das ist bei mir immer so. Kaum, dass mir jemand aus der Seele spricht, werden meine Tränedrüsen aktiv. Das ist mir oft unangenehm, es ist sehr lästig, aber ich kann da einfach nichts gegen machen *verzweifel*. Je mehr ich versuche es zu unterdrücken, desto schlimmer kommts.
Eigene Gute- Nachtgeschichten habe ich meínen Kindern früher auch oft erzählt, sie kennen aber auch die Klassiker. Meine 18jährige Tochter hat schon gaaaaanz viele, tolle Geschichten geschrieben (von wem sie das bloss hat?) und das schon, seit sie gerade mal schreiben konnte.
Fang doch einfach mal mit, Kladde immer in der Hosentasche, Notizen an!!! Vielleicht wird das ein neues Hobby!!!???
Was ist ein headbanger?
So ist das: als Kind der 60er bin ich, u.A. mit "Ten years after" aufgewachsen. Die Musik, hauptsächlich Rock'n'Roll, entwickelt sich weiter. In den 80ern hörte ich mit Begeisterung Heavy-Metal, und lange Haare gehörten/ gehören dazu, ob Männlein oder Weiblein. Das rhythmische Auf un Ab vieler langhaariger Köpfe bei einem Rockkonzert hast du doch bestimmt schon irgendwo gesehen? Headbanger, oder eingedeutscht: Kopfschüttler.
Danke, ich kannte nur das Wort nicht, der Rest ist mir bestens bekannt. Wenn du ein Kind der 60er warst, dann war ich ein Jugendlicher der 60er, während des epochalen Ereignisses Woodstock-Festival ('69) habe ich gerade die damalige Hochburg der Pop&Rock-Kultur unsicher gemacht, nämlich London und Angrenzedes, hab mir ('71) das Isle of Withe-Festival reingezogen (Woodstock war einfach unerreichbar, habs in London als 5 Stunden Film gesehen)und auch meine Haare sind ganz von alleine gewachsen. Wieder zu Hause haben wir unablässig unsere Gitarren gequält und riesen-Partys veranstaltet, heute würde man wohl Rave dazu sagen, im Grunde wars das Gleiche.
Vor mir tauchen Kaskaden von Bildern auf aus dieser Zeit, ganze Sequenzen, Hyde Park Corner im Nieselregen, ich steh dort mit meiner Parka-Jacke, original mit Einschusslöchern aus dem 2. Weltkrieg (das waren die Begehrtesten! Und über Pietät wurde nicht so viel nachgedacht, über Pazifismus jedoch schon und damit hatte dies den Charakter einer paradoxen Intervention)und lausche einem Verrückten, der sich dort stundenlang und waschelnass und gänzlich unverständlich über irgendetwas ereifert, vor ständig wechselnden Grüppchen von Zuhörern, von denen kein einziger auch nur annähernd irgendwelche Zusammenhänge seiner verbalen Eruptionen mitbekommen hätte können, macht nix, lautstark und mit den Emotionen am Anschlag, schmettert er uns seine Botschaft entgegen, ob sie verstanden wird, oder nicht. Dazu liegt ein unverwechselbarer Duft in der Luft, Nieselregen mit Abgasen, gemischt mit frisch geschnittenem Gras mit einem gewissen Anteil an Hundstrümmerln aus einiger Entfernung, harmonisch abgerundet durch einen leicht muffigen Kleiderschrankgeruch, der dem Kragen meiner noch nie gewaschenen Parka entströmt. Die 60er hatten schon was...
Waldschrat dir und allen anderen auch einen guten Morgen,
da bin ich jetzt aber gaaanz neidisch, ich wäre gern 10 Jahre eher geboren (jetzt manchmal lieber umgekehrt), um diese Zeit miterlebt zu haben. Ist schon toll wie Musik, egal welche Richtung man bevorzugt hört, das Wohlbefinden noch steigern kann. Bei uns läuft den ganzen Tag über Musik, das gibt mir schon morgens den "Kick". Und abends haut mein Mann dann so richtig in die Saiten. Das ist dann der Überflieger.... Wer braucht da Alkohol???
