Job as usual ... keine besonderen Vorkommnisse ... Danach besuche ich spontan eine "alte" Freundin ... Rubrik "Plausch-mit-Kaffee" ... auf dem Balkon ... angenehm ... Das normale Leben!
@home: Post ... Der positive Bescheid von der Caritas ist da ... Das OK für die Ambulante Rehabilitation Sucht... ABER ... Die Caritas meldet dabei grundsätzliche Bedenken an, eine Suchttherapie mit meiner momentanen Psychotherapie zu kombinieren ... Schaun mer mal! ... Meinen nächsten Termin bei der Caritas Abteilung Bürokratie habe ich erst Anfang September ... und dann muss die Kiste auch noch durch den BfA-Schlauch ... Zeit und Geduld ... Aber die nächste Hürde ist mit diesem Bescheid erst einmal genommen ... Und die Bedenken gegen eine Doppeltherapie "Sucht und Psyche" teile ICH zumindest nicht ... also werden sich bei diesem Thema auch noch andere Wege öffnen.
Als angenehme Begleitung dieses Schreibens war dann noch eine Postkarte im Briefkasten ... von einem "alten" Freund ... ca. 18 Monate haben wir uns nun nicht gesehen ... nicht gehört und nicht gelesen ... Aber er meldet sich immer noch bei mir ... NORMALITÄT???
Am Abend wartet dann doch noch eine emotionale Bewährungsprobe auf mich: Die zarte Bande einer neuen Beziehung ... die sich in den letzten Tagen angedeutet hat ... sie scheint heute zerrissen worden zu sein ... ABER auch dies wird mich nicht wieder zurück in die Fangarme des Alkohols treiben!!! UND ... als eine leise Ironie des Schicksals ... weiß ich am heutigen Abend plötzlich den depressiven Schleier zu schätzen, der so schützend und behütend über meinen Empfindungen liegt.
dieser Nachtrag zum inneren Saufkamerad war beeindruckend, und ist auch sehr gut rübergekommen, sonst hab ich mit Deiner Art zu schreiben immer meine Schwierigkeiten, aber das war wirklich fesselnd.
Ich blicke erneut auf ein Wochenende der passiven Erholung zurück ... müde und träge ... erschöpft. Die letzte Woche fordert auch diesmal ihren Tribut.
Samstag: Schlafen ... die gewohnten Wochenendeinkäufe ... Milchkaffee im Biergarten ... TV: Olympiade und Fussball ... Das Tor in der 92. Minunte ... Jaaaa ... Mein Jubel war echt und ehrlich!
Sonntag: Ich komme auch heute mit meinen Arsch nicht hoch! Ein paar Telefonate ... internet ... Kaffee im Cafè ... Ansonsten gebe ich mich der Passivität und Isolation hin.
Soll ich nun gegen dieses Abgammeln am Wochenende ankämpfen? ... oder soll ich es geschehen lassen??? An diesem Sonntag habe ich versucht dagegen anzukämpfen ... und prombt verloren. Der einzige Lohn für meinen inneren Kampf war die Unzufriedenheit mit mir selber.
Das Bedürfnis wird wieder kommen, bei dem es mich auch am Wochenende nach Aktivität und anderen Menschen sehnt ... Aber momentan ist "es" nicht drin.
SONSTIGES: Das einzig Beständige in mir ist momentan die Unbeständigkeit ... Up-and-down ... Hoch-und-Tief ... Labilität!!! ... Jedoch ... Meine inneren Ängste schwinden mehr-und-mehr.
- Und da ist doch noch eine Beständigkeit zu erwähnen ... Mein depressiver Schleier ... er bleibt mir weiterhin treu erhalten ... dämpft und dämmt meine inneren und äußeren Empfindungen ... Freude und Liebe ... Traurigkeit und Niedergeschlagenheit ... aber auch mein reales Umfeld ... Alles wird wie durch Watte wahrgenommen ... Eine Wahrnehmung wie in Trance.
- Mein Terminkalender für die nächsten Wochen füllt sich mittlerweile mehr und mehr ... und ich muss(!) aufpassen, dass ich mich dabei innerlich und äußerlich nicht wieder überfordere.
- Job + Weiterbildung ... OK.
- Die Psycho-Schienen ... Das Unternehmen "Psychotherapie" geht meinen Weg ... Das Unternehmen "Ambulante Rehabilitation Sucht" wird meinen Weg gehen ... Und die beiden SHG sind momentan zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden ... Ich fahre zu den jeweiligen Treffen ... wie von selber.
