ZitatGepostet von RdTina Es fehlte mir etwas entscheidendes, aber allein die Möglichkeit des jederzeit "pausieren" könnens, hat mir schon sehr geholfen.
diese Möglichkeit, jederzeit zu verschwinden, ist für mich einer der Vorteile dieses Boards.
In meiner ehemaligen Gruppe wurde ne Liste mit Adressen und Telefonnummern geführt...was mir im Grunde schon viel zu viel "Sozialkontrolle" war. Ich geb nicht gerne Auskunft, wenn ich grad für mich sein will. Alternativgruppen dünn gesät, Pampa...
Hab übrigens inzwischen auch ne Art gefunden, mit ebendieser Gruppe den für mich passenden Umgang zu pflegen. Wie auf dem Lande ja kaum zu vermeiden, laufe ich alle paar Monate irgendeinem über den Weg und halte ein Schwätzchen, und das reicht mir im Grunde. Ich könnte hin und kann es genausogut auch bleiben lassen.
Nuja, und daß die sich ewig ähnelnden Geschichten der Neuen irgendwann mal zu viel werden, das ging mir hier im Forum auch so...meist les ich die entsprechenden Beiträge nur noch sehr flüchtig. Was das "aufpassen" angeht, da finde ich, es reicht, wenn ichs rechtzeitig merke, ich muss nicht immer in Habachtstellung bleiben. Ich darf mir die Freiheit nehmen, mir das Thema "Sucht" egal sein zu lassen, wenns mich nicht belastet.
Gruppenmüdigkei, wie Du sie beschreibst, verstehe ich eher so, dass es sich um eine Gruppe handelt, in der Du Dich nicht wohl fühlst.
Mit dem "Charme", den Du hier versprühst, solltest du in der Lage sein, die Themen und die Atmosphäre in Deinem Sinne zu beeinflussen. Die Frage dabei ist, ob Du das möchtest. Vielleicht ist der Kern auch schon zu hart.
Mich hat es ja eine zeitlang selber gewundert, dass ich immer wieder zu meiner jetzigen AA-Gruppe gegangen bin, denn anfangs war es gewöhnungsbedürftig.
Aber alleine habe ich es nicht geschafft, den Weg aus der Sucht zu finden, auch wenn er theoretisch vor mir lag.
Inzwischen ist der Mittwoch Abend ein absolut fester Termin, den ich nur auslasse, wenn ich nicht am Ort bin.
Wir sind eine kleine Gruppe, durch Schichtarbeit und "Managerfunktionen" sind wir im Durchschnitt 6-8 Personen, was ich als sehr angenehm empfinde. Jede/r kommt ausreichend zu Wort, manchmal kommt die Alkoholabhängigkeit nur in dem Satz vor: "Ich bin Alkoholiker."
In den drei Jahren habe ich gemerkt, dass die Gruppe auch mit zeitweiligen Besuchern aus dem anliegenden Krankenhaus und "Schnupperkurs-Reinguckern" gut zurecht kommt. Da kommen immer neue Aspekte der eigenen Geschichte auch von den länger Abstinenten zur Sprache.
Und wenn mal keine aktuellen Probleme zu wälzen sind, greifen wir in den Fundus der AA-Literatur und schon ist ein Thema auf dem Tisch.
Für mich passt das.
Es gibt da auch die Möglichkeit, wie es jemand in den Sommermonaten macht, der "tingelt" dann wochenlang durch die Gruppen im Umkreis. Aber auch der kommt gerne wieder - mit neuen Erfahrungen.
Letzten Endes kann das jede/r für sich entscheiden.
Statistisch betrachtet, ist das Trockenbleiben ohne Gruppe wohl eher gefährlich. Aber wer möchte schon gerne "Statist" sein...
