so, die Flaschen sind jetzt weg. Habe damit aber dann doch noch gewartet, bis mein Freund kam, und ihn gebeten, mich zu begleiten. Ambivalente Gefühle, Unwohlsein, allein wollte ich einfach nicht. Eben gerade ist es ein wenig so, wie „damals“ am Anfang, ich fühle mich weitestgehend panisch und sehr unwohl, wenn ich Bier/Alkohol trinkende Menschen sehe. Oder auch Gerüche, die ersten Monate letztes Jahr witterte ich praktisch überall und andauernd Alkohol, und später merkte ich dann, dass ich zwar schon durchaus übersensibilisiert war, allerdings auch, dass ich mir keineswegs alles einbildete. Also z.B. morgens beim Bäcker die Angestellte, im Schwesternzimmer auf der Säuglingsstation und solche Sachen. Bei meiner letzten Arbeitsstelle: zweimal die Woche morgens eine ganze Packung Kaugummis und eine ein Liter Thermoskanne Tee (Pfefferminze – konnte ich nie leiden, aber doppelt hält besser *träum*) innerhalb der ersten Stunde reingewürgt (in der Zeit hatte ich ständig eine leicht verbrühte Zunge, weil der Tee ja ganz, ganz schnell rein musste). Während der Trocknung und meiner überempfindliche-Nase-Zeit wurde mir manchmal ganz schön beklommen zumute, das ganze Büro dürfte gestunken haben wie eine Kneipe (naja, als mein Vertrag auslief habe ich auch dann ja auch keine Verlängerung bekommen, was mich dann wiederum aber auch kein bisschen gewundert hat, Fahne bis zum Mond, glasiger Blick, fahrig sein wegen innerer Panik).
Weiter oben „unterschrieb“ ich ja, dass ein trockenes Leben geil ist. Wollte ich noch editieren (wieder zu spät), weil mir das im Nachhinein schon ganz schön großmäulig (nur 15 Monate) von mir vorkam, und ziemlich lächerlich dazu ob meiner aktuellen Situation.Fühle ich mich eh grad ganz schön klein und zurechtgestutzt. Aber trotzdem, ich hab mitbekommen, ja, es geht ohne Alkohol, sogar zunehmend gut (die verflixten ersten zwei Monate haben mir wirklich einen langen Schnauf abverlangt), und später auch immer mehr, dass es wirklich toll ist, ohne Alkohol zu leben.
Und Hallo Funkelsternchen
Zitathallo ingwertee, anstrengend ja, aber auch intensiver, farbiger, echter, satter, irgendwie.
ja. Ganz genau.
Beim Flaschen wegbringen gestern natürlich wieder Gezucke wegen Klimpern, Ballett-Eiergang inklusive, gelernt ist eben gelernt. Angefangen zu lernen, was du schriebst, habe ich aber auch. Danke fürs Erinnern
Beim Eis nach dem Pfandautomaten erzählte mir mein Freund, wie er sich immer höchst genau ausgerechnet hatte, wieviel er pro Monat extra jobben muss (er war noch im Studium), um die 180 DM fürs Bier zusammenzukriegen. Das war immer allergenauestens für den Folgemonat durchgerechnet. Alle zwei Tage in einen Supermarkt (mal dieser, mal jener), zwei Paletten à 30 Dosen zu 99 Pfennig, Ruhe für zwei Tage. Mir war das schon fast zuviel, alle zwei, drei Tage sechs bis acht Flaschen einzukaufen, so viele Supermärkte gabs gar nicht, als dass ich nicht aufgefallen wäre (hm, gabs schon, Großstadt, aber da hatte ich auch meine Grenzen). Apropos Dosen, die Pfandzeit bekam er ja nicht mehr mit, und so konnte auch er die einfach einstampfen (Entsorgung vereinfacht).
Und jetzt lese ich mal weiter. Lieber Gruß von Ingwertee
Zitatbei der beschaffung hatte ich sogar die "golden cart" von metro. man ist ja schliesslich ein wichtiger kunde. ich hab kistenweise wein gekauft und seelenruhig verladen.
