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Saufnix  
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 Akute Hilfe
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Merryl Offline




Beiträge: 822

25.10.2004 10:33
#46 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Guten morgen Waldschrat,

ich war vier Tage im Urlaub und habe jetzt erst Deinen Thread gelesen, eigentlich habe ich keine Zeit, aber es hat mich nicht losgelassen. Mein Mitgefühl hast Du und meinen Dank, dass Du Dich hier so weit öffnest.
Ich lass mir das erst mal durch den Kopf gehen, es ist ohnehin so viel unterschiedliches, dass es sehr schwer ist etwas dazu zu sagen.
Zwei Dinge vorab: Eine Gruppe und auch therapeutische Hilfe würde Dir sehr gut tun (ja, ja Du willst das nicht, baer dennoch...). Die Gruppe kann Dich am Boden halten, die Drang-Phase zwei Wochen nach dem Entzug kenne ich beispielsweise sehr gut, ich wollte auch alles auf einmal, die Gruppe hat mir damals sehr geholfen Schritt für Schritt zu gehen. Es sind ja die kleinen Schritte, die man lernen muss, nicht so sehr díe ganz großen theoretischen Lebensentwürfe. Zu einem Therapeuten bin ich auch nicht gegangen, es ging natürlich auch so, aber ich hätte mir glaube ich einige mühevolle Erkenntnisse erleichtern können. Es ist sehr schwer, sich helfen zu lassen, man muss das zulassen können und bis dahin sind es auch noch eine ganze menge kleine schritte. Bei mir war das auf jeden Fall so.
Zweitens: es geht gerade um Dich. Nur um Dich. Vergiss das nicht. Niemand kann mit Dir wirklich etwas anfangen, wenn Du Dich nicht um Dich selber kümmerst. Überleg Dir doch mal in aller Ruhe und Demut (und formuliere die Frage nicht anhand der Antworten, die Du dir gewohnt bist selber zu geben): Was will ich? Was soll mein Leben mir bringen? Und last not least: Gelingt es mir, mich selber mögen????

Lieber Gruß
Merryl


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 11:33
#47 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hallo Gaby,

Danke, eigentlich will ich diese Beziehung zu meiner Lebensgefährtin nicht so einfach wegwerfen, auch wenn wir (insbesondere ich) sie auf eine ganz andere Basis gestellt hatte(n), als sie sich jetzt präsentiert. Eigentlich entziehe ich jetzt der Beziehung eine Basis, ob diese gewollt war, oder nicht, aber die Beziehung ist entstanden mit diesem meinem Alkoholismus und natürlich meinem entsprechenden Verhalten und meinen anders gelagerten Ansprüchen,
Jetzt ist was anders und ich muss erst einmal klar haben, was will ich eigentlich von einer Beziehung/Partnerschaft so rein grundsätzlich und was ist wichtig und was nicht so, irgendwie mach ich grad eine zweite Pubertät durch.
Ich muss den nüchternen Menschen in mir erst kennen lernen und entwickeln, wie ein 15-Jähriger. Genau mit diesem Alter habe ich den abstinenten Jung-Waldschrat aus den Augen verloren und mich nur noch mit dem alkophilen herumgetrieben.
Was für Zugeständnisse kann ich denn machen und mich dabei noch wohl fühlen? Ich weiß es nicht. Muss ich erst herausfinden.
Niemand versteht mich – klar, ich hab auch niemandem die Chance gegeben, mich verstehen zu können, weil ich jahrzehntelang meine Bedürfnisse auch vor mir selbst geheim gehalten habe, nur das unbestimmte Gefühl einer allumfassenden Unzufriedenheit war allgegenwärtig. Auch ich kann(konnte) mit (fast) jeder Partnerin auskommen, ein Ergebnis der permanenten Defensive, in die man sich mit dem alkoholischen Schuldbewusstsein bringt. Ich mach dir keine Vorwürfe, für was auch immer du machst, aber bitte mach mir auch keine.
Muss alles neu geordnet werden und mit vernünftigen und lebbaren Stellenwerten versehen.

