Auf Grund von Lottas Thread gerade, kommt mir hierzu ein Gedanke. Ich spinne einfach mal ein wenig rum...
ZitatWenn ich das von aussen betrachte krieg ich eine Wut auf mich, weil es feige ist, wieder die "Flucht" in Erwägung zu ziehen (...)
Egal wie hart meine Situation grad ist, ich muss da durch.
Aber grad dieses "Du musst" oder "Du darfst nicht" hat mich schon oft zum Rückfall gebracht
Auch ich habe dieses, "ich darf nicht" Hilfe holen, weil es nicht "schlimm" genug ist oder auch feige. Ich spüre ja seit längerem das ich nochmal unterstützung brauche in der Umsetzung. Selbst "darf" ich mir die Hilfe aber nicht holen. Vll. steiger ich mich deswegen so sehr ins Jammertal, damit es irgendwann gerechtfertigt ist, mir Hilfe holen zu dürfen oder gar zu müssen, wie es eben eigentlich die letzten 2 Tage der Fall gewesen wäre. Aber irgendwie ist es in meinen Augen nie "Schlimm" genug um zu dürfen
Wie gesagt, erstmal nur gesponnen, wollte diese Gedanken und Gefühle nicht einfach wieder verlieren und habe sie deswegen erstmal benannt. Überprüfe es nochmal für mich.
Werde auf die letzten Fragen noch eingehen. Muss mir aber erst noch Gedanken darüber machen. Bis auf die Frage von dir Tiger... kam ein definitives ja. Ich sehe meist keine alternative außer aufzugeben. Heute gehts aber etwas besser.
[ Editiert von Claudia73 am 01.02.10 1:50 ]
[ Editiert von Claudia73 am 01.02.10 1:51 ]
LG Claudia
Das Herz ist in Welten zuhause, die der Verstand nie erreicht
Glück ist das Einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt Chinesische Weisheit
ZitatGepostet von minitiger2 Aus heutiger Sicht sage ich, mir hat der Kontakt zu einem wesentlichen Teil von mir selbst gefehlt und das hat bei mir die Einsamkeitsgefühle ausgelöst.
Kannst du das präzisieren?
...immer im Bewusstsein, dass es über 25 Jahre her ist und ich eine nachträgliche Interpretation abliefere...also meine heutige Sicht der Dinge.
Ich hatte keine Verbindung zu meinem Selbsterhaltungstrieb. Das ist der Kern und genauer gehts kaum.
Wie die Claudia war ich einsam obwohl ich Ansprechpartner hatte. Ich konnte niemandem erklären wie es in mir aussieht und selbst habe ich es damals auch nicht verstanden. Lange Zeit hatte ich auch noch Momente, wo ich das Leben schön fand, aber nur so lange, wie es nicht die geringsten Schwierigkeiten gab. Als es ans Eingemachte ging, halfen mir nicht mal mehr meine Lieblingsbeschäftigungen.
Mein Leben fühlte sich immer mehr so an, wie wenn ich zwar der manifestierte Kinderwunsch wäre, aber aus mir selbst raus kam nix. Ausser dem Gedanken, dass ich meine Ruhe haben und nix spüren wollte. Ich war ein grosses tiefes Loch. Ich habe mich (an-)treiben lassen, um Vorgaben und Erwartungen zu erfüllen, aber vor die Frage gestellt, was ich selbst für Wünsche ans Leben habe...Fehlanzeige.
Mit nem Haufen Psychogeschwurbel zwischendurch würde ich sagen, ich konnte mein inneres Kind nicht beeltern...es war einsam umd verlassen. Was auch zu meinem ersten Erlebnis mit der Aussenwelt - "erst bei der Geburt fast umgebracht und dann im Kreissaal brüllen lassen" - passen würde wie bestellt, aber das ist eben wieder nachträgliche Interpretation und was weiss ich...andere hatten das ja auch und sind nicht so abgestürzt...es gab auch noch ein paar andere Geschichten als ich klein war, die das vielleicht verstärken konnten.
Jedenfalls konnte ich bedenkenlos lebensgefährlich klettern und Drogencocktails mischen, von denen mir heute grausen würde. Ich hatte nix zu verlieren denn ich war mir einfach wurscht. "No risk no fun" und davon abgesehen - leere Hülle.
Der Knackpunkt kam als ich nach dem ersten Selbstmordversuch auf Nummer sicher gehen wollte und den zweiten Versuch in Angriff genommen habe. Irgendwie musste ich mich da gedanklich drauf vorbereiten und dabei ist mir dann das passiert, was ich bis heute als einen der wichtigsten Momente in meinem Leben empfinde.
Plötzlich hatte ich so ne Art Vision von einem wunderbaren Leben...und ich war ganz bei mir selber. Die Intensität, die das hatte, kann ich nicht präzisieren...aber es hat mich nie wieder ganz verlassen. Ich hab mich seitdem nie wieder richtig einsam gefühlt, denn seit dem habe ich zumindest mich selbst. (Exkurs zu einem Thema aus nem anderen Thread: ich musste mich auch nicht mehr drum kümmern, ob andere und speziell die Mädels meine Macken lieben. Ich war plötzlich so selbstsicher dass ich das abwarten konnte...weils auch ohne ging. Das war aber wiederum eine gute Vorraussetzung für "die Liebe ist ein Kind der Freiheit")
Natürlich war ich alleine deswegen nicht in der Lage mein Leben umzukrempeln. An dem einen Tag hab ich keine Baustelle aufgeräumt. Und danach hatte ich auch noch lange keinen Plan. Aber ich hatte den Optimismus, auf den langen Marsch zu gehen. Es war mehr so eine Art Ausblick. Mein Licht am Horizont.
