Ich hab manchmal schon den Eindruck, dass das eine Parallelwelt ist.
Allerdings nur bei Beamten oder? Als normaler Angestellter im öffentlichen Dienst hat man doch ähnliche Arbeitsbedingungen wie in der freien Wirtschaft.
Verallgemeinerung ist schlecht..., natürlich auch von meiner Seite. Jeder steckt nunmal in anderen Situationen und genau diese hat er nur vor Augen, geht mir ja auch so.
Ich mag aber generell nicht Dinge unterstützen, die mir zu wider sind und dazu gehören nunmal auch solche Lügengeschichten am Arbeitsplatz. Ich trage dann lieber die ein oder andere Konsequenz. Mein Vorgesetzter glaubt auch immer, ich brauch ne Entgiftung, wenn ich mal 3 Tage fehle. Zur Zeit ist es allerdings nicht so. Viel eher bräuchte nämlich er mal eine.
btw. ich bin im Angestelltenverhältnis beschäftigt.
Zitat von MichaelKleeberg2 im Beitrag #29 Pension statt Rente Private Krankenkasse statt GK Unkündbarkeit statt Befristeter Kettenverträge
Ich hab manchmal schon den Eindruck, dass das eine Parallelwelt ist.
Allerdings nur bei Beamten oder? Als normaler Angestellter im öffentlichen Dienst hat man doch ähnliche Arbeitsbedingungen wie in der freien Wirtschaft.
Stimmt genau. Alles andere sind Vorstellungen von anno dunnemals. Die allermeisten im ÖD Arbeitenden sind Angestellte, auch in Bereichen, wo früher noch selbstverständlich verbeamtet wurde - siehe z.B. Lehrer. Ganz normale Angestellte mit gesetzlicher Rentenkasse, GKV, z.T. befristeten Verträgen, Probezeit, normalen Kündigungsmodalitäten und einem nicht gerade fürstlichen Gehalt. Selbst wenn es vielleicht nicht ganz so knüppelhart wie in der freien Wirtschaft zugeht und man sich "erlaubt", auch den ein oder anderen "Sozialfall" mitzuschleifen, wird das durch die geringeren Verdienst- und Aufstiegschancen wieder relativiert.
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Wenn ich bei Aldi an der Kasse stehe und sehe wie die Beschäftigten dort zwischen Regaleinräumen, ausfegen und kassieren oft im Laufschritt hin- und herrennen....Das habe ich in einem Amt noch NIE erlebt, das dort jemand rennt. Aber ist ja auch egal. Jedem, der seine Nische im System gefunden hat, sei sie gegönnt.
öffentlicher Dienst ist ja nun nicht gleich Amt, Michael. Und auch früher waren die Leute im ÖD nicht alle verbeamtet. Ich z.B. arbeite seit 16 Jahren auf befristeten Verträgen mit einer Laufzeit von 1 Monat bis max 2 Jahren. Die Schuhe kann man mir beim Laufe nicht besohlen und auch sonst keinem der Kollegen. Pack mal Deine Kiste mit Vorurteilen gleich wieder ein.
Zum Thema: Ich musste am Anfang grundehrlich sein, ich habe Lügen nicht aushalten können. Außerdem war ich so sehr mit meiner Trocknung beschäftigt, ich konnte gar nicht so tun als sei nix anders als sonst. Mir war es zu dem Zeitpunkt nicht egal, ob ich meine Arbeit behalte oder nicht, in der Probezeit war ich auch noch. Ich musste quasi reinen Tisch machen und erstaunlicherweise wurde ich nicht entlassen. Ich weiß, dass ich da sehr großes Glück hatte, aber es wäre auch ohne Arbeit weiter gegangen. Für mich sicherlich besser als mit einer Lüge.
@Sole: seitdem ich ehrenamtlich im Drogennotdienst gearbeitet habe, weiß ich, dass Sozialarbeiter gerade in diesem Bereich, oft völlig daneben ticken.
