man merkt wirklich, dass Du in diesen Angelegenheiten ein Profi bist. Obwohl ich es bis jetzt vergleichsweise leicht hatte aufzuhören, lese ich hier natürlich weiter, um nicht jetzt nach 70 Tagen, wo es glaube ich nochmal gefährlich werden kann unbewusst in irgendeine Falle zu tappen. Dein letztes Statement habe ich mir ausgedruckt und werde noch lange damt arbeiten - und zwar nicht so sehr, um meine eigene Vergangenheit zu durchleuchten, sondern um ganz bewusst noch einmal etwas in Richtung meiner Kinder zu ändern. Maches mache ich - eher unbewusst anders als meine Eltern und damit richtiger - aber vieles mache ich ebenso unbewusst genau so, wie sie es damals gemacht haben. Insofern nutzt Dein Beitrag jetzt nicht nur einem Betroffenen rückwärts, sondern - hoffentlich - drei Kindern vorwärts in die Zukunft. Ich danke Dir ganz herzlich für diesen Beitrag.
Das Wochenende ist keine gute Zeit für mich, um zu antworten, konnte zwar kurz reinschauen, aber nicht schreiben, sorry dass meine Antwort deshalb so lange auf sich warten ließ. Es haben sich ja eine Menge posts angesammelt und die Botschaft musste ich auch erst mal verdauen.
Hallo Günther Weggefährte!
Aus deinem Beitrag spüre ich echtes Bemühen, anderen helfen zu wollen, mir helfen zu wollen und dafür danke ich dir.
Nun gibt es aber (mindestens) zwei Gefahren, denen ausgebildete Menschen, die ihren Beruf oder auch ihre Berufung ausüben -und das vielleicht auch mit großem Engagement- ebenso wie alle anderen leicht anheim fallen können:
1. Ein Großteil des Fachwissens stammt aus Büchern und aus der Ausbildung und nur weil etwas wo geschrieben steht, oder von Lehrkräften vermittelt wird, muss es noch lange nicht zutreffen. (Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das klassische Beispiel Spinat, wo Generationen von Kindern damit gequält wurden, weil Spinat doch so toll eisenhaltig sei. Tatsächlich ist der enorme Eisengehalt von Spinat ein Schlampigkeitsfehler bei einer frühen Analyse gewesen oder vielleicht war es auch eine Untersuchung der Trockenmasse, ohne die Analysebedingungen anzugeben, das Komma war halt eine Stelle verrutscht, aber ebenso viele Generationen von Medizinern und Lehrbüchern haben diesen Fehler unüberprüft und unreflektiert übernommen)
2. Wenn man lange in einem Beruf tätig ist und andauernd mit sehr ähnlichen Situationen zu tun hat, kommt man auch aus eigener Erfahrung zu einer Art Statistik, die einen einfach die Erfahrung lehrt. Zu einem sehr hohen Prozentsatz stimmt diese Statistik auch und so werden die Erkenntnisse, gewonnen durch langjährige Erfahrung, zu einer Schablone, die dann auf jeden neuen Einzelfall angewendet wird. Und so gelangt man zu Rezepten für Menschen, die 1,4 Kinder haben, in ihrem Leben 0,8 Häuser gebaut haben, usw.
Ich denke halt, jeder Mensch ist wirklich und ganz für sich alleine ein echter Einzelfall. Und so kann man seine Erkenntnisse, auch wenn sie zu 100% statistisch wahr sind, nur sorgfältig reflektiert auf den Einzelfall anwenden. Denn mit einer Aussage: Ich weiß genau, was in dir vorgeht, wie du zu dem geworden bist, was du bist und was du tun musst, um einen bestimmten Erfolg zu erzielen, kann man im Einzelfall ganz schön daneben liegen. Und das Ziel eines Therapeuten, eines Weggefährten ist es doch, jedem einzelnen seiner Schützlinge auf seinem ureigenen Weg beizustehen, und nicht, statistisch abgesicherte Lehrsätze umzusetzen.
An ein paar Beispielen will ich dies verdeutlichen:
Man spricht nicht über Probleme: Ich war Einzelkind von für damalige Verhältnisse pädagogisch sehr fortschrittlichen Eltern. Probleme, seien es meine als Kind oder Probleme im Beruf meines Vaters oder auch andere wurden sehr wohl besprochen und ernst genommen und weder unpersönlich noch distanziert behandelt.