Danke dir, musste gerade herzhaft lachen (nicht, über dich), und das tut echt gut .
Zitatbin ich froh,dass die schei..e vorbei ist.!!
So ging es mir bis vor kurzem haargenau auch. Wie gerade geschrieben, hab grad auf die Mütze bekommen (*räusper*, natürlich lief das nicht so passiv ab, wie sich das liest, da war dann ja nun ich selber höchst aktiv dran beteiligt), derbe, und bin grad durch den Wind, aber genau so gings mir auch - übrigens auch, als ich mir gestern nochmal meine Probleme mit Beschaffung/Entsorgung verdeutlichte.
Danke dir, musste gerade herzhaft lachen (nicht, über dich), und das tut echt gut .
Ingwertee
schön dass man erheitern kann ! ich kann da heute auch nur noch drüber lachen!ich dachte aber schon damals: wenn die wüssten,dass ich den ganzen wein selber trinke!als gerwerbetreibender hat mans echt leicht an grosse mengen stoff zu kommen-ohne das wer blöd guckt! mich hat sogar mal eine kassiererin angesprochen, dass mein laden ja gut laufen müsse... da hatte ich einen besonders leichten chardonay entdeckt..da ging schon mal eine kiste pro tag!
ich lese mich bei so Vielem was Du schreibst selbst. Nur ent (be-)sorgte ICH damals meine Flaschen irgendwann nicht mehr selbst, sondern schickte meinen Sohn
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
deine Schilderung vom Entsorgen hat mich so sehr an meine Saufzeiten erinnert! Als das mit den Flaschen zu mühsam wurde, bin ich auf Büchsenbier umgestiegen. Das hatte zwei Vorteile: enthielt mehr Alkohol und die Büchsen konnte ich zusammenstampfen, so konnte ich einiges ansammeln, bis ich entsorgen musste.
Als ich gestern abend mit meinem Freund beim Eis saß und er mir von den Vorteilen der pfandlosen Dosenzeit erinnerte, musste ich glatt an dich denken .
ZitatRauchen aufhören ist mir auch sehr viel schwerer gefallen als saufen aufhören.
Es ist wirklich erstaunlich. Aber ich nehme auch hier mal mit, dass auch das machbar ist.
Insgesamt habe ich ja nun echt genug Baustellen (Depris, Ängste), aber: brauch ich mich gar nicht erst anfangen mit zu beschäftigen, bis ich wieder auf festerem Boden stehe. Ein dickes Dankeschön an dich und auch alle anderen *rundumschlag*, mir hilft das Schreiben, Lesen und eure Antworten im Moment sehr. Mit fremden Menschen über Alkohol zu reden hat nochmal eine andere Qualität (mache ich ja sonst nur mit meinen zwei Leutz).
(ich liebe übrigens ingwertee ), ääh, ja, wollte nur sagen, ich hab das rauchen zuerst aufgehört und mir viel es genauso leicht oder schwer, wie mit dem trinken aufzuhören. ich war damals an dem punkt, dass ich die raucherei als sklaverei meiner selbst angesehen hab. mich hat es sooooo angekotzt, mich von so einem stinkenden stengel abhängig gemacht zu haben, dass ich ES einfach nicht mehr wollte. es konnte für mein gefühl her nicht mehr sein, dass ich ständig das passende klimpergeld parat, natürlich immer genügend ziggis dabei habe, auch bitte, bitte in locations unterwegs, wo man dann auch darf. ich brauchte keinen gesundheitlichen warnschuss. ähnlich verhielt es sich auch mit dem alk. mich hat es angekotzt trinken zu MÜSSEN, ob ich wollte oder nicht. dann lieber gar nix mehr, dann bin ich frei!!!!!
ich wünsch dir in jedem fall alles gute und hab die euphorie im blick!!!
Deine Schilderungen über Beschaffung und Entsorgung kenne ich auch. Allerdings denke ich, dass das eigene Empfinden bei der Logistik eher dem Alki-Hirn enspringt. Das Alki-Hirn WEIß, dass es da ein gewaltiges Problem gibt und entwickelt deshalb Scham und Vorsicht. Ich wette, das Umfeld am Container oder im Supermarkt nimmt das nicht wo wahr wie der Alki selbst.
