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Saufnix  
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Dieses Thema hat 226 Antworten
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 Deine eigene Alkoholkarriere
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apfelsaft Offline



Beiträge: 256

01.08.2006 22:11
#46 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

moin leuts,

zur zeit praktiziere ich die hardcore trocken wäsche.
jeden tag ins meeting und ich fühle mich sau wohl.


schönen abend euch

markus


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

02.08.2006 08:57
#47 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hallo Friedi,
irgendwie ist das schon eine seltsame Botschaft. Mit dem Beschreiben einer Sondersitutation kommt es so an, als sei meine Aussage zu "widerlegen" oder in Frage zu stellen. Wenn ich im Wald für den Marathon übe und an die Brunnen laufe, um dort zu trinken, dann habe ich garantiert auch kein Glas dabei ... Ich halte die Hand unter das austretende Wasser und schlürfe aus der hohlen Hand, trinke also direkt aus der Quelle.

Der Kern meines Beitrags war aber, dass ich in meinem jetzigen Leben darauf achte, mit mir gepflegt umzugehen und die nassen Gewohnheiten zu ändern. Wenn ich also die Möglichkeit habe, mir ein Glas geben zu lassen oder mir zu nehmen. Wolltest Du mit Deinem Beitrag sagen, dass das egal sei? Ist meine Grundaussage falsch?

Und auch die Sache mit den Süßigkeiten ist auf der gleichen Ebene. Ich weise darauf hin, dass es nicht reicht, "einfach" nicht mehr zu rauchen und statt dessen Süßigkeiten zu essen, sich sein inneres Suchtloch vollzustopfen, sondern sein Leben positiv zu verändern. Du sagst, dass ich zu hart sei. Und dann bestätigst Du den Kern meiner Aussage. Irgendwie bestätigst Du eigentlich das, was ich geschrieben habe über Deine Lebensveränderungen. Offenbar liest Du meine Beiträge so: esse niemals mehr Süßigkeiten, trinke immer aus dem Glas. Aber das war garnicht der Kern meiner Aussage: ich esse auch Süßigkeiten, Torte usw. und ich trinke auch mal aus der hohlen Hand. Aber das ist wohl nicht das Problem, um das es beim Nüchternwerden geht oder?

Nasse Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern, das ist der Kern meiner Aussage und das ist eben auch die Frage, warum schütte ich mir aus der Flasche 2 x 0,5 Liter Apfelschorle rein. Kann ja o.k. sein, ich sehe nur bei uns in der Einrichtung, wie eben bestimmte Trinkweisen und auch andere nasse Angewohnheiten gepflegt werden und als cool empfunden werden. Mit der Flasche oder Dose auf der Straße gehen wäre noch besser.

Natürlich kann man sich über alle möglichen Einzel- und Sonderfälle unterhalten und damit den eigentlichen Sinn damit vernebeln. Klarheit und Deutlichkeit ist doch in Suchtfragen eine wesentliche Sache.

Ich habe geschrieben, dass es keine Verhaltensänderung ist, statt zu Rauchen, Süßigkeiten zu essen bzw. überhaupt sein seelisch-geistiges Suchtloch vollzuschmeissen. Ich habe also weder geschrieben, dass man keine Süßigkeiten mehr essen soll noch habe ich geschrieben, dass man das Essen überhaupt einstellen soll.

Diese Art "Mißverstehen" ist eine interessante Erscheinung und beinhaltet eine gewisse Scheinlogik, was dann dazu führt, dass bei der Diskussion der Kern einer Sache in Frage aus dem Blickwinkel gerät. Für jemanden, der sowieso nicht so ganz clean sein möchte, eine reizvolle Sichtweise, es nicht nicht so genau nehmen zu müssen. Da ist es wieder: Hauptsache trocken, Hauptsache ich rauche nicht.

Meine Botschaft war, sei gut zu Dir, sei höflich zu Dir, achte auf gepflegten Umfang mit Dir selbst. Und das andere war: Nichtrauchen reicht nicht, sondern positive Lebensveränderung und Aktivität.

Ich finde klasse, dass Du mit dem Rauchen aufgehört hast. Du nennst es Nichtrauchen. Ich nenne mein Leben Rauchfrei. Das Wort Nichtraucher definiert sich vom Raucher her. Tatsächlich ist der Raucher aber nicht der natürliche Zustand, sondern der süchtige. Ich finde es komisch, den gesunden, natürlichen Zustand zu definieren vom süchtigen her. Also N i c h t r a u c h e r.

