ZitatGepostet von Springergabel Ich kann nicht mal sagen WAS ich speziell gemacht hab. Ich ging einfach wieder raus, unter Menschen, und das war dann irgendwie ein Selbstläufer. Festzustellen, dass ich (nüchtern) bei anderen Menschen anerkannt werde, hat einfach gutgetan und mein Selbstbewusstsein ging schlagartig in die Höhe. Es war und ist spannend, jeden Tag mich neu kennenzulernen. Fähigkeiten und Eigenschaften, die ich mir nie zugetraut hätte. Viel Glück hatte ich auch mit meiner SHG die ich seit Februar besuche.
Hallo Rudi,
ich finde mich gerade in Deinen Worten wieder. So ähnlich würde ich das für mich auch beschreiben. Ich habe das neulich - an anderer Stelle - auch versucht. Aus Deinem Text liest sich für mich auch diese Eigendynamik heraus, die der Prozess bei mir innehatte. Je mehr ich rausging und mich traute, desto mehr positives Feedback bekam ich von meinen Mitmenschen, und desto positiver erlebte ich mich selbst. Dadurch angefeuert, traute ich mich noch mehr und kam noch weiter aus meinem Schneckenhäuschen, was wiederum neue Bestätigung brachte. So wächst trockenenes Selbstbewusstsein, denke ich.
LG
Chris
Hallo. Das hört sich schön und einfach an,Chris.
Einfach rausgehen,sich zeigen, fühlen, wie und dass das Umfeld uns wieder wahrnimmt und umgekehrt wir feststellen, dass wir dafür belohnt werden, uns mit unserer Sucht zu beschäftigen. Das ist auch eine logische Konsequenz:
Wer sich kümmert und es nicht dem sog. Umfeld überlässt, wieder integriert zu werden,wird Erfolg haben.
Ich sehe und höre in meiner SHG jede Woche, wie viele Hindernisse manch einer mit sich herumträgt. Sei es mangelndes Selbstwertgefühl oder eben auch Unkenntnis von der Dynamik einer Gruppe.
Oder nur die eigene Scham,sich vor Allem bei Familienmitgliedern zu outen.
Nur bin ich nach wie vor der Menung, dass es keinen Sinn macht,sich zurückzulehnen, im Glauben, es ist überwunden.
Und wer in eine intakte Familie hineinfindet/zurückfindet ist auch klar im Vorteil.
Viele von uns sind aber durch die Jahre des Trinkens in eine (selbstgewählte?) Isolation geraten und trotz des vorhandenen Abstinenzwillens, nicht in der Lage,sich diese Erfolge selbst zu schaffen bzw., überhaupt zu erkennen.
Um sich hierzu Lebenshilfe zu holen, gibt es Foren , wie dieses, Nachsorge-Einrichtungen und SHG´s, in denen selbst so "lapidare" Themen,wie die Weihnachtsfeier und Sylvester, in Bezug auf drohende Rückfallgefährung angesprochen werden können. Ich finde es nach wie nicht unproblematisch ,einen leichten Weg aus der Sucht zu proklamieren. Wenn Einzelne es geschafft haben,auch ohne langwierige Nachbehandlungen trocken zu bleiben, so ist das immer noch nicht als exemplarisch anzusehen.
So einfach funktioniert Sucht leider nicht. Es gehört schon ein wenig mehr dazu,trocken bleiben zu wollen/können.
LG Peter
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
ZitatGepostet von Jetzisabergut Ich finde es nach wie nicht unproblematisch ,einen leichten Weg aus der Sucht zu proklamieren.
Hmmm, wenn es tatsächlich leicht wäre, hätte ich mich wohl auch etwas früher auf den Weg gemacht. Liegt mir fern, das zu behaupten. Ich wollte lediglich darauf hinaus, dass der Weg aus der Sucht durch positive Verstärkungen eine Eigendynamik gewinnen kann.
