Na und eines noch. Dieses ist ein Forum in dem sich trockene Alkoholiker treffen und solche, die es werden wollen. Und die wissen in der Regel eines: Glaube niemals die Trinkmengenangaben eines Menschen, der sich mit Trinkmengen beschäftigt.
Kontrolliertes Trinken beginnt mit einer längeren Abstinenzphase. Ich halte nicht viel davon, aber wenn man es macht, sollte man es auch richtig machen. sonst ist es nur ein unkontrolliertes Rumeiern.
ich kann dich beruhigen. mit deiner trinkmenge kannst du noch jahrelang weitersaufen. musst nicht mal aufschreiben. du merkst dann schon wenns kritisch wird. wenn du deinen job verlierst oder wenn deine frau dich verlässt wegen der sauferei, ists dann noch früh genug dir gedanken zu machen.
dann erst wird das kontrollierte trinken erst zu einer echten herausforderung.
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ich kann dir eines mit 100% sicherheit sagen: wenn du dein trinken kontrollieren MUSST, wirst es auch du nicht schaffen kontrolliert zu trinken.NIE also hör jetzt auf wenns noch einfach ist oder dann halt erst wenn du alles verloren hast, wenn du es unbedingt selber rausfinden musst.
eiei, hier ist ja was los....ich kann leider nicht öfter vorbeischauen.
Ich versuch mal auf alles, was mir wichtig erscheint zu antworten.
Zunächst einmal will ich mit der Liste niemanden provozieren, ich will auch weder mir noch jemandem aus dem Forum demonstrieren, wie gut ich ohne oder mit wenig kann (was für ein Satz!). Ehrlich gesagt, ich hatte, als ich die Idee mit der Liste hatte, andere Zahlen erwartet und wollte mir ein klares Bild von den Mengen machen, die ich trinke, insbesondere im Vergleich zu dem, was ich zu trinken darstelle (gegenüber meiner Frau, mir selber, etc.). Vielleicht wird das die Liste ja auch wieder, wer weiss wie es weitergeht. Wenn die derzeit niedrigen Dosen tatsächlich nur aus dem Ehrgeiz entstehen, hie möglichst geringe Zahlen notieren zu können, werde ich sicher bald wieder in mein Schema zurückfallen.
Die Liste bewirkt aber z.Zt. noch etwas anderes (und das macht sie vielleicht auch überflüssig, denn sie ist da ja nur der erste Schritt): Ich denke über die Ursache nach, sobald ich spüre, dass ich mir was zu trinken wünsche. Ich denke dann, hey, willst du wirklich ein Bier in die Liste eintragen und mir wird bewusst, dass ich das Bier, das ich mir vorstelle gerade gar nicht brauche. Ich sehe plötzlich, dass es einfach die Gewohnheit ist, eine Übersprungshandlung, der kleine Belohnungseffekt, die kurze Ablenkung was auch immer, und wenn ich stattdessen tief durchatme, und mit dem weitermache, was ich gerade tue (z.B. am Rechner sitzen und in Foren posten :-), passiert nichts Schlimmes.
Insofern stimmt es auch, dass der Alkohol derzeit eine zentrale Rolle in meinem Leben spielt, aber ich finde das gerade sehr wichtig, denn ich versuche den verschiedenen Motiven auf die Spur zu kommen. Über das, was ich über die Gewohnheit hinaus herausgefunden habe werde ich noch berichten, ich muss das aber erst noch im Kopf sortieren.