- Beziehung ... Diesem Thema Beziehung wollte ich mich eigentlich heute Abend hier stellen ... Inventur ... Aber ein Blick auf die Uhr lässt mich dieses Vorhaben verschieben ... denn mein Wecker wird morgen in aller Frühe klingeln ... gnadenlos und unerbittlich.
- "Erinnere dich an diese ständigen Selbstentzüge ... zu denen dich deine Verzweiflung immer wieder getrieben hat ... an dieses klägliche Zusammenkauern ... in der Ecke des Bettes ... Dieses Zittern der Hände ... des ganzen Körpers ... Schweißausbrüche ... Herzrasen ... Dieses vegetative Kotzen ... obwohl der Magen schon längst leer ist ... Diese plötzlichen Anfälle an psychomotorische Unruhe ... auf und ab ... im eigenen Zimmer ... kein klarer Gedanke mehr ... kein klares Gefühl mehr ... Nur noch diese Ängste ... die dich innerlich zerfressen ... aushöhlen ... solange ... bis nur noch diese depressive Leere bleibt ... diese unendliche innere Leere ... ohne jegliches Gefühl ... ohne jeglichen Gedanken ... diese qualvolle Leere, die dich so oft schon an den Abgrund zum Wahnsinn gebracht hat ... Auch diese Selbstentzüge wirst du wieder durchmachen müssen, weil dich deine Verzweiflung dahin treiben wird ... Erinnere dich ... und entscheide dann ... ob du diese Erfahrungen wirklich noch einmal durchleben willst ... Wenn JA - Dann SAUFE!"
NEIN! ... Das will ich nicht mehr!!!
Ich habe mir den ganzen Thread hier mal durchgelesen. Ich finde dich echt stark und habe mir das oben gerade ausgedruckt und lese es immer wieder.
Doch in deiner Einschätzung meiner Person irrst du. Ich bin ein SUCHENDER ... und das ist weder stark ... noch ist es schwach ...
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem neuen Versuch ... auf deinem neuen Weg ... mit viel Offenheit ... mit Echtheit und Ehrlichkeit ... dir selber gegenüber ... damit sich dieser "neue" Weg nicht doch nur als eine Illusion des erneuten Selbstbetruges darstellt ... verstehst du? ... Hoffnung
Mo, 30.08.04 ... Tag 24-von-90 ... Montag = Psychotag
Frühschicht: Auf der Arbeit bin ich erneut lebhaft und lebendig ... mit Witz und Ironie ... mit meiner Art und Weise an chaotischer Liebenswürdigkeit ... Doch ich bemerkte dabei, dass ich wieder kurz vor dem Überdrehen stehe.
Danach das montagliche Psycho-Doppel-Pack: Zuerst Mein-Psychologen-Date ... Thema "Meine inneren Ängste". Dann die SHG ... Thema "Rückfall ... Der innere Saufdruck ... und was WIRKLICH dahinter steckt" ... Die Schilderungen der Teilnehmer gehen tief ... ergreifen ... machen betroffen ... fremd-betroffen und selbst-betroffen.
Nach dem Treffen sitze ich auf den Treppenstufen des Hauses ... meine traditionelle Feierabendzigarette ... Ein paar Gruppenteilnehmer stehen zusammen und diskutieren noch über den heutigen Abend ... aber ich bin schweigsam ... äußerlich und innnerlich.
22:30 @ home: Es ist nicht so, dass mir die Worte fehlen würden ... aber meine Gedanken und meine Gefühle sind in einem völligen Durcheinander ... Chaos! ... und mein depressiver Schutzschleier wird wieder dichter und dichter.
Ich suche vor der Glotze Ablenkung ... Betäubung ... Doch meine Gedanken und Gefühle sind dabei ÜBERALL ... im Gestern ... im Morgen ... nur NICHT im HIER-und-JETZT.
Zitat: "Ich suche vor der Glotze Ablenkung ... Betäubung ... Doch meine Gedanken und Gefühle sind dabei ÜBERALL ... im Gestern ... im Morgen ... nur NICHT im HIER-und-JETZT."
