im September beginnt meine ambulante Therapie und die Zeit, in der die Gruppentherapie beginnt, überschneidet sich mit meiner Arbeitszeit. Ich muss also eine halbe Stunde früher gehen. Ich bin im Job noch nie aufgefallen wegen Alk und in dieser Firma bin ich auch noch nicht mal ein Jahr, deshalb möchte ich meinem Arbeitgeber natürlich nicht sagen, warum ich früher gehen muss. Wie habt Ihr das gemacht? Habt Ihr Ideen? Die Therapie dauert ein bis anderthalb Jahre, ich muss eine gute Erklärung finden.
Ehrlichkeit ist eine der wesentlichen Eigenschaften seitdem ich trocken lebe. Auch mein damalig neuen Arbeitgeber habe ich von vornherein reinen Wein(Uups) eingeschenkt und damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Gelogen und verschwiegen hatte ich während meiner Saufzeit genug.
Hallo, und mit der Therapie was versuchen auszuhandeln ? Die sind doch in dieser Hinsicht bestimmt nicht gewillt, Deinen Arbeitsplatz zu riskieren. Weil ich denke, es ist sehr kompliziert in einer schwierigen Situation, auch noch den Job zu verlieren und damit verbundene Einkommeneinbußen zu verkraften.
Das habe ich schon versucht, das geht leider nicht. Ich muss mich natürlich auch nach den anderen in der Gruppe und nach dem Therapeuten richten. Der Therapeut hat gesagt, ich soll sagen, dass ich eine Therapie mache, aber einen anderen Grund nennen. Damit bin ich aber auch nicht so glücklich.
Das könnte ich höchstens noch einmal versuchen, wenn mein Arbeitgeber mich nicht eine halbe Stunde früher gehen lässt.
ich kann nur bestätigen, dass es für mich auch richtig war, offen damit umzugehen. Vieles fällt mir leichter, ist lockerer. Alles kein Thema mehr, wenn ich nicht trinke und auch keine blöden Fragen. Auch auf der Arbeit gibt's ja gerne manchmal Sekt bei Geburtstagen.
Fühlt am Anfang ein wenig komisch an, so als bekennender Alki rumzulaufen, aber das gibt sich; wie alles im Leben. Bist ja nicht alleine damit und du hast einen riesigen Schritt getan gegenüber denen, die alle weiterhin in ihrer Sucht rumdümpeln.
ich hatte dasselbe Problem wie du.Wenn ich Einzeltherapie und anschließend Gruppentherapie hatte musste ich einen halbe Stunde früher gehen. Ich wollte auch nichts erzählen von wegen Alkoholtherapie und habe es auch nicht gemacht. Ich habe meiner Chefin erzählt, dass meine Mutter 2 x im Monat zu einer Untersuchung muss und ich sie dorthin fahren muss. Die halbe Stunde habe ich nächsten Tag gleich nachgeholt und gut war. Da ich schon recht früh die Termine wusste habe ich ihr schon vorab mitteilen können welchen Mittwoch ich eine halbe Stunde eher gehen muss.
Das hat prima geklappt und ich würde es immer wieder machen.Ehrlichkeit hin oder her. Ich empfinde diese kleine Notlüge immer noch als legitim.
Vielen Dank für Eure zahlreichen Antworten. Es tut mir sehr gut, hier im Forum zu sein, auch wenn ich nicht wirklich viel schreibe. Aber es hilft sehr!
Ich denke, ich werde sagen, dass ich eine Therapie mache, aber einen anderen Grund nennen. Das kommt der Wahrheit doch am nächsten. Auch Deine Lösung, Biene, ist gut. Allerdings ist es bei mir jede Woche der Fall und das für 1 bis 1,5 Jahre, da komme ich vielleicht in die Bredouille. Außerdem ist meine Mutter tatsächlich krank und wenn dann wirklich etwas mit ihr ist, könnte das auch schiefgehen.
Die anderen, die für Ehrlichkeit plädieren, Ihr habt natürlich Recht. Und ich gehe privat auch relativ offen damit um. Ich denke aber, erstens geht es meinen Arbeitgeber nichts an. Egal welche Krankheit ich habe. Hinzu kommt, dass ich in einer sehr kleinen Firma arbeite und habe Bedenken. Ich muss ja nur irgendwann mal einen Fehler machen oder so und schon muss ich mit der Frage rechnen, ob ich eventuell wieder trinke oder so. Mit dem üblichen Sekt bin ich schon konfrontiert worden, ich habe gesagt, dass ich vom Magen her keinen Alkohol mehr vertrage und schon beim kleinsten Schluck sofort heftiges Sodbrennen bekomme. Das war überhaupt kein Problem.
