Ich bin 45 Jahre alt, liiert, keine Kinder, arbeite im EDV-Bereich, derzeit im "Sabbatjahr", um mich endlich auf die richtige Spur zu bringen, was das Trinken angeht. Ich konsumiere Alkohol seit der Jugend, inzwischen 30 Jahre lang (Bier und Sekt).
In einer privaten Krise Mitte letzten Jahres bin ich ein paar Wochen auf Vodka umgeschwenkt, was einen Zusammenbruch ausgelöst hat (Entzugserscheinungen/ Panikattacken). Daraufhin hab ich mich selbst in die Entgiftung verfrachtet, SBS aufgesucht, SHG besucht, Therapie begonnen und mit Baclofen angefangen. Baclofen unterdrückt den Suchtdruck (s. O. Ameisen, Faq Baclofen, wer Interesse hat).
Baclofen funktioniert soweit, Craving ist minimal, der Trinkwunsch damit jedoch nicht beseitigt.
Ich schieß mich nicht mehr ab, aber die Muster, Anspannung, Langeweile, emotionalen Stress usw. mit Alkohol zu "lösen" oder bei guter Laune "einen drauf zu setzen", sind geblieben. Aktuell normal 2-3 Bier, bei Stress 2 Flaschen Sekt oder 7 Halbe.
Auf die Frage "willst Du denn überhaupt abstinent leben?" kann ich nur mit einem klaren Jain antworten, ich bin u.a. deshalb hier an Board gegangen, um mir darüber klar zu werden.
Gelesen hab ich hier schon einiges, ein sehr netter Chat gestern hat mich ermutigt, mich hier anzumelden.
Mir ist der Satz "fake it 'till you make it" den ganzen Tag durch den Kopf gegangen, weil ich glaube, dass mir das im Moment am meisten weiterhelfen wird. Für mich ist Alkohol ein Symptom, die zugrundeliegende Sucht-/ Abhängigkeitsstruktur das, wo ich ran will.
Ich bin der Entspannungsübung, des Joggens und der Meditation* mächtig - aber ich hab enorme Schwierigkeiten, mich aufzuraffen. Ich weiß nicht so Recht, wo mein Widerstand herkommt.
Ich möchte einen neuen Anlauf nehmen,indem ich einen nüchternen Umgang mit den Unbillen des Lebens "nachahme" (s.o.*), bis etwas von diesen Fertigkeiten in mich übergeht, Selbsterforschung und Denken haben da bekanntlich ihre Grenzen, wie mir schmerzlich bewusst geworden ist.
Eine Mischung aus Disziplin, Aushalten, Üben und Lassen. Mit zeitlich begrenztem Verzicht auf Alkohol. Erstmal zwei Wochen.
Ich weiß, dass ich hier nicht in einem Sauf-Weiter-Forum bin, "Moderates Trinken" hier keine Option darstellt.
Ich erhoffe mir, dass die Auseinandersetzung im Forum mit meinem Reizbegriff Abstinenz mir weiterhilft, Schritt für Schritt aus Abhängigkeiten herauszukommen, die mir die Lebensfreude nehmen. Ich habe es ziemlich satt, auf alle Probleme und Freuden nur eine Antwort zu kennen.
Liebe Grüße, Conny
[ Editiert von GoldenTulip am 17.02.12 20:50 ]
- Wenn Du nichts tun kannst, tu was Du tun kannst -
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
herzlich willkommen, ich strauchel auch ziemlich. War aber ziemlich schnell davon überzeugt, dass es, sobald man als süchtig gilt nur noch eine ja/nein, an/aus = eine Bit-Entscheidung gibt. Alles dazwischen ist Mist und funktioniert nicht auf Dauer(da stehe ich aber immer noch). Momentan ist meine Denke, dass ich 16 Stunden am Tag nein sage und 8 Stunden ja....wäre blöd sich für die Minderheit zu entscheiden oder? ...ich gehe in kleinen Schritten vorwärts, aber die Hoffnung und das Ziel und das wahre Leben bedarf keinen Alkohol. Und immerhin über den überwiegenden Teil des Tages habe ich Einsicht - die restlichen Stunden kriege ich irgendwie auch noch rum und das erwünsche ich mir auch für Dich und jeden.
Nach deiner Geschichte, wird dir das moderate trinken nicht gelingen da verwette ich glatt ne kiste bier
[ Editiert von Maja82 am 17.02.12 21:13 ][/b]
Ja, gut erkannt, Maja82, darauf zielt meine Frage ab, am Ende. Falls es so kommt, spenden wir die Bierkiste einer bedürftigen Vereinigung wie *schonmal vorabeditiert*
LG Conny
- Wenn Du nichts tun kannst, tu was Du tun kannst -
...aber die Muster, Anspannung, Langeweile, emotionalen Stress usw. mit Alkohol zu "lösen" oder bei guter Laune "einen drauf zu setzen", sind geblieben. Aktuell normal 2-3 Bier, bei Stress 2 Flaschen Sekt oder 7 Halbe.