Das Wort Nichtraucher habe ich daher für mich abgeschafft, weil ich mich nicht vom Raucher aus definieren will. Wenns noch wichtig ist, sage ich, dass ich rauchfei lebe. Das ist aber auch nicht so ganz zufriedenstellend vom Wort her, aber etwas besser als Nicht r a u c h e r. Es gibt leider kein besseres Wort in unserer Sprache bisher. Es käme keiner auf die Idee, sich als Nichtautofahrer zu bezeichnen, wenn er zu Fuss geht oder als Nichtfrau, wenn er ein Mann ist oder als Nichtkranker, wenn er gesund ist.
Irgendwie witzig. Die deutsche Sprache hat kein Wort für eine cleane Lebensweise.

Nebenbei gibt es das Wort Hunger und dazu passend das Wort satt, das Wort Durst gibt es auch, aber kein eigenes Wort für den Zustand "nichtdurstig". Jedenfalls kenne ich keins.



Matthias

[ Editiert von Matthias53 am 02.08.06 9:16 ]


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

02.08.2006 09:05
#48 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Matthias53
Ich weise darauf hin, dass es nicht reicht, "einfach" nicht mehr zu

...

unbenommen von dem, was man dann genau weglässt...ich denke, es ist doch jedem seine persönliche Angelegenheit, in welcher Richtung er sich ändern möchte. Es hat jeder die Punkte, die ihn stören, manche kann er ändern, und Punkte die ihn nicht stören, die darf er behalten.

So wie du das schreibst, Matthias, sieht es für mich oft so aus, wie wenn Du eine Art "neuen Menschen" kreieren möchtest, eine Idealvorstellung des Menschen - und das wollten schon die Nazis oder Stalin oder Mao, und sie sind damit alle grandios gescheitert.

Ausser einem gewissen Spass wird am Ende niemandem etwas vom Leben über bleiben - im Rückblick. Die Welt wird weiterlaufen, egal was wir tun - sie braucht dafür nicht einmal den Menschen.

der minitiger


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

02.08.2006 09:32
#49 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hallo Minitiger,
ist ja eine interessante Interpretation. Verwechselst Du da nicht gewisse Ebenen?

Faschismus, Sozialfaschismus und so weiter sind menschenfeindliche politische Herrschaftsformen. Ihre Grundlage ist der Hass, nicht die Liebe. Sie sind Instrumente der politischen Macht einer sich bereichernden Klasse. Das entspricht der Logik, weil Hitler gegen Alkohol und das Rauchen war, bin ich ein Faschist? Ist ja schon ein gewaltiger Hammer, den Du da losläßt.

Das mit der Klarheit in Suchtfragen in Zusammenhang zu bringen, ist schon eine Leistung!

Mal ein Gegenfrage: Wie kommt es dann, dass unsere freie Gesellschaft so grosse Drogenprobleme hat? Welche Antwort hat diese Gesellschaft denn darauf? Und warum prägen in der erfolgreichen Abstinenzarbeit nicht solche Kräfte die Landschaft, die Deine Auffassung haben?



Matthias


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

02.08.2006 09:59
#50 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Nun, was mir auffällt ist, daß Du relativ oft Leuten etwas beibringen willst, die gar keine Fragen an Dich gerichtet haben. Das deutet für mich schon darauf hin, daß Du es in erster Linie für dich selbst tust, und eben nicht aus Liebe. Liebe heisst für mich, den anderen so sein zu lassen wie er ist - wobei ich natürlich nicht behaupten würde, daß ich alle liebe, deswegen will ich sie ja ändern Ändern will ich nur Menschen, die ich nicht akzeptiere, so wie sie sind, und die mir damit auf den Sack gehen..

Was die Gesellschaft angeht - ich habe mein Leben an dem Ziel ausgerichtet, möglichst machen zu können, was ich will, und die Gesellschaft geht mir dabei weitgehend am Arsch vorbei. Natürlich gibt es gewisse Notwendigkeiten, sprich Umstände die ich nicht so ohne weiteres ändern kann, irgendwo muss das Geld herkommen und kriminell anecken will ich heute auch nicht mehr, denn das würde mich ja nur selbst behindern. Aber ich mach die Probleme der Gesellschaft nicht zu den meinigen, wenns irgendwie geht.

