Du bist doch nicht nutzlos! Jeder Mensch ist etwas besonderes, also auch Du. Auch wenn Du zur Zeit Arbeitslos bist, das Schicksal teilst Du mit Vielen, leider, aber das macht Dich doch nicht nutzlos.
Und das Gefühl nicht zu genügen kenne ich nur zugut, wenigstens vor meiner Therapie war das so. Ich wollte immer "everbodys Darling§ sein, es allen recht machen, ich wollte geliebt werden um jeden Preis und das von ALLEN. In der Therapie hat man mir dann beigebracht daß es niemals gelingen kann dass einem alle Menschen mögen. Dass man nicht auf der Welt ist um es Anderen recht zu machen. Dass man sich selbst so annehmen kann wie man ist, dass niemand perfekt ist, andere nicht, man selbst auch nicht.
Und dass man ein Recht darauf hat sich selbst zu sein und nicht so wie Andere einem haben wollen.
Das mit dem Arbeitsplatz kenne ich! Aber es ist ein Trugschluss wenn man meinst dass man dort nicht merkt daß man trinkt. Es wird nur totgeschwiegen und der/die Betrunkene wird von den Arbeitskollegen gedeckt. Andere wissen nicht wie man mit Alkoholikern umgehen soll, sind hilflos und sehen lieber weg. Wenn nicht etwas gravierendes passiert fliegen Alkoholiker an ihrem Arbeitsplatz nicht auf.
Imd ich habe mich nach der LZT auch wie ein kleines Kind gefühlt, das erst wieder lernen mus zu leben. Ich kann das also gut nachvollziehen was Du postest.
Und ich weiss jetzt nicht ob ich Dich richtig verstanden habe. Hast Du eine LZT gemacht oder willst Du sie erst machen?
Wenn ja kann ich Dir nur zuraten, ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht.
Wenn Du arbeitslos bis zahlt das Sozialamt die Therapie. Eine LZT wird auch in jedem Falle genehmigt. Sollte die genehmigte Therapie zeitlich nicht ausreichen kann der Therapeut einen Antrag auf Verlängerung stellen.
Ich erlebe Dich hier als sehr liebenswert und unterhalte mich ausgesprochen gerne mit Dir.
Kopf hoch, Du bist etwas besonderes, Du hast Das Recht so zu leben wie Du es willst.
Kann ich gut nachvollzeihen was du schreibst. Das du schon genug damit beschäftigt bist, die Dinge des täglichen Lebens neu zu entdecken. Da fällt mir wieder die von Waschbär zitierten "Durchschnittsgefühle" ein. Ich war anfänglich auch froh, überhaupt für andere völlig normale Dinge tun können ... wie zb jetzt schwimmen zu gehen. Weil es eben für mich trinkend NICHT normal und durchschnittlich war. Für solche Sachen außerhalb der Reihe brauchte ich doch sehr viel Mut und - oft - Alkohol. Deswegen freut es mich heute um so mehr, die Kraft und die FREUDE daran gefunden zu haben. Ich habe auch wie du schon im Teenageralter getrunken. Da kommt man nicht wirklich dazu Hobbies zu finden, da man ja auch an nichts Freude hat, außer dem Trinken. Und das spitzt sich später schon zu. Ging mir jedenfalls so. Aber es gibt schon einige Dinge die ich heute wirklich gern tue und die früher undenkbar gewesen wären. Spazierengehen, schwimmen, regelmäßig ins Yoga gehen .... wie gesagt eben Dinge die für jemand anderen oft selbstverständlich sind. Und das ist für mich wie eine große Neuentdeckung und eine unglaubliche Bereicherung.
Liebe Jalava, ich bin sicher auch du findest noch Freude an gewissen Dingen, und seien sie noch so alltäglich, schon allein die Tatsache das sie früher für dich nicht alltäglich gewesen wären kann einen dann schon mit Stolz erfüllen. Aber sich da unter Druck zu setzen brauchst du sicher nicht, ich denke das kommt von ganz alleine. Hab einfach ein bißchen Geduld und auch Zuversicht ....
Bin grad dabei, den Antrag für die LZT zu stellen. Hab keine Ahnung ob das was bringt....aber ich bin irgendwie grad an einem Punkt, wo ich keine Lust mehr habe, darüber nachzudenken ob das was bringt usw., ich möchte einfach ein "normales" Leben führen können ohne saufen zu müssen und dafür ist mir jedes Mittel recht....hört sich dramatisch an, so fühl ich mich aber. Bei mir haben die das gemerkt in der Arbeit, die haben mir das auch gesagt. Das mit der Arbeitslosigkeit beschäftigt mich halt insofern, dass ich mir momentan nicht Gedanken darüber mache, dass ich keinen Job bekomme, sondern dass ich gar keinen möchte. Ich kann mir das grade einfach nicht vorstellen wie ich das machen sollte. Ich würd einfach den Druck nicht aushalten von irgendeinem Chef, ganz abgesehen davon, dass ich zwischendurch das Zittern bekomme, was dann ja keiner verstehen könnte. Ich hab einfach Angst, dass sich das nicht mehr ändert, weil es kann ja nicht für immer so gehen.
da war ich eine "Spätberufene", ich habe erst mit 40 massiv das trinken begonnen.
