Mein Vater ist lange tot, mit dem konnte ich eh nicht mehr...hätte auch keinen Sinn gehabt. Bei meiner Mutter habe ich mir angewöhnt, sofern ich das Gefühl habe, dass sie ein wenig "offen" ist für meine klärenden Anliegen, ihr nach einem türöffnenden Hauptsatz einen fragenden Nebensatz hinterher zu schieben. Manchmal kommt dann so was wie Klärung.
Hau rein, Ivvan, und freu Dich auf HH. Meine "Schatzstadt", heul.....
ZitatGepostet von Ivvan Im Urlaub, vor allen Dingen in Italien, gehört doch Wein dazu, oder?
Das stimmt. Ich war gerade eine Woche in Sizilien und speziell zum Abendessen gehen die Sizilianer wie selbstverständlich von Wein und Wasser aus. Wollte ich einen Saft oder 'ne Cola, musste ich extra danach fragen. Das hat mich aber nicht sonderlich gestört, zumal die Menschen in meinem Umfeld nur extrem moderat getrunken haben, von daher konnte ich völlig entspannt mein Wasser genießen. Und tagsüber wäre Alkohol undenkbar gewesen, da trinken alle wahlweise Wasser oder Säfte, oder aber espresso oder americano.
Die größte Gefahr sind deine eigenen Gedanken oder ein verständnisloses Umfeld. Wenn du es schaffst, in dieser Hinsicht knallhart zu bleiben, sollte dein Italien-Urlaub ein voller Erfolg werden!
ZitatGepostet von Ivvan Es scheint so, als würde ich an zwei Baustellen arbeiten, aber vielleicht können die "Arbeiter der einen" den "Arbeitern der anderen" helfen???? Ich befände mich in der gleichen Situation wenn ich jetzt in den Urlaub fahren würde. Im Urlaub, vor allen Dingen in Italien, gehört doch Wein dazu, oder? ..... Partys, Treffen mit Freunden etc. alles immer MIT Alkohol. Klar, da konnte ich gehen, wenn ich wollte, aber in HH kann ich das doch auch?! Am WE bekommen wir Besuch der auch immer gerne und viel trinkt. Er wird auch jetzt gern und viel trinken, nur ich eben nicht. Was soll ich denn machen, hier sitzen und warten bis es mich auffrißt? Es heißt doch immer bei aufkommendem Saufdruck: Ablenkung!!
...
[ Editiert von Ivvan am 12.04.12 10:46 ]
Hallo,
Ich geb zu, ich könnte das nicht. So lange ich noch nicht wirklich stabil trocken bin vermeide ich solche feiern, wo viel gesoffen wird. Und auch mit solchen alten Urlaubssituationen würde ich kam klar kommen.
Für mich ist dann klar, ich suche mir alternativen. Das hat für mich nichts mit weglaufen zu tun. Aber manchen Situationen will ich noch einfach nicht aussetzen. Da muss ich nicht zu hause versauern. Ich suche mir lieber etwas, was keinen Suchtdruck auslöst. Neue Wege eben.
Die größte Gefahr sind deine eigenen Gedanken oder ein verständnisloses Umfeld. Wenn du es schaffst, in dieser Hinsicht knallhart zu bleiben, sollte dein Italien-Urlaub ein voller Erfolg werden!
Liebe Grüße Ave
Sehe ich auch so, wenn du dir deiner Abstinenz sicher bist, sollte das kein Problem werden. Aber wenn da nur der Hauch von einem Zweifel in dir verborgen ist, Vorsicht! Ich bin einmal so in den Urlaub geflogen, froh darüber mal wieder eine Weile nüchtern gewesen zu sein, aber in mir lag schon noch viel Neid" auf die, die trinken "dürfen"...es hat 4 Tage gedauert und ich war, wieder mal, für Minimum 18 Monate dabei, glaube ich...allerdings war das von Anfang an nur eine Trinkpause, aber auch das war mir damals nicht klar...
