ZitatGepostet von yulia Wie haltet Ihr es denn alle hier mit Alkohol im Haus? Verbannen? Rausschmeißen? Verschenken?
Guten Morgen yulia,
da mag es unterschiedliche Sichtweisen geben. Allein in meiner Gruppe gibt es welche, die sogar "eine nette kleine Auswahl" unterschiedlichster Alkoholika zu Hause haben - für Gäste. Oder weil eben der nichtsüchtige Partner hin und wieder mal ein Glas genießen möchte. Einer war dabei, der erzählte sogar, dass er mit seiner Frau nach wie vor an denselben Urlaubsort fährt, in dassselbe Hotel, und an derselben Stelle neben dem Pool, wo früher beide zusammen den Sonnenuntergang mit Rotwein beobachtet haben, säße sie nun und trinke den Wein alleine. Er nähme wohl das Aroma wahr, aber es störe ihn nicht. Ich war damals gerade frisch entgiftet... und entsprechend verstört.
Ich selber habe da eine ganz und gar kompromisslose Schwarz/Weiß-Sichtweise, bei mir gibt es keinen Alkohol und gut is'. Das hat mir nicht nur in der Anfangsphase sehr geholfen, sondern auch später immer mal wieder, als der Abstinenzentschluss wohl stand, aber immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Ich habe meine Wohnung von Anfang an als "letztes Refugium" angesehen, als Fluchtpunkt, der mir zur Verfügung steht, wenn gar nix mehr hilft. Wenigstens hier wollte ich sicher sein, auch wenn ich mich damit zum Weichei mache.
Du kennst sicher diesen Spruch "Lieber 5 Minuten feige als ein Leben lang tot!", für mich als Alkie hieß das dann "Lieber ein Weichei als rückfällig!".
ZitatGepostet von AVE Du kennst sicher diesen Spruch "Lieber 5 Minuten feige als ein Leben lang tot!", für mich als Alkie hieß das dann "Lieber ein Weichei als rückfällig!".
In meinen Augen hat das weder was mit Feigheit noch mit Weichei zu tun - eher halte ich es für klug und weitsichtig und nicht zuletzt nimmst du dich damit auch selbst ernst und an.
Wagemut ist in vielen Fällen nur ein anderes Wort für Dummheit.
Guten Morgen Yulia! Ich bin auch neu hier, und was ich Deinen Beiträgen entnehmen konnte, ähneln sie sich in einigen Punkten mit denen von mir. Zumindest was das "Trinken-um-auf-Party`s-locker-zu- werden" angeht. Bei mir ging es jedoch ein Stückchen weiter. Ich habe getrunken um zu ertragen! Was mußte/muß ich ertragen? Vielleicht das "gelungene" Leben der Anderen, das Glück eine Erfüllung gefunden zu haben und in etwas komplett aufgehen zu können. Sei es der Beruf, Kinder, oder sonstiges. Ich habe nichts dergleichen. Klar, ich hatte auch mal einen Beruf, arbeite aber schon lange nicht mehr - zumindest nicht fest angestellt. Kinder haben wir auch nicht. Tja, und nun? Was gibt MIR die Berechtigung zu sein? DAS ist mein ganz großes Schicksal. Für Aussenstehende sieht es so aus: ich gehe den ganzen Tag meinem Hobby (Pferd) nach, welches voll und ganz von Ehemnann finanziert wird, wandere dann in und durch unsere schöne Wohnung, die voll und ganz vom Ehemann finanziert wird. Ziehe die Schuhe/Hose/Jacke an, die voll und ganz vom Ehemann finanziert wird. Ich lebe ein finanziertes Leben. Wie konnte ich DAS ertragen??? Nur mit Alkohol. Wie kann man bei Festen/Feiern/gemeinsamen Abendessen die Berichte der Meetings in Hongkong, die Dax-Entwicklung/ das 4. Zähnchen der Kleinen aushalten?! Hinzu kam jahrzehntelang der unausgesprochene Satz meiner Eltern: Du bist nix wert. Sie so wie wir Dich haben wollen, damit es uns gut geht. Daraus folgt nur: ich muß so sein wie andere mich haben wollen, damit es denen gut geht. Weil das irgendwann nicht mehr auszuhalten ist, kommt der Alkohol. Leider leide ich auch noch an endogenen Depressionen, die`s nicht einfacher machen. Ich denke, da haben wir alle hier (im Forum) ein im Grunde gleiches Schicksal. Letztenendes kann man zwischen der eigenen Befriedigung und der des Gegenübers nicht mehr unterscheiden und der schreckliche Kreislauf beginnt.
