Hallo Sierra. Es ist nicht alles gesagt. Natürlich nicht. Ich bleibe im Gespräch, wenn es jemand möchte, allerdings nicht in diesem Forum. Ausserdem ist es meine Entscheidung, aufzuhören, ich brauch das nicht rechtfertigen oder Vermutungen zurückweisen. Für mich ist es sehr energiefordernd wie ich inzwischen feststelle, in der Zeit, in der ich hier bin. Ich wollte es einfach mal ausprobieren hier, wollte auch einfach mal sprudeln. Das ist passiert und ich denke, dass ich in die nächste Phase gehe und selektiver werde mit meiner Energie hier. Hier springen die Beiträge und Ebenen, manches wiederholt sich und wie ich auch bei SMS-Dialogen privat feststellen musste, führen schriftliche Dialoge auch schnell zu Missverständnissen. Es fehlt die Ebene des phonetischen Ausdrucks, der Mimik etc. Daher werde ich mich mal insgesamt mehr umschauen hier.
Die Frage, was Prozeßarbeit ist, finde ich gut. Prozeßarbeit im Suchtbereich bedeutet, dass der Krankheits- und Genesungsverlauf als Entwicklungsprozeß betrachtet wird. Eine Sichtweise ist, dass Alkoholismus der Versuch ist, sich in Ordnung zu bringen - wenn auch mit dem falschen Mittel. Das bedeutet, meine Persönlichkeit ist aus dem Gleichgewicht geraten und ich führe ein krankmachendes Leben. Mit dem Alkohol versuche ich, es zu reparieren bzw. es ins Gleichgewicht zu bekommen, was anfangs auch in gewisser Weise gelingt. Dann verschärft der Alkoholismus das Krankheitsbild so stark, dass die Krise der betroffenen Person dermassen zugespitzt wird, dass die Frage steht, Leben oder Sterben, das Leben in Ordnung bringen oder Siechtum und Tod. Der Alkoholismus zwingt mich zu dieser Entscheidung. Die Abstinenz vom Alkohol ist daher der erste Schritt und die Voraussetzung für die Genesung der Persönlichkeit in allen ihren Bausteinen: körperlich, seelisch, geistig, sozial und spirituell. Die Phase der Alkoholkrise ist quasi ein Teil des Genesungsweges eines Menschen, sich in Ordnung zu bringen. Die Heilung der Persönlichkeit geschieht in Genesungsstufen und Phasen. Ich baue mir praktisch ein neues Lebenshaus. Erst lege ich das Fundament trocken, lege eine Drainage. Zum Fundament gehören bei mir: trockene Zone, Gruppenbesuche, ärztliche Betreuung, Selbstbeobachtung, Tagesstruktur und vieles mehr. Im Laufe der Zeit kommen die Lebenssäulen immer stärker dran: soziale Beziehungen (Partnerschaft, Familie, Freunde etc.), Geistiges Lernen, Seelenpflege (Meditation, Gebet, Autogenes Training, Einkehr), Umbildung des Wertesystems (moralische Grundsätze, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit)und spirituelles Lernen (welche Gaben zeigen mir meine Aufgaben usw.) Kurz gesagt: Das 12-Schritte-Programm oder auch "Mut zur Unabhängigkeit" (Melodie Beattie)
Es gibt ja ansonsten das Verständnis: Früher war ich o.k. Dann kam der Alkohol, das war schlimm. Jetzt bin ich trocken. Alles o.k. Hauptsache ich trinke nicht mehr. Wenn also der Alkohol nicht gewesen wäre, dann wäre ich ein feines Kerlchen.
Ich setze mich gar nicht so intensiv mit meiner Alkoholkrankheit auseinander und frage mich die ganze Zeit, ob das falsch ist und irgendwann ein Rückfall unausweichlich wird ...
Aber es ist nun mal so, dass ich mittlerweile halbwegs normal mein Leben lebe (anstatt nur auf der Couch zu sitzen und zu trinken) und nicht mehr so viel an meine Alkoholkrankheit denke wie am Anfang der Trockenheit. Ich bin in keiner Gruppe (außer das virtuelle Saufnix), in keiner Therapie, habe keinen Saufdruck. Ich denke bei der "Bewältigung meiner derzeitigen Herausforderungen", dass das zum Teil schon Therapie ist - Konfrontationstherapie. Und ich ziehe mich aber regelmäßig auch in mein Schneckenhaus zurück, oft auch einen ganzen freien Tag lang, habe die Telefone ausgeschaltet und höre stundenlang Bach und Beethoven oder tue auf andere Weise "nichts". Es ist herrlich.
