Als Vorstellungsvortrag gäbs zu mir folgendes zu sagen.
Fangen wir mit dem Nick an, der ist einem Song von den Pogues entnommen, ist eigentlich übelster selbstgebrannter Fusel, aber gleichzeitig auch der Markenname eines amerikanischen Sodagetränks.
Zu mir, ich geh stramm auf die 40 zu, und allmählich bin ich auf den Trichter gekommen, dass mir das abendliche (Feierabend)bierchen nicht nur nicht beim Stressabbau hilft (auch die Kannen 5-8 nicht), sondern mir auch den Tag danach versaut.
Bis ich 23 war hab ich kaum was getrunken, wohnte in der Vorstadt und musste immer fahren. Außerdem war ich in der Lehre als Elektronikerin und die Feinmechanik hatte ich nach durchzechten Abenden irgendwie nicht drauf.
Später habe ich dann den "Input" tüchtig gesteigert, in meinem Rock bzw. HeavyMetal Umfeld ist das saufen normal. Ich kenne auch Antialkoholiker, die alle akzeptiert werden und keine blöden Sprüche kassieren müssen, es sind aber eher wenige.
Ich hab wohl vor ca. 3 Jahren in einer Phase übelsten beruflichen Stresses die Kontrolle verloren, schätze ich, seitdem kann ich eher nichts, als wenig trinken. Sobald ich anfange, saufe ich bis ich volltrunken bin.
Heute ist Tag 3 ohne Promille, und mir gehts soweit gut.
Ich habe noch mit Schlafstörungen und innerer Unruhe zu kämpfen, aber ich bin zuversichtlich, dass das auch wieder in Ordnung kommt.
Nein, ich gehe in keine Therapiegruppe und auch zu keinem Arzt, ich kriege das alleine hin, ich bin fest entschlossen und mein Partner unterstützt mich .... genauso wie Ihr vielleicht?
Danke fürs zulesen,
Gruß Dew
Was ich habe ist Charakter in meinem Gesicht. Es hat mich eine Masse langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen. (Humphrey Bogart)
Sobald ich anfange, saufe ich bis ich volltrunken bin.
Heute ist Tag 3 ohne Promille, und mir gehts soweit gut.
Nein, ich gehe in keine Therapiegruppe und auch zu keinem Arzt, ich kriege das alleine hin, ich bin fest entschlossen und mein Partner unterstützt mich .... genauso wie Ihr vielleicht?
Danke fürs zulesen,
Gruß Dew
Hallole!!
Erstmal schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast. Dein Problem hast DU erkannt - ein wichtiger Schritt!
ABER:
Der obige Satz -..... bis ich voll bin, zeigt Deinen Kontrollverlust, das nicht kontrolliert trinken können. Das Hauptmerkmal der Sucht.
Und aus dieser Krankheit allene rauszukommen schaffen die wenigsten. Les Dich mal durch die Threads durch, von vornerein fremde Hilfe abzulehnen, find ich nicht so toll.
Wenn Du einen Partner hast der zu Dir steht ist das suuuper, ein Riesenvorteil, aber Du selbst musst Deine Abstinenzentscheidung treffen. Glaub mir,Sucht ist stärker als Liebe, ich hab 3 kleine wundervolle Kinder die ich über alles liebe und bin 2 Jahre lang heftigst immer wieder abgestürzt, hätte sie beinahe verloren - meine Rettung war ne LZ Therapie.
Du hast DIch hier auch geöffnet, was spricht dagegen, mal mit einem Suchtberater zu plaudern??
Viel Glück,
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
Der Haken ist, wenn ich das tue, muss ich mir eingestehen, Alkoholikerin zu sein; Momentan treffe ich die Vernunftsentscheidung, ohne Alkohol zu leben, der Unterschied ist mir eigentlich ziemlich wichtig.
[ Editiert von MountainDew am 13.01.10 16:33 ]
Was ich habe ist Charakter in meinem Gesicht. Es hat mich eine Masse langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen. (Humphrey Bogart)
ZitatGepostet von MountainDew [quote]Gepostet von Lotta1
Der Haken ist, wenn ich das tue, muss ich mir eingestehen, Alkoholikerin zu sein;
[ Editiert von MountainDew am 13.01.10 16:33 ]
Na und??
Alkoholismus ist seit 1968 eine von der WHO anerkannte hirnorganische Stoffwechselkrankheit!
Ist ein Diabeteskranker zu stolz seine Krankheit zuzugeben???
Dass die Gesellschaft z.T. anders denkt musst Du Dir nicht reinziehen. Du hast nix davon, wenn Du aus lauter stolz kaputt gehst.
Aber ich will Dir nix einreden, ich bin gespannt, wie Deine Geschichte weitergeht. ICh komme auch aus der Musikerszene, und ich weiss, dass Alkohol dort dazugehört, und es verdammt viel Disziplin brauch um alkoholfrti dort mitzumischen!!!