Deine Erinnerungen an London sind wieder so geschrieben, man könnte meinen, es selbst erlebt zu haben.- Nu' geh dir mal 'ne Kladde kaufen!!!
Damit hast du etwas angesprochen, bei dem in mir alle Gefühle aufkochen. Deshalb hab ich auch ein bissl gebraucht, bevor ich mir den Ruck gegeben habe, darauf zu reagieren. Aber, so wie ich jetzt viele hier schon kennen gelernt habe, kann man hier wirklich alles rauslassen, offenbaren, ohne dafür am Scheiterhaufen verbrannt zu werden.
ZitatGepostet von fallada Waldschrat,
mach noch eins (n Kind, klar) und laß beim Fabulieren das Diktiergerät mitlaufen... Jemand, ders tippt, findst dann schon...
Das ist schon geschehen, vor einem halben Jahr. War nicht ganz absichtlich, also eigentlich dachten wir, ausreichend verhütet zu haben, dem war aber dann doch nicht so. Nun ganz eigentlich wiederum, ist verhüten sowieso nicht meins und ich bin auch nur zu gerne bereit, die Konsequenzen daraus in Form eines pflegeintensiven, schreienden Bündels im wahrsten Sinne des Wortes mit mir herumzutragen. Ich liebe Kinder, wie sich aus der Anzahl, die ich schon habe, leicht erkennen lässt, auch wenn die Bande oft nicht auszuhalten ist und ich herumspringe und tobe wie ein Rumpelstilzchen. Macht nix, ich will ja schließlich keine angepassten Mitläufer und wo sollen sie den Widerstand denn lernen, wenn nicht zu Hause?
In diese meine grundsätzliche Bereitschaft kam nun die Nachricht von einem weiteren erfolgreichen Ereignis, gleichzeitig mit der totalen und absoluten Panik meiner Lebensgefährtin. Sie will kein Kind mehr, unter gar keinen, wie auch immer gearteten Umständen. Sie hat auch früher, bevor wir uns kennen gelernt hatten, bereits zweimal abgetrieben, was sie mir zu Beginn unserer Verbindung unter großer Zerknirschung auch offenbart hat, wir haben damals besprochen, dass so etwas für mich überhaupt nicht in Frage kommt, wenn es je dazu kommen sollte, dass sie wieder schwanger wird, dann haben wir eben noch ein Kind miteinander, das wurde alles ausdiskutiert, soweit man in einer theoretischen Situation etwas eben ausdiskutieren kann.
Und dann war es soweit. Absolute Panik, Horror vor der Vorstellung noch ein Kind, es ist die ganze aufgestaute Überforderung meiner Lebensgefährtin mit meinen Kindern herausgebrochen, nicht noch eins, nein, nur das nicht. Ich stand jetzt vor der Alternative, das Versprechen einzufordern und diesem Kind eine Mutter zuzumuten, die es nicht haben wollte und in ihrer allgemeinen Überforderung weiß ich was macht, mit einem Vater, der ja auch schon lange Alkoholiker war (was er aber selber damals nicht akzeptiert hat), sich aber seiner schwindenden Kräfte durchaus bewusst war, denn den körperlichen und auch geistigen Verfall, der bei mir eingesetzt hat, habe ich schon bemerkt, aber halt dem Alter zugeschrieben, dass man dann halt auch nicht mehr so wirklich kann. Somit habe ich mich auch von dem Gedanken an ein weiteres Kind verabschiedet und nachgegeben, mein Kind zur Abtreibung freigegeben. Ich bin sogar mitgegangen, zur Beratung, zum Termin, habe sie danach wieder nach Hause gebracht…… Wir haben nie wieder darüber diskutiert, es ist für sie einfach kein Thema. Gott sei Dank, die Kurve gekratzt, reden wir nicht mehr darüber. Ich bin ganz alleine geblieben mit meiner Trauer, meinen Gefühlen, auch meine Kinder wissen nichts davon, keine Kollegen, keine Freunde, nicht einmal irgendwelche Saufkumpane. Es ist, als wäre es nie geschehen und doch weiß ich, es war. Hier berichte ich erstmals überhaupt jemandem davon, ich bitte um behutsamen Umgang damit.