Sei nicht egoistisch: Dies halte ich tatsächlich für eine wertvolle Eigenschaft und nicht egoistisch zu sein, hat mit Selbstverleugnung oder sich nicht wichtig nehmen rein gar nichts zu tun. Ich meine, es schadet überhaupt nicht, die Erfüllung seiner eigenen Wünsche in Relation dazu zu setzen, was diese Umsetzung möglicherweise für andere nahe stehende oder auch fremde Menschen bedeutet. Wenn dies zur Rücksichtslosigkeit ausartet, wird diese Art der Selbstverwirklichung wirklich zur Schuld.
Man muss seine Gefühle unterdrücken: Wenn du meine posts gelesen hast, solltest du eigentlich gemerkt haben, dass vieles dort wirklich nicht kopflastig ist. Ich treffe übrigens fast alle Entscheidungen schlussendlich aus dem Bauch. Das soll nicht heißen, dass ich nicht Informationen sammle und überprüfe, aber die letzte Entscheidung fällt dorthin, wo ich mich gefühlsmäßig besser fühle. Die Abwägung der gesammelten Informationen überlasse ich meinem Unterbewusstsein.
Man muss sich ganz kontrollieren: Ich lebe das genaue Gegenteil und das war in meinen posts auch sehr deutlich zu lesen
Trau keinem: Meine Eltern waren ein Beispiel für Verlässlichkeit und ich habe dies auch als sehr großen menschlichen Wert verinnerlicht. Sie haben mir beigebracht, Vertrauen zu haben, aber auch „gesundes“ Misstrauen, wo es angebracht ist. Ich möchte jemand sein, auf den man sich verlassen kann und habe ganz sicher ein sehr hohes Vertrauen in das Wohlwollen anderer Menschen für mich. Sonst würde ich hier nicht so offen reden, würde mein Haus nicht zu jeder Zeit unversperrt lassen, …… Vertrauen heißt aber nicht blindes Vertrauen und ich denke, es ist durchaus sinnvoll, seinen Verstand einzusetzen und die Stimmigkeiten oder Diskrepanzen in Aussagen und Handlungen anderer auch wahrzunehmen. Ich brauche mich vor lauter Vertrauen nicht blind machen.
Alles muss so bleiben wie es ist: Um Gottes Willen nein, Leben ist Veränderung. Und: „Das Bessere ist der Feind des Guten“ Soll heißen: Wenn ich eine neue Erkenntnis gewinne, der ich mehr Wahrheitsgehalt als meiner alten Einstellung zubilligen muss, dann ersetze ich diese alte Einstellung auf der Stelle durch die neue. Kann man das in meinen beiden Threads nicht erkennen? Voraussetzung ist aber, dass ich es wirklich für besser halte (nicht, ob es wirklich besser ist, denn das kann meist niemand entscheiden).
Zusammenfassend kann man sagen: Deine Erkenntnisse, deine Erfahrung als Therapeut, deine Aussagen sind ganz sicher richtig und die Reaktionen auf dein post zeigen dies auch sehr deutlich. Jedem, der sich darin erkennen kann und der Schlüsse für sich selber daraus ziehen kann, möchte ich nur raten, dies auch zu tun, jeder, dem dies Hilfe ist, der soll sie auch annehmen.
Ich höre schon: Aha, er hält sich für „anders, als die Anderen“. So stimmt diese Aussage nicht.
Ich halte mich für so viel anders als die Anderen, wie jeder Mensch anders ist, als die Anderen. Ich habe nicht 1,4 Kinder sondern sieben. Ich habe nicht 0,8 Häuser gebaut, sondern vier Häuser renoviert. Ich habe nicht 1, irgendwas Scheidungen hinter mir sondern bin zweimal verwitwet
Und ich nehme für mich verdammt noch einmal in Anspruch, dass dieses mein Leben zu einer einmaligen Konstellation an Lebensumständen geführt hat, die auch als einmalig zu behandeln ist, genau so, wie jedermanns /fraus Leben als einmalig und als etwas Besonderes zu behandeln ist.
Meine (zugegebenermaßen bescheidene) Erfahrung mit Therapeuten (aber immerhin doch ein paar), hat mir bisher gezeigt, dass hier entweder alle über einen Kamm geschoren werden (eine Methode, die statistisch gesehen am Besten funktioniert) oder, und das ist noch das Schlimmere, dass der Therapeut seine eigenen persönlichen Probleme in die Therapie mit einbringt und dem Patienten einzureden versucht, dort wäre sein Problem (Konkret geschehen bei einer Therapeutin, einer Kinesiologin, die mein zentrales Problem darin geortet hat, dass meiner Geburt eine Totgeburt vorangegangen war und ich Zeit meines Lebens unter dem Verlust dieses Bruders gelitten hätte. Nun bin ich mir ganz sicher, dass dies nicht mein Problem ist und es hat sich im weiteren Verlauf der sogenannten Therapie herausgestellt, dass dies genau das Problem der Therapeutin war (ist)).
