Zu der Frage ob Alkoholismus eine Krankheit ist oder wie auch immer, das seh ich auch eher pragmatisch.
Für mich ist es eine Erkrankung geworden!! Ich habe die Kontrolle verloren,wider besseren Wissens und vielen Versuchen, es bleiben zu lassen weiter trinken müssen! bis zu der Erkenntnis alkoholkrank zu sein.... und wenn ich nichts dagegen unternehme,bald auch schwere körperliche Folgeerkrankungen in Kauf nehmen zu müssen.
Diese Erkenntnis hat mich frei gemacht
frei gemacht,das Bekenntnis auszusprechen:ich bin Alkoholikerin.Seit dem bin ich Guten Gewissens dem Alkohol fern geblieben
Schuld ist ein großes Thema in dem Zusammenhang Schuldgefühle haben mich lange Jahre davon abgehalten mir Hilfe zu suchen,das Ding, ich muß es doch irgendwie in den Griff bekommen
Schuld und Scham haben mein Leben bestimmt.. lange vor und oft während des Trinkens.Der Alkohol kam früh dazu und hat sie gefüttert. Langsam verweise ich sie in ihre Schranken,die Dämonen.
Dazu lasse ich den Alkohol den Rest meines Lebens stehen-auch wenn ich keine Alkoholikerin sein sollte
Mir gehts nämlich gut so ohne
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
ZitatGepostet von Komplex Und jetzt willst Du mir erzählen, dass das alles sinnlos ist, weil Du jetzt so weit bist, es sein zu lassen?
Kann es vielleicht auch sein, dass Du das jetzt ausreichend gerade gerückt hast, um es friedlich sein zu lassen?
Ich bin an einem ähnlichen Punkt: So langsam kehrt Friede ein über all das, mit dem ich mich verquert habe. Aber erst, seit ich durch die Beschäftigung damit gewisse Zusammenhänge sehen konnte, ohne die ich ganz bestimmte Mängel und Ungereimtheiten in mir nicht erklären konnte.
Ich rede ja nicht Überanalyse das Wort.
Aber es ist wie bei einem Auto, das nicht mehr anspringt. Da schau ich auch nach. Und wenn es nicht fehlender Sprit ist als Ursache, muss ich weiter schauen. Oder ich verschrotte es.
Die Nabelschau sollte keine bleiben, das ist klar.
Der Alkohol hätte viel früher verschrottetgehört
ich hab ja zu den deppchen gehört,die sich tags auf die couch gelegt haben und dann abends die neuen Erkenntnisse gleich wieder weggespült haben bzw. meine Einsicht in gewisse Zusammenhänge
Gruß Vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
ZitatGepostet von Komplex Und jetzt willst Du mir erzählen, dass das alles sinnlos ist, weil Du jetzt so weit bist, es sein zu lassen?
Kann es vielleicht auch sein, dass Du das jetzt ausreichend gerade gerückt hast, um es friedlich sein zu lassen?
Ich bin an einem ähnlichen Punkt: So langsam kehrt Friede ein über all das, mit dem ich mich verquert habe. Aber erst, seit ich durch die Beschäftigung damit gewisse Zusammenhänge sehen konnte, ohne die ich ganz bestimmte Mängel und Ungereimtheiten in mir nicht erklären konnte.
Ich rede ja nicht Überanalyse das Wort.
Aber es ist wie bei einem Auto, das nicht mehr anspringt. Da schau ich auch nach. Und wenn es nicht fehlender Sprit ist als Ursache, muss ich weiter schauen. Oder ich verschrotte es.
Die Nabelschau sollte keine bleiben, das ist klar.
Der Alkohol hätte viel früher verschrottetgehört
ich hab ja zu den deppchen gehört,die sich tags auf die couch gelegt haben und dann abends die neuen Erkenntnisse gleich wieder weggespült haben bzw. meine Einsicht in gewisse Zusammenhänge
Gruß Vera
Öh, ja, das nenne ich dann mal doppelte Verstärkung.
Oder wie ein Auto zu betanken nicht ohne vorher ein Loch in den Tank gebohrt zu haben.
ZitatGepostet von Fingolfin2 Alkoholabhängigkeit ist - unbehandelt oder nicht zum Stillstand gebracht - eine tödliche Krankheit, kannste jeden Hausarzt nach fragen.
Sorry, ich muß mal wieder meinen Spruch bringen:
Das Leben an sich endet, behandelt, wie unbehandelt, unweigerlich mit dem Tod
Ich mag einfach diese Dramatisierungen nicht. Bei mir waren selbige kontraproduktiv.
