zwölf wochen habe ich inzwischen rauchfrei verbracht. das ist gut.
es wird leichter, aber es ist immer noch nicht leicht.
das zähnekirschen ist schlimmer geworden, auch mein kiefer knackt wieder, der tinnitus ärgert mich mehr ... (alles dinge, bei denen ich mich zwar schon seit längerem, aber nun mit größerem nachdruck an ursachenforschung und grundlegende therapie mache)
ich habe oft das gefühl, ohne zigarette überhaupt nicht mehr entspannen zu können. eine zigarette, das war für mich oft fünf minuten pause, stille sitzen, nix tun als dem blauen dunst hinterhersinnen, ausruhen, dem gedankenkarussell die gelegenheit geben, zur ruhe zu kommen.
mein dalai lama kalender sagt:
Zitat"Wollen wir etwas verändern, müssen wir zutiefst von der Dringlichkeit der Angelegenheit überzeugt sein."
beim alkohol, da war und ist mir diese dringlichkeit gegeben. ich weiß genau, dass es MIT nur noch bergab ginge. ich würde auch nicht ein imaginäres level halten und kontrolliert trinken können. und wieder zurück - das ginge erst recht nicht: es wird nie wieder so sein, dass ich von einem halben glas sekt so schön 'kieksig' werde und es einfach genießen kann.
alkohol ist keine option mehr für mich. war es auch nie wieder. egal was passiert, egal wie es mir geht:
autounfall, selbst verschuldet? nüchtern bleiben. mann weg? nüchtern bleiben. job weg? nüchtern bleiben. schlimme schmerzen im kopf oder sonstewo? nüchtern bleiben. angst in der öffentlichkeit? nüchtern bleiben. ärger, hass und wut? nüchtern bleiben. .... (to be continued)
mit dem nikotin fühlt es sich bei mir anders an. über jahrzehnte habe ich meine 5 bis 10 täglichen zigaretten geraucht. viele davon in kleinen alltagsritualen. früher, mit alkohol noch, manchmal mehr. da fehlt mir die innere dringlichkeit, irgendwie. das hätte noch jahrzehnte so weitergehen können. ohne dosissteigerung.
trotzdem weiß ich genau, dass ich auch da süchtig bin. ich weiß auch, WARUM ich nicht mehr rauche. aber es fällt mir viel viel schwerer, mich immer wieder selbst zu motivieren, als das beim alkohol der fall war. meine kleinen 'rauchopfer'-rituale fehlen mir - es ist mir noch nicht gelungen, sie durch andere zu ersetzen. ich werde das auch nicht zwingen. es kommt neues jetzt, oder es kommt neues später.
im moment ist noch viel trauer da: auch der abschied vom nikotin ist ein abschied, und auch die trennung von einem suchtteufel kann schmerzen.
aber wenn der alte nicht geht, kann der neue nicht kommen. dafür immerhin, habe ich die voraussetzungen geschaffen!
das waren meine worte zum montag - wollten einfach mal raus! euch allen eine gute woche.
Ohne dir irgendwas einreden zu wollen: Ich rauche ca. 3 - 5 Zigaretten am Tag (bei gemütlichem Sit-in auch mal mehr, bin aber nicht so die Sit-innerin). Und ich frage mich: Wieso sollte ich das lassen? Klar ist es ungesund, aber was bitte kann man denn noch gelassen konsumieren? Ich lebe vegetarisch. BSE, Schweinepest und Vogelseuche prallen an mir ab.
Das, was du da beschrieben hast, die kleinen Pausen.... Ja, das kenne ich. Nie würde ich mich vor die Tür stellen, um mal eben Eine wegen des fehlenden Nikotins zu inhalieren. Rauchen hat immer was mit Innehalten zu tun, wie Kaffetrinken, wie Spazierengehen, wie mal Sohni angucken, wie hier schreiben......
Kaffee ist auch nicht gesund. Sollten wir alles lassen, was uns nicht gut tut, was gefährlich ist (Auto fahren!), was bleibt dann?
Der Tipp vom Arzt. Rauchen Sie nicht, Trinken Sie nicht, leben Sie vorsichtig, achten Sie auf sich, dann werden Sie 100 Jahre alt. Frage: Aber wozu?
Ich könnte mir das alles selbst widerlegen, was ich da gerade geschrieben habe. Nur: Das bin ich und ich stehe dazu. Ich habe es mir genau so ausgesucht. Das muss nicht immer so bleiben, aber ich habe wegen des Rauchens keinerlei Leidensdruck.
Als ich mal eine zeitlang mit einm NR zusammen war, habe ich in seiner Gegenwart eben nicht geraucht. War kein Ding.
Tu, was immer du für richtig hältst. Wünsche dir alles Gute dabei.
verstehe ich voll und ganz, was du schreibst. Wenn ich dazu imstande wäre, ich würde liebend gerne rauchen. Meine Qualmerei allerdings war ätzend, ein blinder Drang sich eine Kippe ins Gesicht zu stecken bei nahezu allen Gelegenheiten. Die beste Zigarette war die Morgenzigarette: mit der zweiten Tasse Kaffee zum PC - hochfahren, dabei die Kippe anzünden, ziehen und warten bis der Nikotin-Flash einsetzt: Drogensucht in der reinsten Form. Und ALLE Kippen dannach(und das waren 20-30)waren mechanische und kaum noch schmeckende Selbst-Räucherungen. Nachdem ich den Alk verbannt hatte, war mir das Rauchen ständig ein Dorn im Auge, ich wusste es schadet mir.Es war mir im Weg. Beim Joggen wurde mir immer die Quittung präsentiert.
