Ich habe mir ein wenig Gedanken gemacht, was mich so ausser rand bringt wenn es um Kinder und Alkoholismus geht. Ich mein, ich war selbst jahrelang alleinerziehende Trinkerin. Bin selbst bei einer Alkoholiker Mutter aufgewachsen. Eigentlich sollte es für mich schon etwas sein, was für mich zu einer art Selbstverständlichkeit geraten ist. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Selbst zu meinen trinkenden Zeiten habe ich mich als Mutter selbst nicht sehr hoch geschätzt. Für mich war immer klar, das mein Sohn so gut geraten ist trotz mir als Mutter, weil er selbst soviel ins leben mitbrachte, das aus ihm einfach nichts anderes werden konnte als ein klasse Kind.
Er hatte es weiss Gott nicht leicht mit mir, niemals hätte ich gewagt zu sagen ich wüsste genau wie man ein Kind erzieht. Als meine paniken schlimmer wurden vor ein paar Jahren kam eine Angst zu Tage, die mich als Mutter lähmte. Ich hatte Angst mein Kind zu berühren. Nicht aus Angst vor Keimen oder Dreck, ich hatte einfach Angst ihn verletzen zu können. Er war grade mal 5 als das anfing. Nichts auf der Welt kann so weh tun als das Kind vor sich selbst zurück zu weisen. Ich hatte Angst ich könne ihn aus welchem Wahnsinn heraus plötzlich beim Umarmen erwürgen. Das schreckte mich so sehr ab, das ich anfing vor ihm auf abstand zu gehen. Für mich ist er alles auf der Welt und ich würde so gut wie alles für ihn tun. Doch ich konnte ihn so gut wie nie gedankenfrei nähe zukommen lassen, auch wenn ich es tat um ihn vor mir zu schützen. Eine seite schrie in mir ich wollte ihn unbedingt knuddeln, knuffeln, kuscheln, die andere sagte du fügst ihm schaden zu. Hätte ich es einfach wagen sollen und drauf hoffen das nichts passiert? Ich ging körperlich zu ihm auf abstand, aber niemals geistig. Ich versuchte ihm über andere wege zu zeigen was er mir bedeutet und heute, mit etwas abstand zu dem ganzen, denke ich es hat geklappt. Er weiss wieviel er mir wert ist und nun ist er 15. Nun sucht er keine nähe mehr zu mir, dennoch kann ich ihn heute fast ganz gedankenfrei/angstfrei in den arm nehmen. Das er nicht soviel nähe sucht, das schreibe ich mir auf meine Kappe, das ist ganz klar auf meinem mist gewachsen und das werde ich niewieder ausbügeln könne, aber ich kann es in zukunft besser machen. Ihm erklären was mit mir los war, warum ich körperlich so auf abstand zu ihm war.
Genauso ist es mit dem Alkohol. Er hat sich nie beschwert über meinen Alkoholismus. Hat mir versichert, er habe es nicht so erlebt wie ich. Dennoch weiss ich ihm ist die nüchterne von heute viel viel lieber. Wenn mein partner und ich mal 2 Flaschen Bier kaufen für eine Freundin die sich angemeldet hat ( ja ich erlaube ihr hier wenn sie stress hat zu trinken, bestehe aber drauf das hier nichts stehen bleibt und sie alles mitnehmen muss), sehe ich den Blick meinen Sohnes der mir Prüfend zu verstehen gibt "Mama, das ist doch nicht für dich?" Auch wenn er mir sagt er hat es nicht wahr genommen, an solchen Blicken merke ich sehrwohl, das ich ihm jetzt lieber bin, das er immernoch meint die verantwortung zu tragen. Diese Blicke tun mir weh. Denn er müsste sich mit sowas garnicht auseinandersetzen, er hätte besseren verdient. Ich sage immer er ist ein kleiner Pascha, was er auch wirklich ist, und ich sage auch gerne das seine Freundin mir später mal wirklich leid tut ... Ganz ehrlich, ich kann mir kein Mädchen vorstellen das gut genug für ihn wäre.
Ich kann garnicht solange bereuen wie ich es möchte, das ich ihm nicht die Mutter war die er verdient hat. Ich kann nicht sagen wie sehr ich noch heute die Schmerzen fühle, die ich damals fühlte als er mich am Morgen nach einem deprisaufen fragte was ich am Arm gemacht habe ..und ich log ich habe mit dem Hund gespielt ...