Der nächste Saufdruck wird kommen und ich möchte gewappnet sein. Aber wie ich persönlich, ganz alleine für mich sprechend, ihm begegne und wie ich mich gegen ihn wappne, so dass es für mich den größten Sinn macht, das möchte ich doch selbst entscheiden. Wenn ich allerdings irgendwann im Zuge der nächsten Entwicklungen zu der Überzeugung komme, dass es auch für mich doch besser ist, in eine Gruppe zu gehen oder einen Therapeuten aufzusuchen, dann werde ich das auch tun. Zur Zeit sehe ich keine Veranlassung und keinen Vorteil für mich.
So, jetzt stell ich das mal rein, um gleich weiterzuschreiben.
das war wirklich ein sehr sehr guter Beitrag, vielen Dank dafür!!!!!!!
Ich habe auch am Anfang einmal auf Waldschrats Post geantwortet, hatte aber auch ganz klar den Eindruck, ihn überhaupt nicht erreichen zu können, da "sein Fall ganz anders lag "und er "es am besten beurteilen" kann, argumentativ niemand ihm gewachsen ist ,fachlich natürlich kein wie auch immer ausgebildeter Mensch ihm was vormachen kann.
Und deshalb habe ich mir dann auch die Worte gespart, aber Du hast es mit Deinem Beitrag voll getroffen, danke!!
LG helena
Und dieser Beitrag hat mich am meisten erschüttert.
Hallo Helena,
Wenn ich dich nicht verwechsle, dann bis du Ärztin, glaube ich in einem anderen Thread gelesen zu haben, und beschäftigst dich eingehend mit Suchtberatung. Außerdem bist du eine fleißige posterin hier. Wenn ersteres stimmt, finde ich deine Aussagen besonders schlimm, wenn ich dich verwechseln sollte, dann nimm meine kommenden Aussagen nicht so tragisch.
Denn: Wir stehen hier einige Leute zusammen und unterhalten uns, in diesem Thread eigentlich über mich, wobei ich überhaupt kein Problem damit habe, dass sich auch Nebendiskussionen entwickeln, ich finde das toll, dass das hier und überhaupt passiert, bitte nicht aufhören damit.
Aber was machst du: Nach einer einzigen Meldung von dir zu Beginn meines ersten Threads, auf die ich dir auch geantwortet habe, stimmst du plötzlich einem post zu, das da sagt, ich würde nur auf posts reagieren, die mir unter die Nase passen, auf andere nicht und du klinkst dich aus dieser für dich müßigen Diskussion aus. Und jetzt unterhältst du dich über mich mit anderen in der dritten Person, sagst, du hättest mich nicht erreichen können, usw, siehe Zitat. Ich empfinde das als extrem unhöflich und, solltest du tatsächlich Ärztin sein, als maßlos arrogant. Wenn ich mit dir etwas auszudiskutieren habe, dann spreche ich dich persönlich an. Ich bin zwar kein Profi im posten in Foren, de facto ist dies mein Erstversuch, aber mir scheint es doch eine Höflichkeitsregel zu sein, dass man Teilnehmer persönlich anspricht und nicht nur über sie spricht.
Es scheint mir so zu sein, dass du, eben aus dem reichen Schatz deines Wissens über Alkoholismus, einen Ratschlag gibst. Aber wenn derjenige ihn nicht sofort befolgt, oder zumindest sagt, ja, das ist der Weisheit letzter Schluss und du hast vollkommen Recht, dann ziehst du dich beleidigt zurück, mehr noch, du kannst es dir nicht verkneifen, noch ein paar Seitenhiebe auszuteilen. Ich habe viele einfühlsame Beiträge von dir gelesen, insbesondere an verzweifelte COs, wirklich gut. Warum bringe ich dich in Wut?
