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Saufnix  
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Dieses Thema hat 62 Antworten
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StellaLuna Offline




Beiträge: 3.582

27.07.2007 09:07
RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hallo Ihr Lieben,

möchte mal meine Gedanken zur sogenannten Kapitulation aufschreiben... so, wie ich sie empfinde....

Vielleicht habt Ihr ja den ein oder anderen Gedanken dazu?

Seit meinem 3-tägigen Rückfall vor 4 Moanten fühle ich einen Respekt vor dieser Krankheit, den ich noch nie gespürt hatte zuvor.

Habe mich stets in der Sicherheit gewogen, ganz locker wieder aus sonem Sumpf rauszusteigen, wenn ich zurückgefallen bin, ganz locker in körperlicher Hinsicht.

In der Nacht, als mein Bruder starb, ich war gerade den 2. Tag nix trinkend, hatte ich einen ganz fürchterlichen, unruhigen Schlaf mit Todesängsten, dachte, ich würde sterben, weil mein Herz mir bis zum Hals schlug, ich in Intervallen hochschreckte vor Angst, an diesem Entzug zu streben.

Ach nächsten Tage bekam ich den Anruf , dass mein Bruder gestorben ist, in jener Nacht (unerwartet für mich)an den Folgen der Leberzirrhose.

Mir wurde bewusst, in wecher Gefahr ich mich befinde, wenn ich so, wie viele Jahre, weitermache.

Er stand mitten im Leben war Geschäftsmann und eben einer, den ich so aklzerstört nicht gesehen hatte.

In den darauffolgenden 4 Monaten habe ich mcih entschloissen, diesesmal genau hinzusehen und nix mehr zu beschönigen, so, wie ich seine Krankheit auch beschönigt und verdrängt hatte.

Auch für mcih kann der erste Schluck der letzte sein, weil ich weiss, für mcih als Alkoholikerin ist diese Option immer wieder wieder ein Näherrücken mit Gefatter Tod, wenn nicht sofort, dann irgendwann sicher.

Ich möchte niemals mehr diese Gefühle erleben müssen, diese Gefühle von Hilflosigkeit wie in jener Nacht und auch in meinem ganzen Leben, weil cih weiss, ich habe mein Leben selbst in der Hand, wenn ich es angehe.

Das spüre ich seit jener Zeit ganz intentiv, spüre ganz viele Gefühle, die oft schwer auszuhalten sind, weil ich hinschaue und nicht, wie so oft und gekonnt, spiele und verdränge, ich schaue hin und muss, möchte ich mich kennenlernen.

Möchte nicht mehr verdrängen und erhoffe mir dabei sehr viel Unterstützung in der Thera, genauso wie Probesituationen für das Leben, zufriedene Leben, im Anschluss wieder zuhause.

Die vorherigen Male habe ich mir eingerdet, bin vorangeschritten nach aussen, aber gefühlt habe ich oft anders.

Meine Trinkphanasieen habe mich all die Jahre begleitet, das Ausmalen meiner 'Auszeit' genauso und das hat sich verändert.

Ich lasse wohl noch manchmal solch einen Gedanken zu, bis ich meinen Verstand mit hinterherhinkendem Gefühl einschlaten kann, der mich wieder auf den Boden bringt.

Mir ist diese 'Kapitualion' so, wie sie z.B. Maxe beschreibt, nicht widerfahren, sie ist gewachsen.

Kann das denn sein?

Ich denke schon, weil ich weiss und fühle, dass ich nicht mehr kämpfen möchte und dem Alk gegenüber eh keine Chancen habe.

Möchte ich ja auch nicht, weil ich das Lbeen auf der Suche zu mir viel spannender und berfiedigender empfinde, trotz so manchen Situationen, die schwer auszuhalten sind.

Ich spüre, und weiss es auch, dass das Leben mit der Konfrontoiation mit mir selbst auf Dauer leichter wird, 'runder' und ich selbst-sicherer.

