Ich habe mich belogen, ich habe Euch belogen. Es ist mein Gang nach Canossa. Ich schaffe es nicht ohne fremde Hilfe.
Ich trinke wieder. Jeden Abend. Ich denke morgens schon an das Abend-Glas(Gläser). Ich erwarte ihn mit Freude, den Alkohol. Ich sitze, male, trinke und versuche verzweifelt mir einzureden, daß sei normal
Ich habe mich In mir getäuscht, obwohl ich mich so gut kenne. Aber ehrlich: eigentlich wusste ich doch, daß ich es nicht schaffe! Habe versucht meine Gedanken von diesem Gedanken abzulösen: Süchtig zu sein. Viele unserer Freunde trinken abends. Immer. JEDEN Abend! Warum, WARUM mache ICH mir darüber Gedanken? Am Donnerstag gehe ich zur Suchtberatung! Es reicht! Ich will wissen, was in meinem Kopf los ist.
Da habe ich mir etwas vorgemacht. Ich habe mir vorgemacht zufrieden zu sein, mit dem Alkohol umgehen zu können. Wie früher. Wie viele andere Menschen auch
Es ist so verdammt schwer seine Schwächen einzusehen! Einzusehen, daß es alleine nicht zu schaffen ist. Gruß Ivvan
Aach Ivvan, das ist sowas von normal für uns Alkis... wer von uns nicht ähnliche Litaneien an Lügen, Selbstlügen, Lebenslügen von sich gegeben hat im nassen und halbnassen Zustand, der wird hier den ersten Stein werfen, glaub's mir...
Du könntest Dich jetzt womöglich mehr oder weniger locker über weitere Jahre hinweg vor Staffelei und Pferd und sonstigen Lückenfüllern in Dein ganz persönliches Nirwana hineinsaufen. Man hält bekanntlich einiges mehr aus, als man glaubt. Auch ein Mehr an Lügen. Viel mehr.
Ich möchte nicht wissen, wie viele (unzählige!) Abende und Nächte ich "im Schein der Zigaretten" vor meinem Skizzenblock hing, den Humpen Rotwein im pfunkelnden Glase schwenkend und sooo zufrieden mit der Wunderwelt des großen Künstlers vor dem Herrn... und irgendwann kniest Du frühmorgens vor der Schüssel, und Du weißt nicht mehr, was Newton gemeint hat - ob Schweißperlen, Rotwein, Kotze oder Blut schneller ins Wasser klatschen oder alles gleichzeitig in der Welt der Schwerkraft... und was schwerer wiegt, Deine Seele, Dein Verstand, Dein Selbstmitleid oder die unendliche Angst vor dem Leben und vor dem Sterben.
Wie auch immer: heute bist Du ehrlich. Vielleicht ist das der Anfang der besten Zeit Deines Lebens. Andere hier werden schreiben, wie es geht, wie Du es machen sollst, daß Du Hilfe annehmen sollst und all das und alles war für einen von uns und zu einer bestimmten Zeit richtig. Was für Dich richtig sein wird, weiß ich nicht. Aber daß Du anfängst, aufzugeben, Dein Lügen vor Dir selbst erkennst, das scheint mir ein guuuter Ansatz.
Fühl Dich umarmt, Ivvan, ich weiß noch gut, wie elend es ist.. aber ich weiß eben auch, daß es nicht nur ganz persönliche Auswege gibt, sondern auch welche, die im Lauf der Zeit in ungeahnte Freiheit führen...
VonHerzenNick
P.S. Und bleib hier, Ivvan, auch wenn es Tage gibt, an denen Dir irgendwelche älteren Posts peinlich sind, bleib hier, auch das wird helfen...
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
Ja, Ivvan, es ist so, wie es ist: man will es einfach nicht wahrhaben, dass man selbst nicht mit Alkohol umgehen kann. Ich habe andere auch immer beneidet, dass sie nach zwei, drei Gläsern aufhören konnten. Einsicht hatte ich immer nur, wenn es mir nach einem Trinkgelage schlecht ging, dann habe ich mir auch immer vorgenommen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Naja, war immer wieder schnell vergessen. Irgendwann ging es mir aber nach Vollabstürzen soooo schlecht, dass ich plötzlich auch nüchtern die Einsicht bekam, dass Alkohol für mich eben nicht in Frage kommt. Und siehe da, es klappt problemlos ohne Alkohol (was mich aber leider nicht davor bewahrt, alle 12 - 18 Monate wieder einen katastrophalen Absturz hinzulegen) Aber ansonsten habe ich keinerlei Verlangen nach Alkohol, es stört mich nicht, wenn andere trinken, und ich kann auch für meinen Mann Bier kaufen, ohne Appetit zu bekommen. Und ich hoffe sehr, dass ich diese Abstürze auch noch in den Griff bekomme. Aber Ivvan, wenn bei Dir die Einsicht noch nicht da ist, wird es schwer werden mit dem Aufhören. Solange Du Dich auf Dein Glas am Abend freust, ist es noch nicht so weit. Wenn Du am Donnerstag immer noch die Absicht hast, zur Suchtberatung zu gehen, wäre das vielleicht eine Hilfe, schneller zu begreifen, dass auch für Dich Alkohol nicht in Frage kommt. Glaube mir, es ist für mich persönlich schön ohne Alkohol, denn er ist mein Feind. Anderen, die ihn vertragen, gönne ich ihn von Herzen.
