Hallo, bazille. Vielleicht liest du ja bei mir ein bißchen mit. Im letzten Jahr war ich bei einem Beratungsgespräch - ich hatte anschließend viel Stoff zum Nachdenken, und habe mich trotzdem weiter zugedröhnt. Und habe eben daraufhin keine "Nägel mit Köpfen" gemacht, sondern weiter rumgeeiert. Waren das besch... Monate. Ich wußte doch die ganze Zeit, was los war, und trotzdem habe ich weitergetrunken.
Erst der Gang zum Hausarzt hat - hoffe ich, bin ja noch SEHR am Anfang - bei mir ein wirkliches und nachhaltiges Klicken im Kopf bewirkt: Ich bin krank. Aber es gibt einen Behandlungsweg. Und der Arzt hat mir den Weg so wunderbar sachlich herübergebracht. Das war Erleichterung pur.
Ich wünsche Dir alles, alles Gute. Und mach nicht meinen Fehler, schieb den Gang zum Arzt nicht länger auf. Geh morgen früh hin. Es tut nicht weh, im Gegenteil, es bringt Dir Klarheit. Den Termin bei der Suchtberatung nimmst Du einfach zusätzlich wahr.
Diese Woche geht sich der "Besuch", die "Beichte" beim Hausarzt (gsd) nicht aus (bin auswärts - so kann ich mich vielleicht noch seelisch übers Wochenende darauf vorbeiten).
Würde aber auch lieber zu einem mir unbekannten Arzt gehen. Deshalb auch die Frage, ob ich das Beratungsgespräch noch abwarten kann/soll. Nehme doch stark an, dass die dort auch mit Ärzten zusammen arbeiten (vor allem mit Ärzten, die täglich mit dem Thema zu tun haben).
Da wäre die Schamgrenze um ein vielfaches geringer - bei mir.
@bazille, also die Suchtberatungsstellen arbeiten nicht direkt mit den Ärzten zusammen (meines Wissens). Beratungsstellen unterstützen dich zwar bei der Suche nach einen geeigneten Therapieplatz und kümmern sich auch sonst um einiges, um dir den Ausstieg zu erleichtern. Aber das war´s dann auch.
ZitatGepostet von Yonka Was ist das für eine Scham ? Was könnte Dir helfen, diese elende Bremse wegzubekommen?
hallo, In unserer Gesellschaft, zumindest in meinem Bekanntenkreis, ist Alkoholismus doch immer mit einem Vorurteil behaftet (beruflich noch schlimmer - zu recht).
Ausserdem ist "jeder selber schuld", bei einer "richtigen" Krankheit kann man nicht einfach sagen, "wenn ich das NICHT (!!!) mache, gehts mir gut".
Würde "gerne" zugeben, dass ich Depressionen, Ängste und dgl habe. Würde mir um ein Vielfaches leichter fallen, als Alk.
bazille, kann dich verstehen, ging mir am Anfang auch so mit der Scham. Aber weißt du, bei Ängsten und Depris kannst du sehr wenig dagegen tun. Ok. Medis nehmen aber auch das ist nicht ohne. Beim Alkoholismus brauchen wir den Suchtstoff nur weg lassen und niemand braucht Alk zum Überleben. Das ist doch irgendwie auch ganz toll oder? Ich finde immer....wir hätten es echt schlimmer treffen können
ZitatGepostet von Ruby Beim Alkoholismus brauchen wir den Suchtstoff nur weg lassen und niemand braucht Alk zum Überleben. Das ist doch irgendwie auch ganz toll oder? Ich finde immer....wir hätten es echt schlimmer treffen können
Du hast natürlich mehrmals recht, und genau das bereitet mir wieder Selbstvorwürfe (zu Recht) .
Einfach lassen und aus, spielt sich leider nicht so einfach (bei mir). Aber ich bin auf einem guten Weg - denke ich.
bazilli du kannst nicht von anderen Erwarten das sie dich so Akzeptieren wie du bist wenn du es selber nicht kannst.
Voraussetzung um sich mit der Sucht auseinander zu setzen ist in erster Linie sich selber damit zu Identifizieren und als solches auch zu Akzeptieren. Mussten wohl alle hier und ich glaube nicht das einer Hurrah gerufen hat. Es gibt unzählige schlimmere Unheilbare Krankheiten du willst doch nicht sagen das du lieber eine andere hättest den Sucht lässt sich wenigstens Stoppen.
ZitatGepostet von Rodine Voraussetzung um sich mit der Sucht auseinander zu setzen ist in erster Linie sich selber damit zu Identifizieren und als solches auch zu Akzeptieren.
und genau das kann ich nicht (wirklich) ... möchte kein Alkoholiker sein, obwohl ich es definitiv bin.