Zitat Wenn Einzelne es geschafft haben,auch ohne langwierige Nachbehandlungen trocken zu bleiben, so ist das immer noch nicht als exemplarisch anzusehen.
Auch das habe ich nicht behauptet. Wenn Du aufmerksam gelesen hättest, wäre Dir nicht entgangen, dass ich in Rudis Zeilen etwas zu entdecken meine (wenn ich da was falsch gedeutet habe, mag er mich korrigieren), was ich bei mir auch so erlebt habe. Lediglich meinen letzten Satz könntest Du als Verallgemeinerung gedeutet haben. Wenn dem so ist, präzisiere ich gerne, dass ich glaube, dass ich so mein trockenes Selbstbewusstsein entwickelt habe. Ich habe meinen Weg keineswegs als exemplarisch dargestellt. Übrigens sind dreißig Jahre Rumeiern ebenso wenig exemplarisch, nur weil Du nicht eher zu Potte gekommen bist.
Zitat So einfach funktioniert Sucht leider nicht. Es gehört schon ein wenig mehr dazu,trocken bleiben zu wollen/können.
Was für mich dazugehört, darfst Du getrost mir überlassen. Funktioniert nämlich schon lange sehr gut.
LG
Chris
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
ich kann Chris nur beipflichten. Keiner hat hier nen leichten Weg aus der Sucht proklamiert. Das sind lediglich Erfahrungen die wir persönlich gemacht haben.
Ich lehn mich auch nicht selbstzufrieden zurück und denke ich habs geschafft. Ich habe meine SHG und bin jetzt auch hier. Mir gehts grad gut aber ich weiss, dass sich das auch ändern kann und das muss mir bewusst bleiben, um Rückfallgefahren vorbeugen zu können.
Ich erlaube mir aber auch zu sagen, dass es mir gut geht und auch mal einen Tag nicht über meine Sucht nachzugrübeln. Hab schon "Hardcoretrockene" kennengelernt, für die is das allein schon ein Rückfall. Nun ja, jedem das seine.
ich kann Chris nur beipflichten. Keiner hat hier nen leichten Weg aus der Sucht proklamiert. Das sind lediglich Erfahrungen die wir persönlich gemacht haben.
Ich lehn mich auch nicht selbstzufrieden zurück und denke ich habs geschafft. Ich habe meine SHG und bin jetzt auch hier. Mir gehts grad gut aber ich weiss, dass sich das auch ändern kann und das muss mir bewusst bleiben, um Rückfallgefahren vorbeugen zu können.
Ich erlaube mir aber auch zu sagen, dass es mir gut geht und auch mal einen Tag nicht über meine Sucht nachzugrübeln. Hab schon "Hardcoretrockene" kennengelernt, für die is das allein schon ein Rückfall. Nun ja, jedem das seine.
Hallo Rudi, herzlich Willkommen auch von mir. Ich lese erst heute wieder mit und es freut mich, dass es dir hier gefällt. Deinen Zeilen kann ich nur zustimmen. Auf einen abwechslungsreichen Austausch! LG Galini
LG Rudi
Wer ein WOFÜR im Leben hat der kann fast jedes WIE ertragen....
ich finde auch immens wichtig zu wissen, dass ich wieder den Leuten draußen in die Augen gucken kann. Du findest auf jeden Fall ganz andere Achtung, wenn du nüchtern bist und nicht nur besoffen oder entzügig durch die Gegend rennst, mit dem Kopf nach unten, dass du womöglich selbst noch glaubt, das merkt keiner...
Find ich gut, dass du das genannt hast. Das steigert den Selbstwert enorm und ich schreibe das hier gerne nocheinmal.