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ich arbeite seit nunmehr 17 Jahren bei unserer Stadtverwaltung und habe viel gesehen. Wir hatten in der Zeit, wo ich noch munter getankt habe zwei andere Alkis in unserer Organisationseinheit gehabt, die zum damaligen Zeitpunkt auffälliger waren, als ich. Die wurden einfach mitgezogen, bis sie dann nicht mehr kamen. Einer von denen hat noch selbst gekündigt, weil er es nicht mehr gepackt hat. Ist mittags oft völlig besoffen aufm Schreibtisch eingepennt. Dann haben wir seine Frau angerufen, dass sie ihn schnell holt, bevor es die halbe Stadtverwaltung weiss. Der andere Fall war eine frühere Sekretärin. Die hat immer getrunken, war aber nie be-trunken. Die hats bis zur Rente gemacht und hat sich dann totgesoffen.
Das war aber noch die Zeit, wo es keine Suchtberatung und keinen Gesundheitsschutz bei uns gab. Die Chefs waren schon die gleichen und die kümmern sich diesbezüglich um nix, weil es ja unangenehm sein könnte.
Ich bin also nicht alleine mit der Sucht und es ist ja auch so, dass mit steigendem und regelmäßigem Konsum, dass ja auch von außen wahrgenommen wird. In meiner Nachbarschaft hab ich nie was gesagt, aber als ich dann mal von ner Entgiftung/LZT zurückkam, frug man mich nur "...und, hats Ihnen gutgetan?". Die Leute um einen rum, sind doch nicht blöd.
Jetzt stellt euch mal vor, ich hätte was anderes erzählt. (Unser Suchti hat ja ne Therapie gemacht, aber natürlich war es wieder was anderes...) Also da wäre ich mir echt bescheuert vorgekommen.
Nunja, wie so häufig im Leben kommen dann doch fast nur Aussagen "vom Hörensagen" aber nicht am eigenen Leibe erlebt, wenn ich mal von Vicco und Sole absehe. Und selbst in diesen beiden Fällen: keine Kündigung, keine echten Nachteile.
Was mir einmal öfter zeigt, dass viele von uns Alkoholikern mehr schiss vor der Meinung anderer haben, als vor der teilweisen scheunentorgroßen Hintertüre, die sie sich selbst offenlassen.
Ich selbst gehe seit meiner Trocknung offensiv mit dem Thema um, ohne mir ein Schild "trockener Alkoholiker" umzuhängen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass "man" sich "immer mehrfach" im Leben trifft - und ich möchte nicht irgendwo zu lügen anfangen, um dann womöglich jemand zu begegnen, der mich noch aus nassen Zeiten kennt und zwei plus zwei zusammenzählen kann.
Da war es mir immer lieber, schon im Vorstellungsgespräch "reinen Wein" einzuschenken (welcher Wortwitz), auch wenn das meine Chancen sicher nicht erhöht hat. Ich habe trotzdem immer die Stellen bekommen, die ich haben wollte, und auch bei den Unternehmen, wo ich hin wollte.
Und das Getratsche? Mein Gott, die Leute zerreißen sich die Mäuler so oder so ohne mich näher zu kennen, ob jetzt über das Thema Alkohol oder ein anderes Thema - also geschenkt.
Hätten wir Alkoholiker zu nassen Zeiten auch nur Bruchteilweise so viel Wert auf die Meinung Dritter gelegt, wie hier beim Outen, dann wäre wohl kaum jemand von uns jemals suchtkrank geworden - wir hätten wohl alle schon im Missbrauch-Stadium aufgehört, was sollen denn die Leute denken... aber da war es den Meisten von uns völlig egal. Manche reden sich auch noch Jahre danach ein, niemand hätte von ihrer Sucht etwas bemerkt.
Nun ja, wie MichaelKleeberg schreibt: es gibt nicht nur S/W, soll halt dann jede(r) so machen, wir er/sie das will.
Ich find's nach wie vor "Feigheit vor dem Feind" und nicht "kluges Taktieren" und möchte es für mich nicht haben. Für mich passt die Offenheit.
ich finde brida hat die sache so gelöst, dass sie damit zufrieden ist. und das sollte die hauptsache sein. auch hier gibt es wohl nicht die einzig gültige wahrheit, und richtigkeit, die für alle zu gelten hat. wer wollte die auch bestimmen?