Heute sehe ich das ausgesprochen positiv, weil ich mit dieser Krankheit die Chance bekommen habe, mein Leben zu reflektieren , so viel über mich zu erfahren und Menschen kennenzulernen, die mir sonst wohl nie begegnet wären. Das hat mein Dasein immens bereichert!
Weißte, wie ich meine?
Alles hat so seine zwei Seiten, kommt auch drauf an, auf welche Du schauen möchtest
LG Dagmar
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
ZitatGepostet von Yonka Heute sehe ich das ausgesprochen positiv, weil ich mit dieser Krankheit die Chance bekommen habe, mein Leben zu reflektieren , so viel über mich zu erfahren und Menschen kennenzulernen, die mir sonst wohl nie begegnet wären. Das hat mein Dasein immens bereichert!
EchoEchoEcho
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
ZitatGepostet von bazille möchte kein Alkoholiker sein, obwohl ich es definitiv bin.
@bazille, das ist doch gut, daß du dich mit dem aktuellen zustand nicht zufrieden geben willst. dadurch hast du gute voraussetzungen, etwas zu verändern. ich bin für mich jetzt kein alkoholiker mehr, sondern ein ex-alki der sein alkproblem gelöst hat (klar hab ich noch andere probleme, die auch aus der alkabhängigkeit resultieren, aber das sind andere dinge). ich trinke nicht mehr. ich bin auch kein junkie mehr, sondern ex-junkie, der sein heroinproblem gelöst hat. ich nehme kein heroin mehr. ich bin noch raucher aber will und werde irgendwann ex-raucher sein, wenn ich nicht mehr rauche. du hast die freiheit, deinen "status" für dich selbst zu definieren. und wenn du keinen alk mehr trinkst, kannst du dir selber aussuchen, was du dann bist. du könntest ein trockner alkoholiker, ein ex-alki der sein alkproblem gelöst hat oder einfach nur jemand sein, der eben keinen alk mehr trinkt. alk- und innerliche freiheit gewinnst du in allen fällen - egal, mit welcher bezeichnung.
ZitatYonka Heute sehe ich das ausgesprochen positiv, weil ich mit dieser Krankheit die Chance bekommen habe, mein Leben zu reflektieren , so viel über mich zu erfahren und Menschen kennenzulernen, die mir sonst wohl nie begegnet wären. Das hat mein Dasein immens bereichert!
Sehr schön geschrieben - danke. Ich hoffe nur, ich kann das auch mal sagen. Als ich mich hier angemeldet habe, war ich so motiviert, ich wollte nicht mehr trinken (naja "wollen" tu ich jetzt auch nicht).
Zitatmihu bazille, das ist doch gut, daß du dich mit dem aktuellen zustand nicht zufrieden geben willst. dadurch hast du gute voraussetzungen, etwas zu verändern. ich bin für mich jetzt kein alkoholiker mehr, sondern ein ex-alki der sein alkproblem gelöst hat (klar hab ich noch andere probleme,... [/b]
mihu, das Schwierige für mich ist, aus den alten Verhaltensmuster auszubrechen (no-na). Fängt schon am Morgen an, Zigarette und Kaffee, schlecht drauf - eigentlich will ich gar nicht aus dem Haus, am Besten erst gar nicht aus dem Bett. Ich hasse mein Spiegelbild. In "guten" Zeiten bemerke ich aber, dass mir das gar nicht sooo wichtig ist (oder sehe ich mich da selbst nur anders?), bzw, wenn ich nicht weiter trinke, würd ich ja auch nicht so aufgedunsen aussehen. Würd sich mit Sport und gesunder Ernährung sicher halbwegs richten lassen.
Wenn ich bloss nicht so antriebslos wäre ... und mehr mit anderen Menschen (nennen sich auch Freunde) unternehmen könnte (können würd ich ja - möchte/kann aber trotzdem nicht).
Für morgen hab ich trotzdem feste "Termine" vereinbart - treffe mich mit Freunden, fahren ein bisschen rum.
Noch vor ein paar Jahren war das nix Besonderes (normal halt), aber mittlerweile muss ich mich für sowas seelisch richtig darauf vorbereiten.
Weiss auch nicht warum ...
Ziemlich viele "wenn´s", auch ein Grund (wenn i, hätt i, tät i).
bazille ,magste schreiben, warum eine Langzeittherapie von mehreren Wochen am Stück aus beruflichen Gründen nicht geht?
Dort wird nämlich schon Wert auf einen festen Zeitplan und auf geregeltes Essen, Sport und soweiter gelegt. Wär doch 'ne Chance, aus Deiner Lethargie auszusteigen
[ Editiert von Yonka am 16.05.09 20:02 ]
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“