Ich würde sagen wichtig ist vor allem, dass du dir nichts vormachst, dich nicht überforderst, ehrlich zu dir bist und, wo nötig, besser Verzicht übst als dich unnötigen Gefahren auszuliefern...dann wird auch alles gut gehen, aber aus Erfahrung weiß ich, dass das leichter gesagt als getan ist...sich bloß nichts beweisen wollen, das ist ganz einfach zu gefährlich!
ZitatGepostet von Ivvan Im Urlaub, vor allen Dingen in Italien, gehört doch Wein dazu, oder?
Das stimmt. Ich war gerade eine Woche in Sizilien und speziell zum Abendessen gehen die Sizilianer wie selbstverständlich von Wein und Wasser aus. W
3. Alkoholpermissive Kulturen. Diese erlauben Alkohol aber nur zu fest definierten Gelegenheiten. Es gibt zwei Formen der alkoholpermissiven Kulturen. Die erste erlaubt täglichen Alkoholkonsum, aber nur in begrenzten Mengen und zu bestimmten Gelegenheiten. Dazu gehören die meisten Kulturen, die direkt aus dem römischen Reich der Antike hervorgegangen sind, Italien....
Ich möchte "kurz" schreiben, denn ich bin so unendlich traurig! Auf meiner Reise nach HH habe ich mich mit meiner Mutter in ihrer Heimatstadt, eine Kleinstadt in Ostwestfalen, getroffen, um dort meine Tante, ihre Schwester, zu besuchen. Meine Tante war schon immer ein zu schweren Depressionen und Ängsten neigender Mensch. Stetig wachsende Zwänge und fast paranoide Riten haben ihren Alltag bestimmt. Gleichzeitig nahm aber das Denken, die Fähigkeit Verantwortung zu übernehmen immer mehr ab. Eine krankhafte "Affenliebe" ihrer Enkeltochter gegenüber, bestimmte ihr Leben in den letzten 20 Jahren. Vor 7 Jahren erkrankte mein Onkel an einem Gehirntumor und war nach der OP ein absoluter Pflegefall. Es folgte die Einlieferung in ein Pflegeheim. Gleichzeitig zog das Enkelkind endlich zu ihrer Mutter, und meine Tante bliebt allein zurück. Letztlich verstarb mein Onkel vor gut 5 Jahren und hinterließ meiner Tante Schulden in Höhe von 250.000.-€!!! Bis heute weiß man nicht, WAS das für Schulden sind, und ob das Geld nicht irgendwo in der Schweiz liegt......es hat sich auch niemand die Mühe gemacht, daß heraus zu finden. Meine Tante musste das Haus verkaufen um die Schulden zu bezahlen. Letzten Endes wurde immer alles für sie entschieden-auch das Heim, in dem sie jetzt lebt, und in dem ich heute war. Die Diagnose lautet Demenz. Doch ich habe mich bereits vor längerer Zeit bei verschieden Psychologen etc. erkundigt. Deren Aussage hieß: schwere Depression nach traumatischem Schock, leider hatte ich keinerlei Einwirkung auf die Entscheidungen meines Onkels (ihrem Bruder) der sämtliche Verwaltungsangelegenheiten übernommen hat. Er hat sich noch schnell an Kunstgegenständen, Bildern und Schmuck etc. bereichert, vielmehr es innerhalb seiner Familie verteilt, und so ist es nun. Heute Nachmittag besuchten meine Mutter und ich nun meine Tante in diesem Heim, und ich wußte nicht, was ich zuerst machen sollte, heulen oder kotzen! Es war so grauenvoll meine Tante, die mir immer näher stand als meine Mutter SO zu sehen. Aufgedunsen, grau und fahl schob sie ihren Rollator vor sich her, und lief damit in kleinsten Trippelschritten den Flur hinab. Sie ist mit ihren Mitte 70 eindeutig die Jüngste dort. Dann saßen wir zu dritt in ihrem Zimmer, in dem noch zwei alte Biedermeier-Sessel sowie Tisch, und die letzten