Und wenn ich’s selber klar hab, vielleicht kann ich mich dann erstmals sehenden Auges in meine Lebensgefährtin verlieben, wer weiß? Vielleicht geht’s auch wirklich den Bach runter, aber dann weiß ich wenigstens, warum und dass es so mehr Sinn macht.


Joosi Offline




Beiträge: 2.036

25.10.2004 12:03
#48 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hallo Waldschrat,

ich bin beeindruckt, wie weit du in deinen Erkenntnissen schon bist - nach so kurzer Zeit der Abstinenz!
Es hat wahrscheinlich schon sehr lange in dir gearbeitet.
Jetzt liegt es klar vor dir - wie ein neugeborenes Baby - und du kannst es behutsam aufnehmen und dieses Geschenke hegen und pflegen.

Ich glaube ganz sicher an eine Chance für eine Beziehung - auch wenn der "Zweck" sich nun geändert hat.

Es wird Zeit brauchen, dass deiner Partnerin vielleicht auch bewußt wird, was ihr fehlt - falls ihr was fehlt, falls sie was unzufrieden macht.Mein Partner hatte als Verdrängunsmethode das Arbeiten - er war zeitweise ein echter Workoholic, damit kann man manchmal noch besser verdrängen, als mit Alkohol und es hat irgendwo auch noch das Deckmäntelchen des Verantwortungsvollen. Da muss man wirklich schon genau hinschauen, um zu erkennen, wo der Hase im Pfeffer liegt.

Mein Mann und ich haben wohl beide nach Jahren des "gemeinsamen Arrangements" gemerkt, dass etwas ganz wichtiges fehlt. Bei uns war es so, dass keiner dem anderen die Schuld gab, da er um seine eigenen "Defizite" (Angst vor zu viel Nähe z.B.) wußte. Es waren viele Gefühle füreinander da, aber gleichzeitig auch viele Ängst sie zuzugeben - bei uns beiden! So war ich nicht nur die Suchtkranke und mein Mann, der dies mit mir "erleiden" muss - nein, auch er hatte durchaus seine Vorteile davon. Er musste sich kaum rechtfertigen für irgendwas, er konnte tun und lassen was er wollte. Es gab kaum Streit, da ich mit meinem schlechten Gewissen beschäftigt war und er musste auch keine große Angst haben, dass ich gehen könnte, da ich zusehr mit meiner Sucht beschäftigt war. Er hat dies nie bösartig ausgenutz, aber es war für ihn wohl auch bequem und ein Sicherheitsgarant.

Diese Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach akzeptiert und geliebt werden wollen, so wie man ist - mit allen Ecken und Kanten - gegen diese Sehnsucht ist man machtlos. Gerade, als das Suchtmittel weg war, habe ich es mit aller Deutlichkeit gespürt, dass ich keinen Selbstbetrug mehr machen will. Ich will die ganzen Gefühle und keine halbherzige Zweck-Beziehung mehr. Aber nicht mit Brachialgewalt. Wir haben uns viel Zeit gegeben, sind behutsam miteinander umgegangen und haben uns auch Hilfe von Außen geholt und ich habe auch der Möglichkeit Raum gegeben, dass sich unsere Wege vielleicht trennen.Loslassen ist ein wichtiger Schritt, loslassen von alten Erwartungen und Verhaltensmustern, denn dann hat man wieder viel Raum für Neues, dass sich entwickeln kann.

Und deshalb, weiß ich, dass es nie zu spät ist. Wenn beide wollen, dann kann das Berge versetzen - auch nach 14 Jahren noch.

Liebe Grüße
Gaby


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 12:17
#49 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hi Merryl!