Und um die Thematik abzurunden und Kommentaren die Chance zu geben, etwas tiefgründiger zu sein, hier noch ein Schreiben von mir an die Therapeutin zweier meiner Kinder, zu der ich mit den Kindern deshalb gehe, weil es nach dem Tod ihrer Mütter (hier konkret nur einer) doch einiges an seelischen Knoten in den Kinderseelen gibt. Meine Alkoholproblematik ist in das alles überhaupt noch nicht mit einbezogen worden.
Sehr geehrte Frau Dr. Soundso
Ich möchte Ihnen auf diesem Wege noch ein paar Details aus unserem Leben näher bringen, von denen ich meine, dass sie für eine umfassende und letztlich erfolgreiche Therapie meiner Kinder von Bedeutung sind. Sie haben meine Lebensgefährtin kennen gelernt und ja auch das Erstgespräch mit ihr abgewickelt. Diese Informationen betreffen hauptsächlich unser internes Verhältnis sowohl zwischen meiner Lebensgefährtin und mir, als auch zwischen ihr und meinen Kindern. Kennen gelernt haben wir uns via Internet, nachdem wir uns, ohne uns persönlich gesehen zu haben, monatelang hunderte ausführliche mails geschickt haben, in denen jeder seine Seele offenbart hat. Im Grunde genommen hatten wir uns bereits ineinander verliebt, bevor wir uns das erste mal gesehen haben. Die seelische Harmonie war überwältigend. Zuvor hatte ich eine kurze Beziehung (8 Monate) zu einer anderen Frau (auch mit einem Kind), die von meiner Seite aus daran gescheitert ist, dass sie mich von meinen Kindern wegzulocken versucht hat, (Tanzen gehen, andere Vergnügungen ohne Kinder, bei ihr übernachten, exzessiver Sex – was ja toll ist, aber nicht auf Kosten der Kinder). Somit habe ich diese Beziehung beendet (auch noch aus anderen Gründen, ich fand sie extrem egoistisch, streitsüchtig und krankhaft eifersüchtig ohne jeden Grund). Mein Bestreben war es und ist es zu jeder Zeit, ein harmonisches Familienleben zu haben, mit einem hohen Niveau an gegenseitiger Unterstützung, bei dem auch in den Tälern emotionaler Wellen Geborgenheit zu spüren ist. Dieses habe ich geglaubt und glaube ich eigentlich immer noch, bei meiner nunmehrigen Lebensgefährtin gefunden zu haben.
