körperlich bist Du bestimmt über dem Berg. Das was Du im Moment hast, hat nichts mit Entzugserscheinungen zu tun. Das ist - wie Lisl so treffend schreibt - Saufdruck.
Das hatten wir wohl alle schon, der eine stärker, der andere schwächer. Nicht unterkriegen lassen, das geht vorbei. Lenke Dich ab, trink ganz viel und esse was, auch wenn Du sonst nicht frühstückst. Mit vollem Magen wird der Saufdruck weniger.
Deine Visualisierung mit dem Kristall finde ich wunderschön. Es wäre doch wirklich schade, wenn Du ihn mit einem einzigen Glas zerstören würdest.
Sag Deinem Teufel Saufdruck, daß er sich zurück in die Hölle begeben soll, Du willst ihn nicht mehr haben. Es funktioniert ganz gut, wenn man ihm wie Lisl einen Namen gibt.
Ich wünsche Dir viel Kraft für heute und gutes Durchhaltevermögen.
Ich lasse mich hypnotisieren von meinem Kristall, er schwebt vor meinen Augen und dreht und wendet sich, blitzt auf und funkelt und bei jedem Abschweifen meiner Gedanken weg von seiner Schönheit und hin zum Alkohol schwillt er ganz kurz an zu voller Größe, raumfüllend, lebensfüllend, zeigt sich in seiner ganzen Pracht, um sich dann ganz klein und unscheinbar zu machen und damit eine Leere zu hinterlassen, wie der Alkohol es nicht zustande bringt. Hingerissen möchte ich sein, nicht hin und her-gerissen.
nun wird es also auch für dich schwer. Trinke hintereinander eine ganze Flasche Wasser, koche dir Eier, knalle deinen Magen voll. Bewegung an der frischen Luft tut gut. Schreie deine Wut draussen raus ...... oder heule wenn du kannst.
Aber vertraue uns. Die Abstände werden größer werden. Ich habe in diesem Sommer Dinge erlebt, die hätte ich zu 90 % nach 5 - 6wöchiger Trockenheit nicht heil überstanden. Es wird. Leider zunächst schwieriger ........ aber dann bleibt dein Kristall.
Ich möchte ja jetzt nicht diejenige sein, die Salz in die Wunden streut, aber :
Kannst du dich an die mahnenden posts hier erinnern ? Welche du mit dem Handstreich der "ichkanndasalleine" Einstellung vom Tisch gefegt hast ? Wir wissen, das die anfängliche Euphorie vorbei geht und irgendwann der Alltag kommt.
Tja, ich will mich ja nicht wiederholen, es gibt Gruppen da kann man genau über diesen Saufdruck reden und jeder verstehts.
ja ich kann mich erinnern und ich habe die mahnenden Worte so weit ernst genommen, dass ich irgendwie mit solchen Attacken (Saufdruck) gerechnet habe, wenigstens geahnt habe, ich krieg das vielleicht auch. Erstmals persönlich damit konfrontiert, hab ichs nicht gleich erkannt, aber meine "ichkanndasalleine" Einstellung sehe ich bestätigt ("alleine" mit der Einschränkung: ausgenommen ihr alle hier im Forum). Welche Gruppe, welcher Therapeut hätte mich wohl heute Vormittag durch die Krise begleitet? Ihr gebt mir genau das, was ich brauche, genau zu dem Zeitpunkt, wo ich es brauche. Niemand sonst kann das. Das ist einfach ein ganz ganz großes Lob an alle hier, die ihre Kraft einsetzen.
ZitatGepostet von waldschrat1 Welche Gruppe, welcher Therapeut hätte mich wohl heute Vormittag durch die Krise begleitet? Ihr gebt mir genau das, was ich brauche, genau zu dem Zeitpunkt, wo ich es brauche. Niemand sonst kann das.
