Stell dir vor, ich habe manchmal sogar weniger getrunken als du. Ich dachte dann immer, es ist doch wieder alles in superguter Ordnung. Und dann kamen wieder völlig unkontrollierte Abstürze und ich soff, bis mir das Zeug aus den Ohren rauslief. Die Abstürze verdichteten sich immer mehr, bis ich dann so 3 - 4 mal die Woche einen Totalausfall hatte. Glaub mir, von alleine wird das nicht besser.
Ich weiß, dass ich nicht kontrolliert trinken kann und hätte ich es weiter versucht, hätte ich keinen Job mehr und hing nur noch an der Pulle. Ich war zuletzt so abhängig, dass ich ohne Stoff nicht mehr vor die Tür gegangen bin.
Liebe Lilli, Du wirst abrutschen, wenn Du nicht aufhörst. Denk nicht weiter darüber nach und nimm es einfach so hin. Bei Deiner täglichen Trinkmenge wird das Aufhören kein Problem sein. Das ist das Gute daran. Es wird immer schwerer und die Einschnitte in das normale Leben werden immer größer, je später man die Notbremse zieht und je höher die Trinkmenge ist. Also, zusammengenommen hast du die besten Karten. Lass das erste Glas stehen, mehr ist es nicht. LG
also ich an Deiner Stelle würde sofort, ja ich wiederhole: sofort mit dem Saufen wieder beginnen.
Warum?
Nun, wenn ich so wenig Gründe habe, die für ein Leben in Trockenheit sprechen, wenn die gefühlte Nähe zum geliebten Wein noch so präsent ist, wenn ich für mich entscheide, dass ich "nur" psychisch abhängig bin, ja warum sollte ich mich dann quälen und abstinent leben?
So oder so ähnlich hättest Du es wohl gerne, dass Dir jemand schreibt. Also mehr als Absolution, "Du kannst schon noch, Du bist kein richtiger Alkoholiker".
Macht aber irgendwie keiner.
Mag vielleicht daran liegen, dass viele von denen, die hier schreiben, bereits am eigenen Leib erfahren haben, wie schwer es sein kann, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal die Kraft aufzubringen, um "dann doch" aufzuhören - womöglich aufhören zu müssen, weil der Körper nicht mehr mitmacht. Und so mancher hier an Bord hat es "live" erlebt, dass ein Alkoholiker einfach diese Kraft zum Ausstieg zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr hatte, und an seiner Sucht elendiglich krepiert ist (sterben kann ich das nicht nennen).
Keiner von uns kann abschätzen, wo du stehst, und was auf Dich zutrifft. Aber wir alle wissen: Nur wer Alkohol trinkt, kann überhaupt Alkoholiker werden. Für diejenigen, die für sich erkannt haben, dass sie Alkoholiker sind und dass ein Leben in Trockeheit die einzige Zukunft ist, stellt sich die Frage "ob" oder "ob nicht" nicht mehr, sie konzentrieren sich darauf, ein Leben zu führen, das nicht mehr vom Suchtmittel bestimmt ist.
Was Du für ich willst, musst Du entscheiden - es ist Dein Leben, und das musst du leben, das nimmt Dir hier keiner ab...
Ich persönlich möchte nicht einen Tag meines trockenen Lebens gegen einen nassen Tag mehr eintauschen müssen. Ich ziehe den beschissensten trockenen Tag jedem versoffenen Tag vor. Ohne jede Ausnahme. Ich will leben, und das geht für mich nur trocken.
Ich persönlich möchte nicht einen Tag meines trockenen Lebens gegen einen nassen Tag mehr eintauschen müssen. Ich ziehe den beschissensten trockenen Tag jedem versoffenen Tag vor. Ohne jede Ausnahme. Ich will leben, und das geht für mich nur trocken.
Logo spricht mir aus der Seele, Lilli, mit seinem ganzen Posting - aber besonders mit dieser letzten "Quintessenz". Ja, ja und nochmal ja!
Ich wünsche Dir von Herzen, dass in Dir eine Einsicht keimt, vielleicht grösser als der Verstand, dass es genug ist, wenn es genug ist. Und dass Du dann einfach vom Alkohol loslassen kannst, ohne ihn künftig zu vermissen. Er taugt nichts. Für niemanden. Auch nicht in Halblitern. Nicht mal in Millilitern. Er ist ein Nervengift, wirksam und schnell wie verrückt - und er schenkt dem Leben kein einziges Gramm irgendwas - er nimmt von der ersten Sekunde an etwas weg.
Aber während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie die Worte und Buchstaben immer kleiner und kleiner werden...
Und jetzt: sind sie fast ganz weg...
Alles Gute! MattNick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.