Ivvan, DerNick hat Dir sehr einfühlsam geschrieben, und auch ich bitte Dich, weiter im Forum zu bleiben. Es hilft.
Alles, alles Gute für Donnerstag! Bleib bei Deiner Absicht.
LG Frauke
Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden.
ZitatGepostet von Ivvan Ich habe mich belogen, ich habe Euch belogen. Es ist mein Gang nach Canossa. Ich schaffe es nicht ohne fremde Hilfe.
Ich trinke wieder. Jeden Abend. Ich denke morgens schon an das Abend-Glas(Gläser). Ich erwarte ihn mit Freude, den Alkohol. Ich sitze, male, trinke und versuche verzweifelt mir einzureden, daß sei normal
Ich habe mich In mir getäuscht, obwohl ich mich so gut kenne. Aber ehrlich: eigentlich wusste ich doch, daß ich es nicht schaffe! Habe versucht meine Gedanken von diesem Gedanken abzulösen: Süchtig zu sein. Viele unserer Freunde trinken abends. Immer. JEDEN Abend! Warum, WARUM mache ICH mir darüber Gedanken? Am Donnerstag gehe ich zur Suchtberatung! Es reicht! Ich will wissen, was in meinem Kopf los ist.
Da habe ich mir etwas vorgemacht. Ich habe mir vorgemacht zufrieden zu sein, mit dem Alkohol umgehen zu können. Wie früher. Wie viele andere Menschen auch
Es ist so verdammt schwer seine Schwächen einzusehen! Einzusehen, daß es alleine nicht zu schaffen ist. Gruß Ivvan
Es ist niemals schwach,seine Schwächen einzugestehen...wie sollte man sonst seine Stärken erkennen?
Und besser,Du gibst jetzt auf,als viel später,als viel mehr krank,als viel beschämter...
Du hast genug Erfahrung mit den Irrwegen Deiner/unserer Psyche, dass Du ,wenn Du wieder klar bist, es Dir auch verzeihen darfst,oder? Und was in Deinem Kopf los ist,weisst Du selbst am Besten, aber die Wege,da ist es schon gut zur Suchtberatung zu gehen.
Ich würde mich über einen weiteren Austausch mit Dir freuen,also bleib hier und stell Dich Deiner Sucht.
LG Peter
[ Editiert von Jetzisabergut am 27.07.11 2:10 ]
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
ich wünsche dir viel kraft und durchhaltevermögen auf dem gang nach canossa. auch dieser weg beginnt mit dem ersten schritt und den hast du bereits gemacht, es kann also nur besser werden!
Damit sich etwas ändert, muss sich etwas ändern, sonst ändert sich nichts :D
..keiner versteht dich besser als "wir gleichgesinnten"! es vor dir selbst zuzugeben, das ist wirklich ein großer schritt in die richtige richtung. viel kraft und erfolg bei deinen weiteren schritten .
Eben bin ich mit der Caritas-Suchtberatung "online" in Kontakt getreten, weil sich deren Sprechzeiten geändert haben. Es gibt dort die Möglichkeit einer Online-Beratung, ich habe aber, nach Schilderung meines Problems, um einen Beratungstermin gebeten. Innerhalb von 48 Std. werde ich eine Antwort bekommen.
Das hört sich jetzt wahrscheinlich komisch an, aber selbst dieser kleine Schritt macht mich ein kleines Bisschen stolz etwas getan zu haben. Es fällt mir immer sehr schwer erste Schritte zu tun oder Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich liegt es daran, daß mir immer alles abgenommen wurde. Selbst das Denken. Ich mußte nie Konsequenzen für mein Handeln tragen - das ist schlimmer als man meint. Am besten wäre es noch, wenn der Suchtberater zu mir ins Haus kommt, oder die Caritas ein Stockwerk höher sitzt, dann muß ich nicht rausgehen Tja, daraus wird wohl leider nichts......
dein Posting ist richtig klasse und ehrlich. Du hast recht. Es ist so, wie es ist und es ist nicht normal, ständig zu saufen. So wie es dir jetzt geht, ist es mir auch lange Jahre gegangen. Ich glaubte auch, dass macht wohl jeder so und trinken sei ganz normal. Ich glaubte auch die Abstürze seien ganz normal. Über mein Trinken hab ich mich nicht geärgert, nur darüber, wenn ich besoffen gesehen wurde.