Na klar Dirk, und das hat dann tatsächlich bei mir eine Eigendynamik bekommen, dass es mich selbst schon fast erschreckt hat. Nur als Beispiel: Hab ja geschrieben, dass ich zu der Zeit arbeitslos war. War fristlos gekündigt worden, im Prinzip wegen der Sauferei. Als ich 6 Monate trocken war hab ich nen neuen Job gesucht. 5 Bewerbungen mit völliger Offenheit über den Sachverhalt, 1 Vorstellungsgespräch und ich hatte den Job. Da wusst ich schon gar nicht mehr wohin mit dem ganzen plötzlichen Selbstbewusstsein
glaub ich dir direkt, dass dich das nach vorne gebracht hat. Wäre ich zur Entgiftungszeit arbeitslos gewesen, hätte ich es nicht bis hierhin geschafft.
Bei mir war es ein wenig anders. Ich hatte meinen Lappen bereits vor 15 Jahren mit satten 2,6 verloren, bin aus heutiger Sicht aber sehr dankbar, dass ich keinen größeren Schaden in meinen Sufffahrten angerichtet habe.
Mir ist es lange Jahre gelungen zu saufen wie bekloppt und trotzdem beruflich Erfolge zu feiern. So hab ich elende Entzüge durchlebt und ein paar Tage später ne fette Prämie für ein Excelprogramm o.ä. kassiert.
Ich spielte förmlich mit den Leuten und das machte mir sogar noch Spaß. Ich trieb das bis Ende 2009, dann war meine Kraft zu Ende und ich musste mich der Realität stellen. Ich brach ständig zusammen und ging dann auch nicht mehr zur Arbeit.
Und heute gehe ich wieder. Trocken, fit und ohne Extemitäten. Kein Suff mehr, aber auch keine Prämie mehr. Brauch ich beides nicht.
Ja, man muss die Prioritäten richtig setzen. Es ist erstaunlich auf was man plötzlich verzichten kann, von dem man vorher glaubte das sei unmöglich.
Ich war Zeit meines Lebens im Verkauf. Früher selbständig, später eben als Angestellter. Alkohol is da ja normalerweise sowieso ein absolutes nogo und ich hab während der Arbeit wirklich sehr selten getrunken. Aber wenn, dann hatte ich an diesen Tagen immer meine besten Umsätze
ich hätte mir es bevor ich zur Entgiftung ging absolut nicht vorstellen können, dass ich mal aufhöre. Das Schlimme ist halt, dass ich zu den Menschen gehöre, die erst dann mit irgendwas aufhören, wenns halt wirklich gar nicht mehr anders geht, aber dann wollte ich auch. Ich fühlte mich jeden Tag wie ausgekotzt und konnte nur noch sporadisch feste Nahrung zur mir nehmen.
Auf der Arbeit habe ich auch nicht getrunken, aber genau das war ja mein Problem. Ich konnte es nicht mehr lange ohne Stoff aushalten, stand auch nachts schon auf und soff frühmorgens ein wenig, in der Hoffnung, dass das keiner merkt. Aber was willst du sonst machen, wenn du keine Minute mehr schlafen kannst.
Ich lebe heute viel ruhiger und habe qualitativ sehr hochwertigen Schlaf. Ich fühle mich wieder richtig fit.
Und noch was. Ich habe noch nie einen Gedanken daran verschwendet, ob ich nicht mal "ein bisschen" trinken kann. Ich weiß ganz genau, dass das bei mir nicht geht, weil ich ja nach zwei Bier nicht "befriedigt" bin. Vielleicht geht das mal kurzfristig mit enormer Anstrengung, aber das will ich mir nicht mehr antun. Wozu denn auch. Entweder ich saufe oder ich saufe nicht.
Hi, die Mühe wär es mir auch nicht wert , sowas anzufangen . Entweder man belügt sich selber oder sagt sich vorher klipp und klar , dass das nie funktioniert . Und nur zu rein experimentellen Zwecken da mal wieder rumzumachen ( ich weiß , ich bin da nicht ganz unschuldig ) , lohnt sich echt nicht , da es wieder wichtige Zeit klaut und Kraftanstengung braucht . Die Testphase ist abgeschlossen und die Resultate liegen vor .