Leichte Kräusel der Missbilligung umwölken meine Stirn. Ich habe schlechteste Erfahrung mit Therapeuten, nein das ist zuviel gesagt, die hab ich mit Geistlichen.
Mit Therapeuten hab ich die Erfahrung, dass sie mir jedenfalls gar nichts bringen. Angefangen von Supervisionen in der Arbeitswelt, wo ich die "guten" Supervisor auch nicht kennengelernt habe, das war alles mehr eine "Anleitung zur gruppeninternen Selbst- und Fremdzerfleischung", d.h. nach den Sitzungen war das Klima immer dermaßen geladen und die Animositäten um ein Vielfaches größer, dass ich jetzt dergleichen torpediere, bis hin zu vielen vielen therapeutischen Sitzungen, die meine Kinder hatten, weil man mir versucht hat, weiszumachen, dass alle Schwierigkeiten nur auf den Verlust der Mutter zurückzuführen sind. In der Zwischenzeit konsumieren meine Kinder diese wöchentliche Veranstaltung schon recht gerne, es ist ein lustiger Spielnachmittag, aber Effekt kann ich keinen erkennen, außer vielleicht dass sie langsam lernen, Verantwortung für ihre Handlungen den schrecklichen Erlebnissen ihres Lebens zuzuschreiben und dies mit geschliffener psychtherapeutischer Diktion.
Genau solche Leute kenne ich einige, ich nenne sie "therapiegeschädigt".
Ich erarbeite mir lieber mühsam selber Wahrheiten, als mir weniger mühsam fremde Lösungen aufdrücken zu lassen.
Ich höre jetzt schon den Aufschrei:
Ja aber ein guter Therapeut macht das nicht! Supervision soll auch ganz etwas anderes und nach einer guten Supervision haben sich alle gaaanz lieb!
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt... jedenfalls auch nur eine einzige positive Erfahrung auf diesem Gebiet. Ich mag mich nicht in die Hände eines nicht so guten Therapeuten begeben.
Außerdem: Bei welcher Therapie, welcher Gruppe wäre ich in so kurzer Zeit so weit vorgedrungen in einer kompletten Umkrempelung meines Lebens wie hier? Und was hätte das wohl bei einem Therapeuten gekostet? Und wenn er's gut macht, dann komme ich schließlich zu meinen eigenen, persönlichen Lösungen, zu nichts anderem, als ich mit dem von mir eingeschlagenen Weg hier im Forum auch komme.
Ich warte ja nicht auf gute Ratschläge, die ich befolgen kann, sondern ich warte auf jedermann/fraus eigene Gedanken, Anregungen, Kritik, Wut, Freude, Verzweiflung, Geschichte, Lösungen, die mir in Summe so viel Anregung sind, dass ich meinen ureigensten Weg aus dem Sumpf viel leichter finden kann, als ganz alleine oder mit nur einem Therapeuten.
Oder auch: Wenn ich ein Beziehungsproblem habe, das vielleicht auch noch mit einem sexuellen Problem einhergeht, werd ich dann zu einem katholischen Pfarrer gehen?
Ebensowenig werde ich einen Zeit seines Lebens nüchtern gewesenen Therapeuten aufsuchen und woher soll ich wissen, ob er's war?
Die guten und die schlechten Erfahrungen hier bringens.

[f1][ Editiert von waldschrat1 am: 25.10.2004 12:19 ][/f]


Beachen Offline




Beiträge: 3.654

25.10.2004 14:47
#50 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hi Waldschrat !

Zitat
.... sondern ich warte auf jedermann/fraus eigene Gedanken, Anregungen, Kritik, Wut, Freude, Verzweiflung, Geschichte, Lösungen, die mir in Summe so viel Anregung sind, dass ich meinen ureigensten Weg aus dem Sumpf viel leichter finden kann, als ganz alleine oder mit nur einem Therapeuten.



... genau so erlebte ich das in der Gruppe.
Ich "nahm" mir dort was ich für mich brauchen konnte, hörte zu.
Erzählte von mir das, was ich bereit war zu erzählen.