Volltreffer (wenn ich dich richtig verstanden habe). Muss ich jetzt doch noch kurz was zu schreiben. Ich lese hier öfter, dass manch einer euphorisch war beim Aufhören. Gut, das kenne ich mal gar nicht, und auch danach war ich zu keinem Zeitpunkt euphorisch, meine Gefühle waren eher Dankbarkeit, froh sein und vor allem Erleichterung. Eben ist es so, dass ich einerseits irgendwie geschockt bin, neben der Spur, verunsichert. Zum anderen beginne ich auch, ein klitzekleines bisschen Abstand zu gewinnen, und genau DAS macht mir auch wiederum Angst, weil ich bloß keine Euphorie verspüren möchte. Lieber erstmal weiterhin innerlich "unten" bleiben. Hach ja, es bleibt wirr. Ein Balanceakt. Geduld, und versuchen, trotzdem ein wenig vertrauen zu mir zu haben.
Wegen Rauchen nochmal: ich habe leider schon Warnschüsse, meine Durchblutungsstörungen sind trotz immer Ausdauersport nicht mehr zu ignorieren. Und ankotzen tut mich die Schei*-Qualmerei schon sehr viele Jahre, was übrigens nach den vier rauchfreien Monaten letztes Jahr nochmals verstärkt wurde.
Zitatbitte in locations unterwegs, wo man dann auch darf
War auch nett, entspannt Essen zu gehen ohne Stress, weil ja praktisch überall Rauchverbot herrscht (DAS fand ich übrigens von vorneherein super, also als das dann beschlossen und durchgesetzt war).
ZitatGepostet von LostHoney Deine Schilderungen über Beschaffung und Entsorgung kenne ich auch. Allerdings denke ich, dass das eigene Empfinden bei der Logistik eher dem Alki-Hirn enspringt. Das Alki-Hirn WEIß, dass es da ein gewaltiges Problem gibt und entwickelt deshalb Scham und Vorsicht. Ich wette, das Umfeld am Container oder im Supermarkt nimmt das nicht wo wahr wie der Alki selbst.
So ist es. Und selbst, wenn sie es bemerken: warum sollte es sie interessieren? Als ob fremde Menschen nichts besseres zu tun hätten, als sich den Kopf über meinen Alkoholkonsum zu zerbrechen.
das erinnert mich auch an die immer währende Diskussion übers Outen.
Wenn ich in Gesellschafft sage "Nee, ich möchte nicht" interessiert das die Leute wesentlich weniger, als mein Suchtgehirn das annimmt. Das Gedankennetz blubbert dann: "ich fall auf, weil ich nicht trinke". Für die Mehrheit der Menschen ist Nicht-Trinken doch völlig normal...
mir hat die Euphorie Anfangs schon geholfen. Auch gegen die Angst Alkfrei zu leben. Ich fühlte mich gut, war dankbar nicht mehr trinken zu müssen, fühlte mich frei hach war schon schön....
Zitatmir hilft das Schreiben, Lesen und eure Antworten im Moment sehr
auch mir hilft es immer wieder. Auch wenn ich schon einige Stunden trocken bin, das "spiegeln" tut immer wieder gut. Mach dich mal frei von aller "Perfektion" und geh kleine Schritte....ist nach m.E. der bessere Weg... lg Ruby
Habe über das Phänomen nachgedacht und mir ist aufgefallen dass
a) mir bei einigen Leuten bei den ersten 1-5 Parties nichtmal aufgefallen ist, dass sie nichts trinken und
b) dass mir dass dann immer eher positiv aufgefallen ist.