Ich werde heute oder morgen das Gespräch mit meiner Vorgesetzten führen und werde Euch berichten. Aber schon einmal vielen lieben Dank an Euch alle!
nun, es war bei mir auch nicht zu übersehen, dass ich nicht nüchtern bin. Oft wusste ich mittags nicht mehr, was ich morgens erzählt hab. Dann noch ne Lüge oben drauf setzen empfand ich nicht als legitim.
Das ist natürlich etwas anderes, Newlife, so hätte ich an Deiner Stelle wahrscheinlich auch gehandelt. Das hat Deinem Arbeitgeber gezeigt, dass Du es ernst meinst und Dich dem Problem wirklich stellst. Nur hier weiß keiner etwas. Deshalb möchte ich auch keine schlafenden Hunde wecken.
ist aus deiner Sicht vielleicht auch in Ordnung so. Ich denke, da muss man die verschiedensten Umstände berücksichtigen. Bei mir ist es heute so. Ich hatte ja auch Rückfälle in der Vergangenheit. Meine Kollegen und Kolleginnen sind jetzt sensibler dafür und erkennen das schneller, wenn ich mich "seltsam" benehme oder mich hinter meinem Bildschirm verstecke, damit man mich kaum sieht. Oder wenn ich entzügig sein könnte und die Trennblätter zur Hilfe nehme um ne Unterschrift irgendwo hinzukraxeln, weil sonst hat sich das Papier immer so gewellt mit meinen klatschnassen Pfoten. Das sind nur so ein paar Anzeichen, verstehst du. Die reagieren dann und haben mir geholfen, dass ich inne Entgiftung gehe. Von alleine wäre ich nämlich nicht gegangen. Ich mach nämlich so lange weiter, bis mich entweder der Krankenwagen dahin bringt bzw. ich Angst vor mir selbst kriege und mich nur im letzteren Fall dann selbst einweise.
Mein Leben ist durch den offenen Umgang leicht und locker geworden. Ich bin clean und trocken und bin recht viel unterwegs, auch mit Leuten die (normal) trinken. Die Leute mit denen ich mich regelmäßig treffe, wissen es. Andere natürlich nicht und die gehts auch nix an.
Ist aber ein guter Schutz und sicherlich hat das auch ne Weile gedauert, bis sie es gefressen haben. Heute finden die meisten es aber richtig gut und ich bin sogar mal von einem ausm Tischtennis gefragt worden, weil er selber einen Suchtfall in der Familie hat. Da hab ich dann mal ein wenig erzählt, was ich sonst im meiner Freizeit nicht mache. Ich hab aber gespürt, da ist Interesse da und Hilflosigkeit und da versuche ich gerne etwas zu erklären. Wirklich helfen geht natürlich nicht, wie wir alle wissen.
Ich möchte einmal im Leben verstehen, warum sich angehende trockene Alkoholiker so anstellen mit dem outen??
Aber na gut, ist halt so.
Wenn Du schon nicht das Rückgrat hast, zu Deiner Erkrankung offen zu stehen: warum sagst Du nicht einfach die Wahrheit "ich bin Krank und brauche eine regelmäßige Therapie die derzeit nicht anders darstellbar ist" und gut ist?
Die Art der Erkrankung geht keinen was an, fertig.
[quote="Logo"|p3621009]Ich möchte einmal im Leben verstehen, warum sich angehende trockene Alkoholiker so anstellen mit dem outen??
Weil man seinen Job behalten will, sein Einkommen, seinen Standard und die anderen einem ohnehin nicht helfen beim schweren weg ins neue leben. Blöde Frage. Vollkommene Unkenntnis gesellschaftlicher Realitäten.
Logo findet das nicht gut!
5 Mitglieder finden das Top!
ich habe bis heute keinen trockenen Alkoholiker kennen persönlich gelernt, der wegen des Outens seinen Job verloren hätte oder echte Benachteiligung im Arbeitsleben erdulden musste.
Ich habe jedoch schon viele kennen gelernt, die wegen mangelnder Ehrlichkeit sich selbst gegenüber wieder rückfällig wurden und dann als nasse Alkoholiker ihren Arbeitsplatz verloren haben.
Und es gibt mit Sicherheit auch die Gruppe, die in ihrer nassen Zeit so viel Bockmist gebaut hatte, dass die erst beste Gelegenheit genutzt wurde, um sich danach von ihnen zu trennen - nass oder trocken.
Wer also hier welche gesellschaftliche Realität verkennt, ist für mich eine offene Frage.