Für mich ist das ,in meiner Erinnerung ein vertrautes,sehr angstmachendes, beklemmendes Gefühl.Ich hab beim lesen nen Kloß im Hals. Aber heute weiß ich das geht vorbei. Und so wird es auch bei dir vorbeigehen,lass es im Augenblick einfach zu..Das ist phsychisch sehr erschöpfend.Mir half es , wenn ich mich physisch erschöpfte.Dann bekommt die Seele eine kleine Verschnaufpause.Ich habe damals einen Teil unseres Gartens umgegraben, wie besessen, noch nicht mal die Blasen an den Händen störten.Das war so guuuut.Endlich mal schlafen ohne vorher endlos zu denken. Vielleicht findest du deine Möglichkeit.
Ich wünsch dir was Gutes Manuela
[f1][ Editiert von Falballa am: 31.08.2004 13:51 ][/f]
Hallo Falballa / Manuela ... Danke für deine aufbauenden und ermutigenden Worte!!!
Jaaaa - No. 1 ... Es wird auch bei mir vorbei gehen!
Jaaaa - No. 2 ... Ich erinnere mich ... an vergangene Zeiten ... Sport und Sauna! ... Diese körperliche Erschöpfung!! ... with good feelings!!! ... Aber noch bin ich nicht so weit, um dort wieder hin zu gelangen ... Monentan wäre es für mich nur ein "DU-MUSST" statt ein "ICH-WILL" ... kontraproduktiv ... Ich würde "etwas" zu erzwingen suchen ... und damit genau das Gegenteil erreichen ... auch das kenne ich.
Tja ... Den einen Job bin ich los! ... 40% Umsatzeinbruch ... Kündigung!!! ..."Fachlich und menschlich bist du zwar TOP - aber wer ZULETZT kommt ... geht ZUERST!"
Ich habe keine Schwierigkeiten mit einer Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen und auch keine Probleme mit dieser Rangliste für Abschusskandidaten ... Aber die Art und Weise meines Rauswurfes empfinde ich als einen miesen Stil ... "Nächste Woche brauchst du nicht mehr zu kommen!"
Zwischen uns bestand nur eine mündliche Abmachung ... und damit habe ich kaum eine Chance auf die gesetzliche Kündigungsfrist ... Ich habe mich auf einen "fairen Umgang miteinander" verlassen ... und sein Verhalten traf mich nun unvorbereitet ... So wurde ich "Opfer" meiner eigenen Naivität ... eine Naivität jedoch, die ich nicht aufgeben möchte!!!
Was mich wütend und enttäuscht macht, ist die FORM und PLÖTZLICHKEIT des Rauswurfes... Mittlerweile habe ich erfahren, dass meine Kündigung schon seit längerer Zeit absehbar war ... nur gesagt hat man mir davon nichts ... Ich war der letze, der davon erfahren hat ... am heutigen Abend ... fünf Minuten vor Feierabend!!!
Mein Verstand weiß, dass meine eigene Welt durch diese Kündigung nicht untergeht ... auch wenn es jetzt finanziell enger wird für mich. Mein Verstand weiß, dass ich auch wieder einen anderen Zweitjob finden werde ... trotz der miesen wirtschaftlichen Lage momentan. Mein Verstand weiß, dass mir mein anderen Job sicher ist ... mit guter Zukunft.
Und trotzdem schwankt der Boden unter meinen Füssen ... Wut ... Enttäuschung ... Traurigkeit ... Ich wurde verarscht! ... Ich habe mich verarschen lassen!!! ... und fühle mich nun hilflos und wehrlos ... Ich bemerke, wie mein depressiver Schleier dichter und dichter wird ... Meine alten Mechanismen von Schutz-und-Flucht ... sie "greifen" wieder ...
"ETWAS WEG MACHEN" ... !!! ... Ich habe diesen Ausdruck gestern zum ersten Male gehört ... in der SHG ... Eine bessere Umschreibung gibt es nicht ... !!!
"ETWAS WEG MACHEN"
- ALKOHOL - DEPRESSIONEN - ÄNGSTE
Sie ALLE dienen nur EINEM Ziel ... sie dienen diesem "ETWAS WEG MACHEN"!!!
NEIN! ... auch durch diese Kündigung lasse ich mich NICHT wieder in meinen alten Sumpf des Suffes treiben ... !!!
Es fällt mir schwer hier über meine frische Beziehung zu berichten. Schweigepflicht ... Ich empfinde so etwas wie eine Schweigepflicht ihrer Person gegenüber ... und Unaufrichtigkeit: Sie kann nicht mitlesen ... sie kann sich nicht dazu äußern ... Sie weiß nicht einmal, dass ich hier über unsere Beziehung schreibe.