Ich kann das alles nicht mehr ändern, doch ich kann es besser machen, jeden Tag aufs neue. Ich kann ihm heute eine Mutter bieten, die er auch nachts aus dem bett rufen kann und die selbst da mit klarem Kopf ihm immer zur seite stehen könnte. Ich wollre nie sein wie meine Mutter, doch ein Stückweit war ich es .
Ich kann mir nicht vorstellen meinen Sohn nicht bei mir zu haben. Er ist meine Sonne an regentagen, er ist meine Luft zum Atmen, er ist ein junger Mann auf dem viel verantwortung lastete und der jetzt zum Glück wieder anfangen kann seine Probleme zu haben. Pickel die ihn stören, neue Spiele die ihn reizen, irgendwann auch mal Mädchen die ihn zur weissglut treiben Er wird seine fehler im leben sicherlich machen und ich werde dann nüchtern für ihn da sein, ihn in den Arm nehmen können und ihm trost spenden. Er ist ein Geschenk, ein Geschenk das so leicht zerbrechlich ist, das so leicht auf den falschen Weg zu führen ist, wenn man die falschen zeichen setzt.
Vergeudet diese Geschenk nicht mit halbherzigen ausflüchten, die einem erlauben weiter zu saufen. Eine Kinderseele kann soviel verzeihen ...aber auch soviel schaden nehmen.
Mit all dem Wissen, würde mir heute niewieder ein tropfen Alkohol schmecken, wenn man erstmal diese seele gesehen hat, kann man nicht mehr wegschauen, niewieder.
Auch wenn ihr nun meint euch betrifft das nicht, bei euch ist das ganz anders, das beteuern die Kinder ja schliesslich ....sie würden für euch alles tun, begreift das bitte mal, sie würden alles machen nur um euch glücklich zu sehen und nur um euch zu gefallen.
Vielleicht mag der eine oder andere drüber nachdenken, wäre schön.
LG Yvonne
Ich freue mich über Verleumdungen, denn sie lenken von der Wahrheit ab. (Marquis de Sade)
Liebe Yvonne, herzlichen Dank für deine Worte, die mich sehr bewegen, (so wie mich die Ausreden von anderen zur Weißglut treiben....) So erlebe ich es auch, dieses Geschenk mit meiner Tochter zusammenzusein und zu wissen, dass dies mit Alkohol nicht möglich wäre. Dafür bin ich jeden Tag dankbar! LG Tara
Deine Geschichte berührt Mich als Vater auch sehr. Ich kann vieles von dem was Du beschreibst, sowohl bei meinem Sohn(13) beobachten, als auch in meiner Gefühlswelt nachempfinden.
dein Post berührt mich sehr, ich fühle mit dir. Danke für´s Erzählen.
ZitatGepostet von Next ....sehe ich den Blick meinen Sohnes der mir Prüfend zu verstehen gibt "Mama, das ist doch nicht für dich?" Auch wenn er mir sagt er hat es nicht wahr genommen, an solchen Blicken merke ich sehrwohl, das ich ihm jetzt lieber bin, das er immernoch meint die verantwortung zu tragen. Diese Blicke tun mir weh.
Das Vertrauen seitens deines Sohnes wächst, Yvonne, mit deiner zunehmenden Trockenheit. Genauso wie sich seine Ängste veringern, die jetzige Mutter wieder an den Suff zu verlieren. Ich kenn das auch von meiner Tochter. Anfangs war das Misstrauen groß, aber mit der Zeit und vielen Gesprächen verliert sich diese.
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatDas Vertrauen seitens deines Sohnes wächst, Yvonne, mit deiner zunehmenden Trockenheit. Genauso wie sich seine Ängste veringern, die jetzige Mutter wieder an den Suff zu verlieren. Ich kenn das auch von meiner Tochter. Anfangs war das Misstrauen groß, aber mit der Zeit und vielen Gesprächen verliert sich diese.
@Inessi Das erlebe ich auch so und es gibt nicht viel, was mich glücklicher macht !
@Next Für mich ein ganz wichtiger Beitrag von Dir, Yvonne ! Er hat mich stark berührt.
LG
Dagmar
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
@Next klasser Beitrag kann ich gut nachvollziehen und wie schön ist es wenn mit der Zeit das vertrauen der Kinder zurück kommt die prüfende Blicke ,hat sie oder hat sie nicht getrunken, immer mehr lässt der Angstdruck von ihren Seele nach. Durch das lesen hier vorallem die hilflosen Versuchen andere Nassen zu erreichen macht mir nur wieder bewusst was ich meiner Familie angetan habe ,auch ich war mal eine uneinsichtiger Alki(ich habe doch kein Problem bin eine liebe Mutter liebe doch meine Kinder:mauer bevor ich hier angemeldet war. Auch ich brauchte mein persönliches Tief um zu erkennen das ich dringend Hilfe brauche.