Anderes Thema. Zu den Weinvorraten im Hause: Da mein Mann fleißiger Kunde bei einem Weinlieferant ist, ist die Bude voll. Daneben gibt`s natürlich Whiskeys, Grappa (schmeckt wie Nagellackentferner) etc. Noch, NOCH ist das für mich kein Thema. Ich habe das einfach ausgeblendet. Er darf auch neben mir trinken. Das macht mir nichts aus. Zumal er dann auch weniger trinkt, was ihm ganz gut tut. Er dürfte gern das ein oder andere Kilo abnehmen
Nächstes Thema. Die Euphorie: Ich bewundere Deine! Ich lebe noch "benebelt", wenn man das so sagen darf. Und eigentlich hat sich an meinem Rhythmus nicht viel geändert. Aber das kann sich ja noch ändern. Obwohl, eines hat sich doch geändert: Ich habe ein Ziel!!! Das ist für mich jetzt das Wichtigste überhaupt. Ein Ziel auf das ich irgendwann stolz sein kann. Etwas aus mir heraus erreicht zu haben. Alles andere bisher habe ich "geschenkt" bekommen. DAS jetzt kann mir niemand schenken, das muß ich mir selber schenken. Etwas auf das ICH stolz sein kann, weil ICH es selber erreicht habe, ohne zutun von Anderen. Das ist mehr wert, als jeglicher Besitz/Geld/Ruhm/Ansehen und sonstige materielle Dinge.
Das unterschreibe ich in dem vollen Bewusstsein, dass die Botschaft beim Empfänger nicht ankommen wird.[/b]
...was Mir lediglich zeigt, dass es bei Dir, zumindest mit dem einen Teil, nämlich der Fremdwahrnehmung im >Johari-Fenster< auch nicht weit her zu sein scheint
ZitatGepostet von Ivvan Die Euphorie: Ich bewundere Deine! Ich lebe noch "benebelt", wenn man das so sagen darf. Und eigentlich hat sich an meinem Rhythmus nicht viel geändert. Aber das kann sich ja noch ändern. Obwohl, eines hat sich doch geändert: Ich habe ein Ziel!!! Das ist für mich jetzt das Wichtigste überhaupt. Ein Ziel auf das ich irgendwann stolz sein kann. Etwas aus mir heraus erreicht zu haben.
Hallo Ivvan,
wenn Du meine Euphorie bewunderst, bewunderst Du auch etwas, was ich nicht aus mir selbst heraus erreicht habe. Optimismus ist mir einfach in die Wiege gelegt worden Außerdem habe ich mir meinen Optimismus immer wieder selbst bestätigt, der mich schon vieles hat durchstehen und auch schaffen lassen.
Aber trotzdem habe ich auch schon 2 schwere Depressionen hinter mir, mit mehrjähriger Therapie. Dass sie nicht das gebracht haben, was möglich gewesen wäre, liegt daran, dass ich nebenbei auch immer noch getrunken habe. Und genau wie Du auch AD genommen habe, trotz Trinkens.