Gruß
Bea


Saftnase Offline




Beiträge: 1.206

25.10.2004 14:47
#51 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hallo Zusammen,

ich denke, dass Perfektion die größte Bremse ist für Flexibilität, Kreativität und Offenheit. Der ständige Wunsch nach Perfektion setzt eingefahrene Denk-und Verhaltensweisen voraus. Und die können so belastend sein, ohne dass man es bewusst wahrnimmt, dass ein Ventil gebraucht wird, um die eigenen und zu hoch angesetzten Maßstäbe zu ertragen. Und welches Ventil bringt am einfachsten und schnellsten den angestauten Druck zum entweichen? Alkohol!

Bei mir war es so, dass ich immer alles besonders richtig und perfekt machen wollte. Egal ob in der Beziehung, im Job oder im Haushalt. Das das nicht funktionieren kann, weis ich heute auch.
Perfekt sein wollen, setzt eine genaue Planung voraus. Dadurch bleibt einfach keine Zeit, um mal eigene Bedürfnisse einzubauen, weil das Denken und Handeln auf Andere gerichtet ist - nur nicht auf sich selbst.

Ich habe mich selber klein gemacht, um für andere groß zu wirken. Auch in der Beziehung läuft ein bestimmtes Muster ab und Liebe wird dann gerne mit eingefahrenen Strukturen oder unzufriedener Gewöhnung verwechselt. Aber der Mut, um offen darüber zu sprechen, um die Unzufriedenheiten zu ändern, fehlt und die bisher "perfekt gedachte" Beziehung läuft und läuft und läuft - aber völlig anspruchslos, langweilig aber nach außen perfekt. Aber innerlich ist nix perfekt, sondern total aus dem Ruder gelaufen. Na, da konnte ich doch gerade mal wieder einen drauf trinken.
Das war mein Weg, um Änderungen aus dem Weg zu gehen. Mein Mann hat sich mit Arbeit eingehäuft und ist damit allen Unzufriedenheiten und Gesprächen aus dem Weg gegangen.
Das war ein Kreislauf ohne Ende, aber nach außen perfekt inszeniert.

Heute ist das anders. Wir reden über ALLES und es gibt Dinge, die wir aussprechen, wo wir früher schon Probleme damit hatten, um nur mal alleine darüber nachzudenken.
Spontanität, Kreavität und Ausprobieren gehört gerade jetzt in unserer Beziehung zum Tagesablauf. Also nix mehr um auf der perfekten Schiene zu fahren, um morgens schon zu wissen, wie der Tag endet.
Ich brauche keinen Alkohol mehr und mein Mann ist irgendwie "faul" geworden. Wir leben die eigenen Bedürfnisse ohne schlechtes Gewissen und sind nun alles andere als von diesem Perfekt-Fimmel beherrscht. Gleichzeitig mussten wir lernen bzw. arbeiten jeden Tag daran, damit nicht nur ein ICH im Vordergrund steht, sondern auch genügend Zeit und Raum für das WIR übrig bleibt. Wir durften erfahren, dass Distanz sehr viel Nähe schaffen kann. Früher habe ich nie begriffen, wie das gemeint ist und überhaupt funktionieren soll. Das perfekt sein wollen und so wie es gesellschaftlich ausgelegt wird, hat diese Erkenntnis verhindert.
Eine mit Verliebtheit begonnene Kür wurde im Laufe der Zeit zu einer perfekten Pflicht. Zum Glück haben wir daraus wieder eine geliebte Kür werden lassen. Allerdings können wir uns auch prima streiten, dass die Fetzen fliegen. Früher flogen zuerst die Fetzen und dann wurde gestritten oder auch nicht.
Ein Gewitter reinigt bekanntlich die Luft und zuviel Sonne birgt die Gefahr des Sonnenstichs.
Es ist schon irre, welche Umwege viele Leute in Kauf nehmen und ihren Ansprüchen als Mensch leben zu können, aus dem Weg zu gehen. Und manche verzichten trotzdem lebenslang auf diesen Anspruch, aber sind sie ja perfekt (berauscht).


