ZitatDas wäre doch Heuchelei, wenn ich jetzt sagen würde, dass mir das Trinken nichts gebracht hat
Hi Birgit !
Ein *Willkommen* hier von mir !
Eine Frage, was überwiegt .... das Positive, das du mit dem Trinken verbindest, der Spaß, das Vergessen etc. oder das Negative wie die Lügerei, Angstzustände .... ?
Hast du dir schon mal überlegt, *wozu* du den Alkohol benutzt ? Warum es dir schwer fällt, dich nüchtern auszuhalten ?
Das ganze "aber eigentlich wollte ich doch gar nicht so viel" ist doch irgendwie in den Wind gepisst, natürlich wolltest Du, Du willst ja bloss nicht so ein blöder Alki sein, der irgendwann auffällt.
Hallo Minitiger,
natürlich höre ich das nicht gerne, wenn hier gemutmasst wird, dass ich ja eigentlich noch gerne weitertrinken würde. Aber da ist was Wahres dran, keine Frage. Obschon ich sagen muss, es tut ein bisschen weh, dass so ins Gesicht gesagt zu kriegen, gerade jetzt. Ich bin im Moment ziemlich mimosenhaft, wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst.
Im Grunde ist es so wie Du schon gesagt hast: Besaufen wollte ich mich, aber ich wollte doch kein Alki sein - ICH doch nicht! Naja, aber weil alle Anzeichen dafür sprechen, dass ich doch einer bin, habe ich mich dann irgendwann damit beschäftigt - gelesen, zur Suchtberatung usw. Aber so richtig glauben wollte ich das dann doch nie.
Also, wenn ich das jetzt bis zur letzten Konsequenz weiterführen würde, was Du vorgeschlagen hast, fällt mir ein was ein anderer Betroffener mal zu mir gesagt hat. "Du bist einfach noch nicht weit genug unten - am Tiefpunkt." Wenn das so ist, sollte ich jetzt am besten auf Schnaps umsteigen und anfangen täglich zu trinken bis zum Zusammenbruch. Das wäre zumindest konsequent und entweder bringt mich das schneller auf den Weg zur Genesung oder ins Grab. Ich habe also drei Möglichkeiten: weiter wie bisher, schneller trinken oder aufhören. Richtig?
Das hört sich vielleicht alles ziemlich zynisch an, aber ich will hier auch nicht die ganze Zeit rumnölen. Bemitleiden kann ich mich - glaub ich - selbst ganz gut. Danke für die vielen Kommentare.
auf Schnaps musst du nicht umsteigen. Ich hatte es allerdings zum Schluss gemacht, nicht um schneller zum Tiefpunkt zu kommen, sondern weil mir die Schlepperei und das Entsorgen der Bier- und Weinflaschen zu viel wurde. Es ist so, wie du geschrieben hast: "ich glaube, dass es wohl eher eine Sache des eigenen Begreifens und Handelns ist, ob man aufhören will zu trinken oder auch nicht."
Zum Tiefpunkt zitiere ich hier mal was aus dem Buch 'Wege weg vom Alkohol' von A. Werner:
"Mit der Erkenntnis, nicht so trinken zu können, wie andere, könnten Sie schon Ihren persönlichen Tiefpunkt erreicht haben. Dieser Tiefpunkt ist, nach aller Erfahrung, nötig, um als Suchtkranker wirklich den Neuanfang zu wollen und durchzuhalten. Bei manchen kommt der persönliche Tiefpunkt, nach der äußeren Beobachtung, ziemlich spät: Sie verlieren Arbeitsstelle, Freunde, Familie, Geld, Wohnung – bis sie aufhören wollen. Bei anderen Kommt der Tiefpunkt recht früh. Die Wahrnehmung, dass selbst das zweijährige Kind schon feststellt: ‚Papa, du stinkst’ – kann der Auslöser für den Tiefpunkt sein. Die Scham vor sich selbst, ich jeden Tag belügen zu müssen, nie den Vorsatz ‚heute trinke ich nichts’ über den Tag retten zu können, kann der Anlass sein, sich seine persönliche Existenzkrise schon zuzugeben, wenn das private und berufliche Umfeld noch völlig intakt zu sein scheint. Schlagen Sie sich das alte Vorurteil aus dem Kopf: Alkoholiker sind nicht nur Penner auf der Parkbank, nicht nur stinkende, lallende, verkommene, arbeitsunfähige Existenzen. Die große Masse der Alkoholiker ist lange Zeit ziemlich unauffällig. Viele sterben an anderen Krankheiten, bevor sie das Stadium der Auffälligkeit für jedermann erreichen. Und es gibt auch das, was kaum einer glaubt: den sympathischen, freundlichen, engagierten, scheinbar gut in sein Umfeld integrierten Menschen – der aber trotzdem suchtkrank ist."
