ZitatGepostet von Faust Ich höre und lese da immer wieder, dass der Sinn des Lebens das Leben selbst ist, und der Weg das Ziel...
Wie steht`s denn damit?
LG Bernd
Gegenfrage: wie geht es Dir, wenn Du sowas hörst, und du nix damit anfangen kannst?
Daß das Leben den Sinn an sich schon ausmacht, das hat bei mir frühestens gegriffen, als ich es schon mal behalten wollte.
Da wollte ich aber noch lange nicht alles, das Saufen hab ich ja danach erst richtig angefangen, denn ertragen konnte ich es noch lange nicht. Und wiederum die Wechselwirkung, ich hätte sicher was geeigneteres tun können, aber so richtig wollte ich halt noch nicht. Keine Verbindlichkeiten mit der Welt bitte, was ich nicht bestellt hab, will ich jederzeit zurückgeben können
Erst als ich schon mal den grössten Teil meiner offensichtlichen Probleme erledigt hatte und wirklich Land gesehen habe, wars mir dann schade drum, noch irgendwas zu versaufen, und seitdem ist quasi der Weg das Ziel, nehme ich es wie es gerade geht.
Wenn ich von Arbeit rede, Faust, meine ich nicht Plätzchenbacken, sondern "was tun für die Bezahlung nach Leistung".
Für mich selbst war das ne relative Horrorgeschichte, weil mir nix einfiel, für das ich Geld kriegen kann und was mir gleichzeitig einigermassen Spass macht. Es ist halt nun mal so, daß ich kein besonders ausgeprägtes Bedürfnis habe, etwas zu leisten, ausser für mich selbst. Mir fehlt nix, wenn ich keinen Job habe, solange das Geld stimmt.
Was nicht drüber hinwegtäuschen sollte, daß ich schon kann, wenn ich will
...du könntest, wenn du wolltest, willst aber nicht?
Hast du geerbt oder lässt du den Staat für dich bluten??
Das fragt sich Miss Rossi
Nö, geerbt hab ich noch nicht. Ich lass auch nicht den Staat für mich bluten, sondern ich beziehe ein paar Leistungen, für die ich vorher was getan habe - nach ner Weile regulärem Arbeitslosengeld krieg ich grade Überbrückungsgeld.
Und ich denke auch, der Laden wird laufen, bevor ich mit dem Faust zusammen den Hartz-4 Chor singe.
Um noch mal auf den Überlebenswillen zurück zu kommen:
Erst mal muss ich sagen, den Überlebenswillen hatte/habe ich täglich, ist mir nämlich angeboren und im Stammhirn verankert, und nicht erst, wenn es zu spät ist. Sonst würde ich nicht mehr atmen, mein Herz nicht mehr schlagen etc.
Für mich war es u. a. der Wille, wieder halbwegs vernünftig am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu wollen und mich wieder als Teil von ihr sehen zu können. Als Säufer fühlte ich mich ausgegrenzt und das auch noch selbstverschuldet.
Warum aber setzt dieser Wille erst dann ein, wenn es eigentlich schon fast zu spät ist, weil man sich schon fast zu Tode gesoffen hat? Warum nicht schon früher, wenn man halbwegs intelligent ist, wie ich Birgit zum Beispiel einschätze, denn um die (dich, Birgit) geht es (mir) hier.
Wird einem das nicht gelehrt irgendwo, in LZTs und SHGs zum Beispiel? Warum sollte ich warten, bis ich halbtot bin und isoliert, wenn ich schon jetzt davon weiss, dass es so kommen wird? Wenn es fast zu spät ist, dann gelingt es doch vielen. Jedenfalls zeugen auch hier im Forum viele Beispiele davon.
Ich habe nicht so lange gewartet, ich lebte sogar noch gut und war nicht isoliert, allerdings sehr zurückgezogen und voller Scham manchmal. Ich habe mich auch nicht erst trockengelegt und dann meine Lebensituation geändert und nach einem abstinenten Leben ausgerichtet, sondern genau umgekehrt. Erst alles geändert, dann entzogen. Das hat prima geklappt und währt bis heute.
ZitatWird einem das nicht gelehrt irgendwo, in LZTs und SHGs zum Beispiel? Warum sollte ich warten, bis ich halbtot bin und isoliert, wenn ich schon jetzt davon weiss, dass es so kommen wird?
Zitat Teichmann
Ich, für mich,erkläre mir das, mit dem Unterschied zwischen Gelehrtem und Gefühltem.(habe keine Lzt)
Bei mir war es wie Friedi es beschreibt, der Selbsterhaltungstrieb."So" konnte ich nicht mehr und wollte ich auch nicht mehr. Ums Durchhalten habe ich mir keine Gedanken gemacht,drauf los ohne sich gross Gedanken zu machen,hatte ja nur diese und die andere Möglichkeit. Das Einzige was ich hatte war nackte Angst, vor einem Leben ohne Alkohol. Und den Sinn des Lebens......, hat der Minitiger prima gesagt , da gibt es für mich nix hinzuzufügen.
ZitatGepostet von Teichmann Wird einem das nicht gelehrt irgendwo, in LZTs und SHGs zum Beispiel?
gehn da die Leute normalerweise nicht erst NACH dem Zusammenbruch hin?
Soweit ich weiss, muss man den Willen zur Abstinenz, also das Gefühl, daß man unbedingt was ändern will, da auch selbst mitbringen, wenns helfen soll. Sonst identifiziert man sich ja wieder mit denen, die es nicht schaffen.
Und je Intelligenz, desto besser die Ausreden, desto ausgefeilter die Trinkgründe, würd ich mal sagen. Ist doch kein Problem, sich mit viel Intelligenz ein selbstzerstörerisches Weltbild zu basteln, wenn das Lebensgefühl halt entsprechend ist. Fast alle, die ich kannte, die sich totgesoffen haben, hatten irgendein Unidiplom in der Tasche.
Ausserdem fand ich das völlig normal, daß ich so drauf war, das war für mich persönlich das passende, ich hätte da nie jemanden dran gelassen, um mich da umzumodeln. Ich fand die Welt einfach scheisse, ich wollte gar nicht dazugehören. Nix lieber als kein Mitglied der von mir verachteten "Gesellschaft" zu sein, da floss auch mein persönlicher Protest gegen alles und jeden mit rein.
Ich hatte gar nicht das Gefühl, daß ich krank wäre, ich hatte höchstens das Gefühl, ziemlich eigen zu sein. Die nüchterne Betrachtung ist neueren Datums.