Ich hab grad meinen ganzen Thread (erstmals registriert: Ich bin Alokholiker!) am Stück nocheinmal durchgelesen, aus Anlass des Titels, den ich hier gewählt habe. War das wirklich ich, der da so die ersten Seiten lang vor sich hin gejammert hat?
Danke allen, allen, die mir geantwortet haben, mit der Summe eurer Beiträge bin ich bis hierher getragen worden.
Jetzt denke ich, macht es Sinn, diesen megalangen Thread positiv zu beenden und einen neuen zu beginnen.
Ich habe lange überlegt, wo ich das mache und denke, ich bleibe noch hier bei der akuten Hilfe, weil für mich gibt es noch eine ganze Menge aufzuarbeiten, insbesondere, was die Ursachen für meinen Alkoholismus anbelangt. Was ich eingangs meines ersten Threads geschrieben habe, scheint mir jetzt nämlich auch noch zu vordergründig zu sein. Und "ten days after" sind noch nicht "ten years after" und somit noch ganz schön aktuell. Noalktoday wird dieses Wortspiel vielleicht noch besser verstehen...
Würd mich freuen, wenn wir hier (und natürlich auch in anderen Threads) weiter plaudern, diskutieren, jammern, schreien, sich helfen lassen, helfen, ...
Hallo Waldschrat, erstmal grüße ich dich und beglückwünsche dich ganz herzlich zu deinen "10 days after". Ich, als Co, habe deinen langen und intensiven Thread auch bis heute mitverfolgt und auch noch einiges dazu lernen können, auch wenn ich mich nicht so "aktiv" dran beteiligt habe. Ich wünsche dir, dass aus deinen Tagen Monate und Jahre ohne Alkohol werden, die dir sicher - wie du ja jetzt schon bemerkt hast - eine ganz neue Lebensqualität bieten.
Mach weiter so, schreib weiter hier im Forum; Beispiele wie deines und von etlichen anderen hier zeigen mir als Co ganz deutlich, dass es anders als leider bei meinem Ex-Partner auch Menschen gibt, denen es verdammt ernst ist, mit dem Trinken aufzuhören und die auch alles daran setzen, es durchzuziehen und es dann auch schaffen!!
Gurus, liebe Alaska, waren mir immer schon suspekt und ich mag nicht einmal in die Nähe eines solchen gerückt werden. Ausserdem habe ich ernsthafte Schwierigkeiten im Verkraften katholischer Diktion - böse Erfahrungen mit Geistlichen - In diesem Zusammenhang bin ich sogar recht humorlos.
Doch, ein Witz fällt mir dazu ein:
Ein Rabbiner spricht mit Gott: "Du, Gott, ich hab a Riesenproblem..." Gott: "No, sag an?" Rabbiner: "Ich hab an Sohn." sagt Gott: "Hab ich auch." sagt der Rabbiner: "Ja aber mei Sohn macht ma solche Schwierigkeiten....!" sagt Gott: "No hat ma meiner auch gemacht!" wiederum der Rabbiner: "Ja aber mei Sohn hat sich taufen lassen!!!" Gott: "No meiner auch!" sagt der Rabbiner: "No und was hast dann gemacht?" Darauf Gott: "Nebbich, was hätt ich solln tun, hab ich geschrieben a Neues Testament!"
Sorry dass ich nicht vorhabe, hier in Hurragebrüll auszubrechen.
Ich finds schon gut, wie Du das angefangen hast, Waldschrat. Nur bin ich nicht so der Typ fürs Händchenhalten, und ich gratulier auch nicht für jeden Tag.
Nach nem Jahr etwa trennt sich die Spreu von Weizen. Da kann man ne erste Bilanz ziehen, wer wahrscheinlich dauerhaft trocken bleibt. Vorher hat das gar keine Aussagekraft, Du kannst ein paar gute Tage haben und denkst, du hast es geschafft.
Ich wiederhol mich zwar, trotzdem: ich war mal 8 Monate lang in dem Glauben, dass alles wunderbar läuft. Danach hatte ich meinen grössten Absturz. Mir gings bestens, und ich dachte ich hab kein Problem mehr.
Ich bin auch so ein Typ, ich kann mit ner Rieseneuphorie ein Problem angehen und auch lösen...und wenn ich dann das Problem gelöst habe, dann kommt die grosse Leere, so ne Art postnataler Depression männlicherweise. Da hat sich dann auch die Umgebung dran gewöhnt und findet das selbstverständlich, nicht mehr der Rede wert. Und dann wirds für mich erst gefährlich.