Ich hätts ohne fremde Hilfe NICHT geschafft Ich bin stolz, dass ichs geschafft habe fremde Hilfe anzunehmen!
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
Quatsch. Gelöst haben meine Therapeuten meine Probleme nicht. Nicht eines. Aber mir bei der Lösung geholfen, das haben sie. Meine Probleme zu sehen, ernst zu nehmen und Lösungen zu finden. Und das mit dem ernst nehmen war das Wichtigste. Damit hatte ich es vorher nicht so.
Danke für die Frage, MountainDew und herzlich Willkommen hier.
Ist ja schon ein ganz ordentlicher Schritt, sich hier anzumelden und zu outen, Suchtberatung ist auch anonym wenn Du willst und vielleicht gar keine schlechte Idee.
Ich selbst habe jahrelang gehofft, geglaubt und ganz fest gewollt, da allein rauszukommen. Das ich nur komatös saufen kann sobald ich anfange, habe ich gewusst, und auch, das ich am besten nix trinken sollte, wusste ich. Und wieso sollte ich Hilfe brauchen um etwas nicht zu tun? Machen andere auch, muss ja zu schaffen sein.
Ich habe ziemlich lange allein gekämpft und immer wieder saufen müssen. Schon weil ich nicht wollte das die anderen denken könnten ich hätte ein Alkoholproblem
Ich konnte den Alk erst loslassen, als ich auch mit nicht mehr konnte. Als ich zugeben konnte, Alkoholikerin zu sein. Das war für mich eine Erleichterung als das endlich raus war. Ich habe den Weg einer qualifizierten Entgiftung gefunden, 3Wochen Krankenhaus mit ziemlich eng gepacktem Therapieangebot. Danach Selbsthilfegruppen und ambulante Therapie wegen diverser seelischer Probleme. Den Luxus einer SHG gönne ich mir auch heute noch. Wo sonst kann man die ganze Zeit über sich reden und alle hören einem zu
Welcher Weg für Dich der gangbare ist, wirst Du selbst herausfinden, nur den Alk weglassen reicht aber nicht. Vielleicht reicht Partner und Forum, vielleicht brauchst Du mehr.
Viel Glück auf jeden Fall Uta
Welcher Weg der Deine ist
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
Zitat Ich hab mich schon durch so viele Krisen alleine herausgekämpft ...ich mein das muss doch gehen? Ernsthafte frage, welche Probleme löst der Therapeut für mich?
Z.B. das Problem, daß Du denkst, jedes Prob alleine lösen können zu müssen. Ich bin zwar kein Alki, sondern Co. Für mich war es ein entscheidender Schritt, meine Neigung, alles mit mir selbst ausmachen zu wollen (ich bin ja eh die Beste.:sprachlos zu überwinden und mir Hilfe zu suchen.
Ich war prima darin, mich aus Krisen raus zu schaffen. So nach dem Motto "Einfach herrlich, wenn der Schmerz nachläßt." Die Therapie und so manch andere Beratung, die ich mir angedeihen lasse, helfen mir Krisen vorab zu vermeiden, wo nur irgend möglich.
'Morning dew' war mal ein Favorit-Song von mir, in einer Zeit wo ich auch noch alles gezogen hab was des Weges kam...
Nach einem Vierteljahrhundert Drugs & Rock'n Roll ging dann nix mehr, dh. körperlich war ich noch relativ fit - bloss im Oberstübchen sah es nach Holocaust aus....
Mir fiel es nicht schwer, allein da rauszukommen und ne Zeit lang dachte ich, anderen wird's wohl ähnlich gehen. Anfangs hab ich hier die Einzelkämpfer ermuntert bis ich gemerkt hab dass die früher oder später alle weg bleiben...
Ergo: mit Hilfe geht's definitiv besser..
Wobei das Aufhören eh nur der kleinste (aber entscheidende) Part bei dieser wahrlich gigantischen Veränderung ist; und das Nicht-mehr-Anfangen ist dann sowas wie eine Lebensaufgabe.
Das soll nicht eine Plackerei ohne Ende bedeuten, im Ggtl. - im Vergleich zur Dröhnzeit ist es unendlich weniger anstrengend.....
Aber es hat auch seine Tücken, die Krise ist nicht eine von 'da draussen', dein böses Mädchen sitzt in dir.
Von daher sollte es dir wert sein, alles nötige zu tun was dich dabei unterstützen kann. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist ganz sicher unersetzlich.
Viel Glück
Randolf
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
ZitatGepostet von MountainDew Ich hab mich schon durch so viele Krisen alleine herausgekämpft ...ich mein das muss doch gehen?
Ernsthafte frage, welche Probleme löst der Therapeut für mich?
mir ist das Aufhören erst mal ziemlich leicht gefallen. Ich war zwar ein paarmal in der Suchtberatung, aber es ging ohne richtige Therapie und auch ohne Selbsthilfegruppe. Mich hat die Erleichterung getragen, dass ich so einfach aufhören konnte und damit natürlich ein Riesenproblem los war. Denn ein Riesenproblem war die Sauferei, als ich mich entschlossen habe, damit aufzuhören.
