Hallo zusammen,

endlich traue ich mich nach vielem lesen auch zu schreiben.
Ich bin w., 47J und habe ganz eindeutig ein Alkoholproblem.
Du meine Güte, fiel mir dieser letzte Satz schwer.
Ich trinke nicht täglich, aber mittlerweile an fast jedem Wochenende und dann richtig.Das letzte Mal war am Sonntag.
Sonst war es mir wenigstens noch wichtig, wenn ich ausgegangen bin immer geraden Schrittes aus einem Lokal zu gehen, so richtig die Kante habe ich mir nur zu Hause gegeben. Nun ist es in den letzten Wochen viermal vorgekommen, das ich aus einem Lokal rausgetorkelt bin. Also wieder eine Grenze überschritten.

Fakt ist, dass ich mit Alk nicht umgehen kann, ein kontrolliertes Trinken ist offensichtlich nicht möglich.

Die Aussicht NIE wieder zu trinken macht mir irgendwie Angst, obwohl ich genau weiß, dass es genau das ist, was ich tun muss. Wovor habe ich Angst? Ich weiß es nicht. Hattet Ihr das auch? Wie seid Ihr damit umgegangen?
Alk ist schon seit Jugend an ein Teil meines Lebens, der immer Fröhlichkeit, Leichtigkeit verkörpert hat. Dabei bin ich Krankenschwester und habe viele Leute an Alk sterben sehen - keine schöne Art zu sterben, weissgott nicht!
Und trotzdem habe ich gesoffen. Wie passt das zusammen?

Nun gut, ich weiss zwei Dinge: 1. Ich kann mit Alkohol nicht umgehen und 2. Ich WILL nicht mehr trinken.

Normalerweise wäre es morgen wieder so weit, aber ich will es nicht mehr!

Ich hoffe, das ich mit Eurer Hilfe ein Stückchen weiter komme.

Vielen Dank für`s zuhören und liebe Grüße
Angsthäsin

[ Editiert von Angsthäsin am 28.03.08 10:05 ]

Angsthäsin,

man, ich beglückwünsche dich zu diesem Entschluss, hier mal zu schreiben. Auch ich hab lange überlegt und ich bin inzwischen bei Trockentag 9 angekommen...

Mir geht es wie dir, ich hab auch Angst nie wieder Alk trinken zu können, zu müssen oder auch zu dürfen, aber wenn man nicht mal anfängt darüber nachzudenken ist man sicher verloren und sitzt bald unter der Brücke. Diesen Schritt wollt ich mir ersparen.

Schreib dir alles von der Seele, hör gut zu was die hier sagen, ich sage dir, es ist nicht immer leicht die Antworten zu akzeptieren, aber letztendlich will man ja auch von seinen Sünden oder die Wahrheit nicht hören. Normale Reaktion des Menschen eben. Besser ist doch ein Streichler über den Kopf und ein Schulterklopf...

***dir mal schnell auf die Schulter klopft für diesen Entschluss***

Bleib dran und les mal meine Geschichte, vielleicht findest du Parallelitäten die dir helfen.

Ich wünsche dir viel Erfolg, mir übrigens auch...

Es grüßt dich ganz ganz lieb, die

Barbara

Hi und willkommen,

also die Angst vor dem "Nie-wieder" ist nur ein gedankliches Produkt und als solches unbeständig;
wenn du durch die verschiedenen Phasen der Trockenheit gehst, wird sich das oft ändern - und es kommt die Zeit,
wo du die ausserordentliche Schönheit dieses zur Vision gereiften Gedankens wahrnehmen kannst.

Ich hatte in den letzten Jahren des Alk-Kreislaufes auch immer eine unbeschreibliche Sehnsucht
nach dem trockenen Leben.

Grüsse dir und viel Glück

Randolf

Danke für Deine Antwort, Barbara.

Nein, Streichler über den Kopf sind das letzte, was ich brauche. Auf Selbstmitleid habe ich doch schon viel zu lange gemacht.

Irgendwo hier im Forum habe ich sinngemäß eine Antwort gelesen, die da lautete:"Warum willst Du, das niemand davon erfährt? Ganz klar, weils dann nichts mehr zu trinken gibt."
Das hat mich sehr nachdenklich gemacht, denn da ist was Wahres dran.
Aber wieso weiß der Verstand das alles, wieso erinnert man sich nur zu gut daran, WIE dreckig es einem am Tag nach dem Suff geht und man hat trotzdem Saufdruck? Man sollte doch meinen, das es einem reicht. Was ist das für ein seltsamer Mechanismus?

