Ich bin seit 13 Jahren glücklich verheiratet und habe zwei liebe Kinder. Das Glück steht schon auf meiner Seite, da ich früh eingesehen habe, dass ich ein Problem habe und dazu kam es folgendermassen:
Vor ein paar Jahren klappte meine Mutter am Geburtstag meiner Grosmutter vor meinen Kindern zusammen und zwar weil sie innert 30 Minuten zwei Zahnputzgläser mit Schnaps getrunken hatte. Vorher hatte sie den ganzen Tag nichts getrunken. Meine Grosmutter war übrigens mit von der Partie, aber sie vertrug das besser. Da ich selber auch sehr gerne Bier, Wein, Grappa usw. getrunken habe stellte ich mir die Frage, ob ich eventuell auch gefärdet bin. Damals beantwortete ich die Frage klar mit nein. Inzwischen habe ich ein Erlebnis hinter mir, welches mich dazu bewogen hat ganz auf den Alkohol zu verzichten:
Am Wochenende trank ich jeweils 3 kleine Bier (alleine)und eventuell noch ein oder drei Gläser Wein. Wenn ich dann Gäste hatte dann wurde auch noch ein bis zwei Grappa getrunken. Mit der Zeit wurde mir schon bewusst, dass ich immer wieder möglichkeiten suchte um mehr als die 3 Bier, das war so abgemacht 3 und nicht mehr, zu trinken. Das komische dabei war; unter der Woche trank ich keinen Tropfen Alkohol, aber sobald ich damit anfing ein Bier zu trinken wollte ich immer mehr. Ich machte mal den versuch drei Monate ohne Alkohol zu leben und es gelang mir prima, sodass ich mir dachte OK Du bist kein Alkoholiker und fing wieder an, mit meinen 3 Bier am Wochenende. Wie lang ist eigentlich das Wochenende? fängt es am Freitag schon an oder erst am Samstag und hört es am Sonntag auf oder gilt das auch für jeden Freien Tag? Solche Diskussionen hatte ich immer mit meiner Frau und ich nutzte jede Gelegenheit um ein Bier oder ähnliches zu trinken. Während der Arbeit habe ich allerdings nicht getrunken und war auch bei Arbeitsbeginn nüchtern das wird bei uns sporadisch getestet, wobei es jetzt nicht darauf ankommt wo ich arbeite keine Angst ich bin nicht Pilot.
Am 5. Februar 2011 war es dann soweit meine Frau ging in einen Kurs und ich kaufte mir meine Bierrationen, wobei ich noch zusätzlich 4 Weizenbiere kaufte um sie auf Lager zu haben, wenn Kollegen vorbei kommen. Am Abend waren die vier Weizenbiere weg und noch ein Teil des Whiskys, welchen ich vom Schwiegervater bekommen hatte. Das Resultat war erbrechen, Kopfweh usw. Ich habe noch nie viel vertragen. Das alleine hätte vielleicht für meine Einsicht noch nicht gereicht, aber meine Frau hat herausgefunden, wieviel Whisky ich getrunken hatte und wurde, mit Recht ziemlich böse und ich musste mir viel anhören. Das Schlimmste war jedoch, dass ich sie angelogen hatte betreffend dem Bierkonsum: ich habe nichts zugegeben und am nächsten Morgen hatte ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich ihr die Wahrheit erzählte. Nach einem Tränenreichen Sonntag, beschloss ich, dass ich mit dem Alkohol aufhöre solange ich noch kann, weil es mir das nicht wert war, und seit dem habe ich keinen Alkohol mehr getrunken und dies auch meinen Kollegen und Schwiegereltern mitgeteilt, die das sehr verständnisvoll aufgenommen haben. Ich hatte meine Frau noch nie wegen irgend etwas angelogen und nur wegen dem Alkohol ist es nun soweit gekommen. Das tut mir selber im Herz weh und ich bin froh, dass ich einfach so nichts trinken kann, stufe mich aber trotzdem als Alkoholiker ein, da ich den totalen Kontrollverlust hatte und mit trinken nicht mehr aufhören konnte. Meine Mutter ist nach einem Entzug 3 seit Jahren trocken und meine Grosmutter ist gestorben, vor meiner Mutter habe ich den grössten Respekt und bin dankbar, dass meine Einsicht jetzt und nicht erst in ein paar Jahren gekommen ist, denn meistens blieb es bei den 3 kleinen Bieren am Wochenende. Seit dem 6. Februar 2011 trinke ich keinen Alkohol mehr und war seitdem mit der Familie im Urlaub ohne Alkohol. Wenn ich die Schicksale von vielen von Euch lese, dann weiss ich, dass ich sehr viel Glück hatte und ich danke allen für die Berichte, die mir die Augen geöffnet haben und mich in meinem Entschluss bestätigt haben.