Mit was ich ne Zeitlang nur schwer umgehen konnte, das ist dann das stumpfsinnige Dabeibleiben, wenns nix wesentliches mehr zu erledigen gibt und sich alles irgendwie wiederholt, was es zu dem Thema zu sagen gibt. Das bleibt dann nämlich ne Weile so mit der Trockenheit, Jahraus, Jahrein. Man kann das nicht im ersten Schwung fürs ganze Leben im voraus erledigen. Dass man plötzlich das Bedürfnis zu trinken verspürt, das kommt aus der Erinnerung, und das kann jederzeit kommen wie sonst eine Erinnerung, die plötzlich vor Dir steht.. Und dann musst Du es parat haben, auch in 10 oder 20 Jahren. Ich glaub, daran liegt es zum Teil, dass nach so langer Zeit noch Rückfälle passieren, dass man auf diesen überfallartigen Druck nicht vorbereitet ist. Grad mir könnte sowas passieren, weil ich so gut wie nie wirkliche Probleme mit Saufdruck hab. Ich könnte es vergessen...Also immer mit der Ruhe.
Jou. Das musste ja kommen. Es hängt aber auch ein wenig damit zusammen, ob man das Leben selbst eher von der positiven Seite angeht. Für mich ist der Sack immer halb voll und nicht halb leer. Fast immer kommt einer daher und sagt dann: "Achtung, Dein Sack ist schon halb leer, pass auf, dass Du nicht verhungerst!" Gefahren lauern überall und wir haben eine neue erkannt. Danke, dass Du uns daran erinnerst, dass wir derzeit auf der Wolke sitzen, aber hol uns doch nicht gleich runter davon. Es ist so schön und tut uns gut. Gerade am Anfang. Ausserdem wird Bier aus Weizen gemacht, nicht aus Spreu.
Du hast schon recht, ich sitze auch gerne auf der Wolke. Und ich bin auch überzeugt davon, dass man sich dieses positive Feeling bewahren sollte, soweit man das kann.
Aber man kann ja auch versuchen, sanft zu landen, wenn man schon mal von der Wolke runtermuss. Irgendeine Bodenhaftung braucht so gut wie jeder, es muss ja nicht unbedingt ein Einschlagkrater sein
Ich brauch die Mahner wie dich genauso wie Lob und Zustimmung. Diese Falle sehe ich auch (jetzt) und ich freue mich über jemanden, der nebenhergeht und zum richtigen Zeitpunkt: "Vorsicht Falle!" ruft. Nun sind wir hier aber in einem virtuellen Raum und der Mahner tut sich echt schwer, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, denn dann ist jeder von uns wahrscheinlich grad alleine mit seiner speziellen Situation. Darum: Du hast Recht, 10 Tage sind noch gar nichts, aber sie sind auch viel viel mehr, als ich 35 Jahre lang diesbezüglich geleistet habe. Nochmal darum: Muss ich jetzt in der Euphorie mir Strategien für die gefährlichen Tage zulegen.
Kannst dich erinnern? Ich hab gesagt, Geheimhaltung muß sein.
Heute war ich (wegen etwas anderem) bei meinem Hausarzt und hab ihm erzählt, dass ich seit 10 Tagen nichts mehr trinke und seit 7 Tagen nichts mehr rauche. (Obwohl von ihm außer betreffend das Rauchen noch keine Meldung gekommen ist) Er wusste, dass ich ein Alkoholproblem hatte, obwohl er nie einen Piep gesagt hat. Aber so schneide ich mir den Rückweg ab...
Mit meiner Frau ist es nicht ganz so leicht: Ich versuche immer wieder, das Thema auf den Alkohol bzw. meine neue Trockenheit zu bringen, und, ganz entgegen meinem anfänglichen mich mit Händen und Füßen gegen eine offene Aussprache zu wehren, erzähle ihr von den positiven Auswirkungen, die das auf mich hat, aber dort bleibt das Gespräch stecken. Inhaltsschwerere Äußerungen als: " Naja, zwei Fliegen auf einen Schlag..." konnte ich ihr noch nicht entlocken. Sichtlich ist sie sehr froh darüber und es gibt auch keine sonstige Spannung derzeit, aber Gespräch darüber gibt es auch keines. Naja, vielleicht traut sie dem Frieden noch nicht so recht...