Mein Ausweg aus diesem Dilemma wird eine ICH-BEZOGENHEIT meiner Worte sein ... Und mit dieser Ich-Bezogenheit meiner Worte werde ich nun versuchen meine Gedanken und Gefühle zu ordnen.
All das, was ich hier niederschreibe ... werde ich auch mit ihr besprechen ... step-by-step.
Können zwei beziehungsunfähige Menschen eine Beziehung führen? ... Ist dieser Weg für uns kranke Seelen vielleicht sogar der einzig mögliche Weg zu einer Beziehung?? ... Nur ein Mensch, der selber beziehungsunfähig ist, kann wissen, was in diesen Menschen vor sich geht ... Nur ein Gleichbetroffenen kann wirkliches Verstehen und Verständnis für die anderen Person empfinden ... Aber kann so auch eine enge partnerschaftliche Beziehung zwischen uns möglich sein???
Es ist eine Form von Seelenverwandtschaft, die uns verbindet ... im Denken ... im Fühlen ... Sie weiß von meinen Erkrankungen Depression und Alkoholismus ... und ich weiß von den "düsteren" Flecken auf ihrer Seele.
Ich bin gerne mit ihr zusammen ... und wenn ich sie eine Weile nicht sehe, erwacht meine Sehnsucht nach ihr ... Eine innere Freude ergreift mich, wenn wir uns treffen ... Sei es unsere intensiven Gespräche ... oder nur das Schweigen ... Arm in Arm ... Es sind schöne Stunden. Es gefällt mir, sie zu spüren und sie zu fühlen ... und es gefällt mir, wenn sie mich spürt und fühlt. Ihre Art und Weise fasziniert mich ... und ihr Aussehen ist schön ... Ich sehe sie gerne an ... Ich mag es die Konturen ihres Gesichtes zu streicheln ... Doch wenn meine Hände ihren Körper berühren, schließe ich meine Augen ... denn nichts soll meine Sinne dabei stören oder ablenken ... Diese athletische Muskulatur ... Diese zarte und weiche Haut ... Diese weibliche Formen ... Körperwärme ... Zärtlichkeit ... Erotik.
Der Umgang miteinander liegt in unserem Versuch der Offenheit ... Echtheit und Ehrlichkeit ... Die eigenen Grenzen verdeutlichen ... ohne die Grenzen des anderen zu verletzen ... Die Pflicht(!) zur Selbstverantwortung steht über dem Wohl des anderen! ... Für mich eine eigentlich gesunde Einstellung ... besonders für uns psychisch Kranke. Die Basis für eine gesunde Beziehung ist ein gesunder(!) Egoismus ... Echtheit und Ehrlichkeit ... sich selber gegenüber ... Alles andere ist Show und Betrug ... an sich selber ... und an dem anderen ... Jemanden "gefallen" wollen, in dem man Show und Betrug vorträgt? ... Es degeneriert zum jämmerlichen Versuch, sein eigenes Selbstwertgefühl durch die Achtung und Liebe des anderen zu erkaufen ... Dieser Weg der Unaufrichtigkeit kann nur scheitern ... über kurz oder lang ... Am Ende sehnt man sich schließlich ... enttäuscht ... unzufrieden und unglücklich ... nur noch die Trennung herbei.
Doch wie es bei psychisch kranken Geschöpfen so häufig zu erkennen ist ... die eigenen Grenzen werden schnell wieder zu Festungsmauern ... und jede Öffnung seiner selbst bringt eine nachfolgende Distanz mit sich ... Nähe - Distanz - Nähe - Distanz ... im permanenten Wechsel ... Jedes Leben und Erleben von menschlicher Nähe endet erneut in der sich schützende Flucht von räumlicher und zeitlicher Distanz ... und mit erfolgter Distanz erwacht wieder die Sehnsucht nach menschlicher Nähe ... EIN ERSCHÖPFENDES WECHSELSPIEL ... EIN KRANKER TEUFELSKREISLAUF!
Die zarte Bande unserer Beziehung steht unter einer hoher Spannung:
Zweifel werden wach ... und diese Zweifel verletzen ... Mit diesen Zweifeln verletzt man sich selber ... und den anderen ... Nein, mehr noch ... Zweifel töten innerlich!
Menschliche Beziehungen sind geprägt durch die eigenen Bilder, die man auf den anderen Partner projiziert ... Die Gefahr dabei ist, dass es Bilder der Illusion sind ... Schlösser ... erbaut aus Luft und Träumen ... Wie qualvoll muss dann das Erwachen aus dem eigenen Tiefschlaf sein ... wenn die eigenen Augen plötzlich die Realität erkennen.
