vorab ... die korrekte Betonung des von dir gebrauchten Zitates lautet: "Doch der Alkohol ist MOMENTAN(!) kein Thema für mich."
Ansonsten empfinde ich deine Zeilen zum Eiertanz / Drahtzeiltanz als eine konstruktive Kritik ... auch wenn sie in deiner typischen Form von Bissigkeit vorgetragen wurde ... Ich werde über deine Worte nachdenken und nachfühlen.
Zu deinem Beitrag 1: THX für deine emotionale und gedankliche Anteilnahme an meiner Person. Es tut GUT auch mal ein solches feedback zu lesen, wie es deine Worte wiederspiegeln.
Zu deinem PS in Beitrag 2 ... kurz, treffend, gut ... dein erster Abschnitt ... Allerdings vermag ich es momentan recht gut, in der Öffentlichkeit meine Depression hinter einer Maske zu verbergen ... für eine bestimmte Zeit und wenn ich es will ... Jedoch ist dies sehr anstrengend.
Ich möchte mich für einige Wochen von diesem Board zurückziehen.
Die letzten Tage haben mir gezeigt, dass ich zu einigen "Angelegenheiten" etwas Distanz brauche.
Mit lieben Gedanken ... und meinen Dank für eure vielen Beiträge, die mir geholfen haben ... um ein paar Schritte weiter zu gehen ... Hoffnung
PS: Nur um Missverständnissen vorzubeugen ... Ich habe die Entscheidung meines zwischenzeitlichen Rückzuges vom Board am Morgen des gestrigen Mittwoch getroffen ... also zeitlich VOR der oben geführten Diskussion.
Auch wenn Hoffnung nun seine Saufnix-Abstinenz begonnen hat, zu dem Tempo, zu dem "meinem Tempo" liegt es mir dennoch auf dem Herzen, hier noch mal zu sagen, dass ich genau das für den Grundfehler im denken von Hoffnung halte. Natürlich gehen die einzelnen Entwicklungsschritte weg vom alkohol bei jedem unterschiedlich schnell. Dr Eine bekommt das Eine schneller auf die Reihe, die Andere das andere. Das ist alles o.k.. Bei Hoffnung lese ich das "mein Tempo" aber eher so, dass es ein Versuch ist, Dinge vor sich her zu schieben. Und damit tut sich niemand einen Gefallen. Alles was man heute erledigen kann, sollte man auch heute tun. Merryl
was mich an der Geschichte mehr als sauer aufstossen läßt,ist diese "Depression"...
Ich hatte selber schon mal eine und kenne auch in meiner Verwandtschaft Depressionen.
Die äusserten sich zwar in dieser Art von Gefühlen,zwar nicht immer,aber teilweise auch in Wut und Verzweiflung...
...aber jemand,der fähig ist,Job,Nebenjob,Weiterbildung und Gruppe ectpp. in Angriff zu nehmen und noch dazu jemand,der sich so gezielt über seinen Seelenzustand artikulieren kann....der ist für mich nicht depressiv.
Hochgradig sensibel...o.K.,..oder melancholisch ...wütend,verzweifelt,überfordert,genervt....ja...aber wo ist hier die Depression,die einen daran hindert auch nur das allernötigste in Angriff zu nehmen....wo sehe ich hier "Sinnlosigkeit?" ...oder dieses "In-sich-eingeschlossen-sein?"
ZitatGepostet von Merryl Alles was man heute erledigen kann, sollte man auch heute tun.
Ich teile diese Ansicht nicht ganz. Zuerst sollte man die Frage klären, ob es denn notwendig und klug ist, alles heute zu erledigen.. Sonst macht man sich nur unnötigen Stress. Morgen ist auch noch ein Tag.
Ich könnte mich auch heute umbringen...damit hätte ich allen Ärger für den Rest meines Lebens erledigt, in einem Aufwasch. Dem Anspruch, daß ich heute alles erledigt hab, was ich nur erledigen konnte, dem hätte ich dann zweifelsohne Genüge getan. Das kanns ja wohl nicht sein. (nicht jedes Wort auf die Goldwaage, ich hätte das auch weniger drastisch darstellen können, wenn ich Lust gehabt hätte.)
Für den Anfang reicht es völlig, nichts zu trinken. Damit hat man schon die wesentlichste Vorraussetzung überhaupt. Den Rest kann man getrost auf sich zukommen lassen...ausser, man hat schwache Nerven, vielleicht... Keiner weiss was die alleinseligmachende Denke ist.
Letztlich versteckt sich hinter diesem Denken, dass es eine "endgültige" Lösung gibt - meiner ganz persönlichen Meinung nach- der unbewusste Wunsch, daß man das Thema Alkoholismus auf irgendweine Weise endgültig abschliessen könne. Vielleicht nicht mal, um zu trinken, aber weil man ja doch gerne das Prädikat "normal" im Selbstbild hat. Oder gesund oder irgenwas, was man halt mit allgemeiner Lebenstüchtigkeit assoziiert. Und weil man vielleicht auch genug hat von dem Thema, aber mit dem Thema, was man mit sich selbst hat...Projektion, dass es dann beim anderen auffällt.
Ich seh das so:
@Hoffnung, mach das Deine 90 Tage, und dann bewerte das Ganze neu.
Wenn Du Dich entscheidest, nicht wieder zu trinken, dann hast Du alle Zeit der Welt, das zu machen, wie Du das willst. Ich mach das ja auch jeden Tag aufs Neue. Und zwar so wie ich selber Bock drauf habe..die einzige Art, die bei mir funzt. Kann Dich also eigentlich nur bestätigen.
wünsch Dir was
der minitiger
[f1][ Editiert von minitiger2 am: 01.10.2004 12:57 ][/f]
ich mag den leichtfertigen Umgang mit dem Wort Depression auch nicht. Roswitha, ich gebe dir da recht, ich kann bei Hoffnung auch keine Depression erkennen. Melancholie vielleicht schon eher oder eine depressive Verstimmung.