Doch weiter zur Entwicklung unserer Beziehung: Nach mehreren Monaten mail-Austausch haben wir uns das erste Mal getroffen und es war sofort klar, wir wollen miteinander. Sie lebte zu dieser Zeit in XXXXXXX in einer großen Wohnung allein mit ihrem Kind, 1 ½ Jahre haben wir uns fast nur am Wochenende gesehen, wo nahezu immer sie zu uns gekommen ist, mit dem Schulwechsel ihrer Tochter von der VS ins Gymnasium sind sie dann ganz zu uns gezogen. Zu dieser Zeit hat in dem zweiten Hausteil unseres Hauses ein Freund von mir gewohnt, den ich ersucht habe, auszuziehen, nachdem sie mit ihrer Tochter bei uns eingezogen sind, was er auch wehmütig gemacht hat. Unsere Überlegung war, dass wir einfach mehr Platz brauchen. Es sollte das Zentrum des Tagesgeschehens in dem Hausteil bleiben, den wir bislang ausschließlich bewohnt hatten, aber Zimmer geschaffen werden, so dass jedes Kind ein eigenes hat, eben eine Erweiterung des Wohnraums. Das war vor drei Jahren. Meine Lebensgefährtin war der Zustand dieses zusätzlichen Wohnteils aber nicht schön genug, zu kleine Fenster, zu schlechte Sanitärräume, also wurde ein Umbau begonnen, der sich nahezu zu einer „Hinterholz 8“ Aktion ausgeweitet hat. In diesen 3 Jahren, bis vor etwa ½ Jahr, hat sie sich wirklich intensiv um meine Kinder bemüht, Aufgaben kontrolliert, Wäsche gemacht, auch im Haushalt mitgearbeitet, hat versucht, das Haus in halbwegs brauchbarem Zustand zu erhalten, sich um die Erziehung meiner Kinder gekümmert, versucht zu erreichen, dass alle zusammenhelfen. (Ich hasse die neue Rechtschreibung, weil sie vielfach die Semantik verändert, wie „frei sprechen“ – „freisprechen“, hier also die alte - zusammengeschrieben) Aber – wie Kinder eben so sind (zumindest meine) – mit Null Erfolg. Viele viele Details erzieherischen Bemühens prallen ohne die geringste Reaktion an ihnen ab und so kommt es, dass manche Ermahnungen sicher bereits das 1000 oder mehr -fache Jubiläum feiern. Enderfolg war, dass die Konversation meiner Lebensgefährtin im Umgang mit meinen Kindern tatsächlich nur mehr aus schimpfen, nörgeln, zynischen Bemerkungen, Anordnungen, Drohungen, usw. bestanden hat. Ständig schlechte Laune, die naturgemäß auch auf den Umgang mit mir abgefärbt hat. Außerdem hat sie sich von mir in ihren Bemühungen nicht ausreichend unterstützt gefühlt, was ich wiederum gar nicht so sehe, im Gegenteil, ich finde, dass ich mich zu sehr habe von der Nörgelei mitreißen lassen und habe mich mehr als Erfüllungsgehilfe ihrer erzieherischen Wunschvorstellungen gesehen, denn als selbständige Entscheidungen treffender Vater. Jedenfalls habe ich die familiäre Situation und die permanent schlechte Stimmung schon als unaushaltbar empfunden.
Jetzt kommt der Punkt, auf den diese Präliminarien zusteuern und den ich als vollends katastrophal empfinde: Heuer im Herbst, nachdem ich intensivst an der Fertigstellung des Umbaus arbeite, kann der andere Wohnteil bezogen werden. Aber im Gegensatz zu früher, wo dies eine Erweiterung unseres Wohnraums hätte sein sollen, möchte sie, dass zwar wir beide und ihre Tochter drüben einziehen, meine Kinder diese Wohnräume aber nicht einmal betreten dürfen, auch nicht tagsüber, wenn sie nicht da ist. Das mache ich nicht mit, wenn nicht emotionale Harmonie herrscht, ziehe ich nicht von meinen Kindern aus zu einer Frau, die diese nunmehr ablehnt, auch nicht nur nachts und auch nicht, wenn es bloß 20 m weit weg ist. Meine Lebensgefährtin hat absolut kein Verständnis dafür, dass ich kein Verständnis dafür habe, dass sie dieses von mir verlangt – ein klassischer Fall polarisierter Verständnislosigkeit, für mich zur Zeit ohne Chance auf Lösung.