Schon wieder hat ein Doppler Most seinen Weg zu mir nach Hause gefunden, diesmal als Geschenk von einem freundlichen Nachbarn. Er hat bereits seinen Weg in den Ausguss gefunden, das Einzige, was mir leid tut, ist die Arbeit, die jemand damit hatte und die Tatsache, dass er eigentlich Freude bereiten wollte und es ist ihm damit nicht gelungen. Auch die heimischen Vorräte werden schwinden. Ich verteile exzessiv Geschenke an (nicht alkoholgefährdete) Bekannte und werde ansonsten damit leben, dass die Begegnung mit Alkohol ein Teil userer Geselschaft ist. Ich kann (und will) es nicht vermeiden, sondern nur damit umgehen lernen. Immer wieder wird jemand Alkohol anbieten, immer wieder werde ich welchen geschenkt bekommen. Seit dem Tag der Entscheidung für ein alkoholfreies Leben am 12. Oktober habe ich die heimischen Vorräte nicht angerührt (auch sonst nichts) und so soll es bleiben.
ZitatIch verteile exzessiv Geschenke an (nicht alkoholgefährdete) Bekannte und werde ansonsten damit leben,
Hallo Waltschrat,
genau so mach ich das auch oder es wird verbraucht wenn ich mal besuch bekomme. Aber es wird auch immer wieder passieren, das man dies oder jenes Alkoholische Geschenk bekommt und dann "muss man auch immer wieder über sein Problem reden, weil man den einen oder anderen davon ja auch nicht beleidigen will.
der Experte für Dich selbst bist du, und dann kommt lange niemand. Andere können sich nur zu dem äussern, was Du von Dir darstellst, und das kann immer nur ein Schlaglicht sein. Und dann können andere nur vergleichen, wie es in ihnen aussehen würde, wenn sie das von sich geben, was Du von Dir gibst.
Es kann ausser Dir auch keiner wirklich beurteilen, ob und wie du es schaffen wirst. Das ist einfach nicht zu ändern.
Das Grundproblem in so einem Forum ist immer, das jegliche Gestik und Spontaneität fehlt. Was ich im direkten Gespräch in einer hundertstel Sekunde erfasse, dafür muss ich im Netz einen Haufen schreiben, und dann muss ich auch noch aufpassen, dass es richtig rüberkommt. Im Gespräch krieg ich über die Mimik ein unmittelbares Feedback. Darin liegt der eigentliche Mangel unserer Kommunikationsform hier, obwohl man vieles sicher auch genauer ausdrücken kann. Jedenfalls ist das hier nicht alles, es ist schon noch mal was anderes, wenn ich jemandem ins Gesicht bekenne, dass ich Grund habe, nix mehr zu trinken. Da zeigt sich erst, ob ich zu mir stehe, so wie ich bin..wenn ich riskiere dass dem anderen das Kinn runterfällt.
ansonsten..
Ich für meinen Teil glaube, dass es durchaus seine Berechtigung hat, wenn man auf seiner Einzigartigkeit und auf seinem ganz persönlichen Weg besteht. Für mich hat Trockenheit auch was mit Unabhängigkeit zu tun, und eben auch ein Stück weit mit Unabhängigkeit von der Meinung anderer. Jeder geht ein Stück weit allein, und dann wieder mit anderen, undsoweiter.. Man kann sich austauschen, aber ich bin nicht abhängig von dem, was andere denken. Wichtig ist, wie ich klarkomme und ob ich mir mit mir selbst einig bin. Andererseits nimmts mir nicht wirklich was weg, wenn andere anderer Meinung - auch über mich - sind.
Es gibt letzlich nur ganz wenige gesicherte Wahrheiten. Alkoholismus hat was mit Alkohol zu tun, Alkohol ist ein Nervengift, welches das Erleben verändert, und wenn Du Abhängigkeit entwickelt hast ist alles andere Makulatur, solange Du den Alkohol nicht konsequent weglässt. Das ist der Rahmen, und alles weitere kann jeder für sich selbst ausfüllen.
Ansonsten gibt es noch einige persönliche Erfahrungen zu dem Thema, wobei das aus prinzipiellen Gründen immer nur die Erfahrungen von Leuten sein können, die mit ihren Erfahrungen unter die Leute gehen und sich mitteilen. Von den wirklichen Einzelgängern kriegt man nix mit, und die werden auch in keiner Statistik erfasst.
Unterhalte Dich mit drei verschiedenen Psychologen, und Du wirst drei verschiedene Ursachen für Deine Sucht erfahren. Und dann gibt es die Sicht der Neurologen, die Sicht der Spiritualisten und natürlich die Sicht der Betroffenen. Überall findest Du ein Stück Wahrheit und die Ursachen und Auswirkungen sind vielfältig, aber es gibt bis heute keine vollständige Theorie zu diesem Thema.