Hi, leider kenne ich den von Vicco erwähnten und weiß auch genau, dass in diesem Fall die Sache mit der Wahrheit nach hinten losging. Manchmal läuts eben doch besser nach der Methode, was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss
na ja. Und bei mir wäre es wohl völlig nach hinten los gegangen, wenn ich es nicht geschafft hätte endlich mal dazu zu stehen. Alles andere wäre völlig falsch gewesen und erneute Lügenmärchen hätten womöglich unangenehmere Folgen haben können. Auch wenn es manchmal so erscheint, dass es Suchtberater im Betrieb nur aufm Papier gibt glaube ich doch auch ein wenig, dass sie unterstützen können. Irgendwas hat man sich ja bei sowas auch gedacht. Wahrscheinlich aber nicht, dass man sich weiterhin versteckt. Sicherlich sieht die Führung bei uns sowas wieder etwas anders, aber ich bin auch in keiner schlechten Position so. Habe auch immer wieder mal Kontakt mit einem betrieblichen Suchthelfer, wir treffen uns schonmal aufn Kaffee. Ist immer ganz nett.
Ein ganz genaues Abwägen ist in solcher Situation wichtig. Und wenn der leise Verdacht besteht, sich damit ins Abseits zu manövrieren, kann man doch nicht von der Person erwarten, allen die Wahrheit auf die Nase zu binden. Und bitte Dirk, vergleiche Deine und Bridas Dauer in der Firma.
Danke, Zwitscherer. Das denke ich auch. Man kann es einfach nicht vergleichen. Genauso wenig wie man eine Suchtgeschichte mit der anderen vergleichen kann. Mir ist aufgefallen, dass gerade unter Alkoholikern zum Teil sehr dogmatisch gedacht wird.
stimmt schon. Jeder lebt in einem anderen Umfeld, es liegt vielleicht daran. Dass es so stark differiert hier, hätte ich übrigens auch nicht gedacht. Suchtgeschichten ähneln sich aber auch an vielen Stellen, denn wir finden ja auch viele Gemeinsamkeiten.
Zitat von Brida im Beitrag #43[...]Mir ist aufgefallen, dass gerade unter Alkoholikern zum Teil sehr dogmatisch gedacht wird.
Ist das dogmatisch oder ist das konsequent?
Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass ich alle Hintertürchen irgendwann wieder zum Saufen genutzt habe. Vor dieser "Sorte" Alkoholiker habe ich im meinem Leben nun etliche kennen gelernt.
Und nachdem uns in einem Punkt (ja, nur in einem) die Sucht wirklich alle vergleichbar macht (ohne Ausnahme), "ticken" hier auch alle gleich: die Wahrnehmung und das Urteilsvermögen im Suff und in der Trocknung sind doch sehr stark getrübt.
Erst als ich konsequent mein Handeln hinterfragt habe, wurde mir dieser Zusammenhang mit Selbstbetrug und "Rückfall" (heute sehe ich es eher als Trinkpausen den als Trockenperioden) bewusst. Seither bin ich für mich bemüht, konsequent und ohne Hintertürchen zu leben.
Manche nennen das auch S/W-Denken, andere halten das für Stalingradtrocken, wieder andere für dogmatisch.
Nun, kann jede(r) sehen, wie er/sie das möchte.
Ich gebe nur zu bedenken, dass seltsamer Weise genau aus diesem kompromisslosen Teil der Trockenen Alkoholiker die meisten sehr zufrieden durch ihr Leben gehen und langfristig rückfallfrei bleiben. Was ich von der "ich-mach-alles-anders-als-die-Anderen"-Gruppe nun nicht wirklich oft behaupten kann (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: jede(r) Trockene hat was richtig gemacht, nämlich aufgehört zu saufen --> "wer heilt, hat Recht". Das wie ist für mich nachrangig.