tja, die Vorräte sind sonne Sache für sich. Ich habe das Glück, das meine Frau Nichttrinkerin ist, also normalerweise nichts im Hause ist. Andererseits bekommt sie, weil viel Kundenkontakt, oft Wein, Sekt etc. geschenkt. Hab ich früher konsequent geleert. Jetzt bat ich sie bitte keinen Stoff mehr mit nach Hause zu bringen. Für mich ist es besser zu wissen, das nichts da ist, denn wenn ich nun Druck bekomme müsste ich los und etwas kaufen. Da ist dann zumindest der Fußweg, währenddessen ich nochmal überlegen kann ob ich das wirklich will und wie dämlich es doch ist. Sozusagen ein kleiner Sicherheitspuffer.
@Adriana: Dass ich aufhören will mit dem Saufen, ist eher die Summe vieler Kleinigkeiten als Reaktion auf einen unerträglich großen Mißstand. Zu den Kleinigkeiten gehören: häufig an den Stoff und drohende Versorgungslücken denken; Artikulationsschwierigkeiten nach durchzechten Abenden; morgens nicht aus den Federn kommen (hat sich noch nicht geändert nach 3 trockenen Abenden); Nachlassen der sexuellen "Leistungsfähigkeit" (vulgo Potenzschwäche, die natürlich auch am Alter liegen kann); das allgemeine Grundwissen, dass es nicht richtig sein kann, vierzig Jahre lang jeden Tag Rauschmittel zu konsumieren; Streben nach geistiger Klarheit. Weder liegt meine Ehe in Scherben noch versaufe ich Haus und Hof - das waren immer die Argumente, mit denen ich meiner Frau konterte, wenn sie mich auf den Alkoholkonsum ansprach. Aber ich kann es eben nicht einfach sein lassen. Zwar gebe ich mich sowieso nicht der Illusion hin, mein Leben beherrschen zu können, aber an diesem Punkt geht mir der Einfluss änderbarer Umstände zu weit.
@shara: Dass du erst völlig auf die Schnauze gefallen sein musst, bevor du dich wieder aufrappelst, halte ich für ein evangelisches Mißverständnis, nach dem erstmal Reue und Buße kommen müssen, bevor man wieder in die göttliche Gnade aufgenommen wird. Mir sind da die Buddhisten sympathischer, die jederzeit erleuchtet werden können, wenn sie denn nur nach Klarheit streben. Und da bist du ja offenbar auf dem Weg. - Im Sportverein wird sicherlich viel gesoffen, im Musikverein gehört das Bier aber auch notwendig zum Krach. Dort habe ich mich aber (fast) immer abstinent gehalten, weil ich meistens mit dem Auto dorthin fahre. Und wenn ich per Fahrrad zur Probe unterwegs bin, zeigt sich wieder: Nichttrinken ist eine Gewohnheit. Dort, in dieser Umgebung und diesem Ort, lasse ich es einfach, und es ist mir egal. Selbst beim Schützenfest, wo die anderen nun wirklich aus dem vollen schöpfen und sich das Freibier hektoliterweise über die Gurgel laufen lassen. Das liegt aber auch daran, dass ich einfach schlechter spiele, wenn ich was getrunken habe, und das will ich nicht. [Das "mit dem @xxx" soll nur anzeigen, an wen sich die folgenden Worte richten, es ist keine technische Funktion dieses Forums, die den Adressaten unmittelbar benachrichtigen würde. Das @ findest du auf der (Windows-)Tastatur auf der q-Taste (ALT-GR-Q).]
@Soda: Bei mir reicht kein kleiner Fußweg zum Kiosk, da die nächste Tankstelle (im Wortsinne) 5 Kilometer weit weg ist. Da muss ich taktisch denken (einkaufen, wenn man sowieso mit dem Auto unterwegs ist) und strategisch (grössere Lieferungen beim Weinhändler meines Vertrauens ordern). Wenn aber gar nichts im Hause ist, meldet sich spätestens abends um zehn der "Bruder Böser Trieb" (wie es im Roman vom Großen Osman heisst) und macht mich nervös. Auch deswegen, weil es nun wirklich ausgesprochenes Alkoholiker-Verhalten wäre, sich dann noch auf die Socken zu machen und Stoff zu besorgen. Und das will ich mir ja nicht eingestehen, dass ich dazu gehöre. Dann lieber mürrisch und nervös den Abend irgendwie überstehen. Aber das ist im letzten Jahr höchstens ein- oder zweimal vorgekommen.
So, nun wünsche ich erstmal einen trockenen Tag und klaren Kopf.
ZitatGepostet von AlexM Mir sind da die Buddhisten sympathischer, die jederzeit erleuchtet werden können, wenn sie denn nur nach Klarheit streben.
Ja "himmelsakra" ...jetzt sauf ich schon seit fast 5 Jahren nix mehr, mein Kopf ist klar wie frisches Quellwasser...und Buddha hat immer noch kein Licht aus dem Nirvana auf mich herab geworfen. Was mach ich nur falsch ?
ZitatGepostet von Grauwolf59 jetzt sauf ich schon seit fast 5 Jahren nix mehr, mein Kopf ist klar wie frisches Quellwasser...und Buddha hat immer noch kein Licht aus dem Nirvana auf mich herab geworfen. Was mach ich nur falsch ?
Das frag' ich mich auch manchmal
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
ZitatGepostet von Grauwolf59 Ja "himmelsakra" ...jetzt sauf ich schon seit fast 5 Jahren nix mehr, mein Kopf ist klar wie frisches Quellwasser...und Buddha hat immer noch kein Licht aus dem Nirvana auf mich herab geworfen. Was mach ich nur falsch ?