vielen Dank für Deine Geschichte. Ich habe gerade, angeregt durch Deinen Beitrag, nachgedacht, wie sich das bei mir verhielt....Ergebnis: Zu dem Zeitpunkt, als ich begann meine damalige Partnerin bezüglich meiner Trinkmenge zu belügen, war bei mir die Gier nach Alkohol bereits um ein Vielfaches stärker als die dadurch entstandenen Schuldgefühle. Umso besser, wenn Du die Kurve noch zeitiger kriegst als ich.
Herzlich auf Saufnix, ich hoffe der Austausch im Forum hilft Dir dabei, Deinen abstinenten Weg weiterzugehen.
LG
Chris
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
willkommen auch von mir. Ich finde das richtig toll, wenn ich Leute lese, deren Problembewusstsein so ausgeprägt ist, wie bei dir und du aufhören konntest.
Ich will nicht sagen, dass ich kein Problembewusstsein habe. Wenn du aber partout keine Probleme haben willst, dann hast du eben auch keine. Zumindest nicht solange es noch soeben zum Aushalten geht. Und dann gehts irgendwann nicht mehr zum Aushalten... Ich hab es wie so viele hier nicht glauben wollen und erfahren müssen.
Ja das ist mein Glück, das mit dem Problembewusstsein,aber meine Disziplinlosigkeit hat mich soweit gebracht. Du siehst niemand ist perfekt, die einen haben auch einfach mehr Glück. Keine Ahnung was passiert wäre, wenn ich am 5. Februar nicht so einen Kontrollverlust gehabt hätte. Vielleicht wäre es dann immer so weiter gegangen bis zum endgültigen Absturz.
Natürlich hast Du recht, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, das habe ich auch nicht gemeint sondern, dass ich mich eigentlich immer wieder dazu verleiten liess trotzdem meine Bier zu trinken, aber vielleicht ist das ja bereits die Krankheit und nicht disziplinlos. Ja der Weg ist schon richtig.
Redest Du mit Deiner Mutter über Deinen Entschluß abstinent zu leben ?
Guten Austausch wünsch ich Dir hier im Forum!
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Ich weiss nicht, ob ich das mit ihr besprechen soll. Wir haben seit ich 12 bin sehr wenig Kontakt, da ich seit da nicht mehr Zuhause aufgewachsen bin. Aber ich wäge noch ab, schliesslich hat sie ja dazu beigetragen, dass ich das Bewusstsein entwickelt habe, dass ich ein Problem habe. Wieso fragst Du?
Nun ich frage, weil es mich interessiert,wie der Kontakt zu Deiner Mutter ist und auch....war, in Deiner Kindheit.
Ob ihre Suchtkrankheit prägend für Dich war.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Während meiner Kindheit habe ich davon nichts bemerkt. Mein Vater ist kein Alkoholiker, aber nach der Scheidung musste ich mit Mutter mit und anfangs war sie es wahrscheinlich auch noch nicht. Ein Jahr nach der Scheidung musste ich in ein Internat im Engadin, wahrscheinlich weil ich ihrem neuen Mann im Weg war, der trank aber nie Alkohol von dem kann sie es nicht haben. Ich denke, dass sie erst sehr spät, als ich bereits um die 20 Jahre alt war wirklich zum Alkoholiker geworden ist. Ich habe das nur an unseren spärlichen treffen gemerkt und natürlich nichts gesagt. Für mich ist aber schon entscheidend, dass ich für meine Kinder ein Vorbild sein will und ihnen nicht immer mit der Bierflasche in der Hand in Erinnerung sein will wenn sie erwachsen sind.
vielen Dank für Deinen Beitrag... Deine negativ-Erfahrung hat Dich wachgerüttelt. Zu einem guten Zeitpunkt, wo es noch nicht zu spät ist. Meinen absoluten Respekt, daß Du seitdem trocken bist... und Toi Toi Toi... mach weiter so! Du bist auf dem einzig richtigen Weg!
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.