Aber es gibt bei mir noch weitere Totengräber einer Beziehung: Erwartungen und Hoffnungen in die Beziehung! ... Erwartungen und Hoffnungen in die eigene Person! ... und ... was das höchste Maß an krankhaftem Egoismus und Größenwahn darstellt ... Erwartungen und Hoffnungen in den Partner!!!
Manchmal gelingt es mir ... dann lasse ich mich treiben ... im Hier-und-Jetzt ... mit dem festen Glauben, dass die Beziehung so oder so ihren Weg gehen wird! ... egal wo hin!!! Zweifel? ... Erwartungen und Hoffnungen? ... Sie manipulieren nur ... und lenken ab von Wahrheit und Wirklichkeit!!!
Doch bleiben Erkrankungen der Psyche immer Erkrankungen der eigenen Gefühlswelt ... und damit kommen neue Fragen auf:
Wie kann ich jemanden achten und lieben, wenn ich mich nicht einmal selber achte und liebe? Wie kann mich jemand achten und lieben, wenn ich mich nicht einmal selber achte und liebe?
Die IRONIE des SCHICKSAL ist dabei: Genau so wie uns unsere Erkrankungen miteinander verbinden ... so stehen sie auch zwischen uns ... gleich hohen Mauern ... felsenfest und unüberwindlich ... Denn INNERHALB unserer Erkrankung sind wir ... jeder für sich ... einsam und allein ... und damit UNERREICHBAR für die andere Person!!!
Ich bemerke nun, dass diese zarten Empfindungen von ... Sympathie ... Faszination ... Zuneigung ... Nähe ... Zweisamkeit ... Zärtlichkeit ... Erotik ... Sexualität ... Liebe ... sich wieder in mir verschließen. Sie schienen gerade zu neuem Leben-und-Erleben zu erwachen ... zwar noch vorsichtig und voller Argwohn ... aber sich dabei doch nach ihrer Erfüllung sehnend ... Nun wird mein depressiver Schleier aber wieder dichter und dichter ...und mein emotionaler Schutzmantel legt sich erneut über diese Empfindungen.
"Es weg machen" ... Diese Umschreibung geht mir nicht mehr aus Kopf-und-Herz ... Die Gedanken und Gefühle HINTER diesen Empfindungen ... Ich versuche sie weg zu machen ... unwillkürlich und automatisiert ... Schutz und Flucht ... vor den eigenen psychischen Verletzungen.
Sa, 04.09.04 ... Tag 29-von-90 ... "Der Spät-Sommer-Grill":
Einladung zum Grillabend ... ein schöner Sommerabend ... Anfang September ... Das-Draussen-Sitzen im T-Shirt bis 24:00 ... Die letzten Tage und Abende dieses Sommers ... nutzen ...
Dieser Grillabend ist kein Anlass zum allgemeinen Besäufnis ... Ein gemütliches Zusammensitzen miteinander ... einige trinken ein paar Bier ... andere bleiben bei antialkoholischen Getränken ... Gespräche beherrschen das Geschehen ... JEDOCH ... An diesem Abend bin ich schweigsam ... Da ist keine Freude und keine Fröhlichkeit in mir ... Ich weiß um dieses Geschenk des "kleinen" Glücks ... Diese angenehme Abendwärme ... Diese gesellige Atmosphäre ... Der Geruch des Grills ... Aber heute kann ich es nicht genießen.
Angenehme Erinnerungen tauchen auf ... Ich erinnere mich an die euphorisierende Wirkung des Alkohols an solchen Grillabenden ... an intensive Gespräche ... an Fröhlichkeit ... an echtes und ehrliches Lachen ... Diese berauschende Empfindung von Glücklich-und-Zufrieden, die den ganzen Menschen ausfüllt ... Ein schöner Abend wurde durch den Alkohol zum emotionalen Gipfel getragen ...
Doch am heutigen Abend empfinde ich nichts davon ... Es ist für mich nur ein Überstehen ... Ja, ich ÜBERSTEHE nur diesen Abend!!! ... und eine melancholische Traurigkeit überkommt mich, weil ich diese angenehme Form des Alkoholgenusses nie wieder leben und erleben darf.