Lass Dich hier bloss nicht rausdrängen und fang auch nicht an, Dich anzupassen, aber leg auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Nimm Dir raus, was Du brauchen kannst. Ich hab mich schon sehr viel mit Leuten rumgestritten, obwohl ich das am Anfang überhaupt nicht wollte, ich mach das immer noch so, wie ich das will, und ich leb auch noch. Egal welche Geschichte jemand hat, wir sind hier alle nur irgendwelche Menschen, und wir haben alle gute und schlechte Tage.
in diesem Sinne
wünsch Dir was - und den anderen auch
der minitiger
[f1][ Editiert von minitiger2 am: 02.11.2004 10:35 ][/f]
So seh ich das eben auch. Das mit der Goldwaage ist auch wieder vorbei, während meiner langen Zeit, in der ich getrunken habe, bin ich immer empfindlicher geworden, schlechtes Gewissen und so aber eigentlich vertrage ich massenhaft Kritik, ohne zusammenzubrechen. Ich spüre täglich, wie ich stärker werde und damit wieder viel besser umgehen kann.
Übrigens, nur noch ein kleiner Beitrag zum Thema "Ändern meiner Meinung", Helena, hörst du zu? Absolute Geheimhaltung war mein Einstellung zu Beginn, viele haben mir abgeraten, ich hab ständig widersprochen. Heute, drei kurze Wochen später, weiß es meine Frau, wissen es meine Freunde, wissen es meine Arbeitskollegen, weil ich es gesagt habe, "Leute, ich trink keinen Tropfen mehr, ist glaub ich besser für mich." Überall Zustimmung, wirklich positive Reaktionen und keiner macht mir das Leben schwer. So hab ich mich dagegen gewehrt vor lauter Angst, aber ich habe nachgedacht über all die Beiträge, die anderes gesagt haben, auch wenn ich vorerst widersprochen hab. Einfach eine günstige Gelegenheit abwarten und sagen was Sache ist, so hat das geklappt und ich bin froh darüber, dass ich nichts mehr geheimhalten muss. Ich habs allerdings auch nicht endlos breitgetreten. Einfach nur: Ich trinke nichts mehr, weil mir das viel besser bekommt, und aus.
da hab ich meinen Beitrag editiert und noch was zugefügt, derweilen hast Du das mit Deinen Freunden und Arbeitskollegen geschrieben, also in etwa das, worauf ich eigentlich rauswollte.
Für mich sieht das immer noch so aus, wie wenn Du ein Ziel hast und inzwischen auch einen erfolgversprechenden Plan, wie Du da hinkommst.
genauso halte ich es auch. Ich sage den Leuten, falls sie fragen sollten: Ich trinke nix mehr, weil es mir nicht bekommt und ich mich "ohne" besser fühle - und damit gut. Bisher hat es jeder akzeptiert.
Zitat Einfach eine günstige Gelegenheit abwarten und sagen was Sache ist, so hat das geklappt und ich bin froh darüber, dass ich nichts mehr geheimhalten muss.
Genauso mache ich das auch ganz gerne....abwarten bis ich so weit bin, denn vorher und vielleicht noch gezwungenermassen etwas tun wozu ich noch nicht bereit bin, geht meist alles schief, da es ja dann nicht von mir selbst kommt!
Zitat Ich habs allerdings auch nicht endlos breitgetreten.
ne wieso auch
Einfach nur: Ich trinke nichts mehr, weil mir das viel besser bekommt, und aus.
Ich habe mal etwas von drei Wahlmöglichkeiten gelesen: 1. Verzicht: Hierbei spielt man die Rolle des Opfers. Man behauptet das Schicksal und die Umstände hätten einen in eine Lage gebracht, in der man überhaupt keine Wahlmöglichkeiten mehr hätte. Man ist unzufrieden und fühlt sich hilflos! 2. Scheinwahl: Man tut was man tun "soll", das heisst, man reagiert auf die Erwartung anderer. Aber die Entscheidung ruft nur Entäuschung und Frustation hervor! 3. echte Wahl: Man trifft eine Entscheidung auf der Grundlage dessen, was man selbst tun "will". Dieses Tun ist für denjenigen die Erfüllung, und nur für ihn.
wie sehr erkenne eich mich in Deiner antwort auf die Hilfe vom Weggefährten wieder. Als ich gerade mit dem saufen aufgehört hatte, konnte ich es auch nicht ertragen, dass ich in Töpfe geworfen wurde, dass andere Antworten für meine Probleme hatten, wo sie doch mein ganzes Leben nicht kannten, war ich denn etwa kein Individuum mehr, was weiß denn so ein blöder Therapeut mit Raschelbart und Kummerstimme vom Leben? Ich habe dagegen gekämpft und gebissen und hatte ca 2500 Gründe warum das alles nicht auf mich zutreffen muss.
