Zitathättest du diese therapie auch schon nach drei wochen abstinenz gemacht ?
Ja, ich hatte mir die Therapeutin ganz am Anfang meiner Abstinenz gesucht (weiß aber nicht mehr wieviel Wochen danach)und schon ein paar Gespräche gehabt. Vermutlich hätte ich dann auch mit der Traumatherapie angefangen. Da ich dann aber doch die LZT genehmigt bekam, habe ich unterbrochen und diese erst mal gemacht.
Zitatund brauchte es bei dir erst mal die langzeittherapie ?
Ich habe natürlich keine Vergleich, wie es ohne gelaufen wäre. Für mich war sie sehr wichtig und sehr prägend gerade auch für die Abstinenz. Als ich in LZT ging (ich musste einige Zeit auf einen Platz warten) war ich schon ein halbes Jahr abstinent.
Ich weiß zwar nicht, was eine spezielle Trauma-Klinik macht, aber ich denke, dass sie sich auch mit Suchterkrankungen auskennen und da mitbetreuen. Würde mich sehr wundern wenn nicht, da eine große Zahl traumatisierter Menschen auch irgendwelche Suchtprobleme haben.
Latina, wie sieht den das Behandlungskonzept aus hinsichtlich Suchtmittel wie Alkohol? Wie lange dauert denn eine Therapie in dieser Klinik?
Aufgrund meiner Erfahrung - also wenn ich etwas empfehlen sollte - würde ich sagen zuerst LZT und dann Traumatherapie, da die LZT sehr realitätsnah ist im Tagesablauf und man wieder viel "Bodenkontakt" kriegt und auch sehr bewußt Stellung bezieht, wo man nun steht hinsichtlich Alkohol. Da aber in der LZT keine Traumatherapie gemacht werden kann, sondern nur geübt wird, wie man z.B. visualisiert, wenn man in einen Spannungszustand (bei Flashback, Triggern) kommt, halte ich sie bei Traumatisierungen nicht für ausreichend. Das hilft nicht das Trauma zu verarbeiten, sondern Spannungszustände eben nur irgendwie auszuhalten ohne zu Trinken oder sich anderweitig wegzubeamen.
Ich halte die Traumatherapie bei mir für einen sehr wichtigen - vielleicht sogar maßgeblichen - Bausstein zur dauerhaften Trockenwerdung. Ich kann natürlich nur für mich sprechen.
Zitatund dann lese ich hier sowas wie ..wenn sie doch genügend willen hat..ups. also doch eine frage des willens. die starken und die schwachen an willen..?
Ich gebe dir recht, damit habe ich mich schlecht ausgedrückt. Ich schrieb Willen und Bereitschaft und meinte damit die Kapitulation. Den innerlichen Entschluss nicht mehr trinken zu wollen, mich nicht selbst bescheissen zu wollen und Alkohol nicht mehr als mögliche Option für mich nutzen zu wollen. In meiner Therapie hat es als Ausgangsbasis gereicht, dass ich nicht mehr trinken will und es derzeit auch nicht mehr tat.
Vielleicht wäre auch eine Stabilisierung der Trockenheit - mit Suchtberatung und Gruppe - vorher für Latina gut. Aber trotzdem denke ich, dass es kein Grund wäre eine Traumatherapie abzusagen, wenn man trocken ist.
Latina, hattest du eigentlich auch schon mal eine LZT in Erwägung gezogen?
den menschen, der nach einigen wochen abstinenz trocken ist, den würde ich gerne mal kennenlernen. Nee Gaby, solange ich mich nicht mit meiner sucht auseinander gesetzt habe und mein nasses verhalten verändere, solange bin ich nicht trocken. Und ich bezweifle mal ganz stark, dass diese verhaltensänderungen so ratz fatz ablaufen. Nasse denkstrukturen zu erkennen und zu verändern braucht nun mal seine zeit.
