Hallo Ihr Lieben, muss mir mal kurz was von der Seele schreiben und vielleicht bekomm ich von Euch ein paar nützliche Tipps: Ich habe gestern von meiner Schwester erfahren, daß mein Neffe (29J.) seit etwas über einem Jahr regelmässig Heroin raucht. Er war vor Weihnachten in einer psych. Klinik (3 Wochen) und fährt am Mittwoch zum 2. Mal ein. Ich will hier gar nicht auf das (Fehl-)verhalten meiner Schwester eingehen (hat ihm den Konsum finanziert und angeblich nichts mitbekommen, obwohl er sich fast den ganzen Tag bei ihr aufhält:gruebel, das ist nicht meine Aufgabe. Ich habe ihr dringend angeraten, Hilfe für SICH zu suchen (SHG), was sie allerdings mit der Begründung "Zeitmangel" für nicht machbar hält (:mauer. Nun gut, AUCH Ihr Problem!!!! Ich hab mich nun versucht im Internet schlau zu machen bzgl. Therapieangebote sowohl für meinen Neffen als auch meine Schwester. Wenn der Junge sich an mich wenden sollte, möchte ich ihm etwas an die Hand geben können. Außerdem möchte ICH mich schlau machen um meinen Neffen und seine Sucht besser verstehen zu können. Ich weiss zwar, daß es Parallelen zur Alkoholsucht gibt aber dennoch große Unterschiede. Nun meine Bitte an Euch: Hat einer von Euch Erfahrungen mit dieser Thematik und evtl. Anlaufstellen (vorwiegend NRW), die er/sie mir mitteilen kann? Ich weiss, dies hier ist ein Saufnix Forum aber vielleicht könnt Ihr mir trotzdem weiterhelfen.
Liebe Grüße, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Anlaufstellen kann ich dir keine geben, auch weil ich ja nicht in Deutschland wohn, aber Mit Gefühl, weil ich das Loch kenn in das man fällt. Mein Bruder ist mittlerweile Jahrelang Heroinabhängig. 27 ist er jetzt. Tina das tut mir leid für euch. Ich wünsch dir, dass du dich nicht darin auflöst.
Hallo Barfuss, danke für Deine liebe Antwort. Nein, ich werde mich nicht in dieser Problematik verlieren und habe gut gelernt mich abzugrenzen. Es beschäftigt aber es belastet mich nicht. Würde ich merken, daß es für mich zu einer Belastung führen würde, würde ich mich zurücknehmen. Lieben Gruß Dir, Tina
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Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Ich kenne halt von früher einige Leute aus meinen Kneipenzeiten, die dann schnurstracks in die Drogen gelaufen sind. Auch eine ehemalige Freundin von mir. Vor einigen Jahren hat sie an meiner Tür geklingelt, mittlerweile auf Methadon, war einige Male im Knast, ist berentet und hat alle Hepatitis Arten. Ich weiß garnicht, ob sie heute noch lebt.
Das ist eine ganz andere Sucht als das Trinken. Irgendwie ist das *heavy metal*, durch die Illegalität fallen da wohl irgendwie noch ganz andere Grenzen bei einem selbst. Ich glaub da auch nicht so recht dran, das man da gut wieder von los kommt.
Hallo Bea, in meiner LZT hatten wir auch einige Heroinabhängige. Daher weiss ich, daß die Rückfallquote enorm hoch ist und der Entzug absolut nicht mit dem eines Alkoholikers vergleichbar ist. Der Suchtverlauf allerdings ist schon ähnlich. Da ich aber zu wenig über diese Form von Sucht weiss, will ich mich eben schlau machen. Sollte meine Unterstützung eines Tages gewünscht sein, möchte ich gern wissen wovon ich rede. (Ist so ein "Tick" von mir:zwinker1 Liebe Grüße, Tina
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ZitatDer Suchtverlauf allerdings ist schon ähnlich
Hi Tina,
ich denk, da ist man viel schneller körperlich, seelisch, moralisch etc. am Boden ... Die körperliche Abhängigkeit kommt da ja auch unweigerlich, ist ja beim Trinken nicht so.
ich hab nach dem Zivildienst in ner Junkie-WG gelebt und mich auch die Jahre davor in der dazugehörigen Szene rumgetrieben, und ich musste natürlich auch alles probieren, was es da so gab - unter anderem eben auch Heroin. Zum Glück liefen da aber genügend abschreckende Beispiele rum, daß ich gleich wusste, daß ich zwischen zwei Versucherchen lieber ein paar Wochen verstreichen lasse. Also ich hab da grad mal ne Handvoll eigene Erfahrungen, und ne ganze Menge unschöner Beobachtungen.
