ich glaub, ich hab nirgendwo geschrieben, daß ich mich heute nicht mehr ärgere oder lieber Ralf, daß ich Ärger unterdrücke.
Ich hab lediglich beschrieben, wie ich heute Ärger bei mir sehe und wie ich versuche mit zwei Formen von Ärger bei mir umzugehen, die ich bei mir aufgespürt habe. Und das versuche ich heute bei vielen negativen Gefühlen bei mir so zu halten.
Die Frage ist für mich auch, bei wem lade ich eigentlich meinen Ärger ab? Trifft mein Ärger auch wirklich den, über den ich mich ärgere oder kriegen andere meinen Ärger ab, der mit ihnen gar nichts zu tun hat, sondern eigentlich mit irgendwem anders.
Wenn mir jemand z.B. den Parkplatz weggeschnappt hat, ärgere ich mich wirklich über denjenigen oder bin ich nicht eigentlich über was ganz anderes ärgerlich, was mir am Tag passiert ist und benutze denjenigen einfach als mein Ventil für einen Ärger, der eigentlich bei mir ganz woanders liegt und stattfindet?
Einen Ärger, wie bei Dir, über eine größere Gruppe von persönlich bekannten oder nicht bekannten Pitbullbesitzern oder einer anderen größeren schwer konkret fassbaren Gruppe von Menschen, den brauch ich jedenfalls einfach nicht. Was sollte mir der Ärger darüber bringen?
Würde ich mich darüber ärgern, würde ich in die Politik gehen und versuchen die Gesetze zu ändern oder z.B. versuchen alle Pitbullbesitzer zu besuchen, um zu schauen, ob sie ihre Tiere verantwortungsvoll halten und mir was überlegen, was ich tun kann, damit die Welt für die Hunde besser wird, so wie ich es mir für die Hunde vorstelle.
Da ich jedoch nicht in die Politik gehen will, tue ich heute da was, wo ich im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten etwas tun kann.
Wenn der Ärger Dir gut tut, dann ist doch prima, dann ärger Dich einfach weiter.
Das Gegenteil von Ärgern ist für mich auch nicht, wie bei Dir, Gleichgültigkeit.
Ich brauch auch keinen Ärger, um zu wissen, wie sich glücklich sein anfühlt oder um glücklich zu sein.
Generell ärgere ich mich heute wesentlich seltener als früher und damit gehts mir sehr gut, weil ich die Energien, die ich früher fürs Ärgern eingesetzt und verbraucht habe, an anderer Stelle heute viel besser für schönere Dinge einsetzen kann.
Schön, daß ich Dich wenigstens zum Lachen gebracht habe und Du dem Faust dadurch eine Freude gemacht hast.
...und Polar, in meinem letzten Beitrag habe ich, mit Ausnahme des letzten Absatzes, ausschließlich über mich geredet, nicht über Dich, das kann bei Dir natürlich alles ganz anders sein mit dem Ärger und so, als bei mir.
Nun, wie sortiert man denn Gefühle? Mag sein, dass man bestimmte Gefühle in bestimmten Situationen einfach mal nicht braucht, sie sind aber da.
Ich habe auch nicht vor in die Politik zu gehen, doch durchaus empfinde ich manchmal Ärger und Wut über Dinge, die in der Politik vor sich gehen. Finde ich persönlich auch völlig normal, betrifft schließlich indirekt oder direkt mein Leben.
Mag schon sein, ist bei jedem anders. Gefühle kommen und gehen. Das schöne ist, für seine Gefühle ist man nicht verantwortlich, jedoch dafür, wie man mit ihnen umgeht.
Selbstverständlich ist es wichtig, den Ärger dort zu lassen, wo er wirklich hingehört und nicht bei irgendwelchen unbeteiligten Menschen. Alles andere macht einen selbst ja auch nicht zufrieden.
Seit ich nicht mehr trinke, erlebe ich alle Gefühle sehr intensiv oder man könnte auch sagen, zum erstenmal im Leben auch richtig. Es spielt dabei keine Rolle, ob diese Gefühle nun positiv oder negativ sind. Das war anfangs sehr schwer für mich, doch inzwischen genieße ich es.
Jedenfalls seit ich bereit bin auch negative zuzulassen und sie nicht verzweifelt weg drücken will, bin ich auch endlich dazu in der Lage, die positiven Gefühle intensiv zu erleben und sie mir bewußt zu machen.