Depression ist kein Gefühl was man noch irgendwie steuern oder beherrschen kann, so ist meine Erfahrung. Depression ist schwarz und schwer, 0 Kommunikation, 0 Interesse, 0 Antrieb, Telefon raus, Computer aus, alles ist egal...von einzigem Interesse vielleicht noch die Rasierklinge um sich die Pulsader aufzuschneiden. So kenne ich das. Und ich bin erstaunt, wie schnell Leute mal von sich behaupten sie hätten eine Depression. Hoffnungs Schreibereien verniedlichen die Tatsachen dieser Erkrankung, finde ich.
Ich lese aus den Beschreibungen von Hoffnung schon sehr stark den Wunsch sich selbst zu erkennen, aber ich finde auch, dass es nichts bringt dermaßen darin zu schwelgen. Es ist zu ich-bezogen, zu wenig Offenheit wirklich etwas ändern zu wollen - so wirkt es auf mich.
Hoffnung, ich schließe mich Merryl an und zwar im Bezug auf Alkohol
ZitatAlles was man heute erledigen kann, sollte man auch heute tun.
Wenn du jeden Tag für deine Abstinenz sorgst, hast du den wichtigsten Schritt für deine Gesundung getan!
Ich will mich hier nicht allzusehr ins Zeug legen.
Nur: er hat irgendwo ziemlich breit erklärt, daß er ne umfangreiche Anamnese hat und schon ziemlich lange in Behandlung ist.
Ihm also da Leichtfertigkeit vorzuhalten, ist nun auch wieder leichtfertig. Ich an seiner Stelle würd meinem Psychologen mehr vertrauen als einen anonymen Board.
Vielleicht schlägt ja auch die Behandlung langsam an, daß er aus der Starre erwacht.
Na ja, und mehr wie Heute nix trinken, kann er ja Heute nicht tun.
ich glaube ich habe tatsächlich nicht verstanden, was Du nun eigentlich sagen willst. "nicht jedes Wort auf die Goldwaage, ich hätte das auch weniger drastisch darstellen können, wenn ich Lust gehabt hätte" schreibst Du und hmm, ich glaube da hast Du wohl Recht mit.
Ich habe um Himmels willen nicht gesagt, mache alles sofort und am besten auf einmal. Sondern was man heute erledigen kann, sollte man auch heute erledigen. über das können muss man schon selber entscheiden.
Es bringt aber gar nichts, wenn ich sehe, das oder das ist nicht in Ordnung im Moment, das muss ich dann irgendwann mal anpacken, aber natürlich in "meinem Tempo" Für mich ist das eine typische Abwehrstrategie, die ich aus meinen nassen Zeiten ausgesprochen gut kenne.
Das hat aber nichts mit dem Wunsch nach Normalität, nach Gesundheit zu tun (bezog sich das eigentlich noch auf mein Posting?), sondern mit allgemeiner Lebenshilfe in einem Bereich, in dem sich alkoholiker meiner erfahrung nach normalerweise schwer tun. Da nehme ich mich nicht aus.
Komisch, dass Du Dich davon so angegriffen fühlst.
Dennoch wiederhole ich hier noch einmal mein Mantra: Trocken sein bedeutet mehr als nichts zu trinken. Alkoholismus ist eine Krankheit, die möglicherweise nicht heilbar ist, die man aber zum Stillstand bringen kann. Und zwar so, dass es einem egal ist, ob Alkoholismus nun heilbar ist. Man kann mit dem nassen Teil des Alkoholismus, auch das ist meine feste Überzeugung, endgültig abschließen. Das sollte auch das Ziel von jedem trockenen sein.
Lieber Gruß Merryl
[f1][ Editiert von Merryl am: 01.10.2004 14:45 ][/f]
ob ich mich jetzt angegriffen fühle, das lass ich mal dahingestellt.
Aber was mich massiv stört, und wogegen ich persönlich, in Hoffnungs Lage, mich mit allen Mitteln wehren würde, das ist folgendes:
wenn ich mich entscheide, ich mach das jetzt für 90 Tage, und dann entscheide ich neu...was Hoffnung hier deutlich kundgetan hat und wie sich dieses Thema auch nennt..
..und dann kommt irgendwer und sagt mir, daß ihm meine temporäre Entscheidung, die ich für mich ganz persönlich gefällt habe, nicht in den Kram passt...was mir bei deinem Hickhack und bei ein paar anderen schon so vorkommt...ich soll ne endgültige Entscheidung über mich treffen.
... da wär bei mir Feuer unterm Dach. Solche Übergriffe auf meine Person hab ich nicht mal in der Suchtberatung zugelassen. Die Grenze setze ich selbst, und hier in diesm Thread heisst die Grenze nun mal "90 Tage". Und ich würde ganz bestimmt nicht das tun, was mir dieser Ratgeber einflüstern möchte. Denn was ich mit mir selbst mache, das geht ausser mir erst mal niemanden was an. Was ich soll, das sagt mir keiner. ..Ausser, ich trete um mich, aber das macht Hoffnung nicht. Jedenfalls nicht hier, und woanders weiss ichs nicht.
Und was Trockensein bedeutet, das darf auch jeder für sich selbst herausfinden. Und zwar nur für sich, denn wo es Dir wehtut, das spür ich ja auch nicht.
der minitiger
[f1][ Editiert von minitiger2 am: 01.10.2004 14:12 ][/f]
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