Freiheit heisst immer auch Risiko, und Gelegenheit macht Süchtige. Das ist für mich mindestens die Hälfte der Problematik. Dennoch würde ich meine Freiheit nicht gegen eine behütete Furzmulde eintauschen. Ich hab keine Lust, daß jemand auf mich aufpasst.

Ähnliches gilt auch für die Suchtarbeit. Die Suchtarbeit ist nicht meine Baustelle. Ich bin als Betroffener nicht ganz drum herum gekommen, mich mit dem Thema zu befassen, aber ich bin nicht Teil eines Apparates. Ich bin nicht mal wegen Suchtarbeit hier im Forum, sondern weil ich meinen trinkenden Bekanntenkreis eben gegen einen nüchternen eintauschen wollte und hier inzwischen einige Leute ganz gut kenne. Das ist aber mein ganz normales Kontaktbedürfnis, und das Thema steht dann halt im Raum. Und ansonsten weisst Du ja, wie ich zu Gruppen und dergleichen stehe - da hat sich nix geändert.

der minitiger


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

02.08.2006 13:02
#51 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hallo Minitiger,
dass Dir die Gesellschaft am Arsch vorbeigeht, ist immerhin eine sehr deutliche Formulierung Deines Weltbildes. Wenn Du sagst, Liebe sei, Leute dort stehenzulassen, wo sie sind, so ist das eine Verdrehung eines Grundsatzes in der Suchtarbeit. Die Leute von dort abholen, wo sie stehen, ist nicht das gleiche wie sie dort stehenlassen, wo sie sind. Ich jedenfalls wurde von dort abgeholt, wo ich stand und damit bin ich trockengeworden. Und ich musste mir manches anhören und auch spüren, was mein nasses Weltbild erschüttert hat. Aber genau dafür bin ich ja in die Gruppe gegangen: um etwas neues zu lernen. Mit meinem alten Wissen bin ich schließliche Bankrott gegangen. Wäre ich dort stehengelassen worden, wäre ich heute tot. Und ich bin froh, dass mich Freunde nicht in Ruhe gelassen haben.

Du verdrehst des öfteren Dinge in ihr Gegenteil.

Wir hatten ja auch schon die Auseinandersetzung darüber, ob Alkohol für den Körper Gift ist oder nicht. Ich vertrete ja die Meinung, dass er Gift ist, sonst würde die Leber ihn nicht gnadenlos vernichten. Du meintest ja, ich überziehe das und es wäre eine Frage der Menge. Bis heute allerdings hast Du hier nicht die Mengen aufgeführt, die ungiftig sind. Du behauptest zwar etwas, aber beweist es nicht wirklich. Deine Stärke ist, die Schwächen in der Argumentation des Anderen satzweise herauszugreifen und damit seine Meinung überhaupt in Frage zu stellen. Deine eigenen Thesen allerdings belegst Du in keiner Weise, sondern Dir reicht, verunsichert und relativiert zu haben.

Daher "Tu doch mal Butter bei die Fische" und sag hier mal, bis zu welcher Menge Alkohol ungiftig sein soll. Das nennt man ja Grenzwerte. Die hätte ich gern gewusst für einen normalen, gesunden Erwachsenen, den für Kinder, den für Allergiker und den für Alkoholiker. Und wie gesagt, die Frage war die Frage nach Gift bzw. Nichtgift. Das wäre doch mal eine interessante wissenschaftliche Positionierung Deiner Meinung.

Zum Dritten. Es stimmt, dass alles Übel der Welt daher stammt, mächtig über den Anderen sein zu wollen. Das ist übrigens aus den 12 Schritten der Anonymen Alkoholiker. Mächtig sein über andere heisst, dass ich anderen meine Meinung aufzwinge. Und Zwang ist, dass ich jemanden ausschliesse, mißachte, bestrafe, verurteile, diskriminiere, ihn letztlich vernichte. Das ist die Grundlage auch des Faschismus. Wenn Du mich hier im Forum in die Nähe von Hitler, Stalin und Mao setzt, womit Du offenbar voraussetzt, dass alle 3 als Massenmörder, Kriegstreiber und Tyrannen gelten, dann frage ich mich, ob Du überhaupt wirklich weisst, wovon Du redest.