Trotzdem bin ich irgendwie immer unzufriedener geworden. Zum Glück habe ich aber nicht mehr mit dem Saufen angefangen, sondern bin ein paar Jahre später dann doch noch bei einer Therapie gelandet, da ging es dann allerdings nicht um Alkohol, denn damit war ich durch.
Bei mir ging es darum, dass ich so eine Einstellung hatte, nach der das Leben dem Prinzip Hühnerleiter folgt - kurz, steil und beschissen. Ich hatte eine grundsätzliche Lebensunzufriedenheit. So lange ich einen draufmachen konnte, ging das noch irgendwie, aber trocken musste ich mich dem stellen. Ich meine, ich habe so lange gesoffen, bis klar war, dass ich auf diesem Weg auch nicht glücklich werde, aber schon daran wird ja ganz deutlich, dass ich eben null Peilung hatte, wie ein zufriedenes Leben für mich überhaupt aussieht. Und das was ich früher immer dachte - mehr Geld, mehr Urlaub etc. hat mir nüchtern auch nicht mehr gereicht, denn das hat sich dann bald so angefühlt wie wenn ich nur im Urlaub lebe und der grosse Rest war wieder Hühnerleiter.
Ich musste meine ganzen Lebenseinstellungen neu sortieren und da fand ich jemanden, der mir die richtigen Fragen gestellt hat und mir nebenbei noch eine paar Selbstmanagementtechniken beibrachte, sehr hilfreich.
An sich finde ich es nicht schlecht, Probleme erst mal selber lösen zu wollen, aber ich finde es durchaus entspannend, dass ich merke, dass ich nicht alles selber können muss.
Minitiger, mit den Worten "Lebenseinstellung" und Zufriedenheit" hast Du, denke ich einen wichtigen Punkt getroffen.
Ich war 5 Monate abstinent, aber nie zufrieden, weil ich meine Lebenseinstellung nicht geändert habe. Das Trockenbleiben wurde zur ungeliebten Aufgabe, vom Verstand unterstützt, aber von der tief inneren Einstellung boykottiert.Ergebniss: Rückfälle, neuer Kampf. Meine 10 Monate, die ich diesmal geschafft habe (bis jatzt) sind freier zufriedener, manchmal sogar unbeschwert.
Bei mir wars die LZ, aber ich kenne auch viele, die es mit Gruppe oder ambulant geschafft haben.
Was die medizinisch/körperliche Entgiftung angeht, bin ich rtotzdem ein Verfechter des Entzugs unter Aufsicht.
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
ZitatGepostet von Lotta1 Meine 10 Monate, die ich diesmal geschafft habe (bis jatzt) sind freier zufriedener, manchmal sogar unbeschwert.
ich hab hier mal den Spruch geprägt, dass Saufen für mich keine Option ist...und für den mich auch schon einige gerne sonstwas hätten.
So lange Du nüchtern bleibst, findet sich alles irgendwie. Und zumindest bei mir war es ja so, dass ich auch besoffen oft schlecht drauf war und von daher kann ich natürlich auch nüchtern einiges aushalten.
So lange ich nüchtern bin, merke ich, was mir stinkt...und das arbeitet dann in mir, wenn ich es nicht betäube. Und im Laufe der Jahre habe sich so vieles geändert - Kleinigkeiten wie grössere Änderungen - und in den letzter Zeit merke ich, dass das jetzt so langsam richtig rund wird.
Ich hab jetzt so langsam richtig Lust auf mein Leben. Das war mir früher fremd.
Hallo MontainDew Um bei der Idee der Herausforderungen statt Probleme zu bleiben sage ich es mal so. Der Therapeut zeigt dir Wege auf diese anzunehmen, die das eigene Denkmuster oftmals nicht sieht. Bekanntlich sieht man ja den Wald vor den eigenen Augen oft nicht.Er geht sie nicht an, gibt dir in vielen Situationen aber wie ein Navigationssystem mögliche Routen mit um den Weg zum Ziel zu erreichen. Es ist nun mal so das wir alle eine gewisse Struktur entwickelt haben unsere Herausforderungen an zu gehen. Und zu dieser greifen wir dann auch. Leider taugen manche erlernten Muster eben nicht wirklich gut es anzugehen. Und genau hier ist dann eine neue "Route" ein Segen. Zu sehen "Aha, es geht auch anders...." Direkt löst er nichts für dich, das kann auch nicht der Sinn sein. Denn nur was ich selber bewältige ob mit meinem Lösungsmuster oder einem neu erlernten. Habe ich letztlich auch erlöst. Und durch neu Muster lerne ich neue Herausforderungen zu lösen und zu erlösen. Anstatt zu flüchten oder stätig aufzuschieben. LG Prot
Ich ging in die Wälder,denn ich wollte Leben wohl überlegt Leben. Damit ich in der Stunde meines Todes nicht inne würde, das ich nicht gelebt habe.(H.D. Thoreau)