Ich selbst bin dankbar, dass ich meinen persönlichen Tiefpunkt fühlen und dann konsequent den Weg weg vom Alkohol gehen konnte.
Zitatnatürlich höre ich das nicht gerne, wenn hier gemutmasst wird, dass ich ja eigentlich noch gerne weitertrinken würde. Aber da ist was Wahres dran, keine Frage. Obschon ich sagen muss, es tut ein bisschen weh, dass so ins Gesicht gesagt zu kriegen, gerade jetzt. Ich bin im Moment ziemlich mimosenhaft, wie Du Dir vielleicht vorstellen kannst.
Tja, die Wahrheit ist schon unangenhem! Wäre nicht ganz so schlimm auszuhalten, wenn Du in der Lage wärest schon offen und ehrlich zu Dir selbst zu sein.
ZitatIch habe also drei Möglichkeiten: weiter wie bisher, schneller trinken oder aufhören. Richtig?
Nun wohin geht die Tendenz? Weiter wie bisher und schneller trinken wäre doch nun völlig krank. Aber so etwas von durchgeknallt! Sich selbst ganz bewusst zerstören und sogar den eigenen Tod mit einkalkulierend. Angst macht die Vorstellung schon, doch wie soll man diese Angst wieder ohne Alkohol aushalten! Schon die Überlegung allein, durch schneller trinken endlich an den persönlichen Tiefpunkt zu gelangen! Das ist wirklich nicht zu fassen.
So tief steckst Du schon in der Alkoholkrankheit. Dein gesunder Menschenverstand existiert schon gar nicht mehr. Dieses Wissen darum, gehörte für mich selbst unter anderem schon zu meinem persönlichen Tiefpunkt. Es waren mehrere kleine Mosaiksteinchen, die das ganze Bild zusammensetzten. Ich brauchte keinen Schnaps mehr!
Ich wünsche Dir, dass Du in der Lage bist, eine wirklich gesunde Entscheidung für Dich selbst zu treffen und Menschen an Deiner Seite, die Dir immer ungeschminkt ins Gesicht sagen, wo Du wirklich stehst, solange Du selbst dazu noch nicht in der Lage bist.
das mit dem schneller Trinken bzw. Schnaps trinken war ironisch gemeint, aber das kommt wohl schriftlich nicht so rüber. Es war halt nur zu Ende gedacht, was Minitiger geschrieben hat.
Also, ich will ja aufhören, sonst wäre ich doch gar nicht hier! Ich aber extreme Selbstzweifel, ob ich das auch (auf die Dauer) hinkriege, weil ich es ja schon hundert Mal durchexerziert habe unter anderem auch in einer Langzeittherapie. Und da habe ich gesehen, wie viele Leute 150%ig überzeugt waren alles begriffen zu haben und dann doch noch ein paar Wochen wieder da waren.
Und zum sogenannten Tiefpunkt: ich glaube, das ist für jeden individuell verschieden. Bei mir kommen im Moment mehrere Sachen zusammen: ich "fühle", dass ich so nicht mehr lange weitermachen kann. Ich habe manchmal das Gefühl ich werde langsam verückt, weil ich Angstzustände kriege. Ich kann nicht mehr aus der Wohnung raus, wenn ich getrunken habe. Dann kommt noch das neue Studium dazu: das wollte ich immer so gut wie möglich durchziehen, lernen und fleissig sein. Aber zusammen mit dem Alkohol geht es einfach nicht. Ich kann nicht lernen und mich konzentrieren und mich auch zu nichts aufraffen. Und dann kommt das "Ist ja alles scheiß-egal-Gefühl". Und dann ist die Flasche nicht weit.
Ihr müsst Euch das so vorstellen: ich sitze hier alleine in meinem Appartment in einer neuen Stadt, kenne keinen Menschen hier und habe ständig ein schlechtes Gewissen, weil ich (mal wieder) nicht genug gelernt habe. Aber im Moment bin ich einfach nur froh, dass ich nix getrunken habe.
Also nochmal, ich habe mich hier eingeschrieben, weil ich aufhören will zu trinken und hoffe, dass mir das Schreiben und Lesen dabei hilft. Und vielleicht habe ich auch sogar mal ein paar Arschtritte nötig (@Spieler und Minitiger) um aus den Puschen zu kommen. Aber bitte (Ironie an) doch nicht JETZT!(Ironie aus)
Hast du dir schon mal überlegt, *wozu* du den Alkohol benutzt ? Warum es dir schwer fällt, dich nüchtern auszuhalten ?
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Hallo Bea,
ja, den Alkohol benutze ich dazu mich komplett abzuschiessen, also einfach nicht mehr denken zu müssen. In meinem Kopf geht es zu wie in einem Affenkäfig - da ist nie Ruhe.