Moin Latina, du bist die entscheiderin und ich behaupte mal, jeder der dir hier was schreibt tut dies nicht, um dir zu sagen was du zu tun oder zu lassen hast. Hier werden ansichten mitgeteilt. Wenn du bei der beantragung dieser therapie mit offenen karten gespielt hast, dann werden die da schon wissen, wie mit suchtkranken umzugehen ist. Meinen wissensstand dazu habe ich weiter oben bereits getippselt. Lieben gruss euch mädels Hermine
Mein Gefühl ist, dir zu sagen: Geh deinen Weg, den du ja offenbar mit deiner Therapeutin lange vorbereitet hast. Es gibt ganz viele Gemeinsamkeiten in der Sucht, und trotzdem ist jede Sucht in ihrem Ursprung auch wieder verschieden, und wir alle sind individuell darin verstrickt. Meine Fantasie ist, dass dein Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören schon Vorbereitung auf das, was dir bevorsteht, war. Hauptsache, du thematisierst dort deine Sucht.
Die Diskussion hier hat mich sehr zum Nachdenken gebracht, wer würde einem traumatisierten Menschen, der sich süchtig selbst verletzt sagen, hör erstmal auf damit, dann kannst du Traumatherapie machen. Wer sagt, leide erstmal, halte aus, wenn du das bewiesen hast, kannst du die Ursachen beseitigen.
Es geht bei Menschen nicht um die banale Frage um Henne und Ei.
Ich habe meinen Weg zur inneren Heilung wieder gefunden und genau das wünsche ich dir, mit all deiner Kraft und all deinem Mut mit dem du diesen Weg beschreitest.
Ich nehm dich in den Arm und schick dir virtuell eine dicke Portion Mut und Kraft
Ich hätte damals - nach 3 Wochen Abstinenz - in keinster Weise so etwas wie eine Traumatherapie oder auch eine Psychotherapie machen können. Dafür fehlte mir einfach der Blick auf meinen Eigenanteil an der Verstrickung mit der Alkoholabhängigkeit. Weil ich sah mich und mein Trinken als Ergebnis meines "Traumas", und am Trinken ich völlig unschuldig bin und keine Verantwortung dafür habe. Die habe ich aber sehr wohl für mich und mein Leben. Und nicht mein "Trauma".
Ich hätte zu diesem Zeitpunkt nicht daran arbeiten können, wenn mir jemand gesagt hätte, ich selbst sei für das Leeren der vielen Flaschen verantwortlich, so wäre das ein Angriff auf meine Person gewesen, niemand hätte mich verstanden und alle wollen mir Böses. Und mich womöglich erst recht betrunken, weil das Leben und alles so ein Jammertal ist, wo mich nicht mal jemand versteht.
den menschen, der nach einigen wochen abstinenz trocken ist, den würde ich gerne mal kennenlernen. Nee Gaby, solange ich mich nicht mit meiner sucht auseinander gesetzt habe und mein nasses verhalten verändere, solange bin ich nicht trocken. Und ich bezweifle mal ganz stark, dass diese verhaltensänderungen so ratz fatz ablaufen. Nasse denkstrukturen zu erkennen und zu verändern braucht nun mal seine zeit.
Oh Gott, ich bin also gar nicht trocken sondern habe es mir nur seit Monaten, ja Jahren eingebildet!
ZitatGepostet von Beachen Ich hätte damals - nach 3 Wochen Abstinenz - in keinster Weise so etwas wie eine Traumatherapie oder auch eine Psychotherapie machen können. Dafür fehlte mir einfach der Blick auf meinen Eigenanteil an der Verstrickung mit der Alkoholabhängigkeit. Weil ich sah mich und mein Trinken als Ergebnis meines "Traumas", und am Trinken ich völlig unschuldig bin und keine Verantwortung dafür habe.
Einerseits ist man nicht trocken, obwohl man schon eine ganze Zeit lang nicht mehr trinkt, andererseits geht es nur um die Einsicht ... - die Einsicht hatte ich ja sogar schon, als ich noch trank!