Daher habe ich natürlich mehr Möglichkeiten auf Dinge zurückzugreifen die ich früher geliebt habe und habe deshalb die Hobbys wieder aufgenommen die mir früher Spass gemacht haben.
habe mich erst jetzt gründlich durch die letzten zwei Seiten gelesen. Dein Arzt hat echt die Pfanne heiß oder keine Ahnung. Die normalen Dinge wieder zu können - so wie normales Einkaufen, sich überhaupt aus der Wohnung trauen, ohne Angst zu haben, ohnmächtig zu werden, Autofahren ohne daß das eigene Herz einen überholt - das sind Dinge, auf die Du mega-stolz sein kannst.
Ich habe im letzten Jahr meiner Sauferei keinen einzigen gemütlichen Stadtbummel mehr machen können. Einkaufen war ein inneres Hetzen - und an der Kasse dachte ich manchmal, gleich kippe ich um, so hatte mich die Angst im Griff. Ich kenne das auch: Arbeiten mit Restalkohol und leisen Entzugssymptomen - das über Monate - da ist man echt fertig, und alles was man in den ersten Wochen und Monaten des Trockenseins braucht ist Ruhe. Ausruhen, ausruhen und nochmals ausruhen. So habe ich das jedenfalls gehalten.
Irgendwann erreicht man dann wieder einen Normal-Zustand. Streß Dich nicht - ich weiß, was Du gerade großartiges leistest. Und bei dem Wort Hobby kriege ich sowieso die Zustände. Tu einfach, wo Du gerade Bock drauf hast. Laß dich nicht unter Druck setzen. Du brauchst keine Hobbies, Du brauchst erstmal Deine Ruhe.
ganz liebe Grüße auch von mir und herzlichen Glückwunsch zu Deinem Mut Dich zu einer LZT anzumelden. Ich denke, Du solltest den "erfahrenen" trockenen Alkoholikern dieses Boards vertrauen. Sicher hat Dein Arzt da wenig Ahnung, wie Du Dich wirklich fühlst. Da ich mich als Angehörige auch nicht wirklich in die Situation eines gegen die Sucht Kämpfenden hineinversetzen kann, hätte ich auch gedacht: Beschäftigung, Beschäftigung, Beschäftigung brauchst Du jetzt. Kannst mal sehen, bin genau so blöd wie Dein Arzt. Also hör lieber auf die, die Deine Gefühle auch aus eigenem Erleben kennen. Das ist mehr wert als alle Theorie. Ich wünsch Dir ganz sehr, dass Du die Kraft hast durchzuhalten!
Ganz liebe Grüße und einen guten zufriedenen Tag heute wünscht Dir Schneeflocke.
Beschäftigung ist schon wichtig - aber es ist ein Irrtum zu glauben, sobald man nicht mehr trinkt, könnte man Bäume ausreißen und muß nun unbedingt etwas machen. Es findet sich alles mit der Zeit. Aber es braucht Geduld.
Mir persönlich hat das Ausruhen in den ersten Wochen viel gebracht. Einfach die Seele baumeln lassen. Einfach genießen, daß man die einfachen Dinge des Alltags wieder gewuppt bekommt.
Es gab auch Tage zwischendurch, an denen ich nur Löcher in die Luft gestarrt habe. Aber auch das gehört zum Gesundungsprozeß. Alle Gefühle annehmen, die da auf einen zukommen - nicht weglaufen und mit möglichst viel Programm verdrängen.
Die Interessen kristallisieren sich nach und nach von ganz allein heraus - ohne Zwang.
Sei zuversichtlich Jalava - es kommt alles zu seiner Zeit.
Ach Helena, wenn ich lese was du schreibst, denk ich echt, wir könnten Schwestern sein :-). Wahnsinn!