@ mattias damit, das es der kleine mattias ist, der es ohne gruppe eben nicht geschafft hat und der seine rettung in der gruppe fand ,kann ich viel anfangen ! daher auch der absolutheitsanspruch. ,und dein verständnis für die die noch den umweg gehn.
@Matthias53 Dein Gedanke, dass sich der Alki versucht mit "Alk" selbst zu behandeln und die Trinkphase ein Abschnitt auf dem Weg zum verlorenen Gleichgewicht ist, finde ich super interessant. Es nimmt nicht die Fahrt aus dem Leben, anders als wenn man sagt: "Saufen ist das Ende ..". Allerdings ist der Wegabschnitt "Saufen" ziemlich anstrengend. Ein steiler Berg.. und ich rolle nicht gerade auf dem direkten Weg zur Kuppe hin.
"die Trinkphase ein Abschnitt auf dem Weg zum verlorenen Gleichgewicht"
moin bluemchenwelt das ist leider totaler bockmist...totaler schwachsinn.. das kann doch mattias nicht gemeint haben... das trinken als teil des genesungsprozess..? was für ein blödsinn !
ZitatGepostet von Merryl Mir fällt hingegen auf, dass Ihr beiden, Minitiger und Sierra, ziemlich angepisst reagiert, wenn hier jemand positiv von der Gruppe erzählt.
Mathias sagt doch klar und deutlich, dass er kein Problem damit hat, wenn jemand nicht in die Gruppe geht. Und beschreibt dann, warum er hin geht, was er davon hat.
Irendwie habe ich das Gefühl, dass ihr beiden euch ausgegrenzt fühlt, wo ihr doch gar nicht dabei sein wollt.
Naja. Merryl
[ Editiert von Merryl am 12.01.06 15:02 ]
Missverständnis, wenn jemand gerne in die Gruppe geht und sich dort wohlfühlt, dann sei ihm das gegönnt. Ich bin nur etwas allergisch gegen die Prophezeihung von Hölle und Verdammnis (und was ist es im Grunde anderes, wenn Rückfall oder persönliches Unglück in Form von anhaltendem Kämpfen prophezeit wird?), wenn ich nicht mache was jemand anders für mich für gut befindet. Und diese Erfahrung - muss ich leider sagen - hab ich schon mit einigen Gruppenleuten gemacht.
Ich lass mich davon leiten, daß mir auf meine Weise die Abstinenz überhaupt keine Probleme macht und ich auch bei Konflikten und Rückschlägen, also im Stress keinerlei Gedanken an Alkohol mehr habe. Schon lange nicht mehr. Also kanns so falsch nicht sein - für mich. Ich möchte auch das beibehalten bei dem ich mich wohlfühle.
ZitatGepostet von Matthias53 Die Frage, was Prozeßarbeit ist, finde ich gut. Prozeßarbeit im Suchtbereich bedeutet, dass der Krankheits- und Genesungsverlauf als Entwicklungsprozeß betrachtet wird. Eine Sichtweise ist, dass Alkoholismus der Versuch ist, sich in Ordnung zu bringen - wenn auch mit dem falschen Mittel. Das bedeutet, meine Persönlichkeit ist aus dem Gleichgewicht geraten und ich führe ein krankmachendes Leben. Mit dem Alkohol versuche ich, es zu reparieren bzw. es ins Gleichgewicht zu bekommen, was anfangs auch in gewisser Weise gelingt. Dann verschärft der Alkoholismus das Krankheitsbild so stark, dass die Krise der betroffenen Person dermassen zugespitzt wird, dass die Frage steht, Leben oder Sterben, das Leben in Ordnung bringen oder Siechtum und Tod. Der Alkoholismus zwingt mich zu dieser Entscheidung. Die Abstinenz vom Alkohol ist daher der erste Schritt und die Voraussetzung für die Genesung der Persönlichkeit in allen ihren Bausteinen: körperlich, seelisch, geistig, sozial und spirituell. Die Phase der Alkoholkrise ist quasi ein Teil des Genesungsweges eines Menschen, sich in Ordnung zu bringen. Die Heilung der Persönlichkeit geschieht in Genesungsstufen und Phasen. Ich baue mir praktisch ein neues Lebenshaus. Erst lege ich das Fundament trocken, lege eine Drainage. Zum Fundament gehören bei mir: trockene Zone, Gruppenbesuche, ärztliche Betreuung, Selbstbeobachtung, Tagesstruktur und vieles mehr. Im Laufe der Zeit kommen die Lebenssäulen immer stärker dran: soziale Beziehungen (Partnerschaft, Familie, Freunde etc.), Geistiges Lernen, Seelenpflege (Meditation, Gebet, Autogenes Training, Einkehr), Umbildung des Wertesystems (moralische Grundsätze, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit)und spirituelles Lernen (welche Gaben zeigen mir meine Aufgaben usw.) Kurz gesagt: Das 12-Schritte-Programm oder auch "Mut zur Unabhängigkeit" (Melodie Beattie)
Matthias,
auch ich sehe Drogen und Saufen als Versuch, sich selbst zu behandeln. Bei manchen Leuten zumindest, Borderliner u.Ä. sind zu ca. 30 % von Alkoholismus betroffen, Schizophrene oder bipolare sind überdurchschnittlich gefährdet und andere mehr. Nur sind das eben Erkrankungen, die neben dem Alkoholismus bestehen und nicht zwangsläufig Bestandteil desselben sind. Abgesehen davon natürlich, daß es anfangs erst mal ein gutes und leicht erreichbares Gefühl ist und von daher gerne wiederholt wird..