1) selbst bei so sporadischen Versuchen hatte ich danach ausgeprägte Depris, denn Heroin ist so geil, daß Dir klar ist, dieses Gefühl gibt es mit nichts anderem. Wenn die Abhängigkeit mal ausgebildet ist, ist es meines Wissens äusserst schwierig, die Depris wieder loszuwerden, und da helfen wohl auch keine modernen Antidepressiva. Denn da hast Du das Paradies gesehen und merkst halt ganz genau, daß der weitere Aufenthalt im Paradies das Leben kosten wird. Es gibt ein paar Drogen, da ist Dir im Währenden absolut klar, wer da Herr in der Birne ist, und Du selbst bist es nicht. Will sagen, da stellt sich die Frage nach der Kontrolle nicht, wenn Du drauf bist.
Für Junkies ergibt sich das Dilemma, daß der Kick mit der Zeit ausbleibt, ausser Du nimmst so viel, daß Du über den Jordan gehst. Der ganze Rest ist dann nur noch dazu da, die Entzugserscheinungen zu beseitigen, sprich "normal" zu werden. Medizinisch konnte nachgewiesen werden, daß das Hirn die Fähigkeit, Endorphine - die körpereigenne Glücks"hormone" zu bilden, dauerhaft verliert, weil die produzierenden Zellen einfach absterben und nicht mehr ersetzt werden. So ein "Ehemaliger" ist dann ohne Droge echt ne arme Sau.
2) und das ist vermutlich der Grund, warum meine frühere Szene zu etwa gleichen Teilen tot, in der Klapse oder im Knast ist. Bis auf so ein paar Verrückte wie mich, die Glück hatten und die "Freundschaft" nicht zu eng werden ließen. Aber ich brauchte auch erst nen Selbstmordversuch dazu, und die Reste hab ich dann halt mit hochprozentigem Alkohol und Gras "behandelt"
Ich hab keine Ahnung, ob und wie Du da helfen kannst, Tina, ich könnte es nicht und ich weiss ziemlich genau, daß mir so ne Gesellschaft heute kein gutes Lebensgefühl machen würde.
Hi Minitiger, super toll beschrieben. Aber was sagt mir das jetzt genau? Wie gesagt, daß der Entzug (wenn er denn überhaupt gelingt) schlimmer ist als bei Alk ist mir schon klar. Aber hab ich Dich richtig vertanden, daß, wenn Du einmal auf Heroin warst Du quasi ohne "Ersatzdroge" nicht mehr "normal" funktionieren kannst? Eben aus dem Grund, weil zuviel funktionierende Gehirnzellen die abgestorben sind nicht mehr ersetzt werden? Das würde bedeuten, immer vorausgesetzt er schafft es clean zu werden, daß ICH (meine Familie) es im Grunde dann mit einem völlig anderen Menschen zu tun hätten, den es gilt auch neu kennenzulernen? Allerdings dann extremer als es z.B. bei MIR der Fall war, als ich trocken war. Na, wenn das so stimmt, dann Halleluja. Ich bin nämlich nicht davon überzeugt, daß speziell seine Mutter (sprich meine Schwester) imstande ist, so rigoros umzudenken. Allein schon aus der Tatsache heraus, daß sie aus "Zeitmangel" nicht in der Lage ist, sich jetzt näher mit dem Thema auseinanderzusetzen, geschweige denn mit den Folgen, die evtl. dann auf sie zukommen würden. Na DAS kann ja noch heiter werden. Vielen lieben Dank Tina
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Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Ja das heisst es tatsächlich. Also in meiner Erfahrungswelt mit Heroin. Ich kenne jemanden, er hat sich komplett verändert nach dem Entzug. Nicht wertend. Zwei eigentlich, eigentlich kenne ich Zwei, und beide haben sich um 180 Grad gedreht. Ja..
ZitatNa, wenn das so stimmt, dann Halleluja. Ich bin nämlich nicht davon überzeugt, daß speziell seine Mutter (sprich meine Schwester) imstande ist, so rigoros umzudenken. Allein schon aus der Tatsache heraus, daß sie aus "Zeitmangel" nicht in der Lage ist, sich jetzt näher mit dem Thema auseinanderzusetzen, geschweige denn mit den Folgen, die evtl. dann auf sie zukommen würden.
Tja, da könnten Laien (wie ich) jetzt wilde Thesen aufstellen, daß Dein Neffe diese Sucht gewählt hat, um seine Umwelt zu zwingen, diese Flexibilität aufzubringen statt "aus Zeitmangel" darauf zu bestehen, daß er immer der gleiche bleibt.