Mir geht es immer noch ganz gut, immer noch leicht euphorisch, aber ich merke im Hinblick auf das nahende Wochenende, dass ich Angst habe. Daher habe ich mir für morgen abend erst einmal etwas vorgenommen, Kabarett, Beginn 20 Uhr, eine knappe Stunde mit dem Auto zu fahren. Wenn ich dann nach Hause komme, gehe ich am besten sofort ins Bett. Bleiben dann nur noch Samstag und Sonntag abend. Während der Woche habe ich ja schon ab und an ! nichts getrunken, aber an ein alkoholfreies Wochenende kann ich mich gar nicht mehr erinnern...
Heute ist nun mein 5. trockener Tag. Und nun steht das Wochenende an....
Für mich war das Wochenende, speziell schon der Freitagabend, die wunderbare Möglichkeit, meine freien Tage mit einer ganzen Flasche Wein einzuläuten.
Hinter all der Euphorie, die ich habe und die mich glauben läßt, auch mit freien Tagen gut umgehen zu können, steckt aber auch ein gehöriges Stück Angst, diese bisherige Gewohnheit nicht durchbrechen zu können.
Wie habt Ihr die ersten Tage gehandhabt? Seid Ihr von einer SHG in die nächste getingelt? Oder wie seid Ihr zu Hause mit freier Zeit umgegangen?
Hallo yulia, Du sagst" aber an ein alkoholfreies Wochenende kann ich mich gar nicht mehr erinnern..." Klingt nach, ich vermisse meine Krücke. Mit der ich zwar nicht gehen konnte, aber gut im Dreck landen konnte. Wir leben in einer Gesellschaft die den Alkohol anerkennt.Als das i-Tüpflchen, was er eben nicht ist. Und genau da liegt das Problem, niemand wird diese Gesellschaft ändern. Aber jeder kann seine Sicht dazu ändern. Genau betrachtet ist immer genau da der Weg. Sich eingestehen zu können, ich kann damit nicht umgehen. Also lasse ich es. Ich bezweifle auch das es die sogenannten "normalen" können. Wenn ich die auf Geburstagen saufen sehe, finde ich überhaupt nichts "normales". Keiner den ich bis jetzt beobachtet habe! Kann aufhören vor einem bestimmten Maß an Wirkung. Klar landet nicht jeder im Vollrausch. Aber seinen persönlichen Grad an Wirkung erarbeiten sich die meisten. Das einzige was ich als normal ersehe ist das sie sich nicht dem hingeben es dauernd zu wiederholen. Auch das sehe ich mit Einschränkungen. Ein Freund von mir sagt immer er habe alles im Griff! Säuft aber wenn er es macht, bis zum verlust der Muttersprache.Und das ist normal? Weil er noch Pausen einhält? Ich sehe es nicht so!
Du sagst auch "du hast noch deinen Job und deinen Partner" Das ist gut, hat aber noch keinen auf Dauer kuriert. Kuriert hat die meisten die Sichtweise, die sie änderten. Und ich schließe mich einer Meinung hier an. Wer Listen führt warum nüchtern schöner ist. Hat noch einen Weg vor sich. Ich brauche keine Listen, den die dienen dazu zu suchen was schön ist im eigenen Leben. Das heißt im Umkehr schluß, es liegt viel im argen was ein ankotzt! Bereinige was dich ankotzt und du führst keine Listen sondern kannst dich lösen vom saufen!
Ich ging in die Wälder,denn ich wollte Leben wohl überlegt Leben. Damit ich in der Stunde meines Todes nicht inne würde, das ich nicht gelebt habe.(H.D. Thoreau)
ZitatGepostet von Prot Ich bezweifle auch das es die sogenannten "normalen" können. Wenn ich die auf Geburstagen saufen sehe, finde ich überhaupt nichts "normales". Keiner den ich bis jetzt beobachtet habe! Kann aufhören vor einem bestimmten Maß an Wirkung. Klar landet nicht jeder im Vollrausch. Aber seinen persönlichen Grad an Wirkung erarbeiten sich die meisten. Das einzige was ich als normal ersehe ist das sie sich nicht dem hingeben es dauernd zu wiederholen. Auch das sehe ich mit Einschränkungen. Ein Freund von mir sagt immer er habe alles im Griff! Säuft aber wenn er es macht, bis zum verlust der Muttersprache.
naja, da kennst Du aber relativ wenig "Normale". Wahrscheinlich sind es eben doch noch Deine alten Saufkumpane.