Danach habe ich bewusst nicht mehr mein Leben riskiert. Ich hab die harten Drogen fortan bleiben lassen. Das Rauchen konnte ich damals noch nicht aufhören, Alkohol und Cannabis erschienen mir noch relativ harmlos.
Was sich tatsächlich geändert hat ist, dass ich seitdem leben will und dass ich dazu nicht unbedingt Rückendeckung von aussen brauche. Dass es auch nicht unbedingt immer leicht sein muss (aber trotzdem leicht sein darf). Ich habe Interessen, die meine eigenen sind. Ich versuche, mein Leben zu gestalten. Die ganzen Dinger von wegen dass ich das saufen aufgehört habe weil ich nicht verrecken wollte oder auch die ganzen Kämpfe, mein Leben umzuorganisieren wären ohne dieses Erlebnis nicht zu stande gekommen. Ich hätte ja gar nicht verstanden, für was ich mich überhaupt abmühen soll.
"Plötzlich hatte ich so ne Art Vision von einem wunderbaren Leben...und ich war ganz bei mir selber."
Diese Vision hatte ich auch, allerdings umgekehrt. Ich sah, als ich da angekommen war, was ich heute als meinen Tiefpunkt bezeichne, den weiteren Verlauf meines Lebens klar vor mir: verwahrlost, vereinsamt und 'siech'. In diesem Zustand regte sich mein Lebenswille, und ich begann mich zu bemühen, einen neuen Anfang zu finden. Zu einem Leben, in dem ich mich selbst respektieren und mir vertrauen kann, und ich bin auf dem Weg.
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
Und in Anbetracht der Tatsache, dass Du in Deiner neuen Altersmilde inzwischen ja gelegentlich sogar Lob für Deine Beiträge ertragen kannst, sag ich Dir jetzt mal, dass ich diesen einfach klasse finde!
Schöne Beschreibung Deiner Selbstfindung, die vielleicht auch geeignet ist, Menschen in Claudias Lebenssituation Mut zu machen.
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Schöne Beschreibung Deiner Selbstfindung, die vielleicht auch geeignet ist, Menschen in Claudias Lebenssituation Mut zu machen.
LG
Christoph[/b]
Da kann ichmich nur anschliessen!!!
Mir ist beim Lesen ziemlich die Gänsehaut gekrochen gekommen, ich bin grad eh am reflektieren, wie wacklig ich wirklich bin, der Beitrag hat mich sehr berührt!
LG LOTTA
Ohne meine Umwege wäre ich prompt an mir vorbeigelaufen....
dies, was du mit dem "endlich sich selbst gespürt zu haben" meinst, habe ich in ähnlicher form ende vorigen jahres erlebt.
dazu brauchte es auch keinen alkohol mehr. das loch war so tief, dass ich mich nun entscheiden musste.
erst da habe ich gemerkt, das ich ES in der hand habe und niemand anderer, auch kein umstand o.ä.
die ruhe, die ich seither verspüre, kann mir auch kein alkohol geben.! trinke seitdem nichts mehr und so soll es auch bleiben.
LG, Bea
[color=black][color=white]Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite,als du sie bisher sahst; denn das heißt ein neues Leben beginnen. (Marc Aurel)[/color][/color]
Du hörst Dich darin so menschlich bodenständig an. Nicht mehr so abgehoben - so "tigerisch" , wie mir Deine Beiträge sonst manchmal rüberkamen, egal wie wahr ihre Aussage auch oft war.
Die richtigen Worte hab ich jetzt noch nicht ganz gefunden, für meine Wahrnehmung von Dir, vielleicht bist Du auch einfach gefühlvoller dabei.
LG,
Sabine
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
ZitatGepostet von minitiger2 Ob das jetzt verständlich ist
Ja. Nur: was meinst du mit "wie wenn ich der manifestierte Kinderwunsch wäre"?
meine Eltern hatten mit dem Kinderwunsch ziemlich massive Vorstellungen, was denn aus dem Kleinen mal werden sollte. So massive Vorstellungen - und jeder ganz andere - , dass sie sich deswegen schon in der Wolle hatten, bevor ich überhaupt auf der Welt war. Passend dazu wollte mir ja jeder nach ihrer Scheidung den Umgang mit dem anderen verbieten...noch bis vor ein paar Jahren. Ja, es war schon sehr harmonisch
Ein weiter Schritt...ich konnte die widersprüchlichen Anforderungen nicht erfüllen und hab mich aufs rebellieren spezialisiert. Und als ich mit dem rebellieren fertig war, stellte ich fest, dass ich ausser den Erwartungen und meinem rebellieren dagegen keine eigenen Lebensvorstellungen hatte.
da haste doch noch glück gehabt tiger. der einzige grund warum ich lebe ist der, damit meine mutter meinen vater heiraten und zuhause ausziehen konnte.