Was ist die Konsequenz aus ihrem Auszug? Wir schlafen getrennt (was ich absolut nicht leiden kann, ich bin süchtig nach kuschelschlafen). Meine Lebensgefährtin steht um 5h auf, Morgentoilette, kein Frühstück, verlässt das Haus um 6h. Meine Kinder stehen um 6-6h30 auf, ich dann wohl auch – kein Kontakt in der Früh. Abends kommt sie um 5-6h nach Hause, Regeneration nach der Arbeit in ihrem Wohnbereich, zu der Zeit bin ich mit meinen Kindern in der Regel voll beschäftigt mit Aufgabe und dann Essen, wenn ich nicht gerade im Dienst bin und erst gegen 21-22h nach Hause komme oder überhaupt Nachtdienst habe. (3x /Woche). Danach will sie fernsehen oder Beschäftigung mit ihrer Tochter (drüben, hat ja auch dort ihr Zimmer), ich Computerarbeit oder auch fernsehen, aber sicher herüben, also abends auch kein Kontakt. Jedes 2. Wochenende habe ich Dienst, bin also nicht zu Hause, dazwischen Auslandsaufenthalte, für die ich wohl jemanden werde bezahlen müssen, damit nachts und auch tagsüber jemand bei den Kindern ist. So leid es mir um unsere Beziehung tut, aber ich sehe sie komplett den Bach runter gehen, abgewürgt durch Trennung von Tisch und Bett.
Das heißt für meine Kinder schlussendlich: Wieder eine Bezugsperson verloren, wieder verlassen worden, vielleicht verbunden mit Selbstvorwürfen, sie seien daran Schuld, dass meine Partnerin auszieht und unsere Beziehung schief geht (wo beginnt die Schuld in einer Ursache-Wirkung – Kette? Können Kinder überhaupt Schuld haben? Irgendwie haben solche Schuldzuweisungen einen Erbsünde-Charakter, man lädt durch seine reine Existenz bereits Schuld auf sich, ich finde das eine kranke Einstellung). Wir kämpfen mit Ihrer Hilfe um die Verarbeitung eines Verlustes eines Elternteils und mitten in diesen Prozess platzt der nächste Verlust (wenn er vielleicht auch nicht so tief geht, wie der Verlust der leiblichen Mutter).
Was kann ich tun, um hier nicht Schaden anzurichten? Eigentlich liebe ich meine Partnerin, ich sehe ihre Reaktion wirklich nur als Ausdruck völliger Überlastung, Überforderung mit unserer Familiensituation und nicht als irgendeinen Akt der Böswilligkeit, weder mir, noch den Kindern gegenüber. Eigentlich liebt sie mich, sie möchte mit mir zusammen sein, sie möchte bei uns wohnen, hält aber alles nicht aus.
Welche Möglichkeiten gibt es? Meine Lebensgefährtin zieht nicht aus: Miese Stimmung weiter, Nervenzusammenbruch vorprogrammiert Sie zieht aus, ich mit: Kinder fühlen sich auch vom Vater verlassen, (zurecht), mach ich nicht. Sie zieht aus, ich nicht: siehe oben, Beziehung geht in die Brüche, endet schließlich mit Totalauszug auch vom anderen Hausteil weg (so sehe ich das jedenfalls). Mir gehen die Alternativen aus.
Ich habe gedacht, das sollten Sie alles wissen, denn hier wird wohl ein zu verarbeitender Brocken an Veränderungen auf die Kinder zukommen und ich möchte unter allen Umständen vermeiden, dass diese Problematik zu neuerlichen psychischen Belastungen für die Kinder wird. Vielleicht haben Sie auch den einen oder anderen guten Rat für mich, denn hier ist guter Rat teuer (Wortspiele haben hin und wieder etwas so verdammt Realistisches). Scherz beiseite, wenn Sie meinen, ich sollte eine Stunde alleine mit Ihnen darüber sprechen, vereinbaren wir bitte einen Termin.
