ich lese schon seit einiger Zeit mit und möchte mich jetzt aber auch selbst einmal zu Wort melden.
Seit meinem Studium 1985-89 trinke ich mal mehr, mal weniger (meist mehr, manchmal weniger). Das heißt: im Normalfall eine Flasche Wein pro Tag, wenn ich mich einschränke, was weniger, beim Ausgehen bis zu 2 Flaschen Wein. Es gab einige Trinkpausen, mehr aber auch nicht. Jetzt bin ich aber an einem Punkt angelangt, an dem ich für mich den Schlussstrich gezogen habe.
Genauer gesagt bin ich den zweiten Tag trocken. Gestern ging es mir sehr gut, kenne das von meinen vorherigen trockenen Tagen. Ein kleines Kribbeln auf der Haut, das gleiche Gefühl, was ich bei den ersten Schlucken Alkohol sonst habe. Außerdem konnte ich schlecht einschlafen.
Erstaunlicherweise fühlte ich mich heute morgen trotzdem fit. Jedenfalls viel besser als sonst...
Von meinen Trinkpausen her weiss ich aber, dass ich mit körperlichen Symptomen nichts zu tun habe, dafür umso mehr mit psychischen. Allen voran hatte ich bisher immer ein unheimliches Wutgefühl und eine wahnsinnige Aggression in mir. Was mir außerdem zu schaffen machte, war der Großraum an freier Zeit, den ich kaum ausfüllen konnte. Und, und, und...
Ich hoffe, dass Ihr mir hier ein wenig weiterhelfen könnt. Übrigens habe ich schon seit einiger Zeit Kontakt mit einer SHG...
wollte damit nur sagen, dass ich weder Händezittern noch Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Krämpfe oder ähnliches habe. Rest reicht auch so schon...
Aber wahrscheinlich sind die Gefühle, die jetzt hochkommen, genau das, was ich jahrelang zugeschüttet habe. Und die sich natürlich auch auf alle Beziehungen um mich rum ausgewirkt haben. Ist rückwirkend betrachtet schon super, dass es noch einige Freunde (Nichtrinkende!) um mich herum gibt, die es so lange mit mir ausgehalten haben.
Ja yulia, es geht auch weniger darum, welche Art von Symptomen du zeigst, sondern darum, dass du dein Problem erkannt hast.
Ganz toll finde ich, dass du in eine SHG gehst. Du solltest dich aber trotzdem ärztlich beraten lassen.
Mit den Entzügen ist es nicht so einfach. Es kann durchaus mal sein, dass du einigermaßen gut durchkommst, ein anderes Mal wirds richtig heftig. Liegt mitunter an den biochemischen Reaktionen im Gehirn, die immer mal etwas anders ticken.
so ein wenig körperlicher entzug hast du aber schon
ZitatGepostet von yulia .... Außerdem konnte ich schlecht einschlafen.... [/b]
das psychische ist meist vor dem körperlichen da und das fehlen von körperlichen syntomen heißt leider nicht das es noch keine echte sucht ist. außerdem kann sich das schon beim nächsten entzug ändern und du nicht nur händezittern bekommst sondern einen krampfanfall der tödlich enden kann.
aber ich schließ mich newlife an und find es sehr gut das du dir eine gruppe gesucht hast und auch das es kein schlechter rat ist mal zum hausarzt zu gehen oder in eine suchtberatungsstelle.
wünsch dir einen regen und fruchtbaren austausch hier
gruß, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
ZitatGepostet von Mary61 und das fehlen von körperlichen syntomen heißt leider nicht das es noch keine echte sucht ist. außerdem kann sich das schon beim nächsten entzug ändern und du nicht nur händezittern bekommst sondern einen krampfanfall der tödlich enden kann.
Liebe Mary,
Danke Dir für Deinen Beitrag.
Vielleicht ist mein Text falsch angekommen? Ich wollte nicht ausdrücken, dass ich nicht süchtig bin, nur weil ich keine körperlichen Symptome zeige. (Oder nur wenige, siehe Schlafstörung :gruebel.
Mir ist schon klar, dass ich abhängig bin, also echt süchtig. Und den nächsten Entzug, bei dem die Entzugserscheinungen schlimmer werden, werde ich nicht mehr machen. Diesen hier ziehe ich durch. Noch habe ich mein Leben, meinen Job, meine Partnerschaft. Ich will nicht erst ganz unten sein, bevor es wieder aufwärts geht.
Ich habe mein Problem erkannt: Alkohol. Und der hat viele große und kleine Freunde, die mit ihm unterwegs sind und die ich dadurch gleichzeitig loswerde.
ZitatGepostet von newlife Ja yulia, es geht auch weniger darum, welche Art von Symptomen du zeigst, sondern darum, dass du dein Problem erkannt hast.
