da wäre natürlich erst eine Definition fällig, was Sensibilität eigentlich ist.
Ich verstehe (wie übrigens auch Wikipedia) darunter u.a. "Wahrnehmungsfähigkeit".
Du sagst, daß die nicht lernbar ist. Das glaub ich so nicht. Ich stelle mir das so vor, daß ein hohes Maß an Sensibilität bei jedem Menschen angeboren ist und mit den Jahren einfach überlagert wird durch die Erfahrung "Du sollst nicht fühlen (w a h r nehmen)", die jedem Kind mehr oder weniger eingeprägt wird. (Die Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern)
Der Mensch verlernt sozusagen aktiv, seine eigenen Empfindungen wahrzunehmen und wird so unsensibler sich selbst und seiner Umwelt gegenüber. Alskohol ist ein gutes Mittel, diese Wahrnehmungsfähigkeit abzutrainieren. Genauso gut geeignet sind Co-Verhaltensweisen, weil da nehme ich ja nicht mich selbst wahr, sondern die andere Person steht im Fokus.
Ich hoffe doch (und spüre selbst und sehe bei anderen Menschen), daß diese Form der Sensibilität durchaus (wieder) erlernbar ist.
Gruß, Lissy
Genauso sehe ich das auch. Und zusätzlich können noch die Sprüche kommen, das man dieses oder jenes nicht macht. Nicht fühlen darf. z. B. Wut auf die Eltern. Irgendwann verlernt man die Gefühle. Weil nicht sein kann was nicht sein darf.
ZitatIrgendwann verlernt man die Gefühle. Weil nicht sein kann was nicht sein darf.
Vielleicht meinen wir auch das gleiche, aber meiner Erfahrung nach habe ich die Gefühle nicht verlernt, sondern den Umgang damit.
Die Wut auf meine Eltern war da bis in die Gegenwart, nur herauslassen konnte ich sie nicht, habe sie verdrängt oder sie an andere völlig unbeteiligten Menschen in den unmöglichsten Situationen rausgelassen, oder die Wut gegen mich selbst gerichtet. Eine Erklärung dafür, woher diese Wut eigentlich kam, hatte ich nicht.
Jetzt weiß ich es. irgendwann wurde sie mir bewußt. Dann konnte ich die alte Wut auf die Eltern und den dazugehörigen Schmerz und die Traurigkeit herauslassen. Nun ist gut und andere Unbeteiligte und ich haben unsere Ruhe. Ist trotzdem immer noch mein wunder Punkt. Was soll's, jeder hat seinen wunden Punkt.
ich betreite trotzdem, dass die Wahrnehmungsfähigkeit jedem gleich gegeben ist. Da gibt es krasse Unterschiede. Was ich nicht betreite - im Gegenteil - dass jeder Mensch lernfähig ist, jedoch immer unter Berücksichtigung seiner spezifischen Erlebnisfähigkeit. Oder gibt es keine Elefanten im Porzellanladen? Max
Was mir zu dem Thema auffällt: Zur Intelligenz - einerseits meint fast jeder, davon genug zu haben. Das Fehlen tut ja nicht weh. Ausser die ganz Intelligenten, die ahnen oder wissen vielleicht wirklich, dass sie im absoluten Sinne nichts wissen. Wie sagte Einstein: Man muss die Welt nicht begreifen, es reicht, wenn man sich darin zurechtfindet. Und es reicht, wenn jemand begreift, dass er mit Alkohol nicht umgehen kann. Ein Beispiel: Ein Gruppenfreund konnte anfangs nicht trocken werden. Einige Freunde beschlossen, ihn zu besuchen. Sie saßen im Wohnzimmer und er ging in die Küche. Sie hörten, dass ein Flaschenöffner angesetzt wurde und es zischte. Sie fragten den Gruppenfreund, was er mache. Er sagte: Ich trinke. Was trinkst Du? Ich trinke Bier. Die anderen waren platt. Sie kommen extra zu Besuch und der geht einfach in die Küche und trinkt Bier. Sie schauten sich an. Einer fragte: Warum trinkst Du denn Bier? Er sagte: Weil ich Durst habe. Darauf sagten sie, aber so kannst Du nicht trocken werden und vom Alkohol wegkommen. Er kommt ins Wohnzimmer und sagt: Was bitteschön soll ich denn trinken, wenn ich Durst habe? Die anderen schauen verdutzt ob so viel Einfalt. Will der uns hops nehmen? O.K. sagt einer daraufhin, Du könntest ja auch Tee trinken. Tee? sagte der Freund. Tee ! Das hat mir ja noch niemand gesagt. Und von da an trank er Tee. Er ist wohl jetzt 25 Jahre trocken. Und als er in der Gruppenstunde einen anderen Freund traf, der immer wieder trank und der immer wieder das Thema draufhatte, warum er wohl trinke und was die Ursachen sind usw. (dieser Freund war übrigens Ingenieur), da platzte unserem Teetrinker eines Tages der Kragen: Mensch, Du brauchst doch bloß Tee trinken.
Und dieses Beispiel war für mich sehr wichtig, um das wichtigste überhaupt zu "begreifen": Kapitulation. Einfach kapitulieren. Ich kann damit nicht umgehen. Und nicht wenn und aber und vielleicht und was ist wenn, und ich muss meine Kindheit durchleuchten. Das kann man auch noch machen. Aber erstmal Teetrinken, das ist das allerwichtigste, ob zur Intelligenz gehörig oder nicht.
Vielleicht hilft das hier als kleine Marscherleichterung durch den Rest des Jahres.
Will der uns hops nehmen? O.K. sagt einer daraufhin, Du könntest ja auch Tee trinken. Tee? sagte der Freund. Tee ! Das hat mir ja noch niemand gesagt. Und von da an trank er Tee.
in einer Woche ist Weihnachten, Zeit für "Erweckungsgeschichten". Auch wenn die Story wahr ist, klingt es doch verdammt nach "Jesus-hat-mir-geholfen"-Geschichterl. erzählt vom amerikanischen Fernsehpastor.
SCNR Viktor, der lieber Vollkornbrot als amerikanischen Pappdeckel-Toast isst
also ich mag die Geschichte. Für mich ist es eine anschauliche Variante des ominösen 'es hat Klick gemacht'.
Intelligenz hin oder her, in der universellen Form, also alle Lebensbereiche betreffend, dürfte sie eh kaum auftreten. und wo liegt schon der wesentliche Unterschied zwischen einem Top Performer und einem z.B. Schützenkönig? Ich halte Intelligenz für seehr relativ, nicht zuletzt deshalb, weil ich meine eigene lange genug als Ausrede benutzt hab.
... da frage ich mich allerdings, über was diese von dir angesprochenen Gruppenmitglieder in ihrer Gruppe sprechen . Ich kenne das so, dass eine der ersten "Punkte" in der Gruppenarbeit bei "Neuen" die Beantwortung des "Problems" ist: "Was mache ich wenn ich Durst (nicht Saufdruck!) habe". Scheint bei dieser Gruppe ja eher nebensächlich gewesen zu sein ...