..also es ist natürlich so, daß die gruppe mir von Anfang an gefallen hat...kam rein und dachte: "hier bist du richtig"..eine gesunde Mischung aus mucksmäuschenstillen Zuhörern,"normalo" Säufern und gestandenen Schluckspechten..sonst hätt ich über den Nicht-besuch nicht mal ne nanosekunde nachgedacht..
kompetent Leitung, lange, aber nicht staubtrocken usw.
Sicherlich konnt ich mich durch meine Erfahrung einbringen und auch Themen einzufordern oder anzustoßen..(oder abzublocken) is nicht das Thema..auch sind private kontakte entstanden.Bereits nach 4 wochen bin ich mit dem Leiter in "meine" ex-Klinik gefahren, um uns vorzustellen,schöne sache nach ca. 50 Aufenthalten mal auf der anderen seite des Tisches zu sitzen...und ich hab mich gleich etabliert... Es geht generell darum, daß mich Suchtthemen von anderen nicht mehr sooo interessieren...
hab ganz andere Sachen im Kopf....
...schwer zu definieren...
LG Uwe __________________________________________ "Ich hab schon mal drei solche Mäntel gesehen..."
Für mich ist die SHG ein wichtiger Bestandteil meiner Abstinenz. Allerdings sind wir uns in der Gruppe einig, dass auch durchaus über etwas anderes als Alk geredet werden kann, soll aber nicht heißen, dass wenn ein Problem ansteht es nicht zum Thema Nr. 1 wird. Wir finden es vielmehr genauso wichtig etwas gemeinsam zu unternehmen was Spaß macht Ich bin auch der Meinung, dass schon der Gruppenbesuch die Erinnerung an die eigene Suchterkrankung wachhält und so vor dem vergessen schützt dass es eine lebenslange Erkrankung ist. Bei meiner Entgiftung, war im KKH, lag ich einem Querschnittsgelämten der gleichzeitig auch taubstumm war in einem Zimmer. Das hat mich überzeugt, dass das bischen Verzicht auf Alk eine sehr kleine Einschränkung bedeutet im Vergleich zu anderen Krankheiten. Seit der Zeit kann ich wesentlich besser mit meiner Suchterkrankung umgehen als vorher, denn ich bin jetzt zufrieden so wie es ist
....es muss ja nicht grad eine militärisch organisierte gruppe sein mit feldwebel und gauleiter und gruppenvorsteher und strafforganisierter tagesordnung, aber ich für mich halte einen austausch mit betroffenen für wichtig.
es sind 2 h pro 2 wochen, die ich aufwende, da bleibt mir immer noch mehr zeit als besoffen, um mir vom leben genau das zu holen das es für mich bereit hält.
ZitatGepostet von Dry Seit der Zeit kann ich wesentlich besser mit meiner Suchterkrankung umgehen als vorher, denn ich bin jetzt zufrieden so wie es ist
ich glaub, die Angst, nicht genug gekriegt zu haben, mündet irgendwann in die Angst, das nachholen zu wollen.
ich kann dich gut verstehen. Habe selbst nach einem Jahr Abstinenz damals meinen Gruppenbesuch eingestellt, auch weil ich andere Austauschmöglichkeiten über mein Lebensgeschehen gefunden hatte.
Ich bin ein mensch der kaum Routine aushalten kann und die Stereotypien in den AA-Gruppen haben mich auf diesem Hintergrund natürlich ganz schnell gelangweilt.
Ob entwicklung mit und innerhalb der Gruppe möglich ist, ist sicher von der Gruppe abhängig.
Aber ich gebe zu Bedenken, dass mich dieser Drang, jetzt endlich ins Leben zu wollen, mich nicht ständig über die Sucht zu definieren, doch letztendlich dazu geführt hat, dass ich nach 7 jahren Abstinenz rückfällig wurde.
Also wünsch ich dir, dass du in deinem Entschluss achtsam mit die umgehst und Rückmeldungen aus deinem Umfeld ernst nimmst.
(ich darf ja eigentlich hier nicht mitreden. ...und tu es doch mal...auch wenn jetzt vielleicht gleich wieder ein Aufschrei kommt...ich hätte ja keine Ahnung, weil keine Erfahrung und so Zeugs...)