Das ist mein Ziel aus einem Gefühl von ganz tief drinenn aus einem Wunsch heraus, den ich mir selbst erfüllen kann, wenn ich weiterschreite.

Und beim Schreiben stelle ich fest, dass ich meinen Weg gehen werde, so, wie ich ihn mir vorstelle und es mir garnicht mehr so wichtig erscheint, ob ich nun 'Kapitualtion' oder sontewie dazu sage.

Lieben Gruss
Patricia

•✿•ڿڰۣ✿• J E T Z T •✿•ڿڰۣ✿•


Friesenvolker Offline




Beiträge: 2.911

27.07.2007 09:35
#2 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hallo StellaLuna,

Zitat
StellaLuna:"Mir ist diese 'Kapitualion' so, wie sie z.B. Maxe beschreibt, nicht widerfahren, sie ist gewachsen."



nachdem ich Dein Post gelesen habe, empfinde ich meine "Kapitulation" ähnlich gewachsen. In den ersten Jahren als "Lichtkrieger" gegen den Alk mit großer Schnauze war ich 1000%ig davon überzeugt, nie wieder zu trinken usw. Richtig erkannt hatte ich das Problem sicher aber noch nicht. Mir fehlte die innere Einsicht (Kapitulation). Max beschreibt das auch als sog. "Nadelöhr" recht treffend, durch das zu gehen ist. Ich glaube, daß so nach 4 - 5 Jahren - vielleicht auch etwas später, ich kann das nicht so genau in Jahren festmachen - bei mir eine innere Beruhigung stattfand, da ich nun auch den entsprechenden zeitlichen Abstand zum früheren Leben mit Alk hatte, und ich mir sagen konnte, so, das Leben, was du jetzt führst ist auch tatsächlich ohne Alk nicht nur lebenswert, sondern sogar besser und intensiver. Wozu brauchst due den Alk eigentlich noch, er ist doch vollkommen überflüssig. In mir stellte ich eine Art beruhigte Gelassenheit gegenüber meinem Alkoholproblem fest, die aber bitte nicht mit unvorsichtiger Überheblichkeit o. ä. zu verwechseln ist. Ich hatte den Blick für's Leben wieder frei. Mir ist das alles nicht mehr so wichtig, so wie Du auch schreibst:

Zitat
StellaLuna:"...und es mir garnicht mehr so wichtig erscheint, ob ich nun 'Kapitualtion' oder sontewie dazu sage."



Und dabei bin ich jetzt geblieben. So ist das bei mir.

LG
Volker

Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.


polar Offline




Beiträge: 5.749

27.07.2007 09:43
#3 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

hi pat

mir kam nach jahren des rumeierns eigentlich quasi über nacht die einsicht dass ich mit alk nicht umgehen kann und ihn daher besser nicht mehr konsumiere, weil ich sonst dran sterbe.

seither habe ich keinen saufdruck und er fehlt mir auch nicht.

lieben gruss

rolf

....wer will, findet wege - wer nicht will, findet gründe....
(unbekannter genialer wortfinder)


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

27.07.2007 10:05
#4 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

@ Stella

Am Anfang steht m.E. die Entscheidung, den Kampf mit dem Alkohol aufzugeben. Das heißt, keine Versuche mehr, kontrolliert zu trinken, den Alkohol " in den Griff" zu bekommen etc.. Die Erkenntnis, dass allein totale Abstinenz der richtige Weg ist. Das kann man schon "Kapitulation" nennen, muss man aber nicht.

Wichtig ist der Prozeß, der dann einsetzt. Die Stück für Stück einsetzende Erfahrung, dass ein Leben ohne Alk selbstbestimmter, freier, erfüllter und lebenswerter ist. FV hat das ja in seinem Post schon sehr gut beschrieben, eine exakte Dauer dieser Entwicklung kann man, glaube ich, nicht festlegen. Das ist individuell unterschiedlich.

