller disatnzierter Freundlichkeit,"normaler" Dienstleistung mit kleinen Scherzen und großen Gesten....
Wie die Geschäfte -die großen und die kleinen- schließen nur noch das Personal wuselt, die Parkplätze sich leeren und das Tageslicht abnimmt und zusammen mit der langsam aufflackernden Beleuchtung der Werbung, der Straßenbeleuchtung und der Wohnungen ein milchiges Zwielicht auf die Straße wirft, deren Schattierungen wandern um schließlich ganz in der Dunkelheit aufzugehen....und ganz ohne Zeitgefühl dieStimmung wechselt.
Die meisten Ampeln sind aus. Die meisten Fahrzeuge in der Garage. Die meisten Leute zu hause.
Die Geschwindigkeit wird um ein vielfaches höher und die Musik lauter. Mein "Radar" scannt die Straßen nach vieleicht,ganz bestimmt und nicht mit mir Fahrgästen, nicht ohne die Kennzeichen der wenigen anderen Verkehrsteilnehmer nach Zivilbullen zu analysieren, die man zwar mit 80km/h ,aber nicht mit 100 überholen kann... Der quäkend leise gestellte Funk, die -nach Fahrgästen- sortierte Musik(verschiedene Sender oder CD-Wechsler), die Gespräche der Gäste untereinander, die ohne Skrupel intimste Dinge, den letzten Streit oder familientratsch preisgeben, langweilige Monologe halten, sich nett mit mir unterhalten,oder stumm bleiben, bilden eine Geräusch Kakophonie..die das Fahrzeug ausfüllt, während ich konzentriert und gespannt meine intuitiven Entscheidungen treffe,bei wem ich anhalte und welche Adresse ich ansteuere. Es erstaunt mich immer wieder welchen Einfluss meine eigene Laune auf die Qualität der Fahrgäste und den Umsatz hat... Bekanntlich ist meine Laune ja fast immer gut.. Verschieden Alkoholdünste und diverse Zigarettensorten, Duftwässerchen, Körpergeruch, sowie die ganze kulinarisch Breite der nächtlichen Ernährung, wie Döner, MC donalds, die Currywurst, geben den olfaktorischen Rahmen. Zu früher Stunde morgens is kaum noch eine Taxe zu kriegen, man wird zumanhalten genötigt und muss aufpassen ,daß man nicht einige durch den Radkasten dreht...Was man an Geschwindigkeit, Verkehrsübertretungen und halsbrecherischen Manövern ausführt, wenn man ohne Fahrgäste ist....
Mit beginnender Dämmerung setzt palindromartig die Szenerie des abends ein, ein milchiges Zwielicht, die ersten Busse,der Verkehr nimmt zu. Die Ampeln hindern mich wieder. Zeit zu gehen.....Der Tag kommt, F10.2 geht.. 12 Stunden voller Beobachtungen, gesellschaftphilosophischen Betrachtungen, absoluten Nonsens, Spaß, Aggresivität, Flirt, viel, viel lauter Power-Mucke, Kaffee...Meinen Arbeitsplatz nehm ich generell mit nach hause..d.h ich nehme das Auto mit und brauche nicht irgendwo hinfahren um abzulösen! Ein letzter Blick auf den Innenraum,der ausieht, als wäre das Auto wochenlang nicht gesäubert worden..ohne das was besonderes war... Jezt folgt das "runterfahren"mit brötchen und Zeitung,in der ich von Benzinpreiserhöhungen, Familiengeld, HAMAS und Berlusconi lese,ohne das es haften bleibt.....
und irgendwie nen zufriedener Schlaf...mit ner(meist) vollen Brieftasche..
...ups...so ganz anders als Part I, sollte auch Teil III werden,hab ich vorgezogen.....
beschäftigen ich mich also in Part III mit den ganz speziellen Spezies... den alkoholisierten..mit den Leveln: angeschickert angedüst angetrunken betrunken breit voll hochachtungsvoll
den verschieden Fahrgastkategorien: Profis Durchschnitt Nerver Einzeller
den Gastronomiegewerbe(incl. Huren), den "gefährlichen"
und der..:BEUTE
und nu geh ich ins Bett...
LG Uwe ______________________________________- "Wie in alten Zeiten Tuco, die eine Hälfte für mich..und die andere für dich"
beim lesen deiner beiträge(einfach köstlich!!) ist mir auch wieder eine geschichte eingefallen,die nicht erfunden ist,sondern sich tatsächlich so ereignet hat....
samstag 7 uhr,mein kumpel und ich treffen uns zum dienstbeginn in der taxizentrale..
kurzer plausch mit den kollegen der nachtschicht,welche kneipen noch voll sind und wie die nacht war..
wir gurken also erstmal los und greifen uns die letzten schnapsleichen der letzten nacht..so gegen 9 uhr sind wir damit durch und reihen uns am bahnhof in die schlange,der wartenden taxen ein....
nach einiger zeit,fällt mir ein typ auf,der ständig auf dem bürgersteig auf und ab geht..
er geht zum ersten taxi in der schlange..kurzes gespräch..er geht weiter..
am zweiten wagen das gleiche spiel...und er geht weiter..
dann steht er bei mir am wagen...
"was kost denn ne fahrt nach bremen?" fragt er "kommt drauf an,wo genau es hin gehen soll" antworte ich
"das ist egal..hauptsache nach bremen.." "hast denn auch geld?" "geld spielt keine rolle.."
nachdem ich mich überzeugt hatte,daß er tatsächlich geld dabei hat,hab ich ihn eingesackt,und mach mich auf den weg richtung autobahn...
nach längerer diskussion,wo es denn nun hingehen soll,entscheidet er sich dafür,zu einem großen einkaufscenter am stadtrand von bremen gebracht werden zu wollen...
so langsam beschleichen mich doch ungute gefühle,bezüglich meines fahrgastes...
erst fragt er mich,ob er rauchen darf..als ich ihm sage,leider nicht,dies ist ein nichtraucherwagen,meint er"gott sei dank..und steckt sich ein zigarillo an"...
na ich laß ihn qualmen..keinen bock mehr auf diskussionen,will ihn nur noch schnell wieder los werden...
so sitzt er rauchend auf dem beifahresitz..schaukelt immer vor und zurück und gibt dabei grunzende laute von sich
meine fürsorgliche frage: ey,gehts dir nicht so besonders? wird mit einem noch lauteren grunzen beantwortet...
nach einigen kilometern(er schaukelt immer noch lustig vor und zurück),beginnt er sein tshirt hoch zu schieben und streichelt intensiv seinen bauch....
so langsam überlege ich,ob ich ihn nicht doch lieber hier auf freier strecke rausschmeissen sollte...
meine überlegungen werden jäh unterbrochen.....
HALT An HALT SOFORT AN..brüllt er plötzlich los...
kurzer blick in rückspiegel,und ich leg ne vollbremsung hin..
schwupps hat der kerl die tür auf und rennt los... ich denk noch so..na der türmt(ich will aber auch nicht hinterher)als er nach ein paar metern stehen bleibt....
und dann traue ich meinen augen nicht...und ich habe beim taxifahren auch echt ne menge erlebt...
der typ steht also am straßenrand und läßt die hose runter....in aller seelenruhe fängt er an zu onanieren
nach kurzer zeit ist er fertig..zieht die hose hoch und steigt wieder ein....grinst und meint"nun können wir weiterfahren"....
die letzten kilometer bis zum weserpark verlaufen schweigsam..mir fehlen die worte,und ihm scheints gut zu gehen
ich halte auf dem parkplatz vorm weserpark..auf der uhr sind 52.40 DM....