Ich kann erst wirklich intensiv Freude, Glück, Lust und Liebe empfinden, seit ich auch weiß, wie sich Ärger und Wut wirklich anfühlen. Auch darum, weil ich während meiner andauernden Gelassenheitsbemühungen die positiven Gefühle auch gar nicht mehr richtig wahrgenommen habe.
Ich bin ein sehr emotionaler Mensch. Hielt ich früher für ein Defizit. Dem ist jedoch überhaupt nicht so. Im Gegenteil, meine Gefühle helfen mir sehr, meine Probleme zu lösen und ich habe keine Angst mehr vor Konflikten. Sie helfen mir Entscheidungen zu treffen und geben Selbstvertrauen.
Ich sag immer, jeder soll sich ärgern oder freuen, wie er will, auch wenn ich es nicht verstehe. Für ihn wird es schon richtig sein. Meine Gefühle versteht in bestimmten Situationen auch niemand. Ist auch gut so, sind ja meine. Hauptsache ich verstehe sie.
tja, wo ladet man den ärger ab? genau, bei der zentralen ärgerabladstelle "meckern, toben, alltagsfrust"
ich habe früher viel den fehler gemacht, andere für meinen ärger bezahlen zu lassen. um bei deinem parkplatzbeispiel zu bleiben: ich war zuhause grantig weil ich den parkplatz mir habe vor der nase wegschnappen lassen.
habe ich mir jedenfalls so gedacht.
weil, grantig war ich nämlich schlussendlich weil ich nicht den mut hatte, meinen ärger direkt auf dem parkplatz kundzutun und dem bösen parkplatzdieb meine meinung zu sagen.
ich habe mich schlussendlich über mich geärgert, und das in einem weit grösseren ausmass als es ursprünglich für den parkplatz gedacht war. mit dieser erkenntnis konnte ich aber nachher etwas tun, sogar ohne in die politik zu gehen. ich nahm mir vor, dinge die mich stören sofort mit den betreffenden zu klären oder wenn ich das nicht zustande bringe, mir halt meinen fehlenden mut einzugestehen.
oder wenn es um eine ungreifbare sache geht wie jetzt mit den hunden, ärgert mich das zwar, ich komme aber recht schnell runter und kann da produktiv was tun. z.b. eine sitzung im dezember abmachen damit meine hip-hop-hundeschule für 16-jährige vielleicht eines tages noch wirklichkeit wird.
ich habe weder gestern meinen hund geschlagen aus frust noch habe ich den nachbarn ans bein getreten, wie auch nicht irgendwelche scheiben eingeschlagen und heulend auf der strasse rumgerannt, mit schaum vor dem mund, bin ich auch nicht.
du schreibst, dass du froh bist, ärgerst du dich weniger als früher. ich weiss halt nicht was du für atomexplosionsausbrüche früher gehabt hast dass du das bedürfnis hattest dich weniger ärgern zu müssen.
mich belastet mein ärger nicht dass ich das bedürfnis habe etwas dagegen zu tun.ich habe keine wutausbrüche, werde nicht agressiv und bin auch nicht jähzornig oder nachtragend. ich probiere heute einfach meinen ärger zu kanalisieren, d.h dass ich mitteile wenn ich über etwas verärgert bin, dass ich mich entschuldige wenn ich durch mein verärgert sein menschen verletze die nichts zu meiner verstimmtheit beigetragen haben.
ärger ist für mich nicht das gegenteil von gleichgültig, auch nicht von glück, das habe ich so nicht gesagt.
ärger ist für mich das gegenteil von freude. über etwas das mir gleichgültig ist kann ich mich nicht ärgern, aber auch nicht freuen. ich kann also einerseits meinen ärger, falls er mich denn stören tät, eliminieren, in dem ich gleihgültig durchs leben wandle. leider kann ich mich dann auch an nichts mehr freuen.
oder, ich kann andererseits eben mit meinem ärger umgehen lernen, akzeptieren dass ich mich über dinge aufrege, etwas konstruktives dafür tun, da macht der ärger sehr schnell freude platz.
gefühle kann ich meiner meinung nach nur bedingt steuern, aber ich kann mir meiner gefühle bewusst werden und sie akzeptieren.