wundervollen Bilder plus Silberpreziosen, die mein Onkel sich nicht unter den Nagel gerissen hat, untergebracht waren. Gesprochen hat sie eigentlich wenig, aber viel gelacht, wenn meine Mutter und ich versucht haben, Späße zu machen. Aber sonst "kam überhaupt nichts mehr". Ein leeres Gesicht mit leeren Augen. Einzig als es für einen kurzen Moment um das Enkelkind ging, erwachte etwas in ihr - für eine kurze Sequenz sah ich etwas. Sie ist noch da, hat nur vollkommen " zu gemacht". Sie hat ihr ganzes Leben ausgeblendet. Einfach sterben lassen. Mir wurde unheimlich übel und schwindelig und ich dachte nicht, daß ich das weiter aushalten kann. Und auch jetzt: wehe, wenn ich diese Trauer darüber zulasse. So schlimm ist es, sie so zu sehen. Danach war ich noch mit meiner Mutter essen. Sie trank launig ihre 2/4 Wein, und ich meine Apfelsaftschorle. Vorher dachte ich noch, ich könne das nur mit Alkohol aushalten, doch es ging, und ich bin sehr stolz auf mich. Es war seit langem die schlimmste Situation, die erlebt habe. Da werden die nächsten Tage in HH ein Leichtes sein. Sorry für das lange Geschreibe, doch ich bin neben der Traurigkeit noch so durcheinander. . Jetzt versuche ich zu schlafen Ivvan
Hallo Ivvan, du kannst stolz auf dich sein. Ich wünsche dir viel Kraft, das alles zu verarbeiten, es ist schlimm, einen geliebten Menschen so zu sehen.
Auch ich habe vor vielen Jahren eine Tante, die an Alzheimer erkrankt war, ins Heim geben müssen, es ging nicht mehr, sie brauchte rund um die Uhr Betreuung....
Ich arbeite in einem Seniorenheim, allerdings bin ich Köchin dort und habe nicht allzu viel Kontakt zu den Bewohnern. Nur die, die in den Speisesaal kommen, erzählen mir ihre Geschichten. Und die fangen alle gleich an: "Als ich noch zuhause war...... das fehlt mir so...
Hallo Ivvan. Ich habe 14 Jahre als Altenpfleger mit demenziell Erkrankten zu tun gehabt oder eben Alzheimer,eine Form der Demenz.
Habe viele Biographien gelesen,sehr viele und sehr oft hatte ich Momente,wo ich Nichts mehr zu sagen wusste...weil es Nichts mehr zu sagen gab.
Es ist erschreckend,wie sehr sich Menschen gegenseitig verletzen können,insbesondere die lieben Anverwandten , wenn es um Geld oder Besitz geht.
Ivvan, ein langes Leben ohne Happy End.... es bleibt nur ein einziger Trost:
Demenz schreitet immer voran,bleibt nie stehen,es gibt nur noch den langen Weg in die Leere, ohne Erinnerungen,ohne diese Qualen der schlechten Erinnerungen und der Verletzungen durch geliebte Menschen.
Und irgendwann vergisst das Gehirn auch,dass es zumindest den Körper noch steuern müsste,Hunger,Durst, nichts mehr...eine Erlösung,der Tod.
Wie ein Regal voller Bücher,und jedes Jahr fallen 1-2 Bücher herunter,bis das Regal leer ist,meistens nach ca 10 Jahren...
Und ich glaube nach wie vor, dass jeder Mensch,der sich an anderen im Leben versündigt, irgendwann seine Quttung dafür bekommt. Irgendwann und irgendwie,aber es bleibt nichts ungesühnt.
Es bleibt in solchen Situationen nur,diesem Menschen die Würde nicht zu nehmen, zu erhalten, sie weiterhin respektvoll und auf Augenhöhe zu behandeln.
Das habe ich gelernt,in Schulungen und Seminaren- die Validation,die Theorie. Was man nicht lernen kann,ist die Praxis. Diese konnte ich nur durch Erfahrungen und Hinwendung zu diesen Verirrten begreifen.
