ZitatGepostet von obi68 Für die meisten Menschen ist es halt erstrebenswerter, ihre einmal getroffene Meinung zu pflegen anstatt sich zu informieren.
Seit ich trocken bin, fällt mir noch viel mehr auf, wie uninformiert, oberflächlich und unreflektiert viele Menschen durch ihr Leben gehen.
Das klingt für mich danach als hätten Menschen ohne Suchtproblematik Alkoholikern gegenüber eine Bringschuld. Auch wenn Alkoholismus eine Familienkrankheit ist kanns doch nicht sein daß jemand, dere sich nicht informieren will als oberflächlich und unreflektiert dasteht. Mein Exmann hat sich auch nicht informiert und war bis zuletzt der Ansicht ich könne doch einfach aufhören. Konnte ich nicht, dafür war eine enge Arbeit an mir und auch Entwicklung notwenig. Die konnte oder wollte er nicht mitmachen, darum haben wir uns getrennt. Trotzdem ist er deswegen nicht unreflektiert. Es war nicht sein Job meine Krankheit zu verstehen, wenns jemand will oder macht finde ichs super und ist z.B. für den Fortbestand einer Partnerschaft auch notwendig, ist für mich aber nicht selbstverständlich und schonmal gar keine Pflicht von Seiten des Cos.
ICH hab gesoffen, nicht mein Co, und nichts und niemand war dafür verantwortlich außer mir selbst. Und genauso war auch nur ich dafür verantwortlich ob ich aufhöre oder weitersaufe. Ich habs meinem Umfeld lange schwer gemacht mit mir zu Leben, und ich hab nicht erwartet daß die den roten Teppich für mich ausrollen nur weil Madame eines Tagen endlich die Kurve bekommen hat.
Ich lese hier in letzer Zeit oft Beiträge in denen Wertungen ( z.B. oberflächlich) mitschwingen und auch Ansichten darüber, was das Umfeld zu tun und zu lassen hat.
Das irritiert mich.
Liebe Britta!
Für mich hat das, was Dein Ex gemacht hat, nichts mit Bringschuld oder Unreflektiertheit zu tun. Für mich ist das einfach interessenlos bzw. gleichgültig.
Ich denke, wenn ein Mensch aufrichtig an seinem Partner interessiert ist, wird er sich informieren, um ihn so gut wie möglich zu verstehen. Das hat für mich nichts mit "seinem Job" oder "seiner Verantwortung" zu tun, sondern mit nachvollziehbarem Verhalten, wenn mir mein Partner wichtig ist.
Wenn der Meine jetzt z.B. an Diabetes oder Parkinson erkranken würde, würde ich mich auch informieren. Vorausgesetzt mir ist das Zusammenleben mit ihm wichtig. Und das funktioniert IMHO deutlich besser, wenn ich meinen Partner so gut wie möglich verstehe und die Problematik nachvollziehen kann.
Für mich wäre es ein recht eindeutiges Zeichen für eine tiefer liegende Störung in der Beziehung, wenn mein Partner an einem so relevanten Detail meines Lebens kein Interesse zeigt.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Zitatist z.B. für den Fortbestand einer Partnerschaft auch notwendig
Wenn jemand also keinerlei Absichten zeigt, die Krankheit seines Partner zumindest besser kennenzulernen, ist es mit der Beziehung eh nicht gut bestellt. Und mit den anderen zwischenmenschlichen Beziehungen sehe ich das ähnlich. Für mich hat eine Beziehung zu anderen Menschen keine gute Basis, wenn das Interesse an wesentlichen Teilbereichen meines Lebens fehlt.
Also, wie gesagt, das gilt nur für Menschen, die vorgeben, dass ich ihnen etwas bedeute. Da schließ ich mich gern sharas Beitrag an.
LG,
Sabine
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
Ich denke, wenn ein Mensch aufrichtig an seinem Partner interessiert ist, wird er sich informieren, um ihn so gut wie möglich zu verstehen. Das hat für mich nichts mit "seinem Job" oder "seiner Verantwortung" zu tun, sondern mit nachvollziehbarem Verhalten, wenn mir mein Partner wichtig ist.