ZitatGepostet von newlife Aber was willst du sonst machen, wenn du keine Minute mehr schlafen kannst.
Gestern in der Gruppe hatten wir einen aktuellen Rückfall analysiert. Der gute Mann meinte, er könne nicht nein sagen und überfordere sich dadurch. Und im weiteren Verlauf der Diskussion kam die Frage auf, AB WANN man sich denn als Süchtiger/Abhängiger wert genug sei, sich zu schonen oder eine Heilung seiner Auas einzuleiten. Das hier passt schon ganz toll dahin. Was macht denn ein nicht Süchtiger, wenn er so gar nicht mehr schlafen kann? Er geht zum Arzt. Der kommt im seltensten Fall auf die Idee, sich einen hinter die Binde zu kippen. Diese Art der Selbstmedikation fällt nur dem Süchtigen ein, der schon lange nicht mehr auf seinen Körper hört und es sich nicht wert ist, ihn gut und rücksichtsvoll zu behandeln. Meine Meinung.
Echt jetzt? Du hast dir Arme und Beine abgehackt???
Scherz beiseite:
Ich würde, wenn ich wieder anfangen sollte, nicht versuchen, irgendwie kontrolliert zu trinken. Das habe ich hinter mir. Wenn, dann würde ich trinken, um berauscht zu sein, und aus keinem anderen Grund.
"Ich konnte es nicht mehr lange ohne Stoff aushalten, stand auch nachts schon auf und soff frühmorgens ein wenig, in der Hoffnung, dass das keiner merkt. Aber was willst du sonst machen, wenn du keine Minute mehr schlafen kannst"
Das war bei mir zumindest die letzten Jahre auch so. Ich sage immer, ab diesem Zeitpunkt (ab dem der körperliche Entzug wirklich heftig wurde) MUSSTE ich trinken. Was sollte ich denn sonst machen? Ich wollte noch zur Arbeit gehen, und zitternd und klappernd konnte ich dort nicht erscheinen. Also trank ich mir das Zittern eben weg.
Gottseidank ist es vorbei.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
@Marianne ist doch klar, dass du nicht zum Doc rennst. Du weißt doch selbst, dass es am Entzug liegt.
@grufti Ich ging oft auch zitternd und klappernd noch auf die Arbeit und brauchte beide Flossen um die Tür aufzuschließen. Manchmal ging es dann über den Tag so halbwegs, aber nachts wars gnadenlos. Ich hatte im letzten Vierteljahr auch einige schwere Entzüge und zappelte am ganzen Körper und war in desolatem Zustand. Da ging ich nirgendswo mehr hin. Es ist einfach unglaublich, wie lange ich brauchte, bis ich mir die Sucht eingestehen konnte und handeln konnte.
Ich kann mir heute überhaupt nicht mehr vorstellen, wie ich das so ein paar Jahre treiben konnte. Ich war nicht umsonst ein Totalschaden, als ich aufgehört habe.
Hi , na ja , lange , um die Sucht einzugestehn , das denk ich , stimmt nicht ganz . Schließlich weiß doch jeder am besten allein , wie s um ihn bestellt ist . Was solange dauert , ist die Umsetzung des Wunsches , aufzuhören . Da brauch man sich selber michts vormachen . Wenn das Versteckspiel anfängt , ist man voll im Bilde . Und ich gehe jetzt mal von mir aus , habe den inneren Wunsch gehegt , dass ich das eines Tages beende . Doch genau dieser Weg ist oftmals das längste Stück in dem langwierigen Prozess . Das durchmachen und wenn möglich nicht danach anfangen " Ersatzmittel" zu nehmen
Also das mit dem "kontrolliert Trinken" hab ich auch schon seit vielen Jahren durch. Ein paar mal verzweifelt versucht aber da war ganz schnell raus, dass ich das nicht kann und dass es mir einfach nix bringt.
Auch für mich ist klar, wenn ich jemals wieder trinken sollte, dann nur um mich ganz schnell abzufülln