Und mich nüchtern auszuhalten fällt mir schwer, weil es mir im Grunde genommen nicht gefällt, was ich dann sehe. Obwohl besoffen gefalle ich mir noch weniger - aber dann merkt man es halt nicht so.
schön für Dich, dass Du wieder da bist (Und nüchtern auch noch !). Wie steht`s denn mit Entzugserscheinungen? Ich frage noch mal nach, weil ein kalter Entzug nicht nach Hause gehört!
Wenn Du soweit ok bist, solltest Du Dich für den einen trockenen Tag/trockene Nacht belohnen; Gut gemacht!
Was das "sich-nüchtern-schwer-ertragen" angeht: Ich hatte die erste Zeit meines Trockenseins auch so ein Gefühl, ich dachte sogar, ich hätte mehr Probleme als im betrunkenen Zustand . Heute weiss ich, dass die Probleme (bis auf das Trinken) die gleichen sind, ich nehme sie nur bewusster wahr. Ich kann aber mit klarem Kopf auch um ein vielfaches besser, schneller und smarter mit Problemen umgehen; Die Dinge lösen sich!
Es freut mich für Dich, dass Du immer noch aufhören willst.
das ist meiner meinung nach ein trugschluss und führt in vielen fällen zum weitertrinken.
ich wurde regelrecht erschlagen als mir da bewusst wurde, was sich da in 25 jahren sauferei so alles angesammelt und angewöhnt hat. gelöst hat sich da ausser dem altglasproblem nichts von selber, im gegenteil.
es ist eine grosse herausforderung sich trocken mit dem nassen leben auseinanderzusetzen.
hallo Birgit, "Ich hab da Leute kennengelernt, die waren schon dreimal da und tranken immer noch. Und ich hab ja danach auch wieder angefangen zu trinken." // Und deshalb willst du da nicht mehr hin. Das hört sich für mich aber sehr positiv an, so wie ein weiterer Schritt zu früheren Zeiten. Davon bist du zwar nicht dauertrocken, abstinent, aber für einen Anfang finde ich das pfiffig. Und dass der Anschiss (Suchtteufel) überall lauert, zumindest ind er ersten Zeit, das wirst du auch schon so bemerkt haben. Ich trinke immer "heute" nicht, das geht. Gruß Max
hallo Thomas, "Ich kann aber mit klarem Kopf auch um ein vielfaches besser, schneller und smarter mit Problemen umgehen; Die Dinge lösen sich!" // Wenn ich den ganzen Satz als ganzen Sstz lese, dann finde ich ihn nicht nur gut, sondern auch als wesentliche Lösung für unseren Weg. Wenn der Weg trocken bleibt, Gruß Max
Von selber löst sich gar nichts, es gibt aber mit klarem Kopf die Möglichkeit, Prioritäten zu setzen und schrittweise die eigenen Voraussetzungen für eine Lösung zu verbessern.
Dass dabei manche Dinge den "nassen Problem-Charakter" verlieren, ist eine ganz andere Sache.
... ich verweise mal auf den anderen thread zum Thema Suchtteufel.
ZitatUnd dass der Anschiss (Suchtteufel) überall lauert, zumindest ind er ersten Zeit, das wirst du auch schon so bemerkt haben.
das hört sich für mich an, als biege ich um eine Ecke und der Suchtteufel überfallt mich und presst mir das Bier in den Hals. Daran glaub ich so nun garnicht.
Ich denke, wenn ich trinken will, dann geht da gedanklich schon etwas vorher ab, Trinkgründe suchen, hadern, und irgendwann geh ich ja mal Alk kaufen und mach den auch auf. Ich denke auch, den Suchtteufel zu benutzen macht mich selbst handlungsunfähig und ich schiebe die Schuld auf die Sucht. Aber ich selbst trage die Verantwortung dafür, ob ich trinke oder nicht. Und für mein Leben. Ich bin erwachsen und darf entscheiden, und ich überlasse genau das nicht mehr dem Alkohol.
ich wurde regelrecht erschlagen als mir da bewusst wurde, was sich da in 25 jahren sauferei so alles angesammelt und angewöhnt hat. gelöst hat sich da ausser dem altglasproblem nichts von selber, im gegenteil.
Also, mir geht es so ähnlich. Ich mag gar nicht darüber nachdenken, was ich alles für eine Scheisse gebaut habe im Suff. Aber das kommt ja gerade dann hoch, wenn man dann langsam nüchtern wird und dann kommt das große Grausen...
@Max Ich verstehe Deinen Kommentar nicht ganz: meinst Du, es wäre besser nochmal in so eine Langzeittherapie zu gehen? Ich will da tatsächlich nicht nochmal rein.