Mit freundlichen Grüßen
Der Termin hat stattgefunden. Quintessenz: Na, dann wird sich ja einiges in Ihrem Leben verändern
Den Schritt vom Alkohol weg, den hab ich jetzt getan, Gott sei Dank. Aber es gilt die Ursachen aufzuarbeiten, warum bin ich in die Benebelung ausgewichen? Wie kann ich diese Ursachen verändern? Darf ich hier wirklich sooo viel von meinem Seelenleben preisgeben? Ich will keinen Therapeuten und ich will keine live-Gruppe face to face, ich sags nocheimal: Hier in diesem zauberhaften Forum, oder gar nicht.
das ist sehr viel, was du geschrieben hast und ich danke dir für das Vertrauen das du in uns hast. Ich habe auch sehr viel geschrieben, auch über meinen Sohn ganz viele Seiten...ich habe es schon sehr viele Jahre mit mir auf meinem Rücken getragen diese Schuld und Unklarheit...seit ich hier geschrieben haben, ist es vorbei
du schreibst ch bin ganz alleine geblieben mit meiner Trauer, meinen Gefühlen,
Räume deinem ungeborenem Baby einen Platz ein in deinem Leben...lass es etwas teilhaben an deinem und deiner Familie Leben...dann geht es dir besser, du wirst sehen. Eine Freundin von mir machte ein Ritual mit ihrem Ungeborenem, indem sie ihm einem Brief mit all ihren Gedanken schrieb und diesen in einen Karton, mit vielen anderen Dingen begrub und immer zu dem Grab geht und mit ihrem Ungeborenem redet.
Es gibt viele Rituale und ich denke du wirst ein ganz spezielles für dich finden
Leider muss ich nun gehen...sonst hätte ich gerne noch mehr geschrieben ....heute morgen ging es mir gar nicht gut....doch nun wo ich deine Post gelesen habe, teile ich meine Gedanken mit dir und umarme dich ganz herzlich. Geteiltes Leid ist halbes Leid
Oh Waldschrat, das sind sehr, sehr viele Bauchgefühle die du da in mir weckst. Diese Gefühle jetzt in Worte zu fassen, das wäre ungerecht deiner Lebensgefährtin gegenüber. Ihr habt euch durch Briefkontakt so sehr zueinander hingezogen gefühlt. Wäre es da nicht einen Versuch wert und naheliegend, ihr all das, was du jetzt hier geschrieben hast auch zu zeigen (natürlich nicht am PC, schon handschriftlich und auf hübschem Papier). Mein Mann und ich können irrsinnigerweise am Telefon auch wesentlich besser miteinander reden als auf der Couch.
Es bleibt mir nur dir in jeder Hinsicht Kraft zu wünschen,
erstmal Danke in das Vertrauen, daß Du uns entgegenbringst, damit, daß Du so offen schreibst.
Gestern dachte ich noch, so gut der Waldschrath schreibt, irgendwas ist nicht rund. Ich hatte mich nicht an dem gestört, was Du schreibst, das ist alles perfekt, reflektiert, intelligent, geklärt... Ich hab nur gespürt, daß das nicht Alles ist, daß da noch was fehlt. Jetzt ist das Bild rund.
Ich könnte zu allem etwas schreiben, auch wenn ich selbst keine Kinder habe, so kann ich nich trotzdem bestens in die Situation hineinversetzen. In Deine, in die Deiner Frau, in die Deiner Kinder.
Das hilft dir aber gar nix, wenn ich schreib "Ja, ich hab auch mal abgetrieben..."
Wir können Dich auf dem Board vollsabbeln, bis es uns Allen zu den Ohren rauskommt.
Ich bin sicher, daß es Dir hilft, daß Du Dich hier öffnen kannst. Aber ob es ausreicht, wage ich zu bezweifeln.
Ich finds schade, daß Du schreibst:
ZitatIch will keinen Therapeuten und ich will keine live-Gruppe face to face
Ich selbst habe beste Erfahrungen mit einer Angehörigengruppe gemacht. Und mein Partner und ich haben auch gute Erfahrungen mit einem Paartherapeuten von Pro-Familia gemacht. Das haben wir angefangen, bevor er trocken wurde und auch noch ein paar Monate danach. Wir sind nicht primär wegen der Alkoholproblematik hin, aber es hat uns sicher auch geholfen, konstruktiv damit umzugehen.