Wie ging es weiter? Nachdem ich mich Woche für Woche in der Gruppe für etwas anderes gehalten habe, als einen Alkoholiker mit tatsächlich ganz einfachen, aber schwer in den Griff zu bekommenen emotionalen Defiziten baute ich einen anständigen Rückfall. Und danach habe ich es denn dann auch kapiert.
Deine Reaktion zeigt deutlich, dass Weggefährte an zwei drei Punkten etwas gesagt hat, was dich trifft, viel deutlicher kann sich Abwehr nicht zeigen und die kommt ja immer dann, wenn man sich vor etwas "schützen" muss.
Dennoch: ich denke Minitiger hat recht: man muss schon der bleiben, der man ist. Es bringt nichts, sich in schöner beibehaltung nasser Gewohnheiten schön nach dem auszurichten, was die Therapeuten alles so sagen, also weiterhin brav sein. Die gefahr ist bei dir aber auch sehr gering.
Nur: ein guter Therapeut und eine gute Gruppe stellen das nicht in Frage, im gegenteil sie werden dich fördern darin. Nochmal: ich habe auch keine Therapie gemacht und weiß bis heute nicht ob es besser so war. auf der einen Seite hätte ich mir einiges ersparen können, auf der anderen seite hätte ich die Meinung eines Therapeuten nie akzeptiert. Heute, drei Jahre später, hätte ich immer noch meine Probleme damit.
Dennoch: höre es Dir an, hinterfrage dich genauer. Ich erlebe Dich hier beispielsweise überhaupt nicht als emotionalen Menschen sondern durch und durch als rationealen Erklärer und Begründer. Und dass Du Deine Interessen den der anderen unterordnest, sprich dich selber gar nicht richtige wahr nimmst (WAS WILLST DU FÜR DICH? erinnerst Du Dich? ;-) ) finde ich ebenfalls sehr typisch für Dich. Weggefährte hat doch nicht gesagt, dass alles auf Dich zutreffen muss.
Gut, es wird nun zu lang, nimm die Länge meiner Post als Wertschätzung Deiner Person, aber bitte nimm -VERDAMMT NOCH MAL- Dei Problem ernst. Alkoholismus ist kein Kindergarten. Wenn es so einfach wäre, wie Du es Dir vorstellst, dann gäbe es kein Forum und keine Gruppen und auch kein Problem.
LG Merryl
[f1][ Editiert von Merryl am: 02.11.2004 16:13 ][/f]
in einem Punkt hast Du aber garantiert Unrecht: Wenn Du sagst ...nimm Dein Problem ernst... Du glaubst doch wohl nicht, dass Waldschrat sein Problem nicht ernst nimmt ! Natürlich ist Alkoholismus kein Kindergarten, aber es gibt nun mal Leute, für die es in erster Linie wichtig ist, ein Problem zu erkennen. Ist das geschehen, ist dessen Korrektur eher der leichtere Teil. Wenn sich doch die Entzugserscheinungen auf ein wenig innere Unruhe und den einen oder anderen "Saufdruckanfall" beschränken, warum soll man dann die ganze Geschichte künstlich dramatisieren ? Versteh mich bitte nicht falsch, für viele mag das falsch sein, aber für Waldschrat und mich - denke ich - ist Dein Weg nicht der richtige.
ich glaube, dass Waldschrat sein Problem nicht wirklichernst nimmt, sonst hätte ich das ja nicht so geschrieben. Es ist für alle Alkoholiker wichtig das Problem zu erkennen. Das Problem liegt aber nicht beim Trinken, und das glilt auch für die Alkoholiker, "die ja gar nicht so viel getrunken haben", sondern bei den Gründen, warum man getrunken hat. Und das muss man sehr ernst nehmen. Nicht trinken und trocken sein sind zwei verschiedene Dinge.
Und Walschrat: verstehe mich nicht falsch, bitte. Es muss nicht alles heute sein. Dein felsenfester Entschluss, nichts zu trinken ist sehr wichtig und sehr richtig. Du wirst Deinen Weg gehen. Du hast hier schon einiges schroff abgelehnt und dann doch die für Dich richtigen Dinge übernommen.