Es hilft sicher auch, dass ich derzeit keine echte Bewährungsprobe zu bestehen habe, der Stress hält sich in Grenzen. mal sehen, was passiert, wenn der grosse Gleichgültigmacher durchkommen will. Aber ich wappne mich, auch das gehört zu den Motiven. (Ach so, einen kleinen Ehestreit habe ich ohne anschliessendes Frust- oder Versöhnungssaufen durchbekommen! [Nähkästchen auf] wir hatten stattdessen Sex. auch nicht schlecht :-)[Nächkästchen zu])
Ok, jetzt vielleicht noch das Schwierigste, warum höre ich dann nicht ganz auf. So, wie ich mein Suchtverhalten derzeit einschätze, bin ich Alkoholiker, da hilft ja alles nichts. Ich habe Saufanfälle, in denen ich nicht aufhören kann, ich habe diese Alkjieper, da ändert auch die gerade so entspannte Phase nichts. Aber zum einen kann ich mich im Moment noch nicht mit dem Gedanken arrangieren, auf den kleine Urlaub eines Bieres zu verzichten. Das ist auch in meinem emotionalen Gedächnis nicht negativ konotiert (wie z.B. ein Absturz, der sich ausserhalb des Exzess ganz furchtbar anfühlt).
Zum anderen, und dafür bekomme ich jetzt sicher Schläge, kommt mir der strikte Abbruch wie eine Symptombekämpfung vor. Ich spüre dann nur noch einen Druck mehr (neben dem, den ich mit dem Alk wegzudrängen versuche) und in Dingen, die über nichts als die reine Disziplin motiviert sind, bin ich ganz schlecht. Und was passiert, wenn ich dann erstmal die Regel gebrochen habe und ein Bier getrunken habe, kenne ich nur zu gut: Dann ist es auch egal, und wenn schon, dann soll es sich wenigstens lohnen, ich kann dann morgen wieder anfangen bla bla bla.... So aber _darf_ ich ein Bier trinken, und es ist keine Regel verletzt. Ich kann dann nach dem Bier aufhören und es war immer noch ein Erfolg. Ich habe in den letzten Tagen diese Erfahrung zum ersten Mal gemacht, und es war ein gutes Gefühl. Ich möchte den Sumpf trockenlegen, der mich zum Saufen treibt, und nicht mich.
Es kann sein, und es ist, nach allem was ich hier gelesen habe sogar naheliegend, dass meine anfängliche Euphorie einfach zerplatzt demnächst alles beim alten ist, oder noch schlimmer wird. Ich bin dankbar dafür, dass Ihr eure schmerzhaft erworbenen Erfahrungen mit mir teilen und meinen Weg abkürzen wollt. Ich kenne das, ich hab Kinder :-), da denke ich mir auch ständig, warum zum Teufel hören die nicht einfach mal zu... Aber ich schätze, es gibt Erfahrungen die muss jeder selbst machen, und jetzt gerade fühlt sich mein Weg richtig an.
Jemand hat geantwortet, das sich das, was ich schreibe analytisch anhört, und das ist auch richtig. Das mag dann vielleicht den Eindruck machen, dass ich hier um jeden Preis meine Souveränität demonstrieren will aber das ist einfach nur meine Art, wie ich die Dinge für mich ordne. Tatsächlich bin ich einfach nur froh, dass sich endlich etwas bewegt, dass ich Ansätze finde und zumindest jetzt gerade mal voran komme. Und dabei helfen mir Ihr und dieses Forum sehr.
Zitatwarum willst du denn deinen alkohokonsum vor deiner frau verheimlichen?
weil ich alkoholiker bin und das doch gemeinhin dem klischee entspricht, oder nicht?
Zitat und warum schreibst du deinen allerersten beitrag hier um 8 uhr am morgen, wenn doch tagsüber alkohol kein thema ist für dich?
( ) ich habe deinen letzten Beitrag gelesen ( ) ich habe überhaupt irgendeinen Beitrag von dir gelesen ( ) ich kenne den Unterschied zwischen einer intellektuellen Auseinandersetzung und einem Bedürfnis (X) mir schnuppe was du schreibst. Ich gebe aber gerne den abgeklärten und poste deswegen gerne zynische, wenngleich wahlose Fragen.
Zitat warum willst du denn deinen alkohokonsum vor deiner frau verheimlichen? weil ich alkoholiker bin und das doch gemeinhin dem klischee entspricht, oder nicht?
Dann ensspricht vermutlich auch dem Klischee, daß Deine Frau längst Bescheid weiß und noch am rätseln ist, wie sie richtig darauf reagiert.
dieses Spielchen, mal mehr, mal weniger zu trinken, sich über die eigenen Eskapaden gelegentlich zu ärgern und dann mal kürzer treten, kürzere und längere Pausen einführen...