Und Du kannst mir glauben, daß ich früher auch gesagt hätte, nicht für viel Geld...
Natürlich gibt es in der Zunft auch viele Deppen und Profil-Neurotiker. Aber was solls.
Was könnt Ihr in der Situation schon verlieren?
Und so wie Du Eure Partnerschaft beschreibst, würde es sich doch rentieren, in all dem Wust wieder etwas Klarheit zu bringen und wieder offenzulegen, warum ihr mal zammgangen seit.
Noch vor wir zum Paartherapeuten gegangen sind, haben wir die Zwiegespräche für uns entdeckt.
Kurzbeschreibung meinerseits: "Eine neue Gesprächskultur für Paare"
Wenn Du so ein Do-It-Yourself-Freund bist, dann ist das vielleicht das Richtige für Euch.
Wir führen unsere Zwigespräche seit über vier Jahren mehr oder weniger regelmäßig und das ist uns eine große Hilfe, damit nicht soviel Ungesagtes zusammenkommt, wie es ja im Alltag leider gerne passiert.
Habe gerade erst dein neues Thread gelesen und freu mich für dich. Und bin auch erstaunt das es hier wo die anyomität herrscht einer so offen über sein Leben spricht. SUPER!!!!
Kann auch nicht jeder......
Nun bist du schon 10 Tage, 240 Stunden ohne deinen Feind ich laß dich auf deiner Wolke sitzen den das tut gut.
Denn ich schätze dich so ein das wenn du fallen solltest hier laut und deutlich Hilfe rufst und genug Leute dir dann helfen ( stützen ) werden.
ich bin jetzt sehr traurig, ich habe ein Baby mit drei Monaten verloren am plötzlichen Kindstod. Es ist dreizehn Jahre her, aber sie ist immer noch in Gedanken meine Tochter und das wird sie auch bleiben. Ich fühle mit dir....
In der Kur hat man mir geraten eine Kerze für sie aufzustellen, die kann ich immer anmachen, wenn ich an sie denke. Bis jetzt fehlte mir sogar dazu der Mut.
Gib dem Ungeborenen einen Namen, dann kannst du mit ihm reden. Zu mir fehlen mir momentan die Worte, weil es halt meine Geschichte wieder aufwühlt.
P.S. Ich habe mit Saufen angefangen, als sie von mir ging. Heute weiss ich es, es war nur eine Ausrede, für alles was in meinem Leben falsch lief.
Hier sitze ich nun und sinniere über die Hintergründe meines Alkoholismus.
Auch was ich in meinem letzten, langen posting geschrieben habe, ist nur ein weiterer Pflasterstein, aus dem mein Weg gemacht ist., einer der letzten vor der Abzweigung zur Befreiung. Er ist nur Anlass, kräftig zu stolpern, weil er halt ein wenig weiter hervorsteht, als die vielen kleinen Steine, auf denen es sich recht bequem dahingeht am highway to hell.