Gruß Viktor
Jo, und wer früher stirbt ist wenigstens länger tot. Sehr sinnig.
ZitatGepostet von Randolf
Das Leben ist eben JETZT und die Vergangenheit ist nichts anderes als der Inhalt des ewig alten Denkens
.
Im Jetzt stimme ich überein, meine Vergangenheit - mit all ihren Irrungen,Wirrungen und Fehlern - bleibt für mich jedoch unabänderlich(er) Bestandteil meines Lebens.
Die Fehler und Gründe, die schließlich zu meiner Abhängigkeit geführt haben, zu erkennen war der wesentliche Schritt für mich-- hier scheitern wohl auch schon viele.
Und diese Erkenntnis anzunehmen und zur Gestaltung einer positiv gestimmten (trockenen) Zukunft zu gebrauchen, war der zweite große Step.
Wie das Kind heißt ist, ist mir schnuppe, Hauptsache, es wächst und gedeiht .
Gruss
Michael
Alkohol ist ein hervorragendes Lösungsmittel: Es löst Familien, Ehen, Freundschaften, Arbeitsverhältnisse, Bankkonten, Leber- und Gehirnzellen auf. - Es löst nur keine Probleme.
… unsere Narben haben die Angewohnheit uns daran zu erinnern, daß die Vergangenheit einmal Realität war … :sly: H.L. "Roter Drache"
Meine Darstellung habe ich aus einem Vortrag aus meiner LZT und das war für mich die Erklärung, warum ich süchtig wurde. Ich weiß also warum und ich finde das schon wichtig zu wissen. Mir hilfts.
Mit der in meinen Augen bescheuerten Aussage, Alkoholismus sei eine tödliche Krankheit, habe ich noch nie was anfangen können; die hat mir einfach keinen Respekt vor meinem Leben eingeflößt. Warum auch? Das Leben an sich ist ein tödlicher Prozess.
Mir hat aber unbedingt geholfen, dem Kind, das mir mein Leben schwer macht, einen Namen zu geben. Und ich nannte es tatsächlich ganz banal Krankheit. Ich hätte es auch ‚die Folge meiner seelischen Verkorksungen‘ nennen können oder auch ‚die Folge meiner mangelnden Achtsamkeit meinem inneren Kind und meiner jetzigen Lebensverhältnisse‘ gegenüber‘… aber wenn man noch keinen Zugang zu sich selbst hat, aber in irgendeiner Form leidet, kann man die Abhängigkeit von Alkohol sehr wohl auch ‚Krankheit‘ nennen. Dieses Wort hat doch für jeden eine andere Bedeutung, und geh mal mit einer ‚Krankheit‘ zu unterschiedlichen Ärzten… Einzig wichtig ist doch, dass du die Situation, so wie sie ist, nicht mehr ertragen kannst.
Bis zur Erkenntnis, Hilfe zu benötigen und auch annehmen zu wollen, sind die Wege unterschiedlich lang. Und diese unterschiedlich langen Wege beruhen auf den unterschiedlichen Erfahrungen und den unterschiedlichen erlernten Verhaltensweisen und Denkmustern. Deswegen bringts ja auch nix, wenn ein anderer die ‚krankmachenden Muster‘ erkennt und permanent auf seiner Erkenntnis herumreitet. Dennoch finde ich, dass steter Tropfen durchaus den Stein höhlt, denn so ist der ‚Leidende‘ gezwungen, sich auch andere Denkmuster gefallen zu lassen und kann seine eigenen, evtl. fehlgeleiteten Denkstrukturen aus der Vergangenheit überprüfen und abändern. Die Möglichkeit ist ihm durch die Einwirkungen von außen gegeben. Was er damit macht…
Ich fand mich auf alle Fälle krank, hilfs- und behandlungsbedürftig. Ich hab gemerkt, dass ich sooo nicht weitermachen will und dass die alten Wege nirgendwohin führen. Diese Wege des Sollen und Müssen bis zum Erbrechen. Dieses ‚es kann nicht sein, was nicht sein darf‘. Dieses Wegschauen, diese Sackgasse, dieses Aushalten und Verharren, dieses Rumsumpfen in alten überkommenen ausbremsenden Mustern, Glaubenssätzen und Überzeugungen.
