Mein Vater zum Beispiel hat solange ich ihn kannte vormittags um 11 Uhr 1 Bier getrunken, um 17 Uhr nach feierabend 1 Bier und einen Schnaps und später am abend noch ein Bier. Freitag abend immer eine Flasche Wein. Auf Festen hat er sich dann ab und zu schon die "Kante" gegeben.
Wenn er das nicht einhalten konnte, wurde er echt ungenießbar. Das war jetzt sicher nicht so gesundheitsschädlich, aber er hat sein leben darauf eingerichtet, immer zugesehen, dass er mitdem auto alles bis 11 Uhr erledigt hatte, und wenn nicht dann war er eben grantig.
nun ich habe kein Trinkproblem mehr. Ich bin trockene Alkoholikerin. Das fanden meine Ärzte auch während meiner stationären Entgiftung, meine Krankenkasse, der Rentenversicherungsträger, meine Therapeuten und Mitpatienten während der stationären Langszeittherapie, andere trockene Alkoholiker in SHG's und ich habe es dann auch irgendwann mit allen Konsequenzen begriffen.
Weder die Menge macht es, noch die der Alkoholgehalt der konsumierten Getränke.
"hardcorealkis"?
Nun zum Schluss stand ich auch schon öfter mal vor dem Regal mit dem Hochpronzentigen. Hatte sogar schon manchmal die Flasche im Einkaufswagen. Doch kurz vor der Kasse habe ich sie wieder zurück gebracht und doch den guten Wein mitgenommen.
Bin doch schließlich keine Alkoholikerin!!!! So viel zum Thema Wahrnehmung von sich selbst und Selbstbetrug.
hmm, also entweder Du bist Alkoholiker oder Du bist keiner. Alles andere ist wie 'ein bisschen schwanger'. Anders als bei anderen Krankheiten muß man sich beim Alkoholismus die Diagnose allerdings selbst stellen.
ist wohl ein Mißverständnis. Ich bin Alkoholikerin. Der letzte Satz war nur der Ausdruck, meiner damaligen Wahrnehmung. Obwohl alle Fakten ganz klar dafür sprachen, dass ich alkoholabhängig war, habe ich sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Solange bis es nicht mehr ging. Dann bin ich auch zum Arzt und sagte schon, ich denke ich bin Alkoholikerin. Sicher können es es einem sehr viele Experten bestätigen, wenn man es schließlich selbst nicht annimmt und aktiv wird, nutzt das wenig und führt zu nichts.
mich hat die erkenntnis alkoholiker zu sein nicht davon abgehalten weiter zu saufen. ich habe mich auch gerne mit dieser rolle identifiziert. erst als ich das kotzen bekam wenn ich mich selber im spiegel sah und ich den typen nicht mehr ertragen konnte den ich da vorfand hab ich um umbesetzung gebeten. statt einer neuen rolle will ich jetzt "ich" werden.
ja, das ist durchaus ein Mißverständnis. Mein Beitrag bezog sich auf Backstreetboy's Post mit den hardcorealkis. Als ich schrieb, stand dein Beitrag noch gar nicht da.
so, ich habe einiges gelesen und es ist schon verrückt wie plötzlich die Zusamenhänge klar werden. Insbesondere, weil sie eigentlich ganz offensichtlich sind.
Vielen Dank an alle, die mich mit Links versorgt haben.
Die Motivationen, die Sucht, das Lernen, das Assoziieren von Situationen und dem Alkohol, (ich habe mich schon manchmal allen Ernstes gefragt, warum ich früher manchmal einfach keine Lust auf Bier hatte...)
Nun ja, die Dinge sind ganz schön auf mich eingeprasselt. Dafür, dass ich ursprünglich nur sehr verwirrt darüber war, dass ich, einmal angefangen, oft das Weitertrinken nicht bremsen kann ist viel passiert. Aus meiner Konsumliste ist ein "wie lange halte ich ohne aus" Protokoll geworden, das mich doch recht erschreckt, denn es wurde in den letzten Tagen immer härter, und eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass es leichter wird. Zumindest war es bei meinen bisherigen Pausen immer so, dass gerade die ersten 1, 2 Tage schwer waren, danach ging es eigentlich.
Vielleicht ist es der Gedanke, dass ich jetzt auf unbestimmte Zeit durchhalten will, die mich so unter Druck setzt, dass gleich alle Mechanismen anspringen, wer weiss.
Ich fühle mich jedenfalls ziemlich überfordert. Ein Problem ist ja, dass die Auslöser alle noch da sind, die verdrängten Probleme (die ich noch gar nicht alle kenne, aber ich habe zumindest eine Ahnung) aber auch die unmittelbaren "Trigger". Ich denke jetzt, dass es ein grosser Fehler ist, zuhause zu trinken, denn ich bin jetzt einen großen Teil meiner Freizeit mit sovielen Orten, Dingen und Situationen konfrontiert, die mit Trinken belegt sind, dass ich ständig in Versuchung bin.
Es fällt mir jedenfalls sehr schwer, und das erschreckt mich wiederum. Ich denke, ich werde mir jetzt erstmal Hilfe suchen.
Eine kleine Motivation habe ich aber noch gefunden: Ich habe abgenommen!
ZitatVielleicht ist es der Gedanke, dass ich jetzt auf unbestimmte Zeit durchhalten will, die mich so unter Druck setzt, dass gleich alle Mechanismen anspringen
Nicht nur vielleicht , lieber Kohlenstoff , es IST so !
Dieses durchhalten will wird nix bringen , dieses ich darf nicht , (aber ich würd doch so gerne :sly ist pure Quälerei und führt sicherlich nicht für lange zum Erfolg.
Aber wie du schon am Schluss geschrieben hast , willst du dir Hilfe holen und DAS ist der richtige Weg