Ich stimme Dir auch zu, daß Alkoholismus viele Leute dazu zwingt, ihr Leben als solches anzunehmen, also eine eigenverantwortliche Entscheidung zu treffen.
Nur dann trennen sich unsere Wege. Vieles von dem was Du unter den 12 Schritten verstehst, mache ich ganz persönlich auch ohne jede Gruppe.
Ich bin ärztlich durchgecheckt und kerngesund, ich lebe in einer gut laufenden Partnerschaft, ich mach seit Jahren Yoga, Meditation, arbeite jetzt mit einem Hypnotherapeuten und Coach und anders mehr...
Und was die Demut vor höheren Mächten angeht, ein Zitat aus einem Praxisbuch für Skitourengeher (ja, ich bin so ein Fast-Alpenöhi:grins2
Die Wahl der Skitour und der Zeitpunkt des Aufbruchs werden von Wetter, Lawinen- und Schneeverhältnissen bestimmt, nicht von der eigenen Absicht bzw. Bequemlichkeit
- denn auch da bin ich machtlos, und das hat mit geistiger Mangelhaftigkeit gar nix zu tun.
...und ich habe die Erfahrung gemacht, daß vieles, was Du hier als Alkoholismus-spezifisch ansiehst, ganz normale Bestandteile der Persönlichkeit sind, mit der sich eine Menge Leute befassen, die nie etwas mit Alkoholismus zu tun hatten. Ich finde es auch völlig normal, daß sich jemand in der "Mitte des Lebens" damit befasst, was er aus der zweiten Lebenshälfte macht und wie er sich formt - als Mensch. Gibt ja auch Persönlichkeitsmodelle, nach denen JEDER Mensch die erste Lebenshälfte im Raster der Wertigkeiten seiner Herkunftsumgebung lebt und sich erst dann völlig neue Dimensionen erschliesst.
Ich behaupte sogar, daß es die GESUNDEN Bestandteile der Persönlichkeit sind, die uns zum Wachstum und zur Weiterentwicklung motivieren.
...einer der hier aufschlägt...meint er habe den schlüssel...sich dick hierherstellt und ne dicke diskussion anfangt um dann einfach tschüss zu sagen wenn es interessant wird..naja da mach ich mir schon so meine gedanken ob das wirklich wahr ist ...oder ob er in wirklichkeit gar keine freunde hat und auch die gruppe ihn gar nicht mag weil er...schon alles weiss ?
Ich habe diese Diskussion ganz anders verstanden Und um ne dicke Diskussion zu führen, gehört m.E. auch mehr wie eine Person dazu. Ist ja auch wunderbar nachzulesen.
Dieses Pro und Contra verschiedener Meinungen und Auffassungen war für mich (als Gruppengängerin) sehr aufschlussreich.
Und eine Diskussion für sich zu beenden, wenn sie sich nicht mehr als sinnvoll oder ergiebig zeigt, --> was ist daran verkehrt ? Finde es auf jeden Fall ehrlicher, das zu schreiben, als sich einfach auszuklinken.
@Rambo Da ich deinen Spruch nur mit Mühe übersetzen kann ;-), gehe ich davon aus, dass ich ihn nur verstehen könnte, wenn ich mindestest Führungskraft von drei Abteilungen wäre, und minimalst 5 mal pro Woche ins Fitnessstudio rennen würde um mit meinem Alkoholismus "zu verdrängen".
Tut mir aber leid, wenn Du wegen der drei oder vier "Fremdwörter" von Matthias und mir nicht klargekommen bist. Wird sicher leichter, wenn Du Dich mit deinem Alkoholismus mehr geistig beschäftigst, dann verstehst auch die.