Das hat Mobbingqualität und erinnert mich irgendwie an "Bild". Denn ich trete ein für eine möglichst suchmittelfreie, soziale, demokratische Gesellschaft. Und ich bin für eine Friedenspolitik, auch wenn die Menschheit schon immer Kriege geführt hat. Dass ich dafür offen eintrete, ist mein gutes Recht. Habe ich hier jemanden verfolgt, beschuldigt, beschimpft oder rede ich von meinen Erfahrungen? Ich habe auch noch nicht gelesen, ob Du vorher hier im Forum gefragt hast, ob jemand Deine Meinung hören möchte, denn in diesem Fall hier wüßte ich nicht, dass Du in irgendeiner Weise gefragt warst, Deine Analyse abzugeben. Aber das ist ja in Ordnung so. Dafür ist ja das Forum da.

Ohne das offensive Auftreten der genesenen Suchtkranken in unserer Gesellschaft wäre die Suchtkrankheit noch immer nicht gesetzlich anerkannt und wahrscheinlich hätten sich Minitiger und Matthias in früheren Zuständen im Knast oder im Arbeitslager kennengelernt und nicht in diesem Forum. Dass dem Minitiger meine Ansichten nicht passen, das sei dem Minitiger unbenommen. Mich allerdings in die Nähe von Faschisten, Massenmördern etc. zu bringen, zeugt zumindest davon, dass beim Minitiger einiges an Abwehrarbeit mobilisiert ist, um das eigene Weltbild zu retten. Konsequenz ist kein Faschismus und die Wahrheit sagen ist nicht Tyrannei.

Lieber Minitiger, vielleicht wird es auch deutlicher, wenn ich das auf ein anderes Thema übertrage: Wenn ich jetzt sage, dass man beim Sex Kondome nehmen sollte, wäre das nach Deiner Meinung eine ungefragte These, die sich bei anderen Menschen einmischt, um mein Weltbild von einer möglichst aidsfreien Gesellschaft aufzuzwingen? Und Du sagst dazu, AIDS gibts sowieso und überhaupt geht mir die Gesellschaft am Arsch vorbei und ich mach, was ich will. Und mit Aids-Kranken unterhalte ich mich nur, weil ich meinen Freundeskreis ändern wollte, nicht wegen AIDS. Lieber Minitiger, ist das Dein Ernst?

Gruss
Matthias


Friedi Offline



Beiträge: 2.617

02.08.2006 18:44
#52 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hallo Matthias,

zu # 44 und # 47:

Du hast in deinem Beitrag # 43 über das Trinken aus einer Flasche so negativ geschrieben, dass ich mich veranlasst sah, was dagegen zu schreiben, auch wenn ich im Allgemeinen Gläser benutze.

Ich achte auch darauf, mit mir gepflegt umzugehen und nasse Gewohnheiten zu erkennen und zu ändern. Ich störe mich aber daran, dass du bestimmtes Verhalten, wie eben aus der Flasche trinken oder gar mit einer Dose in der Hand auf der Straße gehen, rigoros als nass einstufst und diese Einschätzung offensichtlich für allgemeingültig hältst.

Dem, der sich deiner Ansicht nicht anschließt, unterstellst du, nicht so ganz clean zu sein, zu meinen, es nicht so genau nehmen zu müssen. So verstehe ich dich jedenfalls. Ich finde, man sollte sich keinem starren Schema anpassen müssen.

Meine eigene dauerhafte Einstellung ist ganz und gar nicht: Hauptsache trocken, Hauptsache ich rauche nicht. In meiner Lebensführung orientiere ich mich an den 12 Schritten der AA, die ja ein Ergebnis über die bloße Trockenheit hinaus versprechen.

Wenn ich eine langjährige tief in mir verankerte Gewohnheit wie das (Ketten-)Rauchen ändern will und zu diesem Zweck von einem zum anderen Tag aufhöre, ist da erst mal eine Lücke, die überbrückt werden will. Ich rauche zwar nicht mehr, aber die Gewohnheit steckt noch in mir drin. Wenn ich jetzt vermehrt Süßigkeiten esse, erleichtere ich mir den Übergang – meine Meinung –bis sich andere Verhaltensweisen als neue, positive Gewohnheit festgesetzt haben. Insoweit stimmt 'Hauptsache ich rauche nicht' doch, aber eben nur übergangsweise.