Jou Sabine...gut geschrieben...genauso sehe ich das auch
@Kleiner Fuchs: Natürlich muss man selbst für seinen Kram gerade stehen und kann nicht erwarten, dass man einen roten teppich ausgerollt kriegt, aber, wie gesagt, von menschen, die behaupten, dass ich ihnen wichtig bin, erwarte ich schon eine Auseinandersetzung bzw. Hilfestellung . Die helfen mir ja auch wenn ich andere Probleme habe, wie z. B. einen Umzug oder finanzielle Sorgen und wenn ich mir ein bein gebrochen habe, dann gehen sie auch für mich einkaufen, warum also nicht auch in bezug auf Alkoholsucht?
Gruß Shara
Ich hab mir ziemlich früh angewöhnt da lieber nix zu erwarten, dann kann ich auch nicht enttäuscht werden. Letzlich ist es doch auch so daß jemand, der süchtig trinkt, auch erstmal an den Punkt kommen muss es sich selbst wert zu sein sich das nicht mehr selbst zuzumuten. Darum bin ich persönlich inzwischen mit der Erwartung dessen was ich anderen wert sein muss erstmal vorsichtig.
Alkoholsucht ist für mich auch nochmal eine andere Nummer als ein gebrochenes Bein oder ein Umzug. Wie Du an anderer Stelle selbst schreibst erfordert eine Auseinandersetzung Deines Gegenübers mit dir und Deiner Erkrankung hier auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst.
Eine Freundin von mir wuchs z.b. in einem Haushalt mit 4 (!) Alkoholikern auf die bis heute nass sind, und bei ihr wurde ich erstmal für eine ganze Zeit zur Projektionsfläche für eigene erlittene Verletzungen. Da war ich diejenige, die das grössere Verständnis aufbringen musste und eine zeitlang hab ich einiges stellvertretend für ihre Familie eingesteckt. Sie ist zuletzt daran gewachsen, mein Job war eher aushalten, das Ganze genau im Prozess der eigenen Trocknung. Eine andere Freundin stellte bei sich einen ähnlichen Alkkonsum fest wie ich ihn hatte und konnte es nicht ertragen daß ich mich selbst als Alkoholikerin sah. Unsere Freundschaft ist an dieser Diskussion, die ebenfalls in meiner ersten abstinenten Zeit stattfand zerbrochen, aber immerhin hat sie damals den Weg in eine SHG gefunden.
Die Mutter meines Exmannes war Alkoholikerin und ihm war es nicht möglich sich einzugestehen daß er seine Frauen nach sehr alten Mustern aussucht, zudem hat er meines Erachtens nach selbst einen streckenweise missbräuchlichen Konsum (als Alkie würde ich ihn nicht bezeichnen) Ich hab inzwischen verstanden daß er mich nicht verstehen konnte bzw. das nicht wollte -hat aber gedauert. Das war seine eigene Baustelle, die Konsequenz war, daß wir zuletzt auf zwei verschiedenen Sternen lebten und ich mich zwei Monate nach meiner Trocknung trennte. Ich hätte in den alten Strukturen nicht trocken werden/bleiben können, und sie zu verändern war eben nicht möglich.
"Und Du bringst auf den Punkt daß Lotta und Du augenscheinlich nicht über den Tellerrand der eigenen Sucht blicken können. Ihr habt aus meiner Sicht mindestens zwei Formen von Esstörung zur Undiszipliniertheit erklärt und schön fein von Alkoholismus als Krankheit, für die man ja gar nix kann, abgegrenzt."
Es ging in diesem Beitrag gar nicht um krankhafte Essstörungen, sondern ausschließlich darum, dass man (aus Mangel an Undiszipliniertheit) schnell mal die ganze Tüte Chips leer futtert. Eine Sache, die fast jeder kennt, ohne gleich an einer krankhaften Essstörung zu leiden.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
Da schließt sich ja der Suchtkreis. Wie viele Hersteller verstärken Chips mit Extrem-Glutamat um den Konsumenten zu mehr Konsum zu verleiten? Ist das nicht sogar gezieltes "süchtig"-machen?
diese Aussagen bedeuten für mich, daß es aus Lottas Sicht keine Suchtproblematik in Bezug auf Esstörungen gibt, da sie jede Form von Suchtdruck ausschliessen und Überessen (was auch meiner Sicht das Äquivalent zum "Saufen mit Kontrollverlust" ist) mit Undiszipliniertheit gleichsetzen:
ZitatGepostet von Lotta1
Die Chipstüte leeressen kann jeder bleiben lassen mit Selbstdiszilplin. Kein Mensch fährt nacht um 3 mit dem Taxi an die Tanke, weil es so einen Druck hat, das er es nicht mehr aushält ohne Chips,
ich denke dieses Bild vermittelt nicht annähernd das Phänomen des Kontrollverlustes und des Suchtdrucks.