Ich kann an meiner Persönlichkeit basteln, mich mit meiner Suchterkrankung auseinandersetzen (auch mit Hilfe anderer und mit professioneller Hilfe) und sogar, auch dadurch, noch mehr Spaß am Leben haben und auf den Wolken tanzen.
Gruppen sind nicht so mein Ding, aber so ein *Schwamm drüber* auch nicht.
Zitatich darf ja eigentlich hier nicht mitreden. ...und tu es doch mal...auch wenn jetzt vielleicht gleich wieder ein Aufschrei kommt...ich hätte ja keine Ahnung, weil keine Erfahrung und so Zeugs
...macht doch nichts,, der spieler schreibt ja auch im gebärmutterthread....
Zitatich fühl mich da einfach nicht mehr wohl...und deplaziert!
Damit ist doch alles gesagt. Was soll man denn an einem Ort an dem man sich nicht wohl fühlt?
Bringt doch nur Frust.
Ich selbst bin durch so viele verschiedene Gruppen gewandert, bis ich eine fand, in der ich mich wohl fühlte.
Da gehe ich aber auch nicht regelmäßig hin. Und niemand fragt warum und wesehalb. War schon seit Wochen nicht mehr da. Dafür bin ich oft hier an Board.
Das Thema ist schon etwas älter aber für mich gerade sehr aktuell.
Was Uwe da einleitend beschreibt erlebte ich ähnlich.
Bereits zu Beginn meiner ambulanten Suchttherapie schloss ich mich einer AA-Gruppe an und besuchte diese fortan regelmäßig. Ich engagierte mich sehr und mir wurde schon nach einigen Monaten das Amt des Gruppensprechers anvertraut. Ich war sehr euphorisch (kennt wohl jeder Alki, aus den ersten trockenen Monaten) und ich war wild entschlossen AA den Großteil meiner Freizeit zu widmen. Es erschloss sich mir eine neue Welt. Neue Menschen, neue Geschichten, neue Herausforderungen. Ich nahm immer mehr Ämter innerhalb der Gemeinschaft an. Wurde Redakteur eines lokalen AA-Mitteilungsblattes und nahm den Vorschlag zur Wahl des Delegierten Öffentlichkeitsarbeit der Region an.
AA war zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden und dadurch wuchs ich auch. Mein Selbstvertrauen stieg, mein Selbstwertgefühl auch. Ist ja auch kein Wunder, wenn einem soviel Vertrauen entgegengebracht wird.
Bei den Gruppenmeetings saß ich fortan meistens mit einem wissenden, überlegenen Lächeln und hörte mir an, was die anderen so zu erzählen hatten. Von mir brachte ich fortan wenig ein. Es genügte mir quasi das Aushängeschild der Gruppe zu sein und ich begann mich in den Meetings zu langweilen. Größere Aufgaben warteten schließlich.
Der Weg war nicht mehr weit. Wäre ich erst mal Delegierter der Öffentlichkeitsarbeit und nähme in diesem Amt an den Bundesweiten Dienstmeetings teil, wäre auch der Weg zum Regiosprecher und höheren Ämtern nicht mehr weit. Freilich gibt es bei AA nicht die klassischen Strukturen und ein solches Amt hätte mir keinerlei Macht gegeben, man dient schließlich der Gemeinschaft. Aber die Verantwortung, die ein solches Amt mit sich bringt stellt die eigene Person doch etwas über die anderen – jedenfalls empfand ich das so.
Mit diesem neuen, starken Selbstbewusstsein ausgestattet, trug ich mein Gewinnerlächeln in die Welt und zeigte jedem: Hier kommt ein Sieger. Mit dieser mich umgebenden Aura fand ich ein neues Glück. Eine Frau trat in mein Leben.