Wenn es Dich ein wenig tröstet, Ivvan,manchmal ist der Weg in dieses Vergessen besser,als sich bis zum letzten Tag zu quälen und zu leiden. Ich musste nach 14 Jahren aufgeben,da mein Topf voll war und langsam überlief. Ich will es nicht mehr aushalten müssen,nur weil es mein Job war und ich so gut war in meinem Job.
Trotz meiner Alkoholabhängigkeit oder gerade deswegen war ich sehr leidensfähig und konnte mich auch gut hineinfühlen,in die Trauer und Einsamkeit dieser Menschen.
Es war für meine Psyche, wie Öl ins Feuer zu giessen.
Und oft nur im Rausch erträglich und so konnte ich den nächsten Tag wieder hingehen, bis zum Burnout vor ca 4 Jahren.
Lass diese Geschichte nicht zu dicht an Dich heran,Ivvan.
Gerade solche Erlebnisse bringen oft den Abstinzwillen komplett zum Stillstand. Wut und Hass,Trauer und Mitgefühl lösen sich ab,bis man aufgibt und sich endlich,endlich doch betrinkt,um zu lindern,zu vergessen,nichts mehr fühlen.
Sprich mit Jemandem darüber,Du hast ja hier schon begonnen.
Gerade wenn die Sucht ohnehin ums Haus schleicht, würde ich es nicht versuchen,ob Du es allein aushalten kannst, weil ...solche Erlebnisse sitzen so tief in der Erinnerung und machen so schwach!
Ich hatte Ähnliches mit meiner geliebten Oma,die auch Alzheimer bekam.
Und obwohl ich es besser wusste und konnte,war ich nicht in der Lage, bei ihr anzuwenden,was ich beruflich jeden Tag tat.
Und anstatt bei ihr zu sein, verliess ich mich auf Andere,die sich kümmern mussten.
Diese Schuld trage ich heute noch mit mir herum, und sie wird anscheinend nicht weniger...
Sei nicht wütend,auf die die ihr das alles angetan haben, sondern versuche die Bilder und Deine Gefühle der Traurigkeit und Wut -irgendwann- dafür zu nutzen,ihr zu zeigen,das Du sie trotzdem gern hast,auch wenn sie Dich scheinbar nicht erkennt.
Demente und selbst Schwerstbehinderte haben ein feines Gespür dafür,wer es ehrlich mit ihnen meint.
Sorry,ich wollte nicht so pastoral rüberkommen,aber an diesem Punkt ist mein Panzer eben sehr durchlässig.
Heute besehen,war es das pure Gift für meine defizitäre und marode Psyche, so einen Job solange zu machen.
Es fällt mir schon schwer, immer das Gute in uns Menschen vorbehaltlos vorauszusetzen.
Ertragen konnte ich es auch nur,weil ich -wie oben gesagt- davon überzeugt bin,dass jeder für seine Taten Rechenschaft ablegen muss und die Quittung oder Belohnung bekommt, nicht sofort,aber irgendwann.
Das Leben ist wohl so,manchmal hart und ungerecht aber am Ende gleicht sich alles wieder aus.
Und wenn Du wieder anfängst zu trinken, Ivvan, deswegen, läufts Du nur davon und es holt Dich doch wieder ein.
LG Peter
[ Editiert von Jetzisabergut am 17.04.12 1:54 ]
_______________________________________________ Ich bin,wie ich bin,die Einen kennen mich,die Anderen können mich.... C.Adenauer
Rocaille
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17.04.2012 07:45
#99 RE: Diese verdammte Sucht, sie schleicht um`s Haus
ZitatGepostet von Ivvan Es war seit langem die schlimmste Situation, die erlebt habe. Da werden die nächsten Tage in HH ein Leichtes sein.
Sowas ist schwer zu ertragen. Ich fühle mit dir. Aber pass unbedingt auf. Denn die Situation magst du körperlich durch Raum und Zeit überwunden haben, deine Seele verarbeitet aber weiter die Eindrücke, die vom Verstand kaum zu verkraften sind.
Ivvan
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18.04.2012 00:18
#100 RE: Diese verdammte Sucht, sie schleicht um`s Haus
Heute vormittag waren wir noch einmal bei meiner Tante. Sie saß am Frühstückstisch des Gemeinschaftssaales, den Kopf zur Seite geneigt, und schlief. Wir gingen in ihr Zimmer, und sie fragte mich:" Waren Sie gestern auch schon hier?" Dann fing sie wieder an zu singen: "Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium! Wir betreten feuertrunken, Himmlische, Dein Heiligtum......" Mir wurde schwindelig und schlecht. Ein Foto auf einer Anrichte zeigt sie, meine Mutter und eine andere Tante in seliger Weinlaune auf einer Familienfeier. Das mag bestimmt 35 Jahre her sein. Was für schöne, fröhliche Menschen. Meine Tante hat 2 x versucht sich das Leben zu nehmen. Beide Male wurde sie von meinen Cousinen gefunden und schnell in ein Krankenhaus gebracht. Da es sich um ein Krankenhaus in besagter ostwestfälischen Kleinstadt handelt, und mein Onkel auch noch im Vorstand war, blieb es ohne Konsequenzen. Am nächsten Tag war sie wieder zuhause. Unglaublich. Um die Mittagszeit verabschiedeten wir uns dann und sie drehte sich nicht noch einmal um. Mühsam ergriff sie ein Wasserglas welches auf dem Tisch stand, und führte es zitternd zum Mund. Danach versank sie wieder in ihre eigene, stille Welt. Das es so schlimm ist, damit habe ich bei Weitem nicht gerechnet. Es war ein so furchtbarer Schock für mich. Die Nacht von gestern auf heute habe ich kaum schlafen können. Und ich denke, daß ich noch viel Zeit brauche das zu verarbeiten. Heute nachmittag sind meine Mutter und ich dann in HH angekommen, und ich muß sagen, mir geht es den Umständen entsprechend gut. Kein Alkohol-Verlangen, obwohl ich mal kurz darüber nachgedacht habe, aber den Gedanken gleich wieder beiseite schob! Meine Eltern trinken Abends schon lange keinen Wein mehr; so habe ich mir meinen Tee zubereitet. Ich möchte Euch mit meinen Privatgeschichten nicht langweilen, aber es tut mir gut das alles von der Seele zu schreiben. Jetzt gehe ich ins Bett in meinem altes Zimmer mit den vielen schweren Erinnerungen. Aber ich will da jetzt durch und nicht mehr weglaufen, sonst komme ich irgendwann zu spät zurück. Ich schaffe das! Gruß Ivvan
ivvan, das hast du genau richtig gemacht. schreib es Dir von der Seele und teile es. Deine Geschichte berührt mich sehr,ja das mit der Flucht in die Leere ,da könnte was dran sein.... Ich finde es klasse,das Du deine Tante besuchen konntest...auch wenn es anstrengend war-aber Du hast es getan.
Ich hab das bei meiner Oma so erlebt,nachdem sie den Opa über Jahre über ihre Kräfte mehr oder weniger allein zu Hause gepflegt hat,dessen Raucherbeine jedes Jahr mehr eingekürzt wurden und er dann irgendwann verstorben ist,da konnte man über die Monate von Telefonat zu Telefonat mehr hören,wie sie immer mehr in die Vergangenheit ging und seltsame Sachen erzählt hat die schon ewig her waren,als ob es gestern war..aktuelles hat sie nicht erinnert oder interessiert.Sie ist dann auch dement geworden und hat ganz lange im Heim gelebt. Ich hatte keinen Kontakt mehr über Jahre,wie auch zur Restfamilie,war im November auf der Beerdigung.ich habe es nicht mehr geschafft,mich zu verabschieden,als sie noch lebteleider. Meine Tante hat (Oma) ihre Mutter regelmäßig besucht und dann mit iht gesungen,oder ihr einfach vorgelesen und sie begleitet punktuell bis zum Schluß trotz großer Distanz. Es tat beiden gut,sagt sie und sie hatten schöne Momente .