Ich hab inzwischen nen neuen Bekanntenkreis. Und da gibts ne ganze Menge Leute, die ich noch nie sichtlich angetrunken erlebt habe, obwohl sie gerne ein Glas Wein trinken.
Zum Thema Wochenende...aushalten, sich mit sich selbst auseinandersetzen, in die Sonne setzen, lesen. Gut Essen, fahrradfahren. Mir ging die Zeit schnell rum.
Yulia! Mache Dir bewusst, das Du Alkohol in jeder Form ab jetzt meidest. Kritische Stätten der Alkohllust etc.
Treibe Sport bis Du müde bist und wenn Du in den Wald zum spazieren gehst. Suche Dir Begleitung, die nicht trinkt. Klappt das nicht, suche eine Gruppe auf und schildere Deine Situation, das Du nicht weisst, wie Du über das Wochenende kommst.
Saufen ist einfach. Das kann jeder.
Trocken werden ist nur was für starke Persönlichkeiten.
Schaffst Du das, Dir frühzeitig Hilfe zu suchen und nicht erst dann, wenn Du schon vor der Tankstelle stehst?
@minitiger2 Nun um normal geht es dir dann eher als um, das zu sehende? Doch was ist normal? Normal wird in einer Gesellschaft definiert was die Masse der Menschen macht. So ist in unserer Gesellschaft der Konsum von Drogen,Alkohol,Koffein normal weil anerkannt.Besser gesagt weil es die meisten tun.
In einem buddhistischen Kloster ist Koffein verpönnt sowie auch Alkohol. Dort wäre es dann unnormal, unabhängig von der Menge des einzelnen. Erstaunlich? Die üben da kein Verzicht, sondern es gehört nicht zur "normalen" Lebensweise.
Ein Beispiel: Wenn sich alle in einer Gesellschaft den Kopf rasieren, wäre Haare haben unnormal. Bei uns ist aber das Kopf rassieren nicht üblich also unnormal. Es ist also eine Frage der Sichtweise.
Somit ist normal in zusammenhang zum Thema Drogen völlig belanglos. Und es definiert weder einen guten noch gesunden Zustand.Normal ist eine ableitung von normmalisieren und hier ist der Knackpunkt, wer legt sie fest die Norm aus der Normal folgt? Beim Körpergewicht zum Beispiel hat die WHO schon 2 mal die Norm nach unten angepasst. Das brachte eine Menge unzufiedene Menschen. Aber keinen normalen der gesünder ist.
Das ist meine Meinung zum schwammigen Begriff "normal". Und da ich in meiner Saufzeit immer alleine gesoffen habe. Kann ich keinen so normalen kennnen. Aber ich sehe einen komischen Umgang mit normal, dem schwammigen Richtmaß ohne echte Definition.
[ Editiert von Prot am 01.04.11 9:05 ]
Ich ging in die Wälder,denn ich wollte Leben wohl überlegt Leben. Damit ich in der Stunde meines Todes nicht inne würde, das ich nicht gelebt habe.(H.D. Thoreau)
Ich hatte da in dem 6-Monats-Thread grade die Aussage gemacht, dass mir viele Nebenbaustellen unwichtig geworden sind.
Dazu gehört vieles, was mich nicht persönlich betrifft.
Ich persönlich kenne eine Menge Leute, die mit Alk gut umgehen können, mehr wollte ich nicht zum Ausdruck bringen. Und die - nach meiner Beobachtung - auch nach einem Glas easy aufhören.
Dass die Welt woanders anders tickt, geschenkt. Und ich lege auch nicht für andere die Normalität fest. Wenn mein Gegenüber so leben will, wie er lebt, dann soll er das tun. Auch wenn er säuft. Das ist nicht meine Baustelle.