Und ich hab gemerkt, dass mich an der Veränderung der Alkohol hindert. Dass er neue Wege versperrt und mich einen Affeneiertanz vollführen lässt, der nicht nur an Peinlichkeit, sondern auch an Selbstbetrug kaum zu überbieten ist. Da wollte ich raus. Und zu dem Zeitpunkt hätte ich es auch ‚die Pest‘ genannt, wenn mir nur jemand die Hilfe gegeben hat, die ich nun endlich auch haben wollte. Ich habe mein ‚Dings‘ erst akzeptiert, als ich begriffen habe, dass ich abhängig, dass ich süchtig bin. Und dabei hat mir sehr geholfen, dass diese meine Abhängigkeit von den helfenden Instanzen tatsächlich als ‚Krankheit‘ anerkannt ist und damit auch nicht mehr gesellschaftlich als Disziplinlosigkeit geächtet wird. Es fiel leichter, Hilfe anzunehmen. Und jetzt, da ich meine Hilfsbedürftigkeit anerkenne, bekomme ich sie auch. Und ich habe nur sehr gute Erfahrungen gemacht, wahrscheinlich weil mein Genesungswunsch absolut authentisch und ernsthaft ist. Die Menschen begegnen mir allesamt mit großer Achtung und Anerkennung und das ist für mich ein guter Start. Es erleichtert mir, weiterhin ehrlich zu mir zu sein und auch anderen Dingen nicht mehr auszuweichen.
Krankheit ist erst da, wenn ich einen Zustand als solche benenne, wenn ich etwas verändern will. Somit ist eine Definition des ‚ungemütlichen, unerträglichen Seins‘ erst dann sinnvoll, wenn ich einen Veränderungswunsch habe.
Sorry, lang. Aber für mich war es schon superwichtig, die Einsicht zu haben, wirklich krank zu sein. Ich habe mir erst dann die Erlaubnis gegeben, mich 'besser' zu behandeln und behandeln zu lassen. Jetzt finde ich mich aber nicht mehr krank; ich bin genesend. Ich sage in der Gruppe auch nicht, ich bin Alkoholikerin. Ich sage: ich bin alkoholabhängig und das mein Leben lang. Ich kann nicht mit Alkohol umgehen. Ich bin süchtig, mir reicht ein Glas niemals mehr. Deshalb lasse ich das erste stehen.
ich hab ohne jede Hilfe aufgehört zu trinken, also allein und ohne Therapie wo ich dann das Rüstzeug fürn trockenens Leben bekommen hätte. War so und hat auch funktioniert und auch der schwierigere Part, das Trockenbleiben klappt offensichtlich sehr gut. Ohne Alkohol zu leben ist ein natürlicher Zustand für mich.
Und muß zugeben, daß ich langsam auch vergesslich werde was die immer ferner rückende Vergangenheit meiner Drogenkarriere und mittlerweile auch die ersten Jahre ohne Suchtmittel betrifft. Vergesslich - naja ich scher mich nicht mehr drum... Riskant find ich's dennoch nicht, weil EINS immer gegenwärtig bleiben wird: der Augenblick wo ich wusste, daß es vorbei ist. Und ich wage darauf zu vertrauen daß dies reicht. Wenn du einmal wirklich dem Tod ins Auge geschaut hast, gehst du nicht mehr zur Tür mit der verlockenden Aufschrift....
Zur Zeit scheint's bei mir so zu sein daß ich eher in einem Prozeß des Ver-Lernens bin, all das viele "Wissen" das ich mir in der Zeit als Erklärungs-Junkie zusammengetragen habe.
Ich merke halt daß mehr Neues da ist wenn ich nicht ständig bemüht bin alles verstehen zu wollen was vor sich geht. Kein Verharren in einer heiligen Einfalt, eher ein Gewahrsein wie ein gefräßiger Verstand sich alles einverleiben will - und es dadurch zu etwas Bekannten und damit Altem machen will.
Klingt vielleicht zu wolkig oder banal - ich kanns auch nicht näher beschreiben, wohl weil es mit Erleben und Wahrnehmen zu tun hat; auch kein Nicht-Denken a'la Mystik und dgl. Es gibt durchaus neue Gedanken - ich finde das Wort Einfall sehr schön.Etwas kann einfallen - vielleicht dann wenn der Geist nicht verschlossen ist.
Well, die Zeit ruft.
LG
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
für mich liest du dich gut. Du hast ein Stückweit mit der Thematik abgeschlossen und es ist für dich zur absoluten Normalität geworden, nicht zu konsumieren. Du bewegst dich völlig normal in unserer Gesellschaft, ich hingegen bin noch als "Erklärungs-Junkie" unterwegs, aber zur Zeit auch irgendwie entspannter und ruhiger.