Hallo waldschrat ,
natürlich kann ich nur von der Gruppe sprechen in der ich selbst bin. Dort haben wir Telefonnummern ausgetauscht, genau zu diesem Zweck: dass man jemanden zum Sprechen (und auch Treffen) hat wenn man ihn braucht.
ich habe mal irgendwo gelesen, dass in den ersten drei Monaten der Abstinenz die Rückfallgefahr am größten ist. Das hängt auch damit zusammen, dass das Gehirn eine Weile benötigt, um wieder von ganz alleine eine ausreichende Menge Glückshormone (Endorphine) zu produzieren. Bei mir hat das über drei Monate gedauert, bis ich wieder von alleine Glücksgefühle entwickeln konnte. Der Alkohol hatte diese natürliche Funktion fast eingeschränkt und deshalb haben wir immer so gerne in allen nur möglichen Situationen zum Alkohol gegriffen, um "glücklich und locker" zu werden. Der Saufdruck erinnert daran, wie "schön" es ist, mit ein bisschen? Promille umher zuwandeln. Deshalb kann am Anfang der Abstinenz gerade Schokolade oder Sport gelegentlich helfen, um sich zufrieden zu fühlen. Man sagt ja nicht umsonst: Ich brauche jetzt Nervennahrung und esse mal was Süßes bzw. Sport macht auch glücklich. Bei mir hat allerdings Schokolade den größten Glücksfaktor. Ansonsten ist Ablenkung in jeglicher Form das beste Mittel, um den Saufdruck in Schach zu halten. Im Laufe der Zeit kommt er immer seltener und verschwindet irgendwann ganz.
Allerdings würde ich dir unbedingt empfehlen keinen Alkohol im Haus zu horten. Egal, wie edel oder wertvoll das Gebräu angeblich sein soll; obwohl, sein Wert kommt nur im Ausguss am besten zur Geltung...... Nichts ist so edel und wertvoll als die Achtsamkeit auf das eigene Wohlbefinden. Deshalb würde ich an deiner Stelle vorsichtig sein und den Alkohol aus dem Haus entfernen. Schließlich hat die Erinnerung an ihn, kräftig in deinem Gedärm und Kopf rumort und die Griffnähe im Haus ist da sehr gefährlich, um mal schnell zuzugreifen. Ins Auto steigen und wegfahren, um Stoff zu holen, ist schon etwas umständlicher. Es gibt da so einen Satz: Lieber schlau als blau.
Allerdings würde ich dir unbedingt empfehlen keinen Alkohol im Haus zu horten. Egal, wie edel oder wertvoll das Gebräu angeblich sein soll; obwohl, sein Wert kommt nur im Ausguss am besten zur Geltung....
wie wahr du doch schreibst: "sein Wert kommt nur im Ausguss am besten zur Geltung:grins:
Früher war mein nach Alk dürstendender Mund der Ausguss
Ich hab Dir ganz am Anfang mal auf eine Post von Dir geantwortet als es darum ging, mit Deiner Frau zu reden. Deine Argumente waren, dass Du das nie könntes weil sie Dich dann sofort verlassen würde. Du hast mit ihr geredet und sie hat anders reagiert als Du vorausgesehen hast.
Deine Post wo Du Deinen inneren Kampf schilderst veranlasst mich Dir erneut etwas zu Schreiben. Seit gut 25 Jahren bin ich in der Suchtberatung aktiv und ich bekomme immer Bauchschmerzen wenn ich in gesprächen erlebe, dass jemand nach ein paar Tagen zu Wissen scheint, dass er das Alkoholproblem jetzt im Griff hat und deshalb keine weitere Hilfe durch Beratung oder Gruppe mehr braucht.
ich kann dies in diesen momenten akzeptieren den jeder weiterer Versuch den jenigen zu Überzeugen, dass es noch einiges mehr bedarf als nur den Alkohol weg zu lassen, wären vergebene Bemühungen. Fast alle sehe ich nach relativ kurzer Zeit wieder. Es wurde nämlich nicht vom Suchtkranken daran gedacht, dass auch die Sehliche Abhängigkeit behandelt werden muß. Um dahinter zu kommen was für Auslöser dafür verantwortlich sind, dass er Alkoholkrank wurde, bedarf es Hilfe von außen.
Klar ist, dass Kopfmenschen für sich immer den Grund zu scheinen Wissen, aber das sind meist Oberflächliche Gründe um für sich Erklärungen zu haben und die auch vom Umfeld verstanden und akzeptiert werden. Bei den meisten Menschen wird der Grundstein für eine spätere Suchterkrankung schon in der frühen Kindheit und Jugend gelegt, also in einer Zeit wo wir Menschen fast ausschlieslich alles über unser Gefühl erleben und Verarbeiten.
Der Schlüssel für die Probleme Von Alkoholkranken liegt oft in der Herkunftsfamilie und deren Familiennormen. Von Bedeutung ist, was für Regeln man lernte und beachten mußte. An ein paar beispielen will ich dies verdeutlichen.