Dass ich Gewohnheiten nicht einfach mit dem Verstand aus mir rauskriege, erlebe ich gerade wieder, nachdem die Hündin, die ich 15 Jahre hatte, vor 2 Wochen gestorben ist: wenn ich die Wohnungstür aufschließe, erwarte ich unbewusst eine schwanzwedelnde Begrüßung. Plane ich irgendwelche Erledigungen, geht mir unbeabsichtigt durch den Kopf: gehste vorher oder nachher mit dem Hund, oder ich gucke gewohnheitsmäßig in die Ecke, wo ihr Körbchen stand, um zu sehen, was sie macht.

Was ich meine ist, es braucht Geduld, bis alte Gewohnheiten abgelegt sind und neue sich eingestellt haben. Ich probiere hin und her, womit ich am Besten klarkomme, höre mir gerne an, was anderen hilft, lasse mir aber nicht gern etwas als einzig richtig einreden oder aufzwingen.

Gruß

Friedi


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

02.08.2006 19:20
#53 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Matthias,

ich mache gelegentlich den Fehler, mich mit Leuten einzulassen, bei denen ich schon von vorneweg weiss, daß die Unterhaltung zu keinem Ergebnis führen wird.

Was meine ehemalige Gruppe angeht, so habe ich diese Lektion längst gelernt, und ich gehe trotz Einladung nicht mehr hin. Ich würde dort nämlich nichts finden, was ich suche.

Ähnlich geht es mir mit Dir. Nein, ich sehe Dich nicht in der Qualität eines Massenmörders, aber ich teile Dein Weltbild natürlich nicht, und nachdem ich auch nicht bereit bin, Dir entgegenzukommen, gibt es natürlich nur die Möglichkeit das Gespräch ganz zu beenden. Deine Reise ist eine andere als meine, und unsere Ziele sind nicht die selben. Ich sollte einfach die Klappe halten und meiner Wege gehen.

Ich esse ca. 1,5 bis 2 Kilo Obst am Tag - ohne Übertreibung, doch vieles aus eigenem Anbau und Bio sowieso - und wahrscheinlich bin ich da nach Deiner Definition sowieso durchgehend halb besoffen. Aber - ausser trockenen Alkoholikern stört sich niemand an meinem Zustand, ich habe heute meine Psychotherapie abgeschlossen, weil es nach Ansicht meines Therapeuten - der übrigens selbst Suchttherapeuten ausbildet - an mir im Augenblick nichts therapiebedürftiges mehr gibt.

Naja, und in meinem Bekanntenkreis gibt es meines Wissens keine Aidskranken, insofern ist das Thema hypothetisch für mich, und was den Sex angeht, hab ich schon sehr lange viel zu viel Angst vor Kindern, um wild in der Gegend rumzuvögeln, selbst mit Kondom. Ich war nämlich schon mal in der tollen Situation, daß ein Brief mit "Hurra, ich bin schwanger" anfing, obwohl mir diejenige was von der Pille erzählt hatte - was war ich doch jung und dumm - , und ich durfte dann gucken wie ich das Problem wieder loswerde.
Abgesehen davon leb ich seit fast 18 Jahren in einer festen Beziehung, und soweit hab ich mich noch im Griff, daß ich nicht hinter jeder Henne hinterherschwanzeln muss.

der minitiger


Hermine 2 Offline




Beiträge: 3.177

02.08.2006 20:40
#54 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Moin Matthias,
vielleicht irre ich mich ja, aber irgendwie habe ich dein post nummer 43 anders in erinnerung. Mal davon ausgehend mich nicht zu irren, macht die nachfolgende diskussion so keinen sinn für mich. Die grundlagen dazu sind wech.....
Weil ich gerade am tippseln bin, bei mir kam das "ursprüngliche" ? post recht was absolutistisch an, ganz klar, meine wahrnehmung. Für mich sehe ich es mehr so wie Friedi, es braucht zeit seine alten gewohnheiten zu ändern und wenn ich diese zeit, u.a. mit süssem, überbrücke und mir erleichtere, finde ich das für mich vollkommmen in ordnung.

Aus deinem post 47:

Zitat
Diese Art "Mißverstehen" ist eine interessante Erscheinung und beinhaltet eine gewisse Scheinlogik, was dann dazu führt, dass bei der Diskussion der Kern einer Sache in Frage aus dem Blickwinkel gerät. Für jemanden, der sowieso nicht so ganz clean sein möchte, eine reizvolle Sichtweise, es nicht nicht so genau nehmen zu müssen. Da ist es wieder: Hauptsache trocken, Hauptsache ich rauche nicht.