Wenn Du Dich dann eines Tages als "zufrieden trocken" bezeichnest, weil Du zu der beglückenden Erkenntnis gekommen bist, dass Du ohne Alk auf nichts verzichtest, sondern viel gewinnst, und das Zeug gar nicht brauchst, kannst Du das nennen, wie immer es Dir gefällt.

Also, wenn Du Dich an der etwas verkrampften Negativrhetorik der AA störst, benenne diese Entwicklung nach Deinem eigenen Geschmack. Wichtig ist nur, dass Du sie durchläufst!

LG

Christoph

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


Inessi Offline



Beiträge: 4.791

27.07.2007 10:08
#5 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hallo Patricia,

von "Kapitulation vorm Alkohol" hab ich zuallererst hier gehört und da war ich schon über 4 Jahre trocken.

Das Wort Kapitulation ist für mich negativ behaftet, heisst für mich aufgeben, sich der Krankheit hingeben.
Ein Krebskranker kapituliert nicht vorm Krebs, ein Diabetiker kapituliert nicht vorm "Zucker", die ganzen chronisch Kranken kapitulieren nicht vor ihrer Krankheit. Da Alkoholismus eine Krankheit ist, warum soll ich vor dieser kapitulieren?
Weil ich überleben / leben will, habe ich mich mit meiner Krankheit auseinander gesetzt.
Ich habe die Einsicht / Erkenntnis gewonnen, dass ich alkoholkrank bin. Ich weiss, wenn ich wieder trinke, muss ich mit Konsequenzen rechnen.

Zitat
Das spüre ich seit jener Zeit ganz intentiv, spüre ganz viele Gefühle, die oft schwer auszuhalten sind, weil ich hinschaue und nicht, wie so oft und gekonnt, spiele und verdränge, ich schaue hin und muss, möchte ich mich kennenlernen.
Möchte nicht mehr verdrängen und erhoffe mir dabei sehr viel Unterstützung in der Thera, genauso wie Probesituationen für das Leben, zufriedene Leben, im Anschluss wieder zuhause.


In meiner Suchttherapie lernte ich, die ganzen intensiven, schwer auszuhaltenden Gefühle zuzulassen, durch zu leben. Ich erkannte (im Laufe der Zeit), zum Leben / zu mir gehören Gefühle -positive und negative- dazu.
Meine Umgehensweise mit negativen Alltagssituationen und den daraus resultierenden (ich sag mal bewusst) nicht-positiven Gefühlen hat sich verändert. Ich weiss, "nur" weil ich nicht mehr trinke, dass das Leben nicht nur "eitel Sonnenschein" ist. Da mir das bewusst ist, habe ich keine Angst mehr vor psychischen Stress und sonstigen Belastungen.

Daher denke ich, wenn du dich nicht verweigerst / blockierst in deiner kommenden Therapie, kannst du viel Unterstützung mit nach Hause nehmen.

Liebe Grüße.


Bakunin Offline




Beiträge: 1.598

27.07.2007 10:11
#6 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

moin stella luna

ich fand mich in der endphase meines saufens nur noch zum kotzen. da will ich nie wieder hin. solange du dem alk noch was abgewinnen kannst seh ich da auch keine wirkliche chance aufzuhören. entweder du hast die schnauze voll oder du säufst dich tod. dazwischen ist nichts.

erik

wenn wir wissen was wir tun, können wir tun was wir wollen.


Paphos Offline




Beiträge: 4.057

27.07.2007 10:14
#7 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Moin Pat,

bei mir war es so,dass ich erst meinen persönlichen Tiefpunkt erreichen musste.

Der ist wohl bei jedem anders Erst als ich von mir die Schnauze gestrichen voll hatte,war ich bereit überhaupt darüber ernsthaft Nachzudenken,ob ich das saufen nicht besser lasse

Als ich mich dann richtig runter gesoffen hatte und Angst um mein Leben hatte,konnte ich kapitulieren.Ich hatte ja auch nur noch zwei Möglichkeiten-weiter saufen und krepieren oder wirklich ernsthaft aufhören wollen und Hilfe suchen und annehmen.

Wobei das Hilfe annehmen für mich das schwierigste war.
War es damals doch in meinen Augen eine Schwäche,dass nicht alleine auf die Reihe zu bekommen

Danach war es eigentlich ziemlich einfach und seit meiner LZT kenne ich auch keinen Saufdruck mehr,weil Alkohol für mich schlicht keine Option mehr ist.

Gruß
Peter

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Paphos Offline




Beiträge: 4.057

27.07.2007 10:23
#8 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Moin Inessi,

für mich ist kapitulieren ein beenden eines ungleichen Kampfes.
Ich habe auch nicht vor meinem Alkoholismus als Krankheit kapituliert,sondern aufgehört dagegen ankämpfen zu wollen im Sinn von immer wieder kontrolliert trinken zu wollen.

Dann ist dieses kapitulieren auch nicht mehr negativ besetzt-was es damals zu meiner nassen Zeit nämlich auch für mich war

Erst als ich aufgehört habe zu kämpfen konnte ich Hilfe annehmen.Das war meine Grundlage für meine Nüchternheit.

Gruß Peter

[ Editiert von Paphos am 27.07.07 10:25 ]

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vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.07.2007 10:47
#9 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hallo Ihrs,

ich empfinde das Wort "Kapitulation" in diesem Zusammenhang nicht negativ. Ich habe mal früher sinngemäß geschrieben: erst als ich mir eingestand, krank zu sein, war ich gesund. Es gibt vom Franz Strieder (Bad Tönisstein) die Umschreibung der Kapitulation als dem "paradoxen Weg".

Ganz wichtig für meine "Kapitulation" war auch, daß ich mir endlich eingestand, daß ich alleine eingehe. Ich war endlich so weich gekocht, Hilfe anzunehmen - und zwar bedingungslos (naja, verhältnismäßig bedingungslos:sly

Gruß
Viktor, der mehr schreiben wollte, aber arbeiten muß


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.07.2007 10:49
#10 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hallo Peter,

echo, echo

Du schreibst deutlich, was ich eigentlich ausdrücken wollte, aber von einem Kundengespräch unterbrochen wurde.

Gruß
Viktor


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.07.2007 10:59
#11 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hier der Vortrag vom Franz: Der instinktive und der paradoxe Weg

Viktor

edit: Habe allerdings schon meine Schwierigkeiten mit seiner AA-"Gläubigkeit"

[ Editiert von vicco55 am 27.07.07 11:01 ]


Paphos Offline




Beiträge: 4.057

27.07.2007 11:00
#12 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Moin Vicco

den von dir angesprochenen Vortrag von Herrn Strieder finde ich auch genial

Wer ihn mal nachlesen möchte kann das HIER

Gruß
Peter

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Paphos Offline




Beiträge: 4.057

27.07.2007 11:02
#13 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hä hä doppelt hält besser

:zwinker1eter

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Paphos Offline




Beiträge: 4.057

27.07.2007 11:04
#14 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von vicco55


edit: Habe allerdings schon meine Schwierigkeiten mit seiner AA-"Gläubigkeit"

[ Editiert von vicco55 am 27.07.07 11:01 ]



Ja,das geht mir auch so..trotzdem finde ich seine Schilderung plausibel und sehr hilfreich

:zwinker1eter

PaphosMusic Playlist:ingma:


vicco55 Offline




Beiträge: 2.649

27.07.2007 11:13
#15 RE: Kapitualtion!? Zitat · Antworten

Hallo Peter,

ich war ja vor 10 Jahren in Bad Tönisstein. In der "Krabbelgruppe" mußten wir diesen Vortrag durcharbeiten. Ich muß allerdings gestehen, ich habe damals recht wenig verstanden. Der Kopp auch nach 5 Monaten Abstinenz noch nass, im Bauch totale Verunsicherung...

Jetzt im Abstand gelesen, erschließt sich mir erst der Gehalt seiner Aussagen.

Gruß
Viktor


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