Ich glaube auch, dass es genügend Personen gibt, die von sich aus aufhören aufgrund eines schlimmen Erlebnisses. Von denen bekommen wir ja nichts mit, sie klingeln ja nicht an meiner Tür.
Also für mich war es schon sehr wichtig, erst mal zu reflektieren, was bei mir falsch gelaufen ist. Welche Defizite ich ausgleichen wollte und warum ich das damals nur mit Alkohol konnte.
Es ist für mich auch wichtig, das immer im Bewusstsein zu halten. Nur so kann ich auch bewusst gegensteuern, wenn ich Gefahr laufe in alte Verhaltensmuster zu rutschen. Und ich habe gemerkt, dass das schnell gehn kann bei mir. Was man sich 20 Jahre abgeschaut hat und weitere 27 praktiziert, das kann man auch nicht einfach so abschalten.
Weiter beschäftige ich mich aber nicht mehr damit, ich habe mit der Vergangenheit meinen Frieden gemacht und betrachte das heute mehr von einem neutralen Standpunkt aus.
Ob die psychischen Ursachen für das Saufen eine Krankheit sind, darüber lässt sich sicher streiten. Die Abhängigkeit als solche, insbesonders die physische, ist es mE ganz sicher.
ich denke einfach, dass ich mich noch zuviel mit der Thematik auseinandersetze. Ich weiss ja nun sehr viel und zum alltäglichen Leben gehören auch andere Dinge, als sich mit der Sucht zu beschäftigen. Ich kann doch ganz normal am Leben teilnehmen wie andere auch. Ein Suchtmittel braucht es dazu nicht.
ZitatGepostet von Springergabel ...für mich war es schon sehr wichtig, erst mal zu reflektieren, was bei mir falsch gelaufen ist. Welche Defizite ich ausgleichen wollte und warum ich das damals nur mit Alkohol konnte... ...das immer im Bewusstsein zu behalten. Nur so kann ich auch bewusst gegensteuern, wenn ich Gefahr laufe in alte Verhaltensmuster zu rutschen.
Ja, das Reflektieren und Aufarbeiten war bislang (und ist es immer noch) für mich sehr wichtig! Das kann aber auch daran liegen, dass ich (erst?) seit einem knappen Jahr ohne große Probleme trocken bin (genauer: 29.12.2010 :gut, ich weiß es einfach nicht. Es gibt schon noch viele Fragen, die Vergangenheit betreffend. Viele hier werden vielleicht sagen "Das bringt doch eh nix, das Nachkartln, in der Vergangenheit rumzustochern!"; da muss ich allerdings sagen: "Doch, für mich bringt es schon etwas, mein eigenes früheres Leben zu erforschen!" Auch die Aufarbeitung ist, wie die Sucht selbst, höchst individuell... Ich habe meterweise Fachliteratur gelesen, von Medizin, über Sucht an sich, bis hin zur Psychotherapie/Psychologie. Alles aus dem einen Grunde, zu verstehen wie, wann und warum das so und nicht anders gelaufen ist... Ich habe sogar eine 9-monatige Fernausbildung abends zum (zertifizierten) Suchtberater durchgeführt und erfolgreich beendet, bin dabei bei der Psychologie und deren Nebenfeldern hängen geblieben, interessehalber (das werde ich auch weiter verfolgen)! Allerdings beschäftige ich mich durchaus noch mit anderen Dingen des alltäglichen Lebens, die nicht die Abhängigkeit betreffen, musiziere, komponiere etwas, fotografiere, lese (keine Fachliteratur), trainiere Rad usw.
ZitatGepostet von Maggoo Ich habe meterweise Fachliteratur gelesen, von Medizin, über Sucht an sich, bis hin zur Psychotherapie/Psychologie. Alles aus dem einen Grunde, zu verstehen wie, wann und warum das so und nicht anders gelaufen ist...
Etwas OT und dennoch: diesen Thread lesend und die Art und Weise, wie auf das Thema geantwortet wird, macht mir mal wieder bewusst, wie toll dieses Forum ist. Das ist einfach etwas besonderes. Diese Fragen beschäftigen mich auch (immer noch manchmal ) und hier wird mir geholfen, meinen Horizont zu erweitern.
Einfach DANKE und allen frohe Feiertage! @Maggoo: im obigen Zitat erkenne ich mich "sowas von wieder" ....