Zitat

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Gepostet von Randolf
...
also die Angst vor dem "Nie-wieder" ist nur ein gedankliches Produkt und als solches unbeständig;
wenn du durch die verschiedenen Phasen der Trockenheit gehst, wird sich das oft ändern - und es kommt die Zeit,
wo du die ausserordentliche Schönheit dieses zur Vision gereiften Gedankens wahrnehmen kannst.
...

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Na hoffentlich...momentan siehts für mich aus, als stünde ich vor einem Riesenberg.

Ach Angsthäsin,

auch ich stehe immer noch vor einem Berg, aber nach dem vorigen Wochenende seh ich das anders, denn ich hatte eine ganz andere Brille auf und hab die Leute mal anders abgeleuchtet.

...du sagst, dir geht es erst schlecht und am nächsten Tag haste wieder Saufdruck...denk mal drüber nach ob es nicht auch ne Gewohnheit ist? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das geht schnell damit. Beim Alk ist da leider auch noch dann die körperliche...Ein Jungbrunnen ist das nicht, das hat mir hier auch einer gesagt. Denn äußerlich, sowie innerlich macht Alkohol nun mal krank und bei bestimmten Personen kann ich auf hundert Meter erkennen, dass er ein Problem mit Alkohol hat...Oder auch ohne???

Und dann noch die Sache mit dem nicht mehr dazu gehören...das ist bei mir ganz präsent. Alle, nein, viele saufen hier im Umkreis und wenn ich nichts trinke falle ich gleich negativ auf.

Ich hab übrigens mit ABSICHT angesagt dass ich nicht mehr trinken will, eben DARUM es nichts mehr zu trinken gibt.
Rückfälle sind für mich so gut wie ausgeschlossen, die könnte ich mir selbst nicht verzeihen. Und meine Kinder mir auch nicht. Nicht mal ein Bier, ich hab das System durchschaut, die wollen nur, dass wir krank werden und dann letztendlich der Pharmakonzern an uns verdient. Vorher natürlich die Alk-Industrie und der Staat an den Steuern. ICH BIN DOCH NICHT BLÖD

Alles Gute für dich

Barbarella

hallo du kleine angsthäsin,
diesen seltsamen mechanismus nennt man schlicht und ergreifend sucht. nicht mehr und nicht weniger. wenn du das begriffen hast, daß du gegen die keine chance hast, sprich, daß du aufhören mußt dagegen zu kämpfen, dich versuchen zu kontrollieren, bist du schon einen gehörgen schritt weitergekommen. denk am anfang nur tagesweise, heute nicht trinken und denk nicht an morgen. der berg wird sonst zu groß. bleib dabei heute nichts zu trinken. du wirst sehen, was passiert ...

viele grüße
funkelsternchen

moin Angsthäsin

sei erst einfach mal stolz auf dich. Du hast gemerkt dass es so nicht weiter gehst und willst etwas tun. Das ist der richtige Weg
Ich hatte auch Angst vor diesem Gedanken "Nie wieder trinken"...aber auf der anderen Seite war der Gedanke auch sehr beruhigend. Ich war die "Last" des Trinkens los und das fand ich schon ganz toll....
Hole dir Hilfe. Ich hätte das nie allein geschafft. Bin in eine Suchtberatungsstelle gegangen. Kann ich dir nur empfehlen. Ließt dich einmal quer durchs Forum dann wirst du wissen, was für dich möglich ist.
Erstmal alles Gute von Ruby

Hallo Angsthäsin,

herzlich willkommen und Respekt für Deinen Mut, den ersten Schritt zu machen.

Nur mit vielen, auch kleineren Schritten ist es zu schaffen, den scheinbar unüberwindlichen "Berg" zu nehmen - versuche daher, nicht nur den Gipfel anzupeilen, sondern eher auf den Weg nach "oben" zu achten, und setze bedächtig und bewußt einen Schritt nach dem anderen ... (um mal bei diesem Bild zu bleiben)

Liebe Grüße
und viel Erfolg auf Deinem Weg

Paula

Ruby hat Recht, ich fühl mich auch schon viel leichter...ehrlich...

An Gewicht mangelts mir eh nicht, aber ich könnte schwören, ich hab schon 5 Kilo abgenommen, so leicht fühlt sich das an!!!

Und ich bin so stolz auf mich selbst...