Zitat...und viele Dinge lösen sich oft in Wohlgefallen auf, wenn man sie ausspricht, anspricht, weil m.E. viele Mißverständnisse und Ärger durch eigene stillschweigende *Interpretationen* des Verhaltens eines anderen Menschen entstehen, wo man oftmals ganz schön weit daneben liegen kann in seiner Interpretation, von dem, was mit dem anderen wirklich gerad ist.
das mag sein, wenn überhaupt ein dialog entsteht, ansonsten ist einfach der eindruck da der durch gefühle entsteht, sei jetzt das durch verletzten stolz, ärger, oder auch freude. ohne gespräche ist das verhalten von jemandem immer eine interpretation die von gefühlen gesteuert wird, ob sie jetzt richtig oder falsch ist kann nur durch miteinander reden geklärt werden.
darum ist es unter anderem wichtig für mich über meinen ärger zu reden.
übrigens, über weggeschnappte parkplätze ärger ich mich nicht. ich bin ein sehr gelassener autofahrer
ZitatNun, wie sortiert man denn Gefühle? Mag sein, dass man bestimmte Gefühle in bestimmten Situationen einfach mal nicht braucht, sie sind aber da.
Das sehe ich heute anders. Gefühle können für mich auch aus bestimmten Gedankenmustern, Sichtweisen, Betrachtungsweisen entstehen.
Denke ich z.B., die Politiker, der Nachbar, der Autofahrer vor mir etc. sind schuld, daß dies oder jenes passiert, ärgere ich mich. Denke ich das nicht, anders darüber oder differenziere Dinge für mich, ärgere ich mich halt nicht (oder weniger).
Wie ich schon sagte, Ärger ist für mich bei mir lediglich ein Indikator, der eine Ursache hat für mich, und zwar bei mir selbst, entweder in erlernten Kindheitsmustern oder in bestimmten Denkweisen, die ich habe oder mir angeeignet habe.
Ärgere ich mich zum Beispiel über meine Tochter, heißt das für mich, sie verhält sich nicht so, wie ich das will oder erwarte. Hat ja meine Mutter mit mir genauso gemacht und sich über mich geärgert, wenn ich mich nicht so verhalten habe, wie es ihr in den Kram passt. Und wenn ich das nicht reflektiere, handel ich einfach mal genauso, wie meine Mutter mir das vorgelebt hat, was aneres habe ich ja nicht gelernt. Heute habe ich jedoch die Chance, das zu reflektieren und wenn ich will, es anders zu machen, als meine Mutter.
Nun, kommt dieses Gefühl von Ärger hoch über das Verhalten meiner Tochter und lebe ich dann diesen Ärger aus, schleudere ihr den entgegen, mißachte ich ihr Verhalten und versuche sie zu zwingen, sich so zu verhalten, wie ich mir das vorstelle? Übe ich also Macht über sie aus?
Oder schlucke ich ihr Verhalten, sage nichts, ärgere mich still innerlich und lass sie machen und ordne meine Bedürfnisse ihren Bedürfnissen unter?
Da ich das jedoch beides nicht möchte, akzeptiere ich im vornherein, daß sie sich auch in Zukunft manchmal anders verhalten wird, als ich mir das wünsche, vorstelle. Das Gefühl des Ärgerns tritt mit dieser Betrachtung und Akzeptanz dann in letzter Zeit seltsamerweise wesentlich seltener auf, wenn ich meine Betrachtung der Dinge, meine Sichtweise ändere.
Ich registriere dann so eine Situation als solche, wenn sie auftritt und versuche einen Weg zu finden, womit es mir mit meinen Wünschen und ihr mit ihren Wünschen und Bedürfnissen gut gehen könnte. Aber grundsätzlich darf sie sich anders verhalten, ansonsten würde ich sie zu etwas dressieren wollen, was meinen Vorstellungen entspricht und lediglich einen Machtanspruch an ihr ausleben, so wie es meine Eltern bei mir manchmal gemacht haben.
Diese Art von Ärger wäre für mich heute nur ein Ausdruck von fehlender eigener Handlungsoption, Hilflosigkeit der Situation gegenüber. daß die Dinge nicht so laufen, wie ich sie gern hätte.