... Mit zeitlich begrenztem Verzicht auf Alkohol. Erstmal zwei Wochen.
was machst du nun in deinen geplanten 2 abstinenten Wochen bei Anspannung, Langeweile, guter Laune und emotionalem Stress?
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
"dass es, sobald man als süchtig gilt nur noch eine ja/nein, an/aus = eine Bit-Entscheidung gibt. Alles dazwischen ist Mist und funktioniert nicht auf Dauer"
nicht mehr aus, sonst wäre ich nicht hier. Bauchschmerzen macht mir deine "Trockendockperspektive":
"die restlichen Stunden kriege ich irgendwie auch noch rum und das erwünsche ich mir auch für Dich und jeden."
Ich möchte nichts "rumbekommen", will im Urlaub nicht auf "Sekt und Flow" verzichten. Im Alltag hat das nichts zu suchen, Stress = Pulle an Hals will ich auch nicht mehr, aber ein die "kleinen Fluchten des Alltags" (jenseits vom ominösen Suchtgedächtnis, an das ich nicht glauben will) will ich nicht missen.
Ich fände es sehr schade, wenn da nur on/off ginge. Ich will nicht, dass die Welt so funktioniert.
Das ist mein Hauptproblem: Wenn die Welt wirklich so wäre, wollte ich sie so nicht haben. Dann eben nicht. Alternative unbekannt.
Lieben Gruß, Conny
- Wenn Du nichts tun kannst, tu was Du tun kannst -
Die "Welt" kann durchaus mit Genusstrinken funktionieren. Ich kenne eine Menge Menschen, denen das so ergeht.
Ob DU so funktioniert ist halt eine ganz andere Frage. Was mich interessiert: Warum willst Du zwei Wochen nix trinken, um dann wieder anzufangen. Bei 6 Wochen würde ich es ja noch verstehen, weil sich in der Zeit eine noch gesunde Leber erholen kann - aber sonst?
...nein um Gottes Willen!!!! entschuldige Gott, wenn es dich denn gibt. Das "rumkriegen" war der falsche Ausdruck - ich meine man soll das Leben 24 Stunden am Tag genießen können und sich nicht davor verstecken!!!
...Baclofen funktioniert soweit, Craving ist minimal, der Trinkwunsch damit jedoch nicht beseitigt. ...
zitat2:
...Aktuell normal 2-3 Bier, bei Stress 2 Flaschen Sekt oder 7 Halbe...
das versteh ich nicht, baclofen wirkt aber du mußt noch immer so viel trinken.
zitat: ...Auf die Frage "willst Du denn überhaupt abstinent leben?" kann ich nur mit einem klaren Jain antworten,...
ich denke da ist noch eine wichtige frage offen, die du vielleicht zuerst beandworten solltest.
bist du ein alkoholiker und somit alkohol-krank oder trinkst du "nur" etwas viel.
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
... was einen Zusammenbruch ausgelöst hat (Entzugserscheinungen/ Panikattacken).
... jenseits vom ominösen Suchtgedächtnis, an das ich nicht glauben will.
Wenn du bereits Entzugserscheinungen hattest, hast du auch zwingend ein Suchtgedächtnis. Ob es dir nun gefällt oder nicht. Deinem Gehirn wird bald der Dopamin-Kick fehlen, so ganz ohne Alkohol ... nicht lustig. Damit du wieder "funktionieren" kannst, wirst du eben wieder trinken. Na und? Willst du ja nach spätestens 2 Wochen sowieso wieder, wozu also das ganze Prozedere?
Wenn du die (deine) Welt ganz ohne Alkohol nicht haben willst, trinkst du eben. Ist doch alles kein Problem.
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
ich bin keine Genuss- sondern Wirkungstrinkerin. Mir schmeckt weder Wein, Bier, noch sonstwas.
"Warum willst Du zwei Wochen nix trinken, um dann wieder anzufangen. Bei 6 Wochen würde ich es ja noch verstehen,"
Babyschritte. Zwei Wochen ist mehr, als ich je geschafft hab, am Stück waren es maximal 8 Tage. Dann bin ich wieder eingebrochen- ohne Suchtdruck, körperlich ok, ich wollte das Gefühl von in diesem Raum sein zurück.
Als wär die eigene Kraft fort, geliehene Energie. Wohlbefinden, Hier und Jetzt. Alkohol ist Meditation für Faule.
Ich möchte über eine zweispurige Straße kommen, 6 Spuren sind mir zuviel.
Der neue Raum ist mir so fremd, ich habe kein Zutrauen zu meinen eigenen Fähigkeiten/ Fertigkeiten. Mir macht das Angst.
Spinne ok, aber bitte erst eine kleine....
LG Conny
- Wenn Du nichts tun kannst, tu was Du tun kannst -