...das kannst Du sehr lange spielen. Und auf verschiedenen Stockwerken, je nach momentaner Schmerzgrenze.
Jedenfalls lässt sich sowas nach meiner Erfahrung schon 10, 15, 20 Jahre lang so machen. Manche Leute hören auch nie mit dem Spiel auf, wenn Du Dich sonst einigermassen hälst, kannst Du damit sicher 70 oder 80 werden.
Ich bin trinkend 41 geworden, ohne in der Öffentlichkeit das Bild des Alkoholikers abzugeben, die meisten Leute haben schlicht gestaunt, als ich davon geredet habe, daß ich ein Alkoholproblem habe. Ich hatte, als ich aufgehört habe, auch keine besonderen gesundheitlichen oder sozialen Einschnitte zu verkraften.
Nö, mir gings halt ziemlich oft mal nachts nicht so besonders, und ich hab mich öfters mal geärgert, daß es schon wieder zu viel war und/oder ich mich aufgeführt habe - natürlich fast nur zu Hause - , aber deswegen gleich ganz aufhören? Dazu hats mir doch viel zu viel Spass gemacht.
Irgendwann, als sich die Abstürze häuften, fiel mir dann auf, daß sich mein Spass beim Trinken schon lange ziemlich in Grenzen hielt, daß ich, wenn ich was getrunken hatte, ja gar nicht in dem entspannten Zustand war, den ich nüchtern mit dem Alkohol verbunden hatte, und dann fiel mir auch noch auf, daß ich schon einen ziemlichen Aufwand getrieben und im Lauf meinens Lebens schon ein paar Schwierigkeiten in Kauf genommen hatte, weil ich ganz gerne was getrunken habe.
In einer meiner schlaflosen Nächte hab ich ne Bilanz gezogen und bin zu dem Schluss gekommen, daß es reicht. Es war müheloser und schöner, gar nix mehr zu trinken, und ich bin froh, daß ich den Absprung zu ner Zeit gefunden habe, als ich noch nicht monate- oder gar jahrelang mit Suchtdruck zu kämpfen hatte, wie ich es bei vielen hier beobachte. Ich musste nicht sehr viel mehr tun, als die Denke "zu einem guten Leben gehört auch was zu trinken" abzulegen, und das ist mir gelungen, indem ich mir halt genau angeguckt habe, wie gut denn dieses "gute Leben" in Wirklichkeit war.
Die Denke "ich kanns mir noch leisten und muss noch nicht aufhören" deutet für mich, im Nachhinein, auf einen gut entwickelten Masochismus, der demjenigen gar nicht bewusst ist, hin. Warum einfach, wenn man sichs auch schwer machen kann
Jetzt zählst Du Deine Drinks, wenns gut geht und Du Deiner Frau erfolgreich was vorspielst, dann bleibst Du bei einem oder zwei Bier, von denen Du ja wahrscheinlich gar nicht viel hast, wenns schlecht geht, dann ärgerst Du dich mal wieder und stehst mit dem dicken Kopf auf, und wofür das Ganze?
Der Abschied von einem liebgewonnenen Freund mag vielleicht schwer sein, aber wenn dieser Freund anfängt, zum Feind zu werden, ist es besser, zu gehen.
ZitatDer Abschied von einem liebgewonnenen Freund mag vielleicht schwer sein, aber wenn dieser Freund anfängt, zum Feind zu werden, ist es besser, zu gehen.
gefällt mir gut, was du da von dir gibst. Es geschehen noch Zeichen und Wunder
Das hier finde ich besonders interessant:
"daß ich den Absprung zu ner Zeit gefunden habe, als ich noch nicht monate- oder gar jahrelang mit Suchtdruck zu kämpfen hatte"
Suchtdruck kenne ich gottseidank auch nicht - außer wenn ich die Zigarette weglasse, aber das ist ein anderes Ding. Aber gibt es einen Zusammenhang zwischen dem "Grad" der Sucht und dem Auftreten von Suchtdruck?