Liebe Grüße

Laila


Merryl Offline




Beiträge: 822

25.10.2004 15:09
#52 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hallo Waldschrat,

ich fand es lustig, dass das einzige in meinem Post,worauf Du reagierst, mein hinweis auf einen Therapeuten war. Ich hatte doch auch geschrieben, ich hab das auch nicht gemacht... Ich kann Deine Bedenken gegenüber Therapeuten sehr gut nachvollziehen, es sind halt auch nur Menschen, ich habe da auch meine Berührungsängste. Die einzige Erfahrung, die ich halt gemacht ahbe ist, dass ich zusehends merke, dass ich es mir mit etwas therapeutischer Hilfe und den damit verbundenen Fragen (die man sich dann schon selber beantworten muss) eine ganze Menge erspart hätte.

Das was Du gerne von uns hättest und sicher zum Teil auch bekommen wirst, findet sich wirklich in einer guten Gruppe. Versuch das doch mal, es lohnt sich wirklich, mir hat es ganz viel geholfen, vielen von uns hier hat es geholfen und hilft es bis heute. Glaub mir, einige Dinge erkennt man nicht selber oder man verrennt sich. Eine Gruppe, die Dich persönlich kennt, hilft sehr. Du lernst auch andere Menschen kennen, ich habe gute Freunde gefunden über die Gruppe. Und es tut wahnsinnig gut mit Menschen, die es selber durchlebt haben, die das "gute" und das schlechte am saufen kennen, offen und in Angesicht zu Angesicht zu reden.

Was mir wirklich wichtig war im Post von oben war der Hinweis auf das "sich selber mögen". Du hörst Dich für mich sehr an, wie jemand, der viel für andere denkt, der sich stark von externen Leitbildern lenken läßt, der Belohnung von außen für sein Handeln erwartet, ohne es zu fordern.

Deswegen die Fragen: was willst Du? Was möchtest Du von deinem Leben? Magst Du Dich selber? Bist Du mit Dir zufrieden? Was machst Du für Dich? Was machst Du für Dich, jetzt wo Du Deine "Freiheit" des morgendlichen saufens nicht mehr hast?

Lieber Gruß
Merryl


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 16:00
#53 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hi Merryl!

In der Abwehr habe ich den Blick auf die eigentliche Aussage verloren


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 17:52
#54 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Klingeling!

Laila, ich kann nicht streiten.
Es wird nix draus. Angegriffen (jedenfalls Aug in Aug), versinke ich in Schweigen, ob die Angriffe für mein Empfinden gerechtfertigt sind, oder nicht. Das liegt nicht daran, dass mir nichts dazu einfallen würde, im Gegenteil, ich wäre sofort aufgerüstet und bis an die Zähne bewaffnet, bestückt mit Salven verbaler Munition von außerordentlicher Explosivkraft, geeignet meinen Streitpartner auf der Stelle zu zerstören.
Und es kommt einfach nix aus meinem Mund.
Ich habe eine Streitphobie und es war mir immer schon ein Rätsel, welche merkwürdige reinigende Kraft manche Menschen in einem handfesten Steit erkennen können.
Meinungsverschiedenheit, ja. Sachlich ausgetragen kann das zu einem fruchtbaren Kompromiss führen, oder einer überzeugt einfach den anderen. Aber es schaudert mich bei dem Gedanken, eine Meinungsverschiedenheit als Streit auszutragen.
Ich kann mich an keinen einzigen Streit in meinem Leben erinnern, bei dem man sich gegenseitig (die Betonung liegt auf gegenseitig!) angeschrien hätte. Angeschrien bin ich schon oft worden, führt immer zu einer eiskalten Reaktion meinerseits, was den Schreier (die Schreierin) in der Regel vollends zur Weißglut treibt. Aber Streit ist das trotzden keiner, wenn auch vielleich noch viel destruktiver.
Jedenfalls konnte ich noch nie streiten.