Wenn ich's dir sagen könnte, müsste ich mich nicht hier im Forum rumtreiben. Meine Vermutung ist, dass du von unhaltbaren Kausalzusammenhängen ausgehst, nach denen auf eine gute Absicht zwingend die ersehnte Belohnung folgen würde - ein Kinderglaube, den die Monotheisten aber gerne pflegen. Wenn ich es richtig verstehe, sind die Buddhisten die besseren Marxisten, bei denen das Sein das Bewusstsein bestimmt, so dass es darauf ankommt, nicht nur klar zu denken, sondern auch so zu handeln.
Zitat Wenn ich es richtig verstehe, sind die Buddhisten die besseren Marxisten, bei denen das Sein das Bewusstsein bestimmt, so dass es darauf ankommt, nicht nur klar zu denken, sondern auch so zu handeln.
Dann haben wir wohl BEIDE - im buddhistisch/marxistischen Sinne - noch ein weiten Weg vor uns.
finde deine Schreibe gut und treffend. Erinnert mich insofern an mich, als dass ich auch sehr genuss-süchtig bin. War für mich dekadenlang der Lifestyle schlechthin.
Und ich würde heute noch dem Hedonismus frönen, wenn mein psycho-physisches Equipment mitgespielt hätte...
Denn genau daran lag es letztlich: das Hirn machte schlapp, die Nerven lagen blank, die Seele brüllte... ....zuletzt war ich schon so "sensibel" dass ein paar Flaschen Bier oder eine halbe Flasche Wein zwei bis drei Tage unsägliche Qual verursachten, hauptsächlich Gewissensqual (=und die kann höllisch sein...).
Aber was meine genussreichen Jahre angeht: ich wollte alles, dh. ich wollte das Leben in vollen Zügen geniessen - mit Stimulanzien jeglicher Art, sowie mit geistiger Evolution - ja, es sollte sich quasi ergänzen und eine Art Hochzeit feiern, auf der ich dionysisch tanzen wollte...
Funktioniert hat's net, das ist Fakt...
Aber es war mein verücktes Leben und hatte seine einzigartigen Erlebnisse. Und über vieles kann ich heute noch Brüllen vor lachen...
Aber halt dank dem, wovon mir irgendwann das Lachen verging....
Grüsse
Randolf
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
so eine art demut würde dir bei deiner überheblichkeit gar gut tun!
[color=black][color=white]Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite,als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen. (Marc Aurel)[/color][/color]
ZitatGepostet von AlexM Jetzt schreibe ich schon wieder über mich. Ein bisschen eklig, das ganze. Geht aber nicht anders. Ich werde diesen Thread hier als eine Art Tagebuch betrachten. Und bin niemandem böse, den es nicht interessiert.
Wie macht ihr das denn mit den Vorräten? Keine anlegen? Vor euch selbst verstecken? - Für mich hat es eher etwas Beruhigendes zu wissen, dass ich jederzeit in den Keller gehen und mir ein Bier holen kann. Noch beruhigender wäre es zu wissen, dass ich es auch jederzeit lassen kann. Aber so weit bin ich noch nicht.
Hallo, AlexM
Also mich interessiert Dein "Tagebuch " schon.
Geh ja nicht wie der Einsteinsche blinde Käfer durchs Leben und bin nur am Nehmen interessiert, nein auch Geben ist wichtig für mich und wenn Du hier Deine Geschichte niederschreibst, dann "gibts" Du mir etwas und umgekehrt.
Einen "Vorrat" an Suchtmitteln hatte ich in meiner nassen Zeit, jetzt bin ich endlich frei, frei von diesen zwanghaften Gedanken und Handlungen, die sich immermehr um das Suchtmittel drehten. Jetzt bestimme ich wie mein Heute abläuft, ganz bewußt.
Und ich habe mir auch bewußt eine suchtmittelfreie "Zone" geschaffen.
Ist doch prima das es Dir z.Zt. gut geht, aber hüte Dich vor Euphorie. Sucht ist Grenzverletzung per excellence, also es fehlen die intakten Grenzen, die mir sagen...so nun ist´s genug.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von Randolf 'nen Kopf so klar wie frisches Quellwasser....?
Top.....aber: bist dann nicht schon am Ziel ?
Mhh...falsch ausgedrückt. War (und ist ) für mich immer ein "Bild", um mir bei Gedanken an Alkohol den Unterschied zwischen Damals und Heute ins Gedächtnis zu rufen.
Am "Ziel" bin ich sicher nicht...allenfalls gut unterwegs !
hatte gerade ein interessantes Erlebnis: Staatsexamensprüfung (Ich bin Prüfer) Feierlicher Abschluss: eine Runde Sekt (wie immer) Ich denke:" Naja, so ein Glas trinkt doch hier jeder, also warum nicht? Is ja keine Sauferei." Dann denke ich:" Nee, nimmst O-Saft, wolltest heute nichts trinken." Dann denke ich:"Scheiße, wegen dem muss ich extra fragen. Naja, wenn mich jemand fragt warum, dann lüge ich einfach und sage ich würde gerade Antibiotikum nehmen." Ich frage also nach O-Saft.Und was passiert? 5 von 12 Leuten meinen dannn: "Ach ja, das hätte ich auch lieber." War also gar nicht so schwer. Is wohl genauso normal nicht zu trinken, wie mitzutrinken. Meine Erkenntnis für heute...
Klasse Shara...so ein positives Erlebnis baut unheimlich auf....das kenn ich auch...zuerst freut man sich noch unheimlich drüber, und irgendwann wird es dann zur Normalität