Danke, newlife, für Deinen Post. Mir drängen sich im Moment folgende Gedanken dazu auf:
Problem: Alkohol Nebenproblem: tausende
Was ich nicht mehr will:
- Ich möchte nicht mehr morgens aufwachen und nicht wissen, wie ich ins Bett gekommen bin - ich möchte meine Augen nicht mehr rotgerändert vom Alkohol sehen - ich möchte nicht mehr abends um kurz nach 8 denken, dass ich schon wieder nicht mehr Auto fahren kann - ich möchte nicht mehr beim Schauen der Fotos von der letzten Party feststellen, dass ich auch getanzt habe, obwohl ich davon nichts mehr wußte - ich möchte nicht mehr darüber nachdenken, was meine arme Leber (und der Rest meines Körpers) zu der Alkoholmenge sagen - ich möchte nicht mehr regelmäßig zunehmen durch die vielen Kalorien im Alkohol - ich möchte nicht mehr auf Feiern sitzen und dem Gespräch nicht folgen können, weil man ganzes Streben nur darauf gerichtet ist, das nächste Glas zu bekommen (Wo zum Teufel turnt denn schon wieder der Ober rum?) - ich möchte mir morgens keine Gedanken mehr um Restalkohol machen - ich möchte nicht mehr abends schnell von irgendwelchen Veranstaltungen aufbrechen, nur damit ich möglichst schnell mein erstes Glas bekomme - ich möchte nicht mehr schüchtern und schuldbewußt andere Menschen ansehen müssen, die mit mir gemeinsam auf der letzten Party waren - ich möchte mir nie wieder Gedanken darüber machen müssen, wie der nächste Bluttest beim Arzt aussehen und ob er mich vielleicht darauf ansprechen wird - ich möchte mich nicht von meinem Partner darauf aufmerksam machen lassen, dass wir am Vorabend Sex hatten, nur weil ich wieder einmal zu betrunken war, um es noch mitzubekommen
usw. usw., wahrscheinlich von allen hier so oder ähnlich bekannt.
ZitatNoch habe ich mein Leben, meinen Job, meine Partnerschaft.
Du wirst das nur erhalten können, wenn du nicht mehr trinkst.
Für mich gabs nur aufhören oder kaputtsaufen. Ich hatte auch noch meinen Job, konnte aber nicht mehr hingehen. Mein sozialer Abstieg hätte fast begonnen, wenn ich nicht die Reisleine gezogen hätte.
Herzlich Willkommen hier. Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft und einen regen Austausch.
Über die Problematik Entzugserscheinungen gehen die Meinungen auseinander. Ich hatte auch keinerlei körperliche Symptome eines Entzuges. Allerdings weiß ich auch nicht, ob ich tatsächlich alles wahrgenommen habe. Man wartet ja geradezu auf den großen Knall, also das Zittern, die Schweißausbrüche usw. usw.. Vieles wird man /werde ich gar nicht wahrgenommen haben, weil ich unter Streß stand. Aber, wie geschrieben, auch ich hatte physisch keinerlei Probleme.
ZitatAllen voran hatte ich bisher immer ein unheimliches Wutgefühl und eine wahnsinnige Aggression in mir. Was mir außerdem zu schaffen machte, war der Großraum an freier Zeit, den ich kaum ausfüllen konnte.
Was machst Du gegen die Wut und die Aggression? Deren Ursachen zu ergründen, zumindest den Weg dazu einzuschlagen, könnte ja schon mal einen Teil der Leere füllen.
ZitatGepostet von yulia - ich möchte mich nicht von meinem Partner darauf aufmerksam machen lassen, dass wir am Vorabend Sex hatten, nur weil ich wieder einmal zu betrunken war, um es noch mitzubekommen.
Hallo yulia,
dein Partner hat Sex mit dir, ohne dass du was mitbekommst? Kriegt der denn nicht mit, wie du dann beinander bist?
ZitatGepostet von newlife Ja yulia, es geht auch weniger darum, welche Art von Symptomen du zeigst, sondern darum, dass du dein Problem erkannt hast.
Danke, newlife, für Deinen Post. Mir drängen sich im Moment folgende Gedanken dazu auf:
Problem: Alkohol Nebenproblem: tausende
Was ich nicht mehr will: Was ich will: - Ich möchte nicht mehr morgens aufwachen und nicht wissen, wie ich ins Bett gekommen binIch will morgens erholt aufwachen und wissen wann und wie ich ins Bett gekommen bin. - ich möchte meine Augen nicht mehr rotgerändert vom Alkohol sehenIch will wieder gern in den Spiegel schauen - ich möchte nicht mehr abends um kurz nach 8 denken, dass ich schon wieder nicht mehr Auto fahren kannIch will meine Spontanität zurück und die Freiheit haben Auto zu fahren, wann ich will - ich möchte nicht mehr beim Schauen der Fotos von der letzten Party feststellen, dass ich auch getanzt habe, obwohl ich davon nichts mehr wußte - ich möchte nicht mehr darüber nachdenken, was meine arme Leber (und der Rest meines Körpers) zu der Alkoholmenge sagen - ich möchte nicht mehr regelmäßig zunehmen durch die vielen Kalorien im Alkohol - ich möchte nicht mehr auf Feiern sitzen und dem Gespräch nicht folgen können, weil man ganzes Streben nur darauf gerichtet ist, das nächste Glas zu bekommen (Wo zum Teufel turnt denn schon wieder der Ober rum?) - ich möchte mir morgens keine Gedanken mehr um Restalkohol machen - ich möchte nicht mehr abends schnell von irgendwelchen Veranstaltungen aufbrechen, nur damit ich möglichst schnell mein erstes Glas bekomme - ich möchte nicht mehr schüchtern und schuldbewußt andere Menschen ansehen müssen, die mit mir gemeinsam auf der letzten Party waren - ich möchte mir nie wieder Gedanken darüber machen müssen, wie der nächste Bluttest beim Arzt aussehen und ob er mich vielleicht darauf ansprechen wird - ich möchte mich nicht von meinem Partner darauf aufmerksam machen lassen, dass wir am Vorabend Sex hatten, nur weil ich wieder einmal zu betrunken war, um es noch mitzubekommen
usw. usw., wahrscheinlich von allen hier so oder ähnlich bekannt.[/b]
Hallo Yulia
Versuchs doch einmal so. Positiv formulieren. Soll gut fürs Unterbewusstsein sein.