24:00 ... Feierabend ... ich fahre nach Hause ... Ich weiss um die Richtigkeit meines Entschlusses, den Weg der Abstinenz zu gehen ... auch habe ich an diesem Abend nicht ein einziges Mal das Bedürfnis gehabt, zur Flasche Bier zu greifen ... Keine akute Suffgefahr ... und doch diese zweifelnde Frage: Wird das mein zukünftiges "Schicksal" bei solchen Anlässen sein und bleiben ... ernsthaft und schweigsam da sitzend ... in mitten von fröhlichen Menschen ... ???
ABER EMPFINDE BESCHEIDEN!... Step-by-Step!! ... Schaue auf deine letzten Wochen zurück ... und vergleiche dann!!!
So, 05.09.04 ... Tag 30-von-90 ... "Explosionen im Schädel"
Ich wache auf ... und bemerke es sofort ... Hinter meinen inneren Mauern tobt und wütet es ... Ich weiß nicht, was "es" genau ist ... Kein Gedanke ist für mich greifbar ... Kein Gefühl für mich konkret spürbar und fühlbar ... doch mein Schädel droht dabei zu platzen ... Kein innerer Schmerz ... nur diese totale innere Anspannung ... und ich glaube dabei den Verstand zu verlieren.
Ich muss raus ... doch es sehnt mich nicht nach bekannten Gesichtern ... nicht nach Gesprächen ... nicht nach gemeinsamen Aktivitäten ... Nein ... Ich will allein und einsam unter Menschen sein!!!
Ich fliehe zum Wagen und finde Unterschlupf in einem Freibad ... auch heute Sonne pur ... ein schöner Sommertag ... Munteres Treiben ... Lebendigkeit und Fröhlichkeit ... um mich herum ... Ich bin unter Menschen ... und doch dabei in meiner erwünschten Anonymität! ... Genau das ist es, was ich heute ... in diesem Moment ... suche.
Meine Gedanken sprudeln ... Stift und Papier ... wilde Notizen ... Worte ... hingeschmiert ... kaum noch lesbar ... Ich versuche sie nun zusammen zu setzen ... doch ich bemerke hierbei ... das Wort ist eine nur unvollkommene Sprache, um Gedanken und Gefühle wirklich auszudrücken ...
SIE ist wieder herabgestiegen ... in IHRE Hölle ... schon seit über einer Woche ... Sie hat sich zurückgezogen, um zu leiden ... einsam und alleine ... und UNERREICHBAR für mich! Kein Telefon ... Keine Türschelle ... Und wenn wir uns doch sehen oder sprechen würden ... ich würde nicht bis zu ihr durchdringen können!
Ich kenne diese Phasen der Hölle ... aus meiner eigenen Erfahrung ... zu genüge und noch mehr ... Und genau so wie sie jetzt, war ich dann auch nicht mehr für andere Menschen zu erreichen ... weder innerlich ... noch äußerlich.
Und ich weiß, was jetzt in ihr abgeht ... Diese Gedanken ... Diese Gefühle ... und deren Betäubung ... Diese innere und äußere Selbstzerfleischung! ... Selbstverachtung ... Selbsthass ... Selbstverdammnis!!! ... Ich weiß es, weil ich es von mir selber her kenne ... auch wenn ich diese Hölle momentan nicht nachempfinden kann ... und auch nicht nachempfinden will.
Was mich so erschreckt ist, dass ich wieder einmal meinem erneuten Selbstbetrug aufgesessen bin ... schon seit Tagen ... Ich habe Hoffnungen und Erwartungen gehabt ... in diese Beziehung ... in mich ... in sie.
Der erwünschte Inhalt meiner Hoffnungen und Erwartungen erzeugt in der Realität genau das Gegenteil! ... Hoffnungen und Erwartungen ... als eine Form von Bekenntnis ... Das Bekenntnis eines Mangels, der bei mir besteht ... innerlich und äußerlich ... und mit diesem Bekenntnis wird der Mangel erst recht zu meiner Realität. Dieser von mir empfundene Mangel entwickelt sich dann zu der Sich-selber-erfüllenden-Prophezeihung. Nur wenn ich keine Hoffnungen und Erwartungen in mir hege und pflege ... geschieht das für mich Unglaubliche.
Meine eigenen Erfahrungen SCHREIEN mir diese "Erkenntnis" ins Gesicht ... immer und immer wieder ... Aber ich will offensichtlich nicht auf meine Erfahrungen hören ... und so lebe und erlebe ich sie stets von neuem durch ... immer-und-immer-wieder ... bis ...
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