seit 2 Jahren bin ich trocken. Ich bin zum Schluss meiner "nassen" Phase sehr offensiv mit meiner Sucht umgegangen, habe mich Freunden und Verwandten offenbart.
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Teilweise wussten die Leute nicht, wie sie damit umgehen sollten und haben sich abgewandt. Andere, gerade z.B. mein Vater, versuchen mich seitdem ständig zu kontrollieren. Ich wohne alleine, habe keine eigene Familie und bin damit für einige unmündig. Ich verstehe ja, dass sie sich nach meiner Alkoholsucht Gedanken machen, aber allmählich möchte ich wieder selbstbestimmt leben. Das kapieren die aber nicht! Mein Vater ruft zigmal am Tag an und wenn ich dann nicht rangehe, weil ich weg bin, dreht er durch. Wo ich denn gewesen sei, ich solle gefälligst zu Hause bleiben undundund. Als wäre ich 12.... Freunde statten Überraschungsbesuche ab, ich habe gar keine Privatsphäre mehr. Da werden Nachbarn befragt, ob ich nicht daheim sei, da wird über den Gartenzaun auf meine Terrasse gestiegen um zu gucken, ob ich vielleicht besoffen im Bett liege undundund. Ich kann bald nicht mehr, am liebsten hätte ich zu keinem mehr Kontakt, der von meinem Problem weiss.... Die letzten Wochen bin ich fast soweit, dass ich wieder anfange zu trinke, da war alles besser. Nicht wirklich, ich weiss....
ZitatGepostet von tinchen01 ...am liebsten hätte ich zu keinem mehr Kontakt, der von meinem Problem weiss....
Deinen Schilderungen zufolge, wäre das vielleicht die beste Lösung
Wenn Mich irgendetwas so belasten würde, dass ich kurz vorm Rückfall stehe, DANN würd ich auf den Verwandtschaftsgrad auch keine Rücksicht mehr nehmen.
und deine freunde und dein vater kontrollieren dich und übertreten deine grenzen massiv,das klingt deiner beschreibung nach ja schon wie stalking in meinen ohren
hast du die möglichkeit ihnen grenzen zu setzen?
nimm hilfe in anspruch um es zu lernen,wenn du es alleine nicht schaffst. besuchst du eine selbsthilfegruppe?dort kann man über solche probleme und dadurch ausgelösten stress und rückfallgefährdung reden und sich entlasten.
ich würde massive grenzen ziehen bevor ich mir überlegen würde,wieder die flasche an den hals zu setzen.
oder in eine andere stadt ziehen um abstand zu bekommen,wenn man dir dort wo du lebst weiter so auf die pelle rückt?
viel kraft gewünscht
vera
[ Editiert von trollblume am 23.07.10 15:36 ]
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
seh gerade du bist seit 2007 hier angemeldet,da müßtest du dich doch schon ganz schön schlau gelesen haben...und ich erzähl was vom pferd. so kanns kommen.
trotzdem herzlich willkommen vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
Hallo, danke für die schnellen Antworten. Ich bin 42!
Ich hab hier meinen Job und eine Eigentumswohnung. Ein Ortswechsel ist daher nicht so einfach. Ich war lange Zeit in einer Selbsthilfegruppe und in psychologischer Betreuung, da haben wir das auch besprochen und vor einem Jahr dachte ich, ich schaffe es auch ohne.
Ich war ja immer das schwarze Schaf in der Familie, durch meine Alkoholsucht wurde das noch bestätigt. Jetzt bin ich "wieder komisch", weil ich mich gegen die Kontrollen wehre..... Ich möchte aber nicht komplett mit meiner Familie brechen, dafür hänge ich zu sehr an denen....
Die Freunde, die mich jetzt kontrollieren, waren in meiner nassen Zeit auch sehr für mich da, daher möchte ich diese auch ungern ganz fallen lassen....
ich hab gerade heute im laden nen kunden gehabt,der meine grenzen übertreten hat mit einer frage.
ich konnte spontan mit grinsen und treuem augenaufschlag zu ihm sagen:muß ich diese frage jetzt beantworten...
er hat nicht drauf gedrängt
hätte er,könnte eine zweite gegenfrage sein warum interessiert dich das jetzt,was bringt dir meine antwort für den moment...,für dein leben?...etc
ich glaube ich hab gerade voll lust darauf bekommen,mit denen zu spielen,die meine grenzen nicht respektieren wollen oder mal eben so drüberlatschen.viele merken es ja garnichtdie darf man informieren.
zu deinen leuten würde mir einfallen, ihnen offen zu sagen wie sehr dich das kontrolliert werden belastet und das sie dir sehr helfen würden,wenn sie nicht unangemeldet reinschneien oder kontrollanrufe starten.und das du dir vorbehälst zum reinen selbstschutz auch mal nicht zu reagieren,wenn man weiter so mit dir verfährt
by the way:was geht es deinen vater an ob du ausgehst oder zu hause bleibst.kontrollierst du ihn auch so?doch eher nicht..
die kunst ist glaub ich lockerer mit solchen "fesseln" umzugehen,ohne sich darüber zu ärgern und so.
....oder den spieß umdrehen.
schnei dochmal bei den andern rein zu den unmöglichsten zeiten....und kontrollier die mal n bischen (scherz) du weißt schon wie ichs mein...
gönn dir den spaß mal unkonventionell an das "problem" heranzugehen. laß die gedanken fliegen,wie du die lösung gerne hättest
da fällt dir garantiert was brauchbares ein
gruß vera
PS:seit dem ich trocken wurde ist bei mir ein ganz schön neues und unerwartetes bedürfnis nach ruhe ,alleinsein wollen und besinnen aufgekommen,dem ich z.z. auch gerne fröne.da hab ich auch schon meinen sohn vertröstet auf später,der mich besuchen wollte.ich brauchte diese auszeit vorher.
das ist nicht zu unterschätzen.das recht auf mal nicht verfügbar sein!