LG,
Sabine
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
Ich dachte, ich schreibe hier jetzt einfach mal die ganzen positiven Aspekte des Nicht-Trinkens auf, die mir in den letzten 36 Tagen aufgefallen sind und über die ich mich immer wieder freue. Fände es natürlich schön, wenn noch ganz viele Ergänzungen von Euch aus Euren Erfahrungen dazu kommen würden!
- Ich wache Frisch und ohne Kater auf - Ich plane nicht nur, sondern ich führe das Geplante auch durch - Ich kann wieder gut durchschlafen - Ich kann mich an meine Träume erinnern - Ich kann mich an jeden Abend erinnern - Ich fahre ohne Restalk zur Arbeit, dabei muß ich nicht mehr vor jedem Polizeiwagen Angst haben. - Ich habe keine Angst mehr, das jemand morgens/mittags meine Fahne riecht - Ich pflege mich/meinen Körper wieder mehr - Ich habe weniger Angst um meine Gesundheit/Leber - Ich kann wieder konzentriert und belastbar arbeiten - Ich habe etwa 200,-€ mehr im Monat zur Verfügung, die ich nicht in Alk umgesetzt habe - Ich kann auch abends ab 20Uhr noch überall hin fahren - Ich habe keinen Ärger mehr wegen des Trinkens in der Familie - Ich habe wieder Selbstbewustsein/Selbstachtung - Ich schaue wieder positiver in die Zukunft
...to be continued... ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Wir kommen alle in die Hölle...aber durch den Personaleingang!!!
___________________________________________________ muss es immer erst zappenduster werden,bevor uns ein licht aufgeht
ZitatGepostet von Juma63 Was ich nicht mehr will: [/strike]Was ich will: - Ich möchte nicht mehr morgens aufwachen und nicht wissen, wie ich ins Bett gekommen binIch will morgens erholt aufwachen und wissen wann und wie ich ins Bett gekommen bin....
Habe heute meinen 3. Tag, fühle mich sauwohl und versuche die Liste noch einmal anders:
- ich wache morgens ausgeschlafen und erholt auf - ich gehe ins Badezimmer, sehe mich gerne wieder im Spiegel an - ich erledige alle anfallenden Arbeiten, bügel auch abends um 9 noch einmal ein paar Sachen weg. - ich telefoniere auch abends noch mit Freunden und kann mich klar artikulieren - ich kann rund um die Uhr mit meinem Auto rumfahren - ich nehme langsam ab - ich weiß an jedem Morgen noch genau, was am vorangegangenen Tag abgegangen ist
ZitatGepostet von AVE dein Partner hat Sex mit dir, ohne dass du was mitbekommst? Kriegt der denn nicht mit, wie du dann beinander bist?
LG Ave
Liebe Ave,
hat mich auch gewundert, aber meistens hat er dann auch zuviel getrunken, wenn auch lange nicht so viel wie ich. Ich habe mich aber auch immer viel zu sehr geschämt, um das wirklich zu hinterfragen...
Die psychischen Nebenwirkungen des Entzugs nehme ich diesmal auch überhaupt nicht wahr. Fühle mich total super, zum Bäumeausreißen und die Welt umarmen...
Was macht den Unterschied?
Vielleicht wußte ich bei den letzten Malen unterbewußt ganz genau, dass es eben nicht das letzte Mal war, und habe mir so einen Grund geschaffen, wieder anzufangen. Schließlich ist man mit innerer Wut, Aggressionen und depressiven Phasen nicht unbedingt das nette Mädel von nebenan
Das einzige, was komisch ist, ist die Zeit anders zu füllen. Der Mensch ist halt doch ein Gewohnheitstier. Aber da wird mir schon was einfallen. Ansonsten bin ich abends halt hier im Forum...
Die meiste Angst habe ich eigentlich vor so gesellschaftlichen Ereignissen, wie Geburtstagen, Betriebsfeiern etc. Aber da momentan nichts ansteht, werde ich mir zu gegebener Zeit Gedanken darüber machen...