Alaska Offline




Beiträge: 98

25.10.2004 17:55
#55 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

auch ich bin bekennende Therapeutenhasserin und habe selber und auch in meinem Beobachtungsfeld noch niemals (und wenn ich niemals schreibe, dann meine ich auch niemals) ein positives Resultat erkennen können.

Im Gegenteil, die in Frage kommenden Personen waren nachher noch desolater dran als vorher.

LG

A


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 18:02
#56 RE: Ten days after Zitat · Antworten

So Merryl, jetzt weiter:

Sich selber mögen, das ist es, worauf es hinausläuft. Wenn ich mich in den Spiegel sehe, und mein Anblick entlockt mir ein zufriedenes Lächeln, dann hab ich gewonnen.
Perfektionismus hat da keinen Platz. So weit habe ich es schon erfasst. Ich glaube. dass ich auch schon weiß, welches Maß an Toleranz bei welchen Anlässen ich bei mir selber walten lassen kann und trotzdem das Gefühl nicht verliere, etwas gut gemacht zu haben. Das muss ich jetzt nur noch in der Praxis üben....
Und über Gruppen oder Therapeuten red ich jetzt einfach nix mehr, bis vielleicht da von selber was hochkommt.


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 18:03
#57 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Sag ich doch, Alaska


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 18:19
#58 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Merryl


Was mir wirklich wichtig war im Post von oben war der Hinweis auf das "sich selber mögen". Du hörst Dich für mich sehr an, wie jemand, der viel für andere denkt, der sich stark von externen Leitbildern lenken läßt, der Belohnung von außen für sein Handeln erwartet, ohne es zu fordern.

Deswegen die Fragen: was willst Du? Was möchtest Du von deinem Leben? Magst Du Dich selber? Bist Du mit Dir zufrieden? Was machst Du für Dich? Was machst Du für Dich, jetzt wo Du Deine "Freiheit" des morgendlichen saufens nicht mehr hast?



Viel für andere denkt, könnte sein , ja.
geleitet durch externe Leitbilder sicher nicht, aber Belohnung mag ich schon, nämlich auch für etwas, das ich in meinem Perfektionismus runtermache.

Was mache ich jetzt für mich? Erstens sitze ich hier und schreibe, wobei der wesentlichere Teil eigentlich das damit verbundene Denken ist, das Schreiben ist nur noch die Mitteilung an euch, damit auch ein feedback kommen kann.
Zweitens gehe ich in den Wald, unmittelbar hinter unserem Haus und spaziere durch die wünderschöne Herbstlandschaft und lerne mich neu kennen.

Bin ich mit mir zufrieden?
Ja, sehr. Ich habe einen neuen Freund gewonnen, mich.


waldschrat1 Offline



Beiträge: 736

25.10.2004 18:43
#59 RE: Ten days after Zitat · Antworten

Liebe Biene-Roswitha!

Bitte verstumme nicht, erzähl die Geschichte deines Kindes, das nicht leben konnte. Mir hat allein die Tatsache, es mir von der Seele zu schreiben, schon geholfen. Erzähl, warum du über Abtreibung nachgedacht hast, was passiert ist, wie du damit umgegangen bist, wie du jetzt damit umgehst. Wenn du Schuldgefühle hast, können sie dir vielleicht genommen werden, besser, du wirst sie dir vielleicht selber nehmen können.

Alles Liebe


Bernd48 Offline




Beiträge: 979

25.10.2004 18:58
#60 RE: Ten days after Zitat · Antworten

@Laila

Das ist ja druckreif.

Du hast das unheimlich treffend aufgeschrieben.

Danke.


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