hallo minitiger, "Man kann das nicht im ersten Schwung fürs ganze Leben im voraus erledigen. Dass man plötzlich das Bedürfnis zu trinken verspürt, das kommt aus der Erinnerung, und das kann jederzeit kommen wie sonst eine Erinnerung, die plötzlich vor Dir steht." Da hst du vollkommen recht. Dennoch merke ich an: Mein allererster "Schwung" hieß bedingungslose Kapitulation, war binnen ganz kurzer Zeit (unter 1 Minute) eine radikale Umkehr, und das hält bis heute an. Allerdings war absolut keinerlei Euphorie dabei, ich war tatsächlich platt wie eine Briefmarke. Und das war dann auch keine "Vorauserledigung", sondern die Basis für meine lebenslange Aufgabe. Das Bedürfnis zu trinken kommt aber nicht "plötzlich aus der Erinnerung, die vor dir steht", sondern du kannst das friedfertig in dein allgegenwärtiges Gedächtnis einbasteln, und zwar mit jenem "heute trinke ich nicht". Danach hatte bei mir jene "Plötzlichkeit" keine fundamentale Bedeutung mehr. Und das bei vollem Bewusstsein, dass deine Ausführungen richtig sind. Hugo Leichtsinn darf man nicht unterschätzen. ich grüße dich, Max
Deine Frau kann ich nicht einschätzen. Vielleicht ist sie ja auch einfach platt von Deiner Wendung und braucht ein bissel? Wie gesagt, ich weiss es nicht. Musst Du halt hier weiter drüber reden
Hi Maxe,
wenn man bedenkt, das doch meist nüchtern ganz gut geht, und dass das durch den Leichtsinn ganz leicht wieder in die alte Scheisse mündet oder schlimmer, rentiert sichs schon, über das Thema ein wenig nachzudenken. Mir hat geholfen mir klarzumachen, dass mir Saufdruck nix tut und vorbeigeht, wenn ich mich nicht ins Bockshorn jagen lasse. Jedenfalls viel leichter, das auszuhalten, als das Ganze nochmal von vorn.
hi minitiger, "rentiert sichs schon, über das Thema ein wenig nachzudenken." Genauso hatte ich das auch gemeint, und zwar permanent. Aber es drückt nicht, und schon gar nicht herunter. Ansonsten wäre es Belastung die meist nicht hält. ich grüße dich, Max
Ich hab, du weißt, viel bei dir gelesen und einen guten Teil Motivation von dort geholt. Ich würde dir sehr wünschen, dass es in deiner Familie auch positive Fortschritte gäbe (gegeben hätte). Es tut mir so leid für jeden, bei dem keine Einsicht oder kein Wille da ist.
jetzt muss ich aber mal 'ne ganze Menge loswerden.
Deine Post habe ich ja nun von Anfang an verfolgt und seit deinem Eintritt schalte ich schon am frühen Morgen den PC an um zu sehen, ob's was Neues von dir gibt
Deine Art zu schreiben gefällt mir sehr, und neulich schoss es mir durch den Kopf : "Wenn Waldschrat ein Buch schreiben würde, wäre es bestimmt ein Lesegenuss."
Beim Lesen deiner Posts komme ich mir vor wie ein "Headbanger" aus den 80ern.
Und jetzt hast du einen neuen Thread, und den Titel finde ich klasse, und und du bist scheinbar wieder der " Sekretär meiner Seele" , und und und nun hab' ich Pipi in den Augen".
ähm, jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll...
Ich find die post sooooo lieb. Tatsächlich hatte ich mir irgendwann einmal vorgenommen, ein Kinderbuch zu schreiben, ich hab früher meinen Kindern immer eine Geschichte zum Schlafengehen erzählt. Aber keine vorgelesene, sondern eine interaktive aus dem Stegreif erfundene, wo die Kinder mitbestimmt habe, was das Thema ist, wie sie weitergehen soll. wie sie ausgehen soll, usw. Das ist sogar so weit gegangen, dass meine Kinder andere eingeladen habe, bei uns zu übernachten, damit sie sich auch die Geschichten anhören können. Naja und dann wollt ich sie aufschreiben, aber bin nie wirklich dazugekommen, weil ich meine Zeit lieber versoffen habe und dann waren die Kinder schon größer und dann war auch nix und so hab ich die Gelegenheit vorerst verpasst.
Aber was ich nicht weiß: was ist ein "headbanger"?