Grundsätzlich, so meine ich habe ich ein Suchtpotential. Ich zieh mir Nervenkitzel rein, früher klettern mit Risiko, Freitauchen bis zur Bewusstlosigkeit, Autofahren im Grenzbereich zum Abflug in die Botanik, alles was mir so untergekommen ist. Adrenalinsucht. Als Kind der flower-power Generation hatte ich natürlich frühzeitig Kontakt zu Drogen, allerdings so frühzeitig, dass der Kontakt ein indirekter blieb, denn ich war live dabei, wie sich einige aus den diversen Kliquen verabschiedet haben. Diese Erfahrung hat mich davor bewahrt, selbst hineinzufallen. Aber der Alkohol ist doch geflossen (die sind alle am nächsten Tag wieder aufgestanden) und da war ich dabei. Und Süchte gibt’s noch mehr: Beispielsweise die Sucht, nicht allein, ohne Partner leben zu wollen und dafür oft zur Aufgabe der eigenen Überzeugung zu greifen, sein Leben leben im labilen Ungleichgewicht zwischen der eigenen Zufriedenheit und der diametral entgegen gesetzten seines Partners, ein höchst unangenehmer Balanceakt in der Grätsche. Oder die Sucht, alles perfekt hinkriegen zu wollen und das auch noch genauso schnell, wie andere es nicht perfekt machen. Das führt dazu, dass man in allem immer absolut Vollgas fährt. Effekt ist der, dass die anderen sagen: Geh, mach doch du das, du kannst es so viel besser und bist so viel schneller damit fertig, da brauch ich das gar nicht angreifen. Und da war er, der kleine Kick, das bisschen Glück, für das man 10x soviel schuftet, wie die anderen. Workoholic bin ich auch, bis zum Umfallen, nächtelang am PC, tagelang in der Baustelle, was du brauchst mich? Kein Problem, ich komme, geht sich schon irgendwie aus.
Fazit: Ich neige dazu, mich ständig zu überfordern. Vielleicht ist das hier im Forum auch schon irgendwie sichtbar geworden. Waldschat? Das heißt Vollgas, ein posting jagt das andere, rauf und runter die Klaviatur virtueller Kommunikation. Das ist Suchtbefriedigung. Wenns mir gelingt, alles in meinem Leben so weit schaumgebremst zu erledigen, dass die Freude bleibt aber der Druck weg ist, dann ist der Grundstein für Zufriedenheit gelegt. Mohnfeld, wir haben schon darüber diskutiert, ganz oder gar nicht, meine Devise. Dabei bleib ich auch. Aber über das „wie“ kann man reden. Ganz ja, aber vielleicht nicht so schnell oder nicht gleichzeitig mit fünf anderen Dingen.
Ich nehm mir jetzt seit 10 Tagen eine Menge Auszeit, hauptsächlich um hier zu schreiben und es ist noch immer nichts zusammengebrochen in meinem Haushalt. Immer noch gibt’s was zu essen und frische Wäsche, gibt’s kontrollierte Hausaufgaben und Kinder, die wesentlich sicherer als zuvor in die Schule und wieder nach Hause kommen, mach ich meine Dienste, ok, die Baustelle liegt ein wenig im Hintertreffen, aber eigentlich ist das ja gar nicht meine Baustelle, ich werd dort nie hinziehen.
So, jetzt hab ich schon wieder viel geschrieben, aber ich fühl mich nach diesen beiden Ergüssen jetzt schon ein wenig wohler.
ZitatHier sitze ich nun und sinniere über die Hintergründe meines Alkoholismus.
.... das tat ich anfänglich auch, habe es aber schnell aufgegeben, weil .... ich es sowieso nicht mehr ändern kann. Es bleibt die Tatsache, das ich bereits am Trinken Gefallen fand als ich noch sehr jung war, quasi da schon ordentliche Defizite und selbstschädigendes Verhalten zeigte. Und da saß ich lange durch die Trinkerei auch weiterhin drin.
Im Großen und Ganzen kann ich sagen, ich trank, um irgendwelche Stimmungen-Gefühle nicht aushalten zu müssen, also bei innerer Erregung als "Downer", bei Niedergeschlagenheit als "Upper" usw. Eigendlich war es auch egal, betrunken wollte ich sein und die dazugehörige Stimmung konnte ich mir auch einreden. Und betrunken konnte ich dann dazu noch prima philosophieren. "Ich brauche das ..., das hab ich mir verdient ... " - die Liste der fadenscheinigen Gründe ist beliebig erweiterbar. Das für mich Wichtigste war zu erkennen, das es eben fadenscheinige Gründe sind, das da die Abhängigkeit ruft und eben diese Gründe keine sind.