Ich habe aber einige Anläufe gebraucht, und hoffe daß dies der letzte war.
ich schicke dir sofort und ohne umwege hochgradigst verdichtete, konzentrierte super duper very extra prima mega-giga-delüx 1a qualitäts RAUCHFREI-ENERGIE!
so. vier monate habe ich erfolgreich genixraucht. viele viele weitere monate will ich folgen lassen, dafür tue ich was.
mittlerweile habe ich das gefühl, dass ich "übern berg bin", was das nichtrauchen angeht. aber auch, wenn es jetzt bergab geht oder geradeaus, darf ich den boden unter meinen füßen nicht aus dem blick verlieren.
das ist wie beim saufnixen: stolperfallen gibt es überall. mit der zeit habe ich viele erfahrungen gemacht, die es mir erleichtern, damit souverän umzugehen. wachsam sein, sorgfältig und liebevoll mit mir selbst umzugehen - das sind die wichtigsten voraussetzungen für meine stabile abstinenz. von welcher sucht auch immer.
ich bin noch nicht so weit, dass mich trotz allen guten willens nicht doch hin und wieder der große gieper auf eine zigarette überfällt. gleichzeitig aber merke ich in solchen augenblicken immer deutlicher, dass es nicht wirklich die zigarette ist, die ich dann will, sondern etwas ganz anderes.
ich lerne, mit dem "Rauchdruck" anders umzugehen, und frage mich zum beispiel:
"aha. es fühlt sich so an, als könne ich jetzt in diesem augenblick auf nikotin nicht verzichten. was aber brauche ich wirklich, um mich wohl zu fühlen?"
wenn ich dann wirklich EHRLICH bin mit mir, dann kann die innere antwort niemals lauten "ach du immer mit deiner gefühlsduselei. ich will keine diskussion, ich will nikotin, ich brauche das jetzt. gib her. keine diskussion und schluss!" nee nee
es gibt also ein innehalten, ein tiefes durchatmen, ein nachspüren, eine bißchen auf und ab laufen, einen blick aus dem fenster, ein telefonat – oder ein türenknallen. je nachdem ...
das ist eine entwicklung, die mir sehr gut tut. wieder ein stück zu mir selbst!
meine aktiv betriebene nichtraucherei hat übrigens eine weitere nette nebenwirkung, was eine meiner anderen süchte betrifft:
ich schaue nicht mehr seifenoper!
mehr als zehn jahre lang saß ich fast jeden abend kurz vor achtzehn uhr vor der glotze, um "verbotene liebe" zu schauen. seit dem sendestart am 2. januar 1995.
uff. jetzt isses raus. das ist fast so peinlich wie es anfangs war zu sagen "ich bin alkoholkerin". ihr dürft jetzt trotzdem alle mal herzlich lachen!
das war immer der beginn meines feierabends, die schnittstelle zwischen außen und innen. es war früher auch meist der beginn meines alkoholkonsums: ein leckeres feierabendbier oder eine weinschorle oder ein piccolöchen und meine zigarette; dazu die realitätsfernen probleme der düsseldorfer schickeria, ein bißchen heimatgefühl beim anblick des kölner doms - während um mich herum zeitweilig die welt unterging.
jahrelang habe ich mein leben darauf ausgerichtet: wurde grantig in der redaktion, wenn ich nicht rechtzeitig raus konnte und diese dämlichen 20 minuten zu verpassen drohte. wenn ich's vorher schon absehen konnte, dass keine zeit ist, habe ich den videorecorder programmiert und aufgezeichnet...
musste auch - wenn kein rest vom vorabend mehr im kühlschrank war - vor sendebeginn noch für alkoholischen nachschub sorgen. spätestens aber NACH der 'verbotenen liebe' musste ich in den kaufladen flitzen und meine abendration sicherstellen. damals haben bei uns in berlin die läden noch pünktlich um 18uhr30 geschlossen. verbotene liebe ging bis 18uhr22. das war dann echt stress, vier treppen runter und schnell übern reuterplatz zum schmuddelpenny ...
als ich dann allmählich trocken wurde, habe ich monatelang geübt, verbotene liebe und überhaupt TV zu schauen ohne alkohol dazu zu trinken. ich habe es nicht nur geübt. es ist mir von anfang an gelungen.
die zigarette aber blieb, und auch das gefühl von pause, von feierabend, von entspannung und lachen können über die problemchen der anderen .... manchmal auch ein bißchen ersatzfamilie, denn ich saß da ja immer allein.
nun ist mir mit dem nichtrauchenwollen die verbotene liebe (es war NIE eine andere serie...) echt zur gefahr geworden! ohne zigarette auf dem sofa sitzen, die katze kraulen, den tag von mir abperlen lassen - das wollte nicht funktionieren.
also lasse ich den fernseher aus, mache was anderes. auch da gibt es rückfallgedanken. schon seltsam! ich schau' mir schmunzelnd zu .... es wird von tag zu tag leichter!