Ich war von Anfang an trocken, seit meinem Entzug. Ich bin seither aus voller Überzeugung trocken gewesen, ich wüsste nicht, was da noch nass gewesen sein soll. Es ist halt jede/r auf seine Weise trocken geworden. Es gibt sicher Menschen, die für immer trocken geblieben sind und dennoch immer wieder mal "nasse" und unreife oder uneinsichtige Gedanken hatten. Man entwickelt so seine Strategien und ist damit mal mehr und mal weniger glücklich. Das Leben eben.
Ich war nach ein paar wochen ohne alk noch eine Hermine voller ängste, unsicherheiten und seelischen mangel en gros. Ich habe zwei monate später eine verhaltenstherapie begonnen und langsam wieder den weg zu mir gefunden. Da war so einiges an nassen gedankengut und auch verhaltensweisen was zu beackern war. Also kopf und gefühlstrocken war ich zu anfang nun nicht.
Was bringt dich zu deiner ausage?
ZitatOh Gott, ich bin also gar nicht trocken sondern habe es mir nur seit Monaten, ja Jahren eingebildet!
Ich habe durch deine beiträge den eindruck, dass du dich sehr wohl mit deiner sucht und denem verhalten auseinander setzt. Schönes beispiel ist für mich dein nacheinander angehen von rauchen und dann, da schon stabiler, ans abnehmen. Schritt für schritt eben.
Lieben gruss dir Hermine
P.s. Im übrigen kenne ich aus meinen gruppen leute die zwar nix mehr trinken, kopfmäßig aber sehr wohl noch nass sind und das auch noch nach jahren.
die AA verstehen unter Trockenheit die bloße Befreiung vom Alkohol. Das Ziel ist aber eine zufriedene Nüchternheit. Dazu gehört die Entwicklung, die Hermine beschreibt. Ich denke, du bist nicht nur trocken, sondern einige Schritte weiter.
hallo gepard, auch ich denke von mir, dass ich gleich trocken war. Weil: vom allerersten Tag an war ich froh - als Grundstimmung, und Erfüllung vermutlich langjähriger Sehnsucht - nicht mehr trinken zu müssen. Insofern war die "Entwicklung" der folgenden Jahre eine eher selbstverständliche Sache, die von innen her kam. Im Sinne von 'na ist doch klar': wenn einer lange Jahre falsch lebt, dann prägen sich die falschen Dinge ein, und die müssen korri´giert werden. Wahrscheinlich liegen wir hier nur in der Begrifflichkeit auseinander, nicht in der Sache. Aber unterscheiden würde ich schon diejenigen Leute, die "erstmal" nicht trinken, mal sehen was da kommt, ach schön war es ja doch, aber aber nun darf ich nicht mehr weil . . , - Trockenleichen. Gruß Max
ZitatGepostet von Max mX Erfüllung vermutlich langjähriger Sehnsucht
umschreibt mein Empfinden auch recht gut, denn den Wunsch, ein Leben ohne Alkohol zu führen, hatte ich auch saufend schon lange.
IMHO ist es auch ein Unterschied, ob man sich ganz von sich aus für die Abstinenz entscheidet, oder aufgrund äußerer Zwänge - wenn auch sicherlich beides sowohl in den Rückfall, als auch in die stabile Abstinenz führen kann.
ZitatIMHO ist es auch ein Unterschied, ob man sich ganz von sich aus für die Abstinenz entscheidet, oder aufgrund äußerer Zwänge - wenn auch sicherlich beides sowohl in den Rückfall, als auch in die stabile Abstinenz führen kann.
... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Die Märchen.
Erklär mir mal, weswegen einer aufhören sollte zu Saufen, ohne „äußere Zwänge“. Also ich kenne jedenfalls keinen Süchtigen, der sich „ganz von sich aus, ohne irgendwelche äußeren Notlagen und Zwänge, für die Abstinenz entschieden hat“. Aber Wunder soll’s ja immer wieder geben. Vielleicht bist Du eines?
ZitatGepostet von Sierra Also ich kenne jedenfalls keinen Süchtigen, der sich „ganz von sich aus, ohne irgendwelche äußeren Notlagen und Zwänge, für die Abstinenz entschieden hat“.
Das liegt für mich unzweifelhaft an deinem Weltbildchen (um mal dein eigenes Vokabular zu benutzen).