So war das von mir auch angedacht, sozusagen der Kontrollverlust im Kleinen.
Wobei ich halt Lottas Einwand, daß ein nicht suchtkranker Mensch das dann trotzdem nicht versteht, mittlerweile auch verstehe.
Im Endeffekt läuft jede Sucht nach dem selben Muster ab.
Der Spielsüchtige wird einem auch berichten, daß er imnitten all der blinkenden Lichter und der speziellen Atmosphäre in eine Art Rausch gerät und nicht mehr aufhören kann, ergo Kontrollverlust.
Der Workaholic (nomen est omen!) holt sich sein gesamtes Selbstbewußtsein und seine Erfüllung durch seine Erfolge im Beruf und bekommt nicht genug davon, ergo Kontrollverlust.
Ebenso der Sportler.
Und habt ihr schon mal versucht, die Chipstüte wegzulegen, wenn die Hand scheinbar wie ferngesteuert immer wieder hineinwandert? Verdammt, ist das schwer! Für manche unmöglich, ergo Kontrollverlust.
Die Möglichkeiten, süchtiges Verhalten zu entwickeln, sind mannigfaltig, nur gehört unsere Sucht zu den selbstzerstörerischsten.
ZitatGepostet von LostHoney Da schließt sich ja der Suchtkreis. Wie viele Hersteller verstärken Chips mit Extrem-Glutamat um den Konsumenten zu mehr Konsum zu verleiten? Ist das nicht sogar gezieltes "süchtig"-machen?
ja genau Honey....oder versetzen harmlose Getränke mit Alkohol...ist das nicht schlimm sowas?
Verstehst Du, was ich damit sagen will? Ich denke jeder weiß, wenn er sich ne Tüte Ships holt, warum er das tut...genau wie der, der sich ne Flasche Wodka holt Eigenverantwortung...ist das Zauberwort
Ähm, Dirk...irgendwas ist das kommunikativ wohl schief gelaufen....sorry..
Ich habe mal mit Beerensaft versetztes Mineralwasser getrunken und sofort gemerkt, dass Alkohol drin sein muss, ohne es zu wissen. Ich hab auch schon mal Chips gegessen, ohne zu wissen welche Art von Geschmacksverstärker drin ist.
Bedeutet dies nun im Umkehrschluss, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schützt?
Habe ich beim Konsum dieser Sachen meine Eigenverantwortung an der Tür abgegeben?
Der Vergleich mit der Chipstüte hat NIX mit einer Esstörung zu tun!! Wenn DU die vorangegangenen post liest fällt Dir auf, dass es darum gin, Nichtsüchtigen den Kontrollverlust zu erklären.
Und da hielt ich das Beispiel mit den CHips für ungeeigent, weil dann ein Nichtsüchtiger auf den Gedanken kommt, den Alk wegzulassen ist so einfach, wie weniger Chips zu essen.
Und genau dieser Unterschied iat ja das Wesen der Sucht, drumm finde ich der Vergleich hinkt und kommt bei Nichtsüchtigen falsch rüber, eignet sich also nicht zur Erklärung des Phänomens Suchtdruck und Kontrollverlust.
Ich wehre mich gegen den Vorwurf nicht über den Tellerrand gucken zu können, ich hab ne Sippe Nichtsüchtige zuhause und hab ausserdem ne Doppelrolle als Coabhängige und kann mich sehr wohl in die Lage anderer versetzten.
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
ZitatGepostet von Lotta1 Und da hielt ich das Beispiel mit den CHips für ungeeigent, weil dann ein Nichtsüchtiger auf den Gedanken kommt, den Alk wegzulassen ist so einfach, wie weniger Chips zu essen.
Aber wie kommst du darauf, dass es für Essgestörte "einfacher" ist, weniger Chips zu essen?
Imho sind Essstörungen sogar ganz besonders brutal. Bei vielen anderen Süchten lässt du den Suchtstoff "einfach" weg, beim Essen geht das nicht, du musst lernen, "kontrolliert" zu essen. Und wohin kontrolliertes Trinken bei Alkoholikern führt, wissen wir ja.
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti