ging mir ähnlich wie Dir in der 1.Phase meiner "Tockenlegung". Habe so vieles neu entdeckt was eigentlich schon immer da war. Nur wurde es von mir nicht mehr wahrgenommen. Und die Wahrnehmungssinne kehrten nach und nach zurück. Vergleichbar mit den Reaktionen eines Kleinkindes welches die Welt entdeckt. Hört sich zwar saukomisch an aber es ist so. Ich ertappe mich noch heute dabei Dinge genauer unter die Lupe zu nehmen die ich vor drei Jahren einfach übersehen, ignoriert oder gar nicht wahrgenommen hätte.
So nun lass mich noch mal etwas zum "Dunklen Fleck sagen der Deiner Meinung nach ein "Bisschen" mit Farbe gefüllt werden muss. Mit ein bisschen Farbe ist das nicht getan. DU wirst jede Menge Farbe brauchen. Nimmst DU nur ein bisschen musst DU sie verdünnen und der "Dunkle Fleck" scheint durch.
Warum ist das so?
Rechne Dir mal die Zeit aus in der Du Alkohol konsumiert hast, in der Du Alkohol besorgt hast und in der Du an Alkohol gedacht hast. Du wirst staunen was da zusammenkommt. Für diese Zeit "Dunkler Fleck" brauchst Du Ersatzbeschäftigung "Farbe". Nun liegt es an Dir wie stark und bunt Du den "Dunklen Fleck" überstreichst.
Werde kurz berichten wie ich es gemacht habe. (Wenns zu langweilig wird weiterscrollen)
Ich hatte ja während meiner Saufzeit auch keine Hobbys. Und der Freiraum der auf einmal da war bezog sich auf ca.10h. Wie sollte ich die Zeit überbrücken? Während meiner Therapie lief in der Einrichtung ein PC-Grundkurs (16h). Unter Überwindung aller Ängste habe ich mich angemeldet. Du wirst jetzt lächeln und dich fragen wieso kann ein erwachsener Mann Angst vor einem PC haben? Ich habe zuvor noch nie an einem PC gesessen. Zumal ich ursprünglich aus dem tiefsten Osten Deutschlands komme. Vor der Wende waren die Rechner so groß wie Lkw's und das Geld hat gerade mal für Getränke gereicht. Und nach der Wende waren die Rechner zwar kleiner aber der Schnaps auch billig. So nun hat mir der Grundkurs soviel Spass gemacht daß ich ihn gleich zweimal gemacht. Das war deshalb möglich weil bei vielen Patienten das Selbstbewusstsein noch ein Stück tiefer im Keller war als meins. So was lernt mann in 2x16h? Konnte gerade mal den Rechner vernünftig an-und ausschalten. Ein bischen in Word schreiben. Die einfachsten Sachen halt. Und da habe ich während meiner Therapie mit meiner Frau beschlossen ein Rechner muß her. Natürlich hätten wir andere Sachen auch benötigt aber ich habe es als wirklich wichtig empfunden diesen dunklen Fleck farbig zu gestalten. Und so quäle ich mich schon 2Jahre mit Zeitschriften , Handbüchern und Translatern durch die Welt von Microsoft& Co. Und es macht mir immer noch rießigen Spass obwohl ich manchmal könnte Mein Gott ich red schon wieder zuviel von mir. Tommi wird mich noch abmahnen wegen dem Webspace. Wegen deinen Ängsten kannst Du ja mal posten. Vieleicht hat der eine oder andere ähnliche Situationen erlebt.
Scary Lady: , toll. Reiner: , sich ' Hobbies ' zu suchen oder brachliegende aufzufrischen halte ich für sehr wichtig und speziell direkt nach einer eventuellen Entgiftung für vorrangig. Bei mir waren das PC, Fotografieren, Lesen, Radfahren und ... na ja, auch TV. Wenn man sich lange und intensiv genug umschaut findet man auch das passende für sich selbst.
hab jetzt schon seit Montag nix mehr getrunken. Ich klopf mir mal selbst auf die Schulter "g". Wenn da nur nicht dieser böse kleine Kobold wär, der mir auch auf die Schuler klopft und sagt: "Siehst du, du kannst doch prima ohne Alkohol, also hast auch kein Problem damit, kannst jetzt ruhig ein Gläschen trinken, das macht gaaar nix." Das Miststück nervt ganz schön, denn ich weiß, dass ich sehr wohl ein Problem hab, wenn ich jetzt was trinke. Aber der kleine Kobold in meinem Kopf gibt keine Ruhe. Kennt einer von euch auch so was in der Art? Hey Reiner, du hattest nach meinen Ängsten gefragt, der Kobold macht mir ganz schön Angst, oder vielmehr hab ich Angst mal auf ihn zu hören.
Ach ja, und vors erste lenk ich mich grad mit Computerspielen online ab, das ist ganz witzig :-)
Hi Scary!!!! Mit Interesse lese ich nun schon 6Tg. Deinen werdegang Hut ab.Es gibt so vieles was mich an mich erinnert zu meiner Zeit als ich trocken werden wollte.Bei meiner Entgiftung im Krankenhaus habe ich das gesamte Personal behäckelt nur um mich abzulenken.So ging es auch zuhause weiter,auf jeden weiteren Tag war ich stolz wie Oskar,nur mit dem unterschied ich besuchte eine SHG die sich im Krankenhaus vorstellte.Man sagte mir das ich mir die Gruppe anschauen sollte und bei nicht zusagen mir eine andere aussuchen sollte,das finde ich sehr wichtig denn nicht alle Gruppen arbeiten gleich auch hatte ich eine Hemschwelle dorthinzugehen aber man beruigte mich und man holte mich sogar ab,bis heute bin ich dieser Gruppe treu geblieben,mittlerweile 10JR.Einen Versuch kann doch nicht schaden,und meine Meinung suche Dir Professionelle hilfe denn alleine ist es sehr schwer den inneren schweinehund zu überwinden.Viel viel Glück und jede menge Selbstvertrauen wünscht Dir Gitti
wenn ich darf klopfe ich mit - auf deine Schulter.
diesen bösen kleinen ( roten ) Kobold kenne ich auch, allerdings in einer etwas anderen Variante.
In den ersten Tagen der Entgiftung hat der sich das eine oder andere mal gemeldet: " Du, wieso quälst du dich so, ich gebe dir ein paar Schluck und schon geht es dir besser. " Allerdings hatte der kleine Kerl einen ( grünen ) Konkurrenten. Und der sagte zu mir: " Hör nicht auf diesen Alkoholkobold, er ist schuld daran dass es dir jetzt so mies geht. Ich dagegen werde dir helfen dass es dir bald ohne Alkohol ganz prima gehen wird. Es wird sich für dich lohnen nicht auf den anderen Kobold zu hören. " Zu mindestens 50,1 % habe ich immer auf den grünen Kobold gehört. Und - er hat recht behalten. (an B.Tomm-Bub: bitte nicht verreissen, diesen Vergleich )
Zu deinen Ängsten: in persönlich sehe darin im Prinzip nur 1 Angst: die Angst davor, dass es dir mit Alkohol wieder so richtig schlecht gehen könnte, die Angst vor dem " Morgen danach ", dem " schlechten Gewissen " und dem Fragen nach dem " wieso habe ich bloss wieder..." . Denk doch einmal so: du hast jetzt schon 6/ 7 Tage ohne Alkohol gelebt, es hat sich gelohnt für dich, es wird sich auch am nächsten Tag lohnen. Die Angst vor dem " es geht mir dann wieder wie zu der nassen Zeit " hat mich übrigens sehr oft vom Trinken abgehalten bzw. mich direkt auf andere Geadanken gebracht. Denn SO soll er mir nie wieder gehen.
Der Computer bietet natürlich in akut auftretenden " Saufdrucksituationen " mitunter eine passende Möglichkeit sich abzulenken - übrigens auch durchs Chatten. Aber - diese Möglichkeit hast du nicht immer und überall. In meinen ersten trockenen Wochen hatte ich immer einen kleinen Schreibblock ( + Stift ) bei mir: diesen habe ich in solch einer Situationen mit Gedankengängen bombadiert. Im Endeffekt war das Resultatat meiner Schreiberei nicht so wichtig; dass ich geschrieben habe und nicht getrunken, nur das war wichtig.
Na ja, vielleicht hilft dir davon etwas. Ich denke du wirst das auf DEINE Weise schaffen.
"Zu mindestens 50,1 % habe ich immer auf den grünen Kobold gehört. Und - er hat recht behalten. (an B.Tomm-Bub: bitte nicht verreissen, diesen Vergleich )"
Mache ich so Sachen ? Erklär doch mal (bitte).
Ich denke, das ist schon ok, jedeR arbeitet mit eigenen, selbstgefundenen Bildern / Metaphern.
"Kobold" wäre mir persönlich natürlich etwas zu arg harmlos, aber das gilt erstmal nur für mich.
Ich lese jetzt seit ein paar Tagen immer wieder hier in diesem Forum ältere und neuere Beiträge. Eine Frage stellt sich mir: außer Richie scheint von euch niemand in einer Selbsthilfegruppe zu sein, oder täusche ich mich? Dieses sich alleine durchkämpfen - gerade am Anfang, wenn man nach ein paar Tagen trockensein wieder beginnen kann, einigermassen klare Gedanken zu fassen - ist doch eine sehr mühsame und einsame Wegbeschreitung. Man/frau kann sich zwar an den PC setzen und in Foren oder chats gehen, die sich mit dem Thema Alkohol auseinandersetzen, ABER..... Einsam bleibt man trotzdem. Nichts ersetzt ein persönliches Gespräch, einen persönlichen Eindruck, menschliche Nähe. Ein Austausch am PC kann nur eine Ergänzung sein, niemals eine Alternative. Für mich jedenfalls. Es ist sehr leicht, sich in ein Forum einzuklicken und es ist sehr schwer, die Tür zu einer Gruppe aufzumachen. Wenn ich erst drin bin, glaube ich, auf den Mount Everest geklettert zu sein. Ich habe etwas erreicht, auf das ich zunächst mal stolz sein darf. Und darauf kann ich aufbauen. Es ist immer der unbequemere Weg, der mir weiterhilft. Im "normalen" Leben gehe ich oft gern den bequemeren - das will ich schon zugeben. Aber was den Alkoholismus betrifft, MUSS ich den unbequemen Weg gehen. Deshalb ist mein Rat an die Kämpfenden: macht euch auf den Weg in eine Gruppe und dann setzt euch wieder vor den PC und berichtet darüber und wie es euch geht. Verbindet beides. Persönliche und virtuelle Kontakte.
Ich wünsche uns allen einen guten, trockenen, WUNDERbaren Tag!
also wem das Bild des Kobolds zu harmlos erscheint: mein Kobold ist einer für Erwachsene, so wie der grüne Kobold aus Spiderman zum Beispiel(kennt ihr vieleicht), so ein richtig böser der nur auf vernichten und beherschen aus ist. Mein Kobold ist keine Art Pumuckel der zwar Unruhe stiftet, den die Leute aber trotzdem lieb haben.
Eine Woche ist geschaft und merke dass es aufwärts geht, mache aber nicht den Fehler zu viel zu erwarten. An Reiners Tip mit dem Sport habe ich auch schon gedacht. Bis Anfang letzten Jahren bin ich regelmäßig in die hiesige "Muckibude" gegangen. Mein (ich nenns mal) Wochenziel ist es dort hinzugehen und mich, ein bisschen Auszutoben.
Körperlich gehts mir eigentlich recht gut, ich hatte keine Entzugssymptome, lediglich hin und wieder Kopfschmerzen. Nur das Einschlafen fällt mir unheimlich schwer, bin wohl sonst mehr in so ne Art "Rauschkoma" gefallen. Das ist so die Zeit wo der Kobold mir am meisten zusetzt.
Naja, ich muss zugeben eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen scheue ich mich immernoch sehr. Vielicht bild ich mir ein, ein minder schwerer Fall zu sein, weil ich ja "nur" psychisch abhängig bin. Aber bevor ich wieder was trinke, werd ich lieber den Selbshilfemounteverest besteigen. Das hört sich jetzt so ein bisschen wie letzter Ausweg an fällt mir gerade auf, dass solls eigentlich nicht sein. Ihr habt zumindest geschafft das ich mich damit auseinandersetzte und nicht mehr grundsätzlich abblocke.
Und an kontrolliertes Trinken hab ich nie gedacht, Kontrolle und Trinken ist eine Kombinaton die nie und nimmer funktionieren kann.
hast recht, minderschwere Fälle gibts gar nicht. Und grade die psychische Abhängigkeit ist grad das schlimmste an der ganzen Sucht. Ich denke der Körper ist irgendwann fertig mit dem Gift und brauchts nicht mehr, nur der Kopf der wills immernoch haben. Wenn also die Sucht im Kopf beginnt, muss auch das aufhören im Kopf beginnen. Dabei reichts nicht sich zu sagen, oder sagen zu lassen, du MUSST aufhören, sonder es muss heißen ich WILL aufhören, sonst kanns nicht funktionieren. Und ich sag mir 1000 mal am Tag immerwieder ICH WILL AUFHÖREN und wenns nötig ist auch 10000 mal. Hört sich vieleicht jetzt trotztig an, aber so gehts mir nun mal grad.
Ich meinte nicht, dass eine Selbsthilfegruppe die allerletzte Möglichkeit ist, für die wirklich total abgewrackten Typen oder so. Das mit dem Mount Everest habe ich ganz anders gemeint. Wahrscheinlich kann man es nur nachempfinden, wenn man diesen Schritt gemacht hat. Ich will niemanden überreden zu einer Gruppe zu gehen, ich komme mir manchmal leicht wie von den Zeugen Jehovas oder so vor, wenn ich diese Anregung mache, aber es ist für mich wirklich der einzige Weg für 1. überhaupt trocken zu werden und 2. eine gute Chance zu haben, mir diesen Zustand auch erhalten zu können. Eine Gewissheit habe ich nicht. Es gibt kein Rezept und keine Garantie. Mit Sport und Ablenkung allein ist es leider nicht getan. Es ist eine total schlimme, total überflüssige Krankheit. Aber es kann auch eine Herausforderung sein, sein Leben selbstverantwortlich wieder in den Griff zu kriegen. Ich muss es nur wollen, richtig von ganz tief drinnen. Und ich muss es jeden Tag aufs Neue wollen. Und aus den Tagen, die sich so aneinander reihen, da ergibt sich etwas, das man vielleicht eine tiefe Zufriedenheit nennen kann. Nicht alles regelt sich von alleine, aber es regelt sich besser mit klarem Kopf und wachen Gedanken. Mit einem selbstbestimmten und nicht fremdbestimmtem Handeln.
also eine Selbsthilfegruppe als allerletzte Möglichkeit habe ich keinesfalls generell als allerletzte Möglichkeit gesehen, dass beziehe ich momentan nur auf mich selber. Wenn jemand für sich die richtige Gruppe gefunden hat, ist das in jedem Fall der richtige Weg trocken zu werden und auch zu bleiben. Nicht dass jemand denkt ich hätte was gegen Selbshilfegruppen, so ist das ja nun nicht. Selbstbesimmtes Handeln halte auch für ganz besonders wichtig, besonders beim Vorhaben in Zukunft den Alk stehen zu lassen. Es hat mich zwar keiner gezwungen das Zeug in mich reinzuschütten, aber irgendwo ist der Zwang den der Alkohol ausübt getrunken zu werden schon enorm und dagegen anzugehen brauchts schon einen starken Willen und die Unterstützung von Leuten die einen verstehen. Und für euer Verständniss möcht ich mich an dieser Stelle mal ganz herzlich Bedanken!
Ich wünsch euch allen einen sonnigen und trocken Tag, Gruß Scary Lady