ZitatGepostet von Sierra @Rambo Da ich deinen Spruch nur mit Mühe übersetzen kann ;-), gehe ich davon aus, dass ich ihn nur verstehen könnte, wenn ich mindestest Führungskraft von drei Abteilungen wäre, und minimalst 5 mal pro Woche ins Fitnessstudio rennen würde um mit meinem Alkoholismus "zu verdrängen".
Tut mir aber leid, wenn Du wegen der drei oder vier "Fremdwörter" von Matthias und mir nicht klargekommen bist. Wird sicher leichter, wenn Du Dich mit deinem Alkoholismus mehr geistig beschäftigst, dann verstehst auch die.
Sierra
Hallo Sierra,
wie Recht Du hast. Mein durch Alkohol absolut vernebelter Verstand kann Euren klugen Ausführungen auf die Frage "Gruppe oder nicht wir philosophieren uns ins trockene Grab ?" nicht ganz folgen.
Schade ist nur, dass mein kleiner Schwerz, Dich direkt dazu bringt, mich persönlich anzugreifen.
Die arrogante und süffisante Art Deines Postes bring doch ein wenig Licht ins dunkle Deines "Geistes".
So, ich muss mich jetzt aufs körperliche "Verdrängen" meines Alkoholproblems konzentrieren und geh ins Fitnessstudio. Frei nach dem Motto: "1000 Volt in den Armen aber im Kopf kein Lichtlein ankriegen"
ZitatEine Sichtweise ist, dass Alkoholismus der Versuch ist, sich in Ordnung zu bringen - wenn auch mit dem falschen Mittel. Das bedeutet, meine Persönlichkeit ist aus dem Gleichgewicht geraten und ich führe ein krankmachendes Leben. Mit dem Alkohol versuche ich, es zu reparieren bzw. es ins Gleichgewicht zu bekommen, was anfangs auch in gewisser Weise gelingt.
Hallo Eric !
Meine Psychologin formulierte das in Bezug zu meiner Geschichte ganz ähnlich. Ich konnte das sehr gut nachvollziehen, was da gemeint war.
Denn der Alkohol war schon sehr früh mein Freund, mein Seelentröster, mein Stimmungsaufheller, mein Selbstwertgefühlmacher, mein mich "stimmig-Macher", mein mich "Heilmacher". All das Positive, das man am Anfang vom Saufen herauszieht und ja immer wiederholen will. Es nahm mir den Druck, meine Zerissenheit, meine Ohnmachtsgefühle.
Also bei mir lag schon sehr früh sehr viel im Argen, und mein Lösungsweg war der Alkohol. Und dann kam die Abhängigkeit.
im Kontext zu dem Inhalt Ihres posts, mutet der Schlusssatz ""1000 Volt in den Armen aber im Kopf kein Lichtlein ankriegen" etwas merkwürdig an. ... weil ... ich bin's ja nicht, der ins Fitnessstudio rennt.
Ich fürchte auch, dass die von Ihnen neudefinierte Threadüberschrift nicht jedermanns Zustimmung finden wird - aber bitteschön, wenn Sie trocken und muskelbepackt besser ruhen ...
Es irritiert mich einigermaßen, dass Sie mir "einen persönlichen Angriff" vor die Füße werfen, weil das doch nach ihrem ersten Beitrag mein Part gewesen sein müsste, odda? Es sei denn, Sie haben ganz versehentlich Namen benutzt, die Ihnen wie Fachausdrücke aus dem Terminologie der Sucht vorkamen.
Was Sie aber für "süffsant" halten (gelle, Sprache ist schon eine verräterische Sache, der Herr denkt immer noch ans Saufen, trotz Hanteln und Bankdrücken :grins2, das nennt man in den von Ihnen angeprangerten pseudointellektuellen Kompetenzbereichen "Sarkasmus", bestenfalls "Ironie". Bah, wie ich Sie einschätze, haben Sie diese Fremdwörter spätestens nach einer halben Stunde Kreiseltraining locker drauf!
Ich befürchte allerdings, dass Sie bezüglich "Dunkel und Geist" die falschen Schlussfolgerungen ziehen: Weil, wenn man Dunkelheit erleuchtet, dann ist's keine Dunkelheit mehr sonder Helle. Haben Sie also in der Tat ein Licht in meinen Geist geworfen, dann war entweder die Lampe ob Ihrer trainierte Bizeps ein Opfer Ihres Wurfes, oder aber das von Ihnen angezündete Lichtlein hat einfach die Lichtausbeute um so einen großen Geist, wie den meinigen zu erleuchten.
In diesem Sinn - gut schwitz Sierra PS.: Ich hoffe bei "Schade ist nur, dass mein kleiner Schwerz.." stimmt lediglich das "w" nicht, und nicht das "er" ...