So und nicht anders ist die Sucht. Du lebst mit ihr und verfällst ihr immer weiter. Deine Wahrnehmung verändert sich und du glaubst nicht, dass du abhängig geworden bist. Solltest du in einem lichten Moment, doch mal solche Gedanken haben, wirst du sie schnell verwerfen und trinkst dir deine "komischen" Gedanken wieder schön.
Um das ganze so treffend auszudrücken, habe ich einige trockene Monate gebraucht. Ich finds klasse, dass du "die Schnauze voll" hast und dir helfen lässt. Eine sehr gute Entscheidung.
ZitatGepostet von Ivvan Vielen Dank Euch!!!! Es tut gut, hier zu sein.
Eben bin ich mit der Caritas-Suchtberatung "online" in Kontakt getreten, weil sich deren Sprechzeiten geändert haben. Es gibt dort die Möglichkeit einer Online-Beratung, ich habe aber, nach Schilderung meines Problems, um einen Beratungstermin gebeten. Innerhalb von 48 Std. werde ich eine Antwort bekommen.
Das hört sich jetzt wahrscheinlich komisch an, aber selbst dieser kleine Schritt macht mich ein kleines Bisschen stolz etwas getan zu haben. Es fällt mir immer sehr schwer erste Schritte zu tun oder Entscheidungen zu treffen. Wahrscheinlich liegt es daran, daß mir immer alles abgenommen wurde. Selbst das Denken. Ich mußte nie Konsequenzen für mein Handeln tragen - das ist schlimmer als man meint. Am besten wäre es noch, wenn der Suchtberater zu mir ins Haus kommt, oder die Caritas ein Stockwerk höher sitzt, dann muß ich nicht rausgehen Tja, daraus wird wohl leider nichts......
Gruß Ivvan
Hey Ivvan.
Daran sieht man wieder,dass fehlende Reflektion uns Menschen zu Aussenseitern machen kann,die von sich selbst überzeugt,auf niemanden hören,als auf sich selbst,weil es kann ja nicht falsch sein.
Nur in der Reflektion durch eine Gruppe,einen Thera oder unser Umfeld, können wir anfangen, uns selbstkritisch zu hinterfragen. Dafür muss man nicht, sollte man aber unbedingt "rausgehen".
Es wird schon... LG Peter
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
ZitatGepostet von fraukevoss Und siehe da, es klappt problemlos ohne Alkohol (was mich aber leider nicht davor bewahrt, alle 12 - 18 Monate wieder einen katastrophalen Absturz hinzulegen) Aber ansonsten habe ich keinerlei Verlangen nach Alkohol,
Und das glaube ich nämlich nicht: Dass alles so problemlos klappt ohne Alk. Wenn das mir so wäre, wüsste ich gar nicht, warum ich überhaupt getrunken habe.
Und bei dir scheint es ja auch nicht so ganz stimmig zu sein, wenn du weiter "abstürzt".
Ich möchte niemandem ausreden, der für sich festgestellt hat, es ist leicht, auf Alk zu verzichten.
Für mich ist es das nicht. Alkohol hatte bei mir eine Funktion: er ließ mich z.B. meine (überhöhten) Ansprüche an mich vergessen, ich konnte mich fallen lassen (war dann am Schluss allerdings etwas tief ), ich war so eine Erleichterungstrinkerin. Das ist jetzt nicht mehr. Und das fällt mir schwer. Und in diesem Punkt möchte ich mir auch nichts vormachen. Ulli
das hat sicher auch mit der Intensität des Alkkonsums zu tun. Mir geht das auch nicht so ohne weiteres aus der Birne. Ist aber doch klar, wenn du jahrzehntelang geballert hast. So ein bisschen trinken ist ja auch schön, aber ich weiß, dass ich nicht mehr aufhören kann und ich saufe mich innerhalb weniger Tage wieder platt. Also, seinlassen.
...bei mir hat das was mit den Lücken zu tun, die der Alk vorher ausgefüllt hat. Die zu stopfen ist für mich richtig Arbeit. Es gibt immer noch Momente da sitze ich irgenwie rum und weiß genau, früher habe ich jetzt getrunken. Die Gedanken sind nicht weg und ich spüre auch dieses hohle Gefühl im Bauch. Diese Loch was immer noch da ist. und ich bin auch schon einige Monde trocken..
ZitatGepostet von Ruby ...bei mir hat das was mit den Lücken zu tun, die der Alk vorher ausgefüllt hat. Die zu stopfen ist für mich richtig Arbeit. Es gibt immer noch Momente da sitze ich irgenwie rum und weiß genau, früher habe ich jetzt getrunken. Die Gedanken sind nicht weg und ich spüre auch dieses hohle Gefühl im Bauch. Diese Loch was immer noch da ist. und ich bin auch schon einige Monde trocken..
Das geht mir genauso. Ich dachte, das wird mit der Zeit besser