ZitatGepostet von Lachfalte gefällt mir gut, was du da von dir gibst. Es geschehen noch Zeichen und Wunder
das liegt wahrscheinlich an Deiner zunehmenden Nüchternheit- sprich "im Auge des Betrachters"
Zitat
Aber gibt es einen Zusammenhang zwischen dem "Grad" der Sucht und dem Auftreten von Suchtdruck?
Fragt sich Lachfalte
Suchtdruck hatte ich zumindest, solange ich getrunken habe - das ist für mich nix anderes als das Gefühl "ich brauch jetzt was". Und dieses Gefühl wurde gegen Schluss hin bei mir immer stärker, während ich mich andererseits immer weniger dagegen zur Wehr setzen konnte. Und ich hatte das Gefühl, daß es sehr schwierig werden würde, wenn ich mal ins chronische Stadium eingetreten wäre.
Es schreiben zwar viele, daß sie schon süchtig waren, bevor sie getrunken haben. AA gehen davon aus, daß man einen gewissen Weg bis zur Kapitulation durchlaufen muss.
Aber Alkohol ist auch eine schmutzige Droge, ein Zellgift, das im Hirn die eine oder andere Zerstörung anrichtet. Wenn Du lange genug in genügend grossen Mengen trinkst, dann gibt das allein schon genügend Schäden, daß sich die Persönlichkeit entsprechend ändert, daß kein Aufhören mehr möglich ist. Und das wird mit zunehmender Dauer tatsächlich schlimmer. Manches davon ist bei Trockenheit reversibel, aber nur solange der Point of no Return nicht überschritten ist.
"das liegt wahrscheinlich an Deiner zunehmenden Nüchternheit"
Ja, das wird wohl mein Anteil sein, und welcher ist deiner?
Ich denke, die Sache mit dem Suchtdruck ist ein Fass ohne Boden minitiger. Es gibt soviele verschiedene Versionen wie es Alkoholiker gibt...schade, ich hätte da jetzt gerne gewußt ob zuerst die Henne oder das Ei da war.
Ich bin der Überzeugung, dass bei mir die Kapitulation den Ausschlag gab, dass der Druck nicht aufgekommen ist - und ich wünsche mir, dass ich den auch nie spüren brauche - andererseits, sollte er kommen, nehm ich ihn auch "mit". Bei mir hats über Nacht "klick" gemacht *danknachoben* und sämtliche Hintertürchen waren geschlossen.
Für mich stellt sich jetzt die Frage, ob der sogenannte Suchtdruck nach der Kapitulation sich anders "anfühlt" als bei einem, der noch "rumeiert".
Kann dazu jemand etwas erzählen? Wie ist Suchtdruck vor einem Rückfall im Vergleich zu Suchtdruck der ausgestanden wurde?
ZitatKann dazu jemand etwas erzählen? Wie ist Suchtdruck vor einem Rückfall im Vergleich zu Suchtdruck der ausgestanden wurde?
wenn man das schafft, den alkohol zu 100% als option auszuschalten gibts auch keinen saufdruck und auch keinen rückfall.
ich hatte bis jetzt noch nie saufdruck seit ich aufgehört habe, die gewohnheitsmomente am anfang mal ausgenommen. war aber nicht schlimm und nach ein paar wochen vorbei.
ich habe auch vor dem körperlichen und sozialen zerfall aufgehört, bin aber durch den alkohol sicher auch geschädigt in meiner geistigen entwicklung. meiner meinung fängt dieser fehlprozess in dem moment an, in dem man den alkohol braucht um schlechte gefühle zu vertreiben. und meiner meinung nach kann man diesen prozess nur stoppen durch konsequentes aufarbeiten und akzeptieren, der eigenen mängel.
wenn ich mein leben so in den griff kriege dass ichs meistern kann ohne mich zu betäuben, brauch ich auch kein betäubungsmittel mehr.
....und über diese ganzen gesellschaftlichen trinkzwänge, da lach ich mittlerweile drüber. und zwar lauthals.