Vielleicht kannst Du ja überlegen,ob da für Dich irgendwas geht oder Du etwas willst mit ihr ohne Erwartung und wenn wieviel, ohne das es Dir zur Belastung wird. Vielleicht kannst du sie ja mal ohne deine Mutter besuchen und ihr dann auch erzählen,was Dir noch auf dem Herzen liegt und klare Worte finden. Das kann ganz andere Qualität haben
Starke Frau gruß vera
Wer seinen Hafen nicht kennt,für den ist jeder Wind der falsche (Seneca)
Ja, wichtiges Thema, das mich auch sehr beschäftigt. Traurig, die Veränderungen, den Abbau - körperlich und/oder geistig - von Angehörigen mitzuerleben. Meine Mutter ist auch meist ziemlich verwirrt und auch körperlich eingeschränkt. Es tut weh, es zu sehen: das Zittern der Hände, das Ringen nach Worten, die mühsamen Bewegungen..., auch wenn wir kein besonders gutes Verhältnis gehabt haben.
Meine Oma, die ich auch mit gepflegt habe, lag in den letzten Jahren ihres Lebens nur noch im Bett, weil sie nicht mehr laufen konnte.
Das Sterben und der Tod werden sehr gegenwärtig, schleichen - um deinen Threadtitel aufzunehmen, Ivvan - auch schon ums Haus.
Ich frage mich, wie ich dieses mühevolle Verblassen der Person als "normalen" Verlauf sehen kann. Gehört es nicht zum Leben dazu alt, krank und pflegebedürftig werden zu können?
Warum und worüber trauern wir dann schon vor dem Tod? Ich trauere über schöne Zeiten, Zeiten, in denen ich mich für meine Mutter nicht verantwortlich fühlen musste, Zeiten, in denen ich selber unbeschwert war und an Endlichkeit nicht gedacht habe.
Ulli
Jeder Anfang beendet. (M. Jung)
Ivvan
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Beiträge:
18.04.2012 23:33
#103 RE: Diese verdammte Sucht, sie schleicht um`s Haus
Es tut mir sehr gut, Euer Mitgefühl!!! Ich hätte nicht gedacht, einen mir so nahe stehenden Menschen einmal so zu sehen. Es ist nur zu hoffen, daß sie nicht all zu viel davon mitbekommt. Es ist unvorstellbar für mich wie es ist, in einem undurchschaubaren Nebel zu leben, zu dämmern. Ab und zu hatte ich das Gefühl sie ist bei uns, jetzt gleich...jetzt gleich sagt sie etwas Zusammenhängendes, jetzt kann sie uns folgen. Dann aber wieder hatte ich einfach nur den Wunsch sie zu schütteln und anzuschreien: "Weißt Du wer ich bin? Wo bist Du?"
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Hier bei meinen Eltern komme ich erstaunlich gut zurecht. Der Gedanke an Alkohol wird bei jedem kurzen Aufkommen rasch zerschlagen. Ich bin stolz auf mich, es so zu bewältigen. Ohne Angstzustände, ohne Vino, allerdings mit einem offensichtlich gut wirkendem Antidepressivum, welches mir auch die Angst nimmt. Warum auch nicht?! Dafür ist es ja da. Ich gebe zu, ab und zu ist mir etwas übel und schwindelig, aber ich schiebe es mal auf eine "leichte Vergiftung", die ich mir am Sonntag zugezogen hatte. Plötzlich ging der Boden rauf und runter, kalter Schweiß, verkrampfte Hände...na dann gute Nacht, habe ich nur gedacht. Auf der Fahrt vom Stall nach Hause mußte ich 3 x ko....Ich dachte schon: Jetzt kommt das Reisefieber, die Angst hat mich gekrallt. War wohl aber wirklich nur eine "giftige Bakterie" .
Wenn sich dieses ungute Gefühl anschleicht: Oh Gott, was war es hier furchtbar. Oder ich falle wieder in alte Muster: Ich muss gefallen und sage wiederwieder was die anderen hören wollen. STOPP! Das machen wir jetzt nicht mehr, hörst Du???!!! Ich höre
Liebe Ivvan, einschneidende und traurige Erlebnisse
Ich kann mich an die Veränderungen meiner Großtante erinnern, von der taffen Frau hin zum Verhalten eines Kindes, als 85 Jährige, Geldmünzen zählend im Gitterbett, in einem Zimmer mit Türe, die nur von aussen zu öffnen war ...