Klasse eigentor das. Mit dem letzten satz: "Hauptsache trocken, Hauptsache ich rauche nicht". unterstellst nämlich du denen, die anderer meinung sind als du, nicht so ganz clean sein zu wollen. Okay, wieder meine wahrnehmung........

Lieben gruss dir
Hermine


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2006 09:17
#55 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Übrigens noch was.

daß mir die menschliche Gesellschaft weitgehend am Arsch vorbei geht, hat damit zu tun, daß ich dem Menschen in der Masse nicht zutraue, für ein "gutes Leben" auf diesem Planeten zu sorgen. Überall wo der Mensch hinkommt, wirds über kurz oder lang - scheisse. Zumindest mal nach den Kriterien, was ich als "gut und schön" empfinde, weil es sich dabei in erster Linie um freie Natur und "Platz zum Leben" handelt.

Das ist noch lange nicht das selbe wie eine "antisoziale Denke". Aber ich glaub einfach nicht, daß ich dieses in meinen Augen existienzielle Problem der Menschheit lösen werde, also wäre es aus der Sicht meines begrenzten Lebens Zeitverschwendung, mich damit zu befassen.
Der Haufen wird sich noch in gewaltge Schwierigkeiten bringen, aber wenn ich es eh nicht verhindern kann, dann ist es in meinen Augen selbstverantwortlicher, zu gucken daß ich wenigstens selbst das Leben führen kann das ich für richtig halte.

Noch was zu dem Vergleich mit den Aidskranken. Der Begriff "Suchtarbeit" impliziert für mich, daß ich dem Thema eine ähnliche Aufmerksamkeit zukommen lasse, wie meinem Lebensunterhalt oder daß ich mich sogar "berufen" fühle, andere zu therapieren. Solange das Thema für mich noch heiss war, hat es tatsächlich eine Zeitlang so ausgesehen, als ob mein Weg in diese Richtung führen könnte, ich hab mich damit befasst, Suchthelfer zu werden, und ich hab hier vor Jahren sicher ein paar brauchbare Beiträge geschrieben. Aber nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, daß das für mich persönlich nicht passt. Ich bin kein "Heiler", und das Thema fesselt mich nicht mehr so, daß ich das Bedürfnis nach Engagement verspüren würde. Trotzdem lass ich keinen auf der Strasse liegen, wenn er da liegt, aber ich übergebe ihn dann an diejenigen, die das zu ihrem Beruf gemacht haben.

der minitiger


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

03.08.2006 10:48
#56 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hallo Minitiger,

das hatte ich ja bereits geschrieben, Minitiger. Du mischst Dich ein, greifst an und wenn Du dann zu dem stehen sollst, was Du behauptet hast, entziehst Du Dich und der Verantwortung für Deine Beiträge. Du stellst mich in die Nähe von Massenmördern und sagst dann, nee, dafür halte ich Dich nicht. Und zack ist Minitiger weg. Genau da, wo es darum geht, Kontur zu zeigen mit dem Risiko, sich zu outen bzw. angreifbar zu werden, genau da sagst Du: "Und Tschüß". Dazu wird dann noch die Aussage Deines Therapeuten dazugelegt, wonach es an Dir momentan nichts therapierbedürftiges gäbe. Ist doch super, wenn der Therapeut das sagt (Frage in mir: vielleicht hat der keine Lust mehr auf jemanden, der sich entzieht?). Dass Du viel Obst ißt, ist genau der Beweis, dass Du auch ansonsten gesund lebst, womit Du die von Dir behaupteten Grenzwerte, Alkohol sei bis zu einer bestimmten Menge nicht giftig, auch noch geschickt umschifft hast ohne eine wirkliche Antwort. Tricky, tricky ist der Minitiger.

Übrigens Dein Satz: Die Gesellschaft geht mir am Arsch vorbei, das läßt bei mir die Fragen hochkommen: a. er mag seinen Arsch nicht? und b. die Gesellschaft, mit der hat er welche Probleme? Mit Gruppen auf jeden Fall. Und dass Du Frauen als Hennen bezeichnest, da denke ich lieber meinen Teil.

Ich weiss von mir als Suchtkrankem, dass ich auch im sozialen Bereiche erhebliche Defizite aufgewiesen habe und dass ich sie noch habe. Im Unterschied zu Dir bin ich durchaus nicht der Meinung, dass an mir alles o.k. ist. Ich als Matthias bin zwar o.k., aber es gibt noch genug, an dem ich noch nicht o.k. bin. Aber auch das wird ja von einigen als Angriff empfunden, dass ich der Meinung bin, ständig am Suchtprozeß arbeiten zu müssen. Zu dem, was bei mir sozial aneckt, ist meine Art, Dinge zu konturieren. Das wird des öfteren "mißverstanden" und als angriff empfunden.

Ich komme aus einer Familie, in der die Kommunikationsebene eine völlig widersprüchliche war, mit diametralen Botschaften und alle fischten irgendwie im Trüben, entzogen sich ihrer Verantwortung, überschritten die Grenzen anderer usw. Ähnliche Strukturen bzw. Nichtstrukturen erlebe ich bei Suchtfamilien, -einrichtungen und auch hier im Forum.

In einer Familie von völlig gestörter Kommunikation und nebulösen Botschaften habe ich als Überlebensstrategie die Fähigkeit entwickelt, für meine Klarheit zu sorgen. Ich habe eine Grundangst entwickelt, verrückt zu sein. Und Süchtige sind in ihrer Wahrnehmung v e r r ü c k t, in dem Sinne, dass etwas verschoben ist, verrückt eben. Klarheit und Kontur ist daher eine Überlebensfrage. Daher neige ich dazu, Aussagen sehr zuzuspitzen, manchmal auch überhöhend wie es auch Kabarettisten tun. Das verletzt eine Reihe von Menschen, schafft jedoch Klarheit, oft auch Distanz und Abbruch der Beziehung. Obwohl ich von mir spreche, gibt es Menschen, die daraus für sich herauslesen, sie würden verurteilt, falsch leben usw. Sie hören auf ihrem Appell-Ohr für sich heraus, sie müßten das machen, was ich für mich ausgesagt habe. Sie meinen, es ginge um gut und böse, falsch und richtig. Dass sie das hören für sich, kann ich nicht ändern. Sie werden genau das Problem auch bei anderen haben, vielleicht nicht ganz so zugespitzt wie bei mir.

Hermine, wenn ich der Meinung gewesen wäre, dass Du rumspielst, hätte ich Dir das auch so gesagt. Dem Minitiger sage ich auch direkt, was meine Meinung zu ihm selbst ist. Ich habe ihm auch nicht unterstellt, nicht trocken zu sein oder nicht genügend trocken usw. Es geht um Muster auch im nüchternen Leben. Nicht umsonst wird Sucht als lebenslange Krankheit bezeichnet, die lediglich zum Stillstand gebracht, aber nicht wirklich geheilt werden kann. Ein Süchtiger, der von sich sagt, er hätte es geschafft, nun, wenn er es meint. Ich sage, da läuten bei mir sämtliche Alarmglocken.

Es ist interessant, dass sich einige belehrt fühlen allein dadurch, dass ich geschrieben habe, dass die Angewohnheit, Flaschen auszusaufen, von mir geändert wurde und dass ich auf einen gepflegten Umgang mit mir achte und mir ein Glas geben lasse. Davon ist eine Diskussion entstanden, dass es auch Situationen gibt, in denen man kein Glas nimmt, also vom Kern der eigentlichen Sache weg. Und dann habe ich gesagt, dass eine solche Diskussion von Menschen, die noch nicht so eindeutig clean sein möchten, dankbar aufgegriffen werden würde. In diesem Zusammenhang habe ich dann gesagt, dass es für diese dann so aussieht: Hauptsache trocken. Ich habe nicht gesagt, dass die Verursacher der Nebendiskussion nasse Leute sind. Und ich habe nicht gesagt, Hermine sei nicht clean oder nicht genausogut trocken wie ich.

Zum Schluss: Ausgangspunkt war das Umgehen einer Situation, in der sich der Alkohol meldet und dass dafür etwas getrunken wurde, was keinen Alkohol beinhaltete. Und das ist völlig o.k. Meine Einlassung war, dass ich es für mich nicht mehr aus der Flasche saufe, sondern mit mir gepflegt umgehe. Und das hat zu der ganzen Debatte geführt, weil es dann wieder darum ging, dass es auch Situation gibt, in denen man nicht aus dem Glas trinkt.
Mir ging es um die Aussage, auch darauf zu achten, mit sich gepflegt umzugehen und dabei auch auf die Art und Weise des Trinkvorganges selbst zu achten.

Dann mal Ciao für heute.

Matthias


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2006 10:55
#57 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

editiert + gelöscht, ich wollt ja gar nicht weitermachen.

[ Editiert von minitiger2 am 03.08.06 12:12 ]


Lissy01 Offline




Beiträge: 2.780

03.08.2006 10:58
#58 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

HI Matthias,

Zitat
ständig am Suchtprozeß arbeiten zu müssen



Wäre es nicht konstruktiver, ständig an Dir als Gesamt-Mensch zu arbeiten?

Ich kann Dir in Vielem Recht geben, was Du über Prozessarbeit schreibst.

Aber wennn Du schreibst, daß Du ständig am Suchtprozess arbeitest, dann heißt das für mich, daß Du Dich selbst darauf reduziert hast, ein süchtiger Mensch zu sein, darüber hinaus gibt es nichts Erwähnenswertes und nichts, woran es sich zu arbeiten lohnt???.

Ich arbeite natürlich u.a. auch an meinen (suchtverwandten) Co-Verhaltensmustern, aber ich betrachte sie nicht als einzige Facette meiner Persönlichkeit.

Es gibt da mehr Schichten und diese Arbeit sollte eigentlich jeder leisten, unabhängig davon ob eine Suchtstruktur vorliegt oder nicht.

Und ich m u ß nicht an diesem Prozess arbeiten, sondern ich will, weil ich mich dann wohler fühle.
Bei Dir hört sich das nach ganz schwerer Arbeit an und gegen schwere Arbeit habe ich einen nicht unerheblichen Aber, außer ich w i l l sie tun

Dieses "Muß" und "Darf nicht", die aus allen Deinen Posts klingen, die sind vermutlich, was manchen Leuten immer wieder aufstößt.

Gruß, Lissy


apfelsaft Offline



Beiträge: 256

04.08.2006 17:44
#59 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hallo,

Ich fühle mich bedrückt, sogar ängstlich. Ich habe Angst. Angst vor der Veränderung in Bezug auf den Umzug mit meinen Geschäftsräumen. Ist der Weg den ich damit eingeschlagen der richtige? Die Motivation auf das Neue will nicht aufkommen. Ich schiebe diverse Dinge vor mir her weil ich nicht so richtig, zumindest emotional hinter dieser Entscheidung stehe. Ich habe Angst vor meiner Lebensgefährtin die heute Abend nach ihrem 2 wöchigen Urlaub nach Hause kommt. Stelle damit wieder meine Beziehung in Frage, -das hab ich in meiner letzten Trockenphase auch gemacht-. Mir macht es Angst, daß ich mich nicht auf Sie freue, gleichzeitig Angst das Sie mich verlassen könnte.
Liegt es daran das ich all das nüchtern aushalten muss?
Man bin ich scheisse drauf. Sorry


Markus


minitiger2 ( gelöscht )
Beiträge:

04.08.2006 18:05
#60 RE: 1 Jahr trocken 1 Jahr nass Zitat · Antworten

Hi Markus,

so wie ich Dich verstehe, weisst Du im Grunde, was Du ändern müsstest, stehst Dir aber sozusagen selbst im Weg.

Hast du schon mal drüber nachgedacht, mit einem wirklichen Profi zu arbeiten?

Ich stand vor etwas über einem Jahr in einer Situation, die zwar anders war, aber mich ähnlich belastet hat. Ich hab mir dann einen Therapeuten und Coach gesucht - mit dreien Probestunden gemacht und bei einem geblieben - und der hat ein Therapieziel mit mir vereinbart - also die Frage lautete, wo ich in einem Jahr sein wollte und was ich als Erfolg ansehen würde.

Diese Art von Arbeit ging jetzt allerdings nur, weil Alkohol bei mir keine Rolle mehr spielt - so gesehen ein weiterer Vorteil, daß ich es hinter mir habe. Es wäre nicht gegangen, wenn ich noch mit Saufdruck gekämpft oder belastende Ängste davor hätte.

Mittwoch dieser Woche hatten wir das abschliessende Gespräch und wir sind die Punkte durchgegangen mit dem Ergebnis, daß ich heute etwa da bin, wo ich hinwollte. Ich kann jederzeit wieder hingehen, falls ich das Bedürfnis verspüren sollte, aber einstweilen kann ich wieder alleine laufen.

Ich möchte Dir damit sagen, daß es sich rentieren kann über Wege nachzudenken die Du noch nicht ausprobiert hast.

der minitiger


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