Heute bin ich so dankbar allen die mir geholfen und das ich den Schritt in die Abstinenz gegangen bin.
Wie schön ist es jetzt die Mutter,Frau,Tochter und Schwester zu sein die sie verdienen also normal nüchtern ach ihr wisst schon wie ich es meine (heißt nicht das ich pflegeleicht binaber lieb:grins2.
Ich wünsche mir das jeder hier der noch rumeiert sein Weg auch findet es Lohnt sich und ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Macht Euch gleich Morgen auf dem Weg.
In dem Sinn wünsche ich Euch eine trockene Gute Nacht.
das thema aber vor allem der starke beitrag von next haben mich gestern abend nicht mehr los gelassen.
als ich trocken wurde waren meine mädels 17, 15, 13 und 4 jahre alt.
das ist bald 9 jahre her und ich hab mit ihnen schon 1000 mal drüber gesprochen, auch mit psychologischer hilfe und alle fragen so gut ich konnte beandwortet. ich dachte es wäre alles zwischen uns gesagt.
trotzdem ließen meine kreisenden gedanken mich gestern abend zum telefon greifen und meine mädels abtelefonieren.
wie habt ihr mich erlebt als ich frisch trocken war, wie kurz davor und was war als ich einsichtig wurde und etwas unternahm?
alles was da an andworten kam, sprenkt den rahmen hier.
einiges wußte ich schon, aber es gab auch für mich neue andworten.
das ich mich für eine gute mutter hielt in meiner aktiven phase, sagte ich schon. auch das ich weiß das ich mir das nur vorgemacht hab. grade meine große (heute 26 jahre) redete gestern sehr ausführlich von ihren erinnerungen. trinkend nahmen sie mich nicht als mutter wahr. ich war jemand der sehr gefährlich war. sie passten auf mich auf um zu verhindern das ich blödsinn machte und bügelten es aus wenn ich es doch tat. sie bauten strategien auf, möglichst wenig nach draußen dringen zu lassen und versuchten ein normales leben aufrecht zu erhalten indem sie sich um die jüngeren kümmerten, den haushalt, soweit es in ihren möglichkeiten lag, am laufen zu halten. sie haben gelogen ( mutti ist krank, hatte keine zeit u.s.w und konnte deshalb dieses oder jenes nicht ) sie gaben mir die einladungen zum elternsprechtag erst garnicht, aus sorge dem lehrer könnte etwas auffallen das ihm zum handeln bewegt. sie schüzten mich der umgang mit mir war einfach, ich war leicht zu händeln und wenn sie mich freundlich ansprachen, bekamen sie von mir was sie wollten. ich hinterfragte nichts, nahm zwar anteil und trost nahmen sie auch von mir an aber sie sagten mir nichts mehr wenn handlungsbedarf da war, aus sorge ich würde handeln und so alles auffliegen und .... auch aus scharm IN dieser zeit, empfanden sie ihre "freiheit" als positiv und wurden von anderen kindern ,ihrer lockeren mutter wegen beneidet. allerdings war da auch immer ein gefühl das es nicht richtig ist und etwas unbenantes fehlte ihnen.
beim trocken werden, war da zu aller erst die angst vom jugendamt, das ich es vermasseln würde weill sie das nicht selber regeln konnten. sie mußten auf mich bauen, mir vertrauen und das taten sie schon lange nicht mehr darauf hatten sie keinen einfluß, das machte angst. schnell kam aber hoffnung auf allerdings war ich in diesen monaten noch weiter weg als in der aktiven phase weill ich in erster linie mit mir selber beschäftigt war und ihr alltag wurde anstrengender weill sie mich nicht mehr händeln konnten. obwohl hoffnung da war und eine positive veränderung eintrat, war das ihre schwerste zeit.
zu akzeptieren das ich die hosen wieder selbst anzog, angst das es nicht klappt und wirklich da für sie, war ich auch noch nicht. sie fühlten sich allein gelassen, aber mit der hoffnung auf die zukunft.
als sich langsam alles normalisierte, ich stabil wurde war da die riesen große angst das es auch so bleibt. vertrauen kam erst gaaanz langsam und respekt noch langsamer zurück. aber liebe war immer da. es war für sie nicht einfach zu akzeptieren wieder eine mutter zu haben und verandwortung zurück zu geben.