Angsthäsin, genau, mach ganz kleine Schritte. Einen ersten hast du ja schon getan, da kannst du auch schon sehr stolz auf dich sein. DU hast was erkannt und zwar für DICH!!!

Das schafft nicht jeder

Ich denke wir hören voneinander, bzw. lesen hier.

Nochmals herzlichen Glückwunsch und herzlich Willkommen

Barbarenbarbarellarhabarberbarbierin

Zur Suchtberatung traue ich mich einfach nicht. Genausowenig traue ich mich, meiner Therapeutin (ich bin seit einigen Jahren wegen Depressionen und Panikattacken in Behandlung)über dies Thema zu reden.
Ich weiß nicht, ob ich einfach Angst vor der Konsequenz "nie wieder" habe oder ob es "nur" meine Scham ist.
Wenn es das erstere ist - ist dann das hier alles umsonst? Bin ich dann eh noch nicht so weit es zu schaffen? Mache ich mir dann was vor?
Ich ziehe mich auf die kleinen Schritte zurück, ok. Ich will am nächsten Wochenende nichts trinken. Oh, das ist kein Problem, das habe ich schon öfter geschafft. Ich bilde mir auf solche Saufpausen (denn mehr ist es nicht) nichts mehr ein, die dienten bisher zumindest doch nur der Situationskosmetik.
In der nächsten Woche gehe ich zu 2 Veranstaltungen, auf denen ich bisher immer etwas getrunken habe. Das wird ein echter Prüfstein.

Hallo Angsthäsin,

auch ich gratuliere dir zu deinem Entschluss.

Mir ging es irgendwann ganz ähnlich wie dir, ich hatte auch irgednwie Angst vor dem Aufhören (so blöd sich das im Nachhinein anhören mag). Irgendwie war es mir nicht so ganz geheuer auf das zu verzichten dass einem ja so viel Spass und Entspanntheit über die Jahre gegeben hat.
Was für ein Fehlschluss.
Es geht auch genau so gut ohne "Freund" Alkohol, ich finde sogar besser. Vor allen Dingen sind die Tage irgendwie länger, man wacht erholter auf, hat zu viel mehr Dingen Kraft..
Wag' den Schritt, ich kann es dir nur empfehlen denn es lohnt sich wirklich.

Herzlich Willkommen hier im Forum.

Lieben Gruss von

Gina

Angsthäsin,
ich kenn sie gut die Scham. Oh Göttin was habe ich mich geschämt....
War dann ganz verdutzt, dass die Leute in der Suchtberatung mich ganz normal behandelt haben. Sie haben mir Mut gemacht und mir gesagt, dass ich den richtigen Weg einschlage. Hat mir schon sehr geholfen...

Dazu passt der Spruch: Süchtig zu sein ist keine Schande, aber nichts dagegen zu tun, das ist schlimm...

Wünsche dir viel Kraft Gruß Ruby

Hi Häsin, (gefällt mir besser ohne Angst)

hat deine Therapeutin denn noch nicht gemerkt, dass du ein Problem mit Alkohol hast? Also meiner (ich war auch in Behandlung wegen der gleichen Symptome) hätte ich nichts vormachen können...
Außerdem solltest du mal überlegen ob es einen Sinn macht mit einer Dame zu therapieren, der du offensichtlich nicht vertraust? Sonst könntest du ihr das doch locker sagen....Oder willst du vielleicht doch nicht aufhören???Deshalb mit ihr noch nicht dran gearbeitet?

Denk mal drüber nach

Barbara

Hallo Angsthäsin,
herzlich Willkommen hier im Forum !!

Du sagst, dass es für dich ein schlimmer Gedanke ist NIE wieder zu trinken... schau nicht auf die große Mauer, sondern hau sie gedanklich in kleine Stückchen und sage dir jeden Morgen: HEUTE will ich nichts trinken

Das was du schreibst, dass man sich doch eigentlich daran erinnern sollte wie elend es einem nach so einem Saufabend geht ?! Das hab ich mich auch schon so oft gefragt, aber anscheinend können Menschen in diesem Punkt recht vergesslich werden - jedenfalls scheint das Suchtgedächtnis stärker zu sein - hat Alk doch nachgewiesenermaßen anfangs scheinbar positive Wirkungen.

Aber trotz allem ist und bleibt es ein Nervengift, nach dem man süchtig wird, aber in Wirklichkeit nicht braucht.

Drum: Bleib bei deinem Entschluss und kämpf mit uns allen dagegen an! auf einen weiteren trockenen Tag!