Polar,
Zitatärger ist für mich das gegenteil von freude. über etwas das mir gleichgültig ist kann ich mich nicht ärgern, aber auch nicht freuen.
Für mich gibt es zwischen Ärger - Freude - Gleichgültigkeit noch viele Abstufungen der Gefühle.
Es gibt eigentlich wenig, was mir wirklich gleichgültig ist. Ich müßte da echt mal nachdenken drüber, was mir wirklich komplett gleichgültig ist.
Für mich gibt es zwischen den Extremen, die Du beschreibst vorallem überwiegend das Gefühl, daß mich etwas berührt. Dann frage ich mich, warum berührt es mich? Das bedeutet jedoch nicht sofort, daß ich mich ärgere oder mich im Gegensatz dazu freue. Die Gefühlspalette ist da bei mir unendlich groß.
Heißt aber nicht, daß ich jetzt permanent darüber nachdenke, warum, wieso, weshalb fühle ich so oder so, da würde ich ja gaga werden. Jedoch spannend ist es für mich schon, mir das ab und zu bewußt zu machen, welche Motivation das auslösende Gefühl bei mir hat und dann zu entscheiden, ob ich es blind auslebe oder wie ich damit umgehen möchte und vorallem läßt es mich heute befreiter durchs Leben gehen und anders und liebevoller mit meinen Mitmenschen umgehen.
sonnensturm
Nachtrag: und wie bei allen tollen Theorien und Gedankenkonstrukten klappt das ja auch nicht immer, irgendwo habe ich meine Wurzeln, nur heute ist mein Gefühlsleben nicht mehr so ein imaginäres plötzlich auftretendes blindes Gefühlswirrwar, was mich früher in extreme emotionale Zustände gestürzt hat, vor denen ich dann früher oft weglaufen wollte, oder weggelaufen bin oder sie weggebeamt habe.
Ich ärgere mich und freue mich, wie halt jeder andere Mensch auch.
ZitatHeißt aber nicht, daß ich jetzt permanent darüber nachdenke, warum, wieso, weshalb fühle ich so oder so, da würde ich ja gaga werden.
na da bin ich echt froh drüber, dass das nicht so ist.
weil, wenn ich da so deine theorie übers ärgern lese, klingt das für mich eben ein wenig so wie du so ein supersonnensturm wärst, der bei jedem grenzverletzenden ereignis in bruchteilen von milisekunden abwägen kann, ob, wieviel, wielange und wie stark das jeweilige ärgergefühl in der entsprechenden nuance zum vorschein kommt und sofort eine entsprechende energie-kosten-nutzen-rechnung present hast.
ZitatIch ärgere mich und freue mich, wie halt jeder andere Mensch auch.
über diesen satz freue ich mich echt, jetzt, weil er mal für mich nicht überheblich klingt und das meine ich jetzt überhaupt nicht sarkastisch.
Zitatder bei jedem grenzverletzenden ereignis in bruchteilen von milisekunden abwägen kann, ob, wieviel, wielange und wie stark das jeweilige ärgergefühl in der entsprechenden nuance zum vorschein kommt und sofort eine entsprechende energie-kosten-nutzen-rechnung present hast.
Du wirst es kaum glauben, aber das geht. Nicht immer, auch nicht in jeder Situation sofort und unmittelbar, aber immer öfter.
Hat auch nix mit supertollüberheblichersonnensturm zu tun, sondern mehr was mit Lebensqualität, ganz allein für mich.
...und... erhöhe ich meine eigene innere Lebensqualität, haben auch die Menschen um mich herum sogar manchmal was davon.
und jetzt werd ich noch sauer --------------------> so eine schrottzeitung ---> KLICK
alle fälle von diesen eifersuchtsbeissereien sind vermeidbar und ganz klar der fehler der hundehalter.
ein säugling oder ein kleinkind gehört nicht eine sekunde alleine gelassen mit einem einzelnen hund. was das für ein hund ist spielt keine rolle. und wie "lieb" er ist, auch nicht.
Ouha, da hab ich mit meinem Mädchen ja die nächsten Tage wieder die Straße für mich allein- die ist nämlich wahlweise Rotti oder Dobermann, je nachdem was von beiden zuletzt durch die Presse ging. Eigentlich ist sie ein Bas Rouge- aber erklär das mal, wenn schon alles die Straßenseite gewechselt hat.