In meinem Umfeld habe ich den Eindruck dass es 60% total latte ist ob ich Wasser oder Wodka trinke, solange man sich mit mir normal unterhalten kann, 35% bewundern es weil sie selber das Gefühl haben eigentlich zu viel zu saufen, und beim Rest 5% ist es mir ehrlich gesagt egal
Was ich habe ist Charakter in meinem Gesicht. Es hat mich eine Masse langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen. (Humphrey Bogart)
Stimme voll zu, meine Wahrnehmung, hinter mir (Pfandautomat) nur Menschen zu sehen, die ihre politisch-ökologisch korrekte Bioflaschenmilch entsorgen - klar, Alki-Hirn, verschrobene Wahrnehmung. Und es spielt schlussendlich überhaupt keine Rolle, aber ich kenne durchaus Leute, die sich einem Alki gegenüber gerne als was besseres fühlen. Stört mich nicht (wenn es nicht direkt zu mir gesagt wird) und ist mir jetzt auch schnuppe. Einfallen tut mir dabei mein (einer) ehemaliger Dealer (Kiosk, der betrieb nebenan noch ein Sonnenstudio, Goldkettchen, den mochte ich echt dolle ) ein: als ich aufgehört hatte, bin ich da noch zwei, dreimal hin, Eis, Schokolade, Zigaretten kaufen. Er entblödete sich nicht, mich jedesmal zu fragen, ob ich nicht etwas vergessen hätte Anfangs habe ich das echt nicht gerafft , wie das jetzt gemeint war. Klar, als Kundin hatte er mich dann verloren (ich bin da eh nur im Notfall hin), der Penner. Selbst schuld .
Also, klar, total verpeiltes Alki-Hirn verzerrt die eventuelle Realität. Leute, die gerne mal abfällige Sprüche über Alkoholiker machen, erlebe ich hin und wieder schon und wenn ichs mitkriege, regt (Stichwort Gelassenheit :licht mich das heute genauso auf wie ganz früher, als Alk noch keine Rolle spielte. Oder als Leute mies über meinen Freund geredet haben, als er so in den Endzeiten seines Suffs war. Da gabs dann immer saures von mir. Aber wie gesagt, ist eigentlich auch egal bzw. sind ja zwei verschiedene Themen.
ZitatGepostet von Ingwertee ...aber ich kenne durchaus Leute, die sich einem Alki gegenüber gerne als was besseres fühlen. Stört mich nicht (wenn es nicht direkt zu mir gesagt wird) und ist mir jetzt auch schnuppe.
...dazu hab ich mal was rausgesucht, was sich die Leute, die so fühlen/denken, die ich übrigens zur Genüge, auch aus Meinen Glanzzeiten heute noch "kenne"...die brauchen gar kein Wort zu reden, um Mir zu sagen, was sie denken
Die sollten sich diesen sehr schönen, wie wahren Spruch mal bei einem gemütlichem Bierchen durch den Kopf gehen lassen
"Wenn du einem geretteten Trinker begegnest, da begegnest du einem Helden. Es lauert in ihm schlafend der Todfeind, er bleibt behaftet mit seiner Schwäche und setzt seinen Weg fort durch die Welt der Trinkunsitten, in einer Umgebung, die ihn nicht versteht, in einer Gesellschaft, die sich berechtigt hält, in jämmerlicher Weise auf ihn herab schauen, als einen Menschen zweiter Klasse, weil er es wagt, gegen den Alkoholstrom zu schwimmen. Du sollst wissen: Er ist Mensch erster Klasse."
Zitat aber ich kenne durchaus Leute, die sich einem Alki gegenüber gerne
ZitatLeute, die gerne mal abfällige Sprüche über Alkoholiker machen, erlebe ich hin und wieder schon
Ach mensch, was hab ich denn da verzapft und Klar gibts die, nix besonderes, kennt hier jeder, und den Arzt, der auf die Helferin schaut, der mit der fetten Karre auf den mit dem kleinen Auto etc.pp.usw.usf. und anderes Banales und Bauschales, und total latte ist das alles auch noch dazu. Mir sind da in dem Moment innerlich die Pferde etwas durchgegangen, ist ein persönliches Ding (Onkel, Alkoholiker, mochte ich sehr, diente dem kleinen Rest der Familie als Schuhabtreter, Fußmatte - irgendwie so, das hat geprägt). Gelassenheit ohmmmm.