Also ich kann das schon auch verstehen wenn andere sagen, sie können das nicht nachvollziehen, was in einem Süchtigen vorgeht und dass die das nicht begreifen können, dass man einfach nichts mehr trinkt und fertig. Ich könnte da, wie wahrscheinlich jeder andere trockene Alkoholiker, einen Haufen Beispiele aufzählen, wo man auf absolutes Unverständnis stößt, aber die anderen meinen es ja oft auch nur gut, und es hat nichts mit Dummheit zu tun, nicht einmal mit Unwissen. Ein kleines der Beispiele möchte ich noch nennen: Meine Mama meint immer, ich soll doch wieder mehr "weggehen", weil ich das doch früher so gerne gemacht hätte - ein bisschen unter die Leute etc.. Wenn ich ihr dann sage, dass eine Kneipe momentan nicht das richtige für mich ist, meint sie auch, warum, dann trinkst du dort halt kein Bier, aber du kommst ein bisschen raus? Also, absolut nett gemeint, aber natürlich völlig daneben. Aber da kann man nix machen. Ich versuch mich folgendermaßen immer in andere hineinzuversetzen: ich war zum Beispiel nie eine große Esserin, und wenn ich abnehmen wollte/will, kann ich mich problemlos "zusammenreißen" und zurückhalten beim Essen, macht mir nichts aus, und wenn noch so viel Kuchen oder sonstwas auf dem Tisch steht. Zugenommen hab ich immer nur vom Alkohol. Ich weiß zwar, dass das für andere ein Riesen-Problem ist, und wenn einer Übergewicht hat und trotzdem weiterisst, versteh ich das schon - als Süchtige. Ich denke mir dann nur immer, so muss es anderen gehen mit mir: wenn ich sage, ich halt es in der Kneipe nicht aus, wenn es da überall Alkohol gibt, ist das wie wenn ich nicht verstehen kann, dass eine abnehmen will und meint, ich geh da nicht hin wegen dem Kuchenbüffet. Und wenn ich als Außenstehende zuschauen muss, wie jemand immer noch mehr isst, obwohl das Übergewicht und die Schäden offensichtlich sind, so muss es anderen gegangen sein, wenn sie mir beim Saufen zugeschaut haben. Naja, vielleicht ein blödes Beispiel, aber ich hoffe, für die, die es interessiert, kommt einigermaßen rüber, was ich meine....
Deine Mutter meint es sicherlich nur gut - aber Kneipenbesuche in der ersten Zeit ist wirklich nicht das, was man gebrauchen kann.
Warum soll man sich einem Akt der Selbstquälerei aussetzen?
Ich weiß ja nicht, ob Du gerne liest? Ich habe es mir in der ersten Zeit - wann immer es ging - mit einem guten Buch und Schokolade und einer Tasse heißen Tee oder Kaffee so richtig gemütlich gemacht.
Habe mich auf meinem Bett mit all diesen Dingen ausgebreitet und erstmal gemerkt, wie es sich anfühlt, Zeit zu haben. Denn Zeit schien es im Alk-Rausch überhaupt nicht zu geben. Oder sie rauschte halt so an einen vorbei.
Diese ganzen Dinge erstmal wieder zu registrieren - das braucht erstmal seine Zeit. Ich glaube, wenn mir jemand mit Programm oder womöglich mit Anraten zu einem Hobby gekommen wäre, - ich hätte ihn gefragt, ob er noch ganz bei Trost sei.
Ich hatte einfach nur das Bedürfnis, mich zu erholen. Ich war in der ersten Zeit auch ständig müde und schnell am Ende meiner Kräfte. Es dauert, bis gesunde Ernährung wieder anschlägt.
Nach einer gewissen Zeit habe ich mir dann kleine Rituale zu bestimmten Uhrzeiten zugelegt. Darüber habe ich hier schon einmal geschrieben. Diese Rituale gaben mir Halt und Sicherheit und Orientierung.
Ansonsten hat mich meine Tochter halt auf Trab gehalten - wenn man ganz allein ist, stelle ich es mir auch schon wieder schwerer vor, weil die Ablenkung fehlt.
Ja und ich bin zu sehr regelmäßigen Zeiten schlafen gegangen. Das war in den ersten Wochen bereits abends um 21 Uhr. Ich wußte mit mir nichts mehr anzufangen - da bin ich schlafen gegangen. Schlafen konnte ich Gott sei Dank ganz gut. Demzufolge bin ich auch immer schon sehr früh aufgestanden - zu Zeiten, an denen ich sonst des öfteren komatös ins Bett fiel . Aber diese frühen Morgenstunden liebe ich bis heute.
Jalava, du wirst sehen - es normalisiert sich alles mit der Zeit. Sei Dir eine gute Freundin, sei geduldig mit dir und erschreck dich nicht, wenn diese "Löcher-in die-Luft-guck-Tage" kommen. Ich kann dir versprechen - sie vergehen wieder. Aber man muß da wirklich durch - sie bringen einen nicht um. Man muß lernen, solche Momente auszuhalten.
Ich kann Dich in allem so gut verstehen - aber glaube mir - Du wirst das schaffen. Ganz sicher!
als mich mein Therapeut nach der Entgiftung fragte, was ich jetzt so tun wollte, verstand ich erst nicht, was er damit meinte. Erst so nach und nach begriff ich: die Zeit, die ich früher mit Trinken verbrachte, galt es jetzt mit anderen Tätigkeiten (oder Faulenzen ) auszufüllen. Bei mir war das eine Menge, 6 Stunden pro Tag mit Sicherheit. Anfangs war ich euforisch hyperaktiv, habe so ziemlich alles ausprobiert, im künstlerischen Bereich genauso wie im Haushalt . So nach und nach hat sich das bei mir eingependelt, ich merke ganz automatisch, was mir momentan gut tut und was nicht. Eines habe ich mir zudem angewöhnt: so ab und an ein Schläfchen zwischendurch - schadet eigentlich auch nicht und man verpasst nichts (hatte ich mir anfangs eingebildet) . Jeder muss da wohl für sich selbst den passenden Weg finden, probier einfach viel aus und bleibe bei dem, was "übrig bleibt".