Man spricht nicht über Probleme: Weder innerhalb noch auserhalb der Familie, darf über Probleme gesprochen werden. Am besten man nimmt sie nicht wahr. Wahrgenommene Probleme werden unterdrückt oder nur in unpersönlicher Art besprochen bzw. solange wie persönliche Betroffenheit nicht gezeigt werden muß. Zum Teil werden Schwierigkeiten zugegeben aber die Ursachen dafür wird auf andere projiziert.
Sei nicht egoistisch: Die Bedürfnisse der andern und deren Erwartungen an mich sind wichtiger als meine eigenen, Das Kind verleugnet sích selbst, nur um den anderen gerecht zu werden. es nimmt sich selbst nicht wichtig und ernst. seine Gedanken an eigene Wünsche lösen Schuldgefühle aus. Seinen Selbstwert bezieht das Kind aus dem Kümmern um andere. Was ich tue, iat das was ich bin.
Man muß seine Gefühle unterdrücken: Das erleichter das Leben, vermeidet Schmerzen und bürdet den Eltern nicht noch das eigene Leiden auf. Dahinter stehr aber auch die Ansicht, dass man Gefühlen nur bedingt trauen kann, was sich umgangssprachlich in dem Sprichwort "Gefühle sind ein schlechter Ratgeber" ausdrückt. Durch das Leugnen der Gefühle wird der Zugang zum emotionalen Erleben verlernt, wodurch auch angenehme Gefühle nicht mehr wahrgenommen werden können.
Man muß sich ganz kontollieren: Man darf sich nichts Spielerisches oder Regressives erlauben und nicht von der Norm abweichen. Leben ist eine ernsthafte Sache. Für Kinder heißt das, sie müssen schnell erwachsen werden, viel Verantwortung übernehmen, viel helfen und wenig Anforderungen an die Eltern stellen. Die Forderung an sie lautet: Sei stark. gut, perfekt. Mach immer alles richtig. Mach uns stolz.
Trau keinem: Es muß wohl an mir liegen, dass die Elterm ihre Versprechen nicht einhalten-ich bin nicht gut genug. Ich kann mich nicht auf sie verlassen. Durch die Botschaft der Familie, dass alles normal sei, und durch gegenteilige Wahrnehmung des Kindes lernt es, weder sich noch anderen zu trauen. So erwartet das Kind oft von andere, dass sie nicht einhalten und tun, was sie sagen.
Alles muß so bleiben wie es ist: Andere Verhaltensweisen als die, welche den Regeln entsprechen, haben schlimme Folgen. Sie gefährden z.B. den Bestand der Familie. Jedem Ansatz zur Verhaltungsänderung wird entgegengesteuert. Das familiäre System versucht, den Zustand der Balance zu halten, der durch Belastung aller Beteiligten zustande gekommen ist. Veränderung, auch in Richtung Entlastung und Befreiung, ist unzulässig, denn sie löst Angst aus.
Zusammenfassend kann man sagen: Rede nicht, traue nicht, fühle nicht.
Diese Dinge und noch einiges mehr, müssen aus dem Unterbewustsein heraus und bearbeitet werden und genau da setzen die Therapiegespräche an. Mein Post ist jetzt sehr lang geworden, aber es war mir wichtig Dir das mal zu schreiben den der nächste Saufdruck kommt bestimmt.
Wenn ich`s nicht besser wüsste, würde ich glatt sagen, du hast die Denk- und Handelsweise meiner mittlerweile abgelegten Familie aufgeschrieben.
Genau dieses seelische Gestrüpp und Unkraut habe ich mit Alkohol zu einem "schönen" Garten werden lassen und erst in der Trockenheit ist mir langsam ein Licht aufgegangen.....es gab nie einen Garten, sondern nur eine perfekte, kalte Fassade, die mich erdrückt hat.
das war wirklich ein sehr sehr guter Beitrag, vielen Dank dafür!!!!!!!
Ich habe auch am Anfang einmal auf Waldschrats Post geantwortet, hatte aber auch ganz klar den Eindruck, ihn überhaupt nicht erreichen zu können, da "sein Fall ganz anders lag "und er "es am besten beurteilen" kann, argumentativ niemand ihm gewachsen ist ,fachlich natürlich kein wie auch immer ausgebildeter Mensch ihm was vormachen kann.
Und deshalb habe ich mir dann auch die Worte gespart, aber Du hast es mit Deinem Beitrag voll getroffen, danke!!