[ Editiert von trollblume am 23.07.10 16:11 ]
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
ich denke, dass die Kontrolle, der Du unterliegst, aus der Angst Deiner Lieben erweckt ist.
Ich kann Deine Leute verstehen, weil auch ich versuche, meine Kinder "vor allem Bösen" zu bewahren. Daraus hat sich phasenweise eine fatale Kontrollsucht entwickelt. Es ist verdammt schwer, einen Menschen, den man liebt und um den man Angst hat, "einfach" leben zu lassen.
ABER: Eigentlich müssten sich Deine Lieben mit ihrer eigenen Angst auseinander setzen. Mit ihrer Angst und dem daraus geborenen Drang Dich zu kontrollieren, versuchen sie ihre "Ohnmacht" zu übertünchen. Denn auch Deinen Leuten ist insgeheim klar, dass Du saufen wirst, wenn Du saufen willst.
Vielleicht kannst Du ihnen eine Angehörigengruppe nahe bringen? Deinen Leuten tät es am Besten, wenn sie lernen könnten, damit zu leben, dass ihr Einfluss einfach zu gering ist - und Dein Trinken oder Nichttrinken zu den Dingen gehören, auf das sie keine (zumindest im Sinne der Verhinderung) Einfluss haben.
Die Angst um einen geliebten Menschen ist schwer - aber noch schwerer ist es, sich 1. die Angst einzugestehen und sich 2. seine eigene Hilflosigkeit einzugestehen. Deine Leute versuchen ihre Angst durch sinnlose Aktionen "wegzumachen". Nur wird das weder Dir noch ihnen weiterhelfen.
Ich kann Deine Leute verstehen, weil auch ich versuche, meine Kinder "vor allem Bösen" zu bewahren.
...ich habe auch Kinder, die ich sehr liebe und "vor allem Bösen" bewahren würde.
aber:
ZitatGepostet von tinchen01
Mein Vater ruft zigmal am Tag an und wenn ich dann nicht rangehe, weil ich weg bin, dreht er durch. Wo ich denn gewesen sei, ich solle gefälligst zu Hause bleiben undundund. Als wäre ich 12.... Freunde statten Überraschungsbesuche ab, ich habe gar keine Privatsphäre mehr. Da werden Nachbarn befragt, ob ich nicht daheim sei, da wird über den Gartenzaun auf meine Terrasse gestiegen um zu gucken, ob ich vielleicht besoffen im Bett liege...
DAS...hat doch schon nichts mehr mit Liebe zu tun.
Mein Eindruck ist, das ist Kontrollzwang. Sie können, oder wollen ihrer CO-Rolle mit aller Macht auch weiterhin gerecht werden...warum auch immer.
Können, oder WOLLEN??...all die "Helfer" nach 2 Jahren vielleicht immernoch nicht begreifen, dass sie es JETZT mit einer eigenständigen-selbsbestimmenden Person zu tun haben?
ZitatGepostet von zai-feh @Dirk: Du hast wohl nicht mein ganzes Post gelesen, oder?
doch schon....und eben sogar nochmal Aber ich bin immernoch der Meinung, Du versuchst dieses (für mich nicht nachvollziehbare) Verhalten mit "Liebe"...und mit der "Angst um´s tinchen" zu begründen.
ich glaube ich hab gerade voll lust darauf bekommen,mit denen zu spielen,die meine grenzen nicht respektieren wollen oder mal eben so drüberlatschen.viele merken es ja garnichtdie darf man informieren.
so ein ernstes Thema, und so genial ausgedrückt "die darf man informieren" danke Vera
Hallo Tinchen ,
so'n richtig heißen Tipp habe ich für dich leider nicht, meine Familie war - auf etwas andere Art, außerdem spielte Alk damals noch keine Rolle bei mir - blöderweise auch schwer grenzüberlatschend --> vor ziemlich langer Zeit Kontaktabbruch, anderes ging in meinem eigenen Interesse nicht mehr. War in meinem Fall auch genau richtig, das habe ich noch nie bedauert (und hat nichts mit einer allgemeinen Sehnsucht nach Family zu tun).
Hier wurde ja schon auf Co-Abhängigkeit hingewiesen. Wenn es jemanden gibt, der dir in diesem Dampfwalzen-Hilfs-Bollwerk ein wenig näher steht, und da nicht nur stramm Kontrolldienst verrichtet: vielleicht da erstmal ein Gespräch suchen und dir Unterstützung holen?
Lieben Gruß von einem ehemalig pechrabenschwarzen Schaf Ingwer
ZitatGepostet von zai-feh @Dirk: Du hast wohl nicht mein ganzes Post gelesen, oder?
doch schon....und eben sogar nochmal Aber ich bin immernoch der Meinung, Du versuchst dieses (für mich nicht nachvollziehbare) Verhalten mit "Liebe"...und mit der "Angst um´s tinchen" zu begründen.
Das sehe ich nicht ganz so.
Gruß Dirk
Möglicherweise habe ich mich ungeschickt ausgedrückt - ich tendiere allerdings eher zu der Ansicht, dass Du mein Post schlicht und ergreifend nicht (richtig/komplett) verstanden hat.