auf die frage nach dem unterschied zwischen einer trinkenden und trockenen mutter, für die kindheit bekam ich volgende andwort.
es hat was eine trinkende zu haben. man genieß freiheiten die andere kinder nicht haben, kann einfach unangenehme dinge verheimlichen, bekommt was man will, hat narrenfreiheit (trinkende mütter sagen dazu erziehung zur selbstständigkeit und freidenkertum ) besser aber sind trockene mütter. die eigenverandwortung und sogar verandwortung für andere, sind für ein kind zu schwer. ein stabieles umfeld zu besitzen, das urvertrauen zuhause einen geschüzten raum zu haben, sich geborgen ,aufgehoben und beschüzt zu fühlen. kind sein zu dürfen!
außerdem wären meine verbote auch garnicht so verkehrt, auch wenn sie sich drüber geärgert haben und zu trinkenden zeiten "gedürft" hätten
FAZIT:
trinkende mütter überfordern ihre kinder! kinder brauchen keine große freundin, sie brauchen eine mutter die erzieht! sie können sich nicht selbst erziehen, auch wenn trinkende mütter das als alternative erziehung entschuldigen und auch noch denken es anders aber richtig zu machen. das "gute" verhältniss von trinkenden müttern zu ihren kindern, schadet diesen! kinder brauchen eine mütter die sie an die hand nehmen, nicht die händchen hält. kinder brauchen führung, sie können sich nicht selber führen, das müßen sie ja erst noch lernen! ohne vorbild geht das nicht. sie werden schnell selbstständig, ohne frage aber zum preis der kindheit! sie werden auch freidenker. sie haben die freiheit keinen respeckt und führung zu haben und sie denken schon zu früh über dinge nach, die eigendlich nicht kindgerecht sind.
es ist alles schon lage her, aber gestern abend ging es mir vedammt schlecht. ich hab mir viel verziehen aber meinen kindern ein großes stück kindheit genommen zu haben, kann ich mir nicht verzeihen. auch wenn meine mädels es tun.
bei mir persönlich kommt noch ein aspeckt dazu der noch unverzeilicher ist.
ich hab sie in der trauer allein gelassen. ich war zu sehr mit selbstmitleid beschäftigt und damit mich zu betäuben ich war in der zeit als sie mich am meißten brauchten, nicht da. mein mann ihr vater, würde mir das bestimmt nicht verzeihen, wie kann ich es denn selber ?
puh, ist ein roman geworden aber ich brauchte diese beichte jetzt. besser geht es mir nicht unbedingt, aber ich fühl mich erleichtert.
lg, mary
das hab ich heut morgen ganz früh geschrieben. seit dem mehrfach durchgelesen unsicher ob ich es verbessern soll und überhaubt abschicken.
ich verbessere nichts, genauso hab ich es heut morgen gefühlt. und abschicken tu ich es jetzt auch.
für mich!
auch wenn ich damit zeige das ich auch dunkle seiten habe und mir nicht immer alles sonnig von der hand geht im leben.
( nochmals, danke next )
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
@ Mary...einfach nur DANKE für diesen bewegenden Beitrag. und Du hast meinen größten Respekt
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Danke für den schönen langen Beitrag! Besser hätt ich es auch nicht beschreiben können. Ich bin jetzt zwar erst ein Jahr trocken, aber ich merke, wie jetzt nach und nach das Vertrauen in die Stabilität bei meinen Kindern (24, 20, 16 Jahre) wieder kommt. Ich glaube, sie waren mehr als erleichtert, als ich mich in die LZT verabschiedet habe. Vorher haben sie genauso gehandelt wie deine Mädels. Elternsprechtag verschwiegen, u.s.w. Nie mehr möchte ich sie in solche Situationen bringen!!! Liebe Grüße Gaby
Tja, es kommt hier ja immer wieder mal - in regelmäßigen Abständen - die Diskussion auf, ob Saufnix mit der Zeit nicht etwas an Substanz verliert, die wichtigen Themen weniger, und die Beitrags-Perlen seltener werden........ist sicher auch phasenweise mal so....
Aber solange noch in enger Folge solche Klasse-Beiträge produziert werden können, wie die von Next und Mary , ist mir um die Qualität dieses Forums nicht bange.
Ehrlich bei sich geschaut, reflektiert, eindringlich und berührend geschrieben!
Chapeau!
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche