ZitatGepostet von RdTina Aber hab ich Dich richtig vertanden, daß, wenn Du einmal auf Heroin warst Du quasi ohne "Ersatzdroge" nicht mehr "normal" funktionieren kannst?
das ist auf jeden Fall der Hintergrund für die ganzen Substitutionsprogramme, Methadon u. A. Völlige Abstinenz anzustreben ist da in zu vielen Fällen wohl völlig aussichtslos.
Kleine Ironie am Rande...als ich dann bloss noch getrunken und gekifft habe, kam ich mir ja schon direkt "normal" vor, zurückgekehrt in die bürgerliche Gesellschaft, denn zum Saufen kannst Du ja mit vielen gehen, ohne Dir überall Sorgen zu machen, daß Du erwischt wirst, und Cannabis galt mir gar nicht als Droge. Alles ist bekanntlich relativ und ich hatte schon ein ganz schön verzerrtes Bild von Normalität
@Lissy, Du sprichst mir aus der Seele. Ich denke, daß mein Neffe sich Zeit seines Lebens vernachlässigt fühlte. Versteh mich nicht falsch, meine Schwester liebt ihre Kinder zweifelsohne, aber sie hat sie sehr jung (17J.) bekommen und die ersten Lebensjahre verbrachten sie bei meinen Eltern. Tja und da wurden dann eben von meiner Mutter fast die gleichen Fehler gemacht, die bei mir gemacht wurden. Ich habe damals den Alkohol gewählt und mein Neffe Heroin. Die Zusammenhänge Kindheit-Droge kann ich da schon erkennen. Ich denke, wenn ich nicht selbst abhängig geworden wäre, hätte ich diesen "Durchblick" auch nicht. Es geht mir auch nicht darum, meine Schwester von irgendetwas zu überzeugen, das wird eh nicht klappen. Es geht mir darum, daß ICH meinem Neffen etwas an die Hand geben kann, sollte er mich danach fragen. Danke nochmal an alle, die mir hierzu geschrieben haben oder noch schreiben. Ihr seid KLASSE Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
@Minitiger Super, so nach dem Motto: Schlimmer als Heroin kanns nicht mehr kommen, dann nehmen wir doch ab jetzt die "harmlosen" Drogen. Ich versteh das jetzt so, daß es sehr unwahrscheinlich ist, daß mein Neffe jemals drogenfrei sein wird. Gut, Ausnahmen bestägigen auch hier die Regel, aber es wird wohl immer so sein, daß er einen "Ersatz" braucht. Gut, mit der Info kann ich was anfangen. Lieben Dank auch Dir, und ich bin weiterhin an Tipps und Erfahrungen brennend interessiert. Liebe Grüße, Tina
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um Heroin gings bei mir persönlich ja nur sehr am Rande, aber verbotene und damit illegale Drogen spielten bei mir schon ne zentrale Rolle. Damit bewegst Du Dich aber fast zwangsläufig in einer Welt, die mit nem normalen Leben wenig zu tun hat.
Da ist es dann schon erfrischend gewöhnlich, wenn Du nur noch säufst, da gehst Du einfach in den Laden und kaufst ein
"Denn da hast Du das Paradies gesehen"- "Liegt gleich neben der Hölle" so ist es einem meiner größten vorbilder auch ergangen. der sah dann so aus (und starb mit 42) ...und trotzdem hat er 50% meiner Karriere beeinflußt
Hallo Ana, genau DAS habe ich befürchtet. Nämlich, daß es zu Suchtverlagerungen jeglicher Art kommen kann. Und was die optischen Veränderungen angeht, sind diese nach jetzt etwas über einem Jahr regelmässigem Konsum deutlich sichtbar. Liebe Grüße, Tina
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Aber es gibt Hoffnung. Manche schaffen es ohne Methadon. Oft erst über den Umweg von Tablettensucht und oder Alkoholsucht.
Und irgendwann kommen auch die Endorphine wieder. lg ana
Ich hatte es jetzt so verstanden, das die unwiederruflich zerstört werden.
Puhhh, aber wenn ich das so lese kommt mir die Alkoholsuch fast (aber auch nur fast) harmlos vor. Kein Wunder, das so wenige Junkies clean werden und bleiben...
Mein Reden, Peregrine. Wie gesagt, ich hatte Heroinabhängige in meiner LZT. Von daher hab ich einen "kleinen" Eindruck, was DIESE Sucht anrichtet. Liebe Grüße, Tina
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Ähm...räusper... Liebe Tina, ich melde mich hier nicht ganz soooo oft zu Wort,aber dieses Thema spricht mich doch persönlich an. Ich war selber 5 Jahre heroinabhängig (zwar "nur" geraucht,nie gespritzt,aber Sucht bleibt Sucht),hab durch meinen Konsum damals echt viel zerstört und wollte es dann besser machen.Hab aber aus Dummheit/Übermut/Selbstüberschätzung/Fehleinschätzung etc. nur eine 2-wöchige (körperliche) Entgiftung gemacht und fühlte mich stark genug,um dem Leben endlich die Stirn bieten zu können.Na ja,danach folgte dann eine bilderbuchmässige Suchtverlagerung und ich hab noch eine 6-jährige Alkoholsuchtkarriere drauf gepackt,so`n Scheiss...Hab`s aber irgendwann doch gemerkt,nachdem ich Beruf und alles wiederholt durch meine Sucht zerstört habe,dass ich ohne eine Langzeittherapie und längerfristige professionelle Hilfe nicht schaffen würde und bin jetzt auch seit über 2 1/2 Jahren vom Alkohol weg. Aber meiner Meinung und meiner Erfahrung nach können selbst Heroinabhängige irgendwann wieder ohne Ersatzstoffe ein lebenswertes Leben führen,es ist nur um Längen schwieriger,dass ein Heroinabhängiger sich das auch selber eingestehen kann und auch danach handelt. Dafür muss man "einfach" nur tief genug fallen,das selber einsehen und es aus diesem Loch wieder heraus schaffen. Aber so,wie sich das bei dir liest,geht es deinem Neffen ja trotz seiner Sucht eigentlich noch viel zu gut und er merkt ja,dass er trotz allem (vor allem durch deine Schwester) immer noch weiter machen kann,wie er will und in dieser Sache hilft eigentlich nur ein härteres Durchgreifen ihm gegenüber. Mmmhh...aber bin ja jetzt nicht unbedingt ein Profi auf diesem Gebiet und spreche eigentlich nur nach meiner Meinung und Erfahrung. Komme selber auch aus NRW und meine Anlaufstelle war die Suchtberatung in Borken,die haben mir von dort aus zu einer LZT verholfen und ich hatte sehr viele gute Gespräche mit denen. Und ich hab`s vom Heroin weggeschafft,auch wenn ich dazu viel Zeit gebraucht habe und viele Fehler gemacht habe,also gib die Hoffnung für deinen Neffen mal nicht ganz auf !
Lieben Gruss, Hansi
Und wenn man in der Scheisse schwimmt, Hauptsache, die Stimmung stimmt :freufreu:
Moin Moin Hansi, vielen, vielen Dank für Deine Antwort. Sie läßt mich wirklich Hoffnung schöpfen, daß mein Neffe, wann immer das auch sein wird, eines Tages ein drogenfreies Leben führen kann. Das es vermutlich nur über einige "Umwege" möglich ist, leuchtet mir ein. Wie Du auch schon geschrieben hast, denke ich er und auch meine Schwester sind noch nicht bereit für ein ausreichendes Umdenken. Meinem Neffen geht es noch zu gut (was die äußeren Umstände anbelangt), ist aber nicht in der Lage von selbst die jetzt notwendigen Schritte einzuleiten. Und meine Schwester, naja......!? Das traurige ist nur, daß mein anderer Neffe, also sein Bruder, sich als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt hat und nun im Grunde die Pflichten übernimmt, die streng genommen meine Schwester als Mutter übernehmen müsste. Das ärgert mich maßlos, denn auch ER hat nicht gelernt, sich entsprechend für ihn, gesund abzugrenzen. Also, die Begleitumstände für ein drogenfreies Leben sind (noch) nicht gegeben. Über Borken werde ich mich eingehend informieren und danke Dir für diesen Tipp. Ich wünsch Dir noch einen schönen Tag und bin weiterhin für Tipps dankbar. Liebe Grüße Dir aus dem Norden Tina
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Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
ich möchte diesen Thread noch einmal kurz hochholen und den aktuellen Stand berichten.
Mein Neffe sitzt seit etwas über einer Woche in U-Haft. Dort wurde das Methadon auf jetzt NULL runtergefahren und es geht ihm wohl recht gut damit. In 4-6 Monaten wird die Verhandlung sein, keine Ahnung ob er solange einsitzen muss.
Zeitgleich haben sich meine Schwester und ihr Mann(vorübergehend??) getrennt. Die Belastungen der letzten Jahre sind wohl einfach zu viel für alle gewesen und es wurde die "Reißleine" gezogen. Wie es dort weitergehtkeine Ahnung. Nach meinem Kenntnisstand ist meine Schwester noch immer nicht bereit, Hilfe für SICH zu holen. Außer mit unserer älteren Schwester (bei der sie momentan wohnt) redet sie mit niemanden, auch nicht mit mir Ich habe ihr in den letzten Monaten entsprechendes Infomaterial über Hilfsangebote und Kliniken zukommen lassen, mehr kann ich nicht tun.
Es ist für mich schon ein enormer Kraftakt mich entsprechend gefühlsmäßig abzugrenzen und im Hintergrund zu halten. Sie ist mein Zwilling und das hat schon eine andere Qualität von "Geschwisterliebe". Meine Gefühle fahren Achterbahn zwischen Mitgefühl und Traurigkeit und dazu eine Portion Wut und Enttäuschung, das sie sich mit mir nicht austauscht. Ich habe jahrelange Suchterfahrung und arbeite auf diesem Gebiet schon fast 10 Jahre quasi an der "Basis". Es bedrückt mich, dass Sie sich meine Erfahrung nicht zu Nutze macht. Aber manchmal ist es eben einfacher, sich Hilfe von Fremden zu holen (wenn sie es denn tun würde:traurig1
Für meinen Neffen wünsche ich mir (wider besseren Wissens), dass er letztlich "Therapie statt Strafe" bekommt. Auch da bin ich innerlich zerrissen, weil ich diese "Fälle" aus meiner LZT kenne. (Null Krankheitseinsicht und einfach nur froh nicht in den Knast zu müssen. Keinerlei Mitarbeit und völlige Abgrenzung den anderen Süchtigen gegenüber) Und trotzdem hoffe ich, dass es bei meinem Neffen anders ablaufen würde.
Ein ganz schöner Hirnquark der mir derzeit durch den Kopf spukt. Wollt einfach mal ein Stück davon hier lassen.
LG, Tina
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