Begonnen hat es damit, dass sie im Nachthemd, mit Hausschuhen an den Füßen zum Einkaufen ging. Dann hat sie Papierkaffeefilter ausgewaschen und zum Trocknen auf die Leine gehängt, ständig ihr Geld versteckt und nicht gefunden. Ich -als damals 10Jährige- kannte ihre Verstecke und wurde meist fündig. Als Kind fiel es mir jedoch leicht, mich auf ihre Ebene einzulassen. Sie war im Verhalten jünger als ich und in meiner kindlichen Naivität konnte ich mit ihr 'spielen' und lachen. Ich konnte sie in ihrem dementen Zustand annehmen und ihr auf ihrer Ebene begegnen; das habe ich sogar gerne gemacht. Diese Erfahrung half mir dann sehr dabei, als ich (damals 22 Jahre) meine Großmutter bei der Pflege ihres dementen Lebenspartners unterstützte. Er -einst ein autoritärer, dominanter, großer und kräftiger Mann (alkoholkrank)- in seinen letzten Tagen am Küchentisch sitzend und nach seinen Bausteinen fragend Ich habe ihm Holzbausteine gebracht und mit ihm Türme gebaut. Das hat mich mit ihm versöhnt, denn er ging zuvor nicht sonderlich gut mit mir um.
Wenn ich daran denke, wie es wäre, wenn ich dement würde, dann wünschte ich mir Menschen in meiner Umgebung, die auf meine (Rück-)entwicklungsstufe eingehen - empathisch halt. Ich wünsche mir niemanden, der mich aus dieser Welt herausreissen möchte, denn das funktioniert sowieso nicht und muss wahnsinnig anstrengend sein.
Den Vorschlag von Vera, sie alleine zu besuchen, finde ich sehr gut. Dann stehst du nicht unter Beobachtung und kannst deiner Tante begegnen, so wie du es möchtest. Vielleicht malst du mit ihr ein Bild oder singst mit ihr oder...
Ich wünsche dir sehr, dass dir deine Reise weiterhin gute (Selbst-)erkenntnisse bringt.
Und mein Angebot -für ein kurzfristig organisiertes Mini-Saufnix-Treffen steht.
Ein Treffen in Stuttgart wird einen längeren Vorlauf benötigen, wenn man die InteressentInnen alle unter einen Hut bringen will.
Liebe Grüße Bettina
- sprudeln statt plätschern -
Nichts existiert, das von Dauer ist. Das einzig Dauerhafte ist die Veränderung. (Buddha)
Ivvan
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)
Beiträge:
24.04.2012 00:01
#105 RE: Diese verdammte Sucht, sie schleicht um`s Haus
Geschafft! Ich bin seit Samstag zurück. Alles ist gut gegangen. Und ich bin stolz auf mich! Keine Angstzustände, keine Panikattacken, nur ab und zu ein leichter Schwindel, der mir signalisierte: Stopp! Zurückziehen. Keiner will was von mir! Ich entscheide! Niemand sonst!
Der Wunsch zu trinken hat mich aber jeden Tag begleitet. Auch hier, wieder zu Hause, denke ich daran wie es wäre, wenn...... Aber ich glaube, es handelt sich nur um ein gedankliches Ritual. Ich hole mir den Gedanken in meinen Kopf hinein. Da war doch früher immer irgendwas um diese Zeit. Morgen ist wieder SHG. Ich freue mich schon. Nächste Woche bin ich wieder bei meinem Suchtberater, und muß mich nun endlich für eine Therapie entscheiden, vielmehr, was für eine Art Therapie ich machen möchte. Naja, aber das nur am Rande. Danke Euch nochmal für Euren Zuspruch und die lieben Worte. Meine Tante beschäftigt mich nach wie vor sehr, doch die Trauer über ihren "geistigen Zerfall" traue ich mich noch nicht zuzulassen. Ich brauche da noch Zeit. Gruß Ivvan