Nach und nach rückte AA für mich in den Hintergrund. Hatte ich doch nun, wonach ich mich so lange sehnte und mein Leben hatte einen neuen Mittelpunkt. Die Gemeinschaft der AA hatte ihre Schuldigkeit getan. Sie hatten mich innerhalb kürzester Zeit aufgebaut und nun war ich wieder wer. Das vielzitierte, aufgeblasene Ego aus der Saufzeit hatte wieder Besitz von mir ergriffen. Ich begann damit die Meetings nur noch unregelmäßig zu besuchen, bis ich schließlich ganz wegblieb. Die Arbeit als Redakteur ließ ich ruhen und zu dem Dienstmeeting, in dem ich zum Delegierten gewählt werden sollte ließ ich ausfallen. Ich brauchte den ganzen „Scheiß“ nicht mehr. Ich war ja am Ziel meiner Genesung und stark und selbstbewusst und was sollte mir schon passieren.
Schon nach wenigen Wochen der Beziehung zu dieser Frau spürte ich etwas, was ich aus meiner Saufzeit kannte: Verlustangst! Diese Angst nahm langsam aber sicher von mir Besitz. Anfangs war ich mir meiner Sache noch sicher. Schließlich liebte mich diese Frau und bewunderte mich und meinen Weg. Meine Sicherheit schwand aber relativ rasch. Die Angst bekam Überhand. Ich empfand starken Druck, während ihrer Anwesenheit. Begann nach Anzeichen schwindender Liebe zu forschen. Und wer sucht, der findet. Ich legte jedes ihrer Worte auf die Goldwaage. Begann zu zweifeln. Hinterfragte jede ihrer Aktivitäten. Anfangs noch versteckt, zeigte ich mit Fortdauer der Beziehung immer offener mein Misstrauen. Es gab kein Treffen mehr, in dem es nicht mindestens einmal zu einer Meinungsverschiedenheit kam. Schließlich begann ihr Rückzug. Sie stellte unsere Zukunftspläne in Frage. Sagte Verabredungen ab oder ging an einem Samstagabend schon um 21 Uhr nachhause, unter irgendeinem Vorwand. Ich machte genau das, was ich als nasser Alki getan hatte. Ich zerstörte, was ich liebte. Sie verließ mich schließlich.
Es brauchte noch eine ganze Weile, bis ich begriff, dass meine empfundenen Fortschritte reine Fassade waren. Ich machte meiner Umwelt und mir selbst etwas vor. Ich spielte eine Rolle. Die Rolle des genesenen Alkoholikers, der Kraft seines Willens wieder in die Spur des Lebens fand und nun das Feld von hinten aufrollte – es allen zeigte. Davon war ich in Wirklichkeit so weit entfernt, wie George W. Bush vom Friedensnobelpreis.
Zerknirscht, depressiv und mit dem Selbstbewusstsein eines entlarvten Hühnerdiebes „schlich“ ich wieder im mein Meeting. Nicht nur das, seit einigen Wochen gehe ich fast täglich in ein Meeting. Die Frau ist weg – AA ist noch da. Die Gemeinschaft ist nun für mich da. Ich spreche in den Meetings offen darüber, wie ich AA den Rücken kehrte. Was ich empfand. Dafür gab und gibt es viel Verständnis. Keinerlei Groll und kein erhobener Zeigefinger. Ich kann mich einfach fallen lassen und empfinde eine große Dankbarkeit, dass ich in meinem Kummer nicht alleine bin.
Und mit einer Träne im Knopfloch verfolge ich nun die Geschichte des Freundes X, wie er zum 300sten Mal erzählt, wie er zu AA kam. Keine Spur mehr von Langeweile oder Überheblichkeit.
Mehr denn je weiß ich nun, dass meine Krankheit eine Lebenslange ist. Dass es wohl möglich ist, mit der Krankheit ein „normales“ Leben zu führen. Aber es immens gefährlich ist, diese Tatsache zu ignorieren und zu glauben, ich könne